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Boeing-Sikorsky RAH-66 Comanche

Longbow desert camouflage - "what if"

von Oliver Zwiener (1:72 Revell)

Boeing-Sikorsky RAH-66 Comanche

Das Original:

Der RAH-66 Comanche ist der gescheiterte Versuch der Rüstungskonzerne Boeing-Sikorsky, die Tarnkappen-Technologie (stealth) auch für nacht- und allwetterfähige Hubschrauber einzuführen und die Hughes OH-6 Cayuse und die Bell OH-58 Kiowa zu ersetzen. Dabei wurde modernste Technik von der Lockheed Martin F-22 Raptor übernommen, der Rumpf bestand zu 100% aus widerstandsfähigen Verbundwerkstoffen und die Oberfläche war beschichtet mit Radar absorbierenden und Infrarot unterdrückenden Materialien analog der F-117 Nighthawk. Seine primäre Aufgabe bestand in der Aufklärung und Überwachung, dabei sollte er möglichst unentdeckt bleiben. Dafür wurden die fünf Rotorblätter so konstruiert, dass diese entsprechend geräuscharm waren. Das Fahrwerk war komplett einziehbar und eine mögliche Bewaffnung war in zwei internen Waffenschächten untergebracht. Diese sollte zusätzlich den Einsatz als leichten Kampfhubschrauber und somit die Unterstützung der AH-64 Apache ermöglichen. Dabei trugen beide Besatzungsmitglieder Helme mit integrierten Displays, bei denen in das Sichtfeld des Piloten oder Bordschützen Bilder und Informationen eingespielt werden konnten. Sehr beeindruckend waren die Flugeigenschaften, die Fähigkeit des „snap turn" - eine Drehung um 90 Grad bis 180 km/h, so dass der Comanche seitlich in gleicher Richtung weiterfliegen konnte, sowie ein 180 Grad-Drehung um die eigene Achse in unter 6 Sekunden.

Der Erstflug war am 04.01.1996, lediglich zwei Prototypen wurden gebaut und jahrelang getestet, bis am 23. Februar 2004 Rüstungsexperten der Regierung das Comanche-Projekt einstellten. Somit erleidete nach dem AH-56 Cheyenne bereits der zweite, für seine Zeit fortschrittlichste, Hubschrauber das Schicksal, den sich ständig ändernden Anforderungen der U.S. Army nicht entsprechen zu können. Hauptgründe waren wiederholt die immensen Kostensteigerungen sowie die Tatsache, dass der Comanche eben weder geräuschlos noch unsichtbar blieb (vor allem durch die Bugkanone und die optionalen Stummelflügel) und somit sowohl für wärmegelenkte Boden-Luft-Raketen als auch für Luftabwehrgeschütze ein auszumachendes Ziel darstellte. Die Lösung der Streitkräfte sind heute ferngesteuerte und unbemannte Luftfahrzeugen (UAV, Englisch für Unmanned Aerial Vehicle) wie die Drohnen MQ-1 Predator oder MQ-9 Reaper von General Atomics.

Beide Prototypen BuNo 94-0327 und 95-0001 können heutzutage noch im Original in Fort Rucker, Alabama, im United States Army Aviation Museum angeschaut werden. Da beide jedoch im sehr tristen Olivgrau (olive drab) und ein wenig Leuchtorange lackiert waren und als Technologieträger viele Fotos und Videos vermutlich auch noch heute als streng geheim klassifiziert sind, die Suchergebnisse dünn und unbefriedigend waren, entschied ich mich für das zweifarbige Wüstentarnschema der Firma Advanced Technologies, Inc., in der Nähe von Washington D.C., die maßstabsgetreue aber nicht flugfähige Attrappen (mock-ups) anfertigen. 

Boeing-Sikorsky RAH-66 Comanche

Technische Daten:

  • Länge: 14.28 m
  • Höhe: 3.37 m
  • Durchmesser des Hauptrotors: 11.90 m
  • Leergewicht: 4,218 kg
  • Maximales Startgewicht: 7,896 kg
  • Antrieb: 2 × LHTEC T800-LHT-801 Wellenturbinen mit je 1432 PS
  • Höchstgeschwindigkeit: 324 km/h
  • Reisegeschwindigkeit: 306 km/h
  • Reichweite: 485 km ohne Zusatztank
  • Dienstgipfelhöhe: 4.566 m
  • Maximale Steigrate: 4.55 m/s 

Bewaffnung:

Eine 3-läufige, drehbare 20 mm XM301 Bugkanone mit 500 Schuss - fest montiert,

in den zwei internen Waffenschächten:

6 x AGM-114 Hellfire Luftboden-Raketen oder 12 × AIM-92 Stinger Luft-Luft-Raketen

8 x Hellfire, 16 x Stinger oder 56 x Hydra 70 ungelenkte Luft-Boden-Raketen 

Farben:

FS 34088 Olivegrau (olive drab) für die beiden originalen Prototypen

FS 30140 Braun und FS 33303 Sand (desert storm camouflage) für die Attrappe 

Referenzmaterial: www.globalsecurity.org, Youtube und Wikipedia

Boeing-Sikorsky RAH-66 Comanche

Boeing-Sikorsky RAH-66 Comanche

Modellbausatz: Revell 1:72

Der Bausatz ist im Ursprung 1996 von Italeri neu aufgelegt worden und die Varianten von Tamiya und Revell sind einhundertprozentige Kopien, einzig die Verpackungen und Bauanleitungen differieren. Es gibt 77 verschiedene Bauteile und eine große Klarsichtkanzel. Die Detaillierung ist durchschnittlich, es fehlen Piloten und Nassschiebebilder für das Cockpit und viele Bauteile weichen stark vom Original ab. Das fällt besonders beim fünfeckigen anstatt kreisrunden Hauptrotor auf, der völlig falsch konzipiert ist. Völlig überflüssig sind die Teile 21 und 22, diese würden einen Blick auf die Heckrotorachse erlauben, aber diese ist an beiden Seiten unterbrochen! Warum Aires, Eduard, Wolfpack und Co. diesen Bausatz für ihre Vertriebspotentiale völlig ignorieren kann man auch nicht nachvollziehen.

Völlig übergewichtet ist dagegen die Bewaffnung, die aus dem Comanche eher einen Apache macht, und das obwohl es absolut null Originalaufnahmen der beiden Prototypen mit den Stummelflügeln gibt. Mit dem Wissen, dass die Stealth Flugzeuge F-117A, B-2 oder F-22 für das Radar sichtbar werden, sobald die Waffenschächte geöffnet werden, ist es daher die bessere Entscheidung, den Stealth Hubschrauber in seiner ursprünglichen Form zu bauen.

Boeing-Sikorsky RAH-66 Comanche

Boeing-Sikorsky RAH-66 Comanche

Mit der Gestaltung einer Version, die zwischen dem zweiten Prototypen mit seitlichen Finnen am Höhenruder sowie einem Radarzielsystem auf dem Hauptrotor und der Attrappe der Firma Advanced Technologies Inc. angesiedelt ist, erfolgte somit die erste eigene Umsetzung in der Rubrik "what if" auf Modellversium. 

Der Start erfolgte mit dem Bau des Cockpits, das im Original in Mittelgrau und Schwarz gehalten war. Zu diesem Zweck wurde die Cockpitwanne vorab unlackiert verklebt, um die notwendigen Anpassungen vorzunehmen und später durch zwei Figuren PJ721130 der Firma PJ Production "AH-64 Apache Helikopter-Crew" aufzuwerten. Die Fliegerkombis von Pilot und Bordschütze wurden in einer Mischung aus Revell Beige und Weiß sowie Olivgrau handbemalt.

Böse Überraschung als an mehreren Stellen kleine Sicken am Rumpf sichtbar wurden, die auf das weiche und dünne Material von Revell zurückzuführen sind. Der Bausatz kostet im Einzelhandel zwar nur 8,00 €, aber das ist nicht akzeptabel, wie die Neonlampe als Hintergrundlichtquelle gut dokumentiert. Also wurde Vallejo Plastic Putty über Nacht aufgetragen und die ersten Schleifarbeiten absolviert.  

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Boeing-Sikorsky RAH-66 Comanche

 

Die Schubdüse einer F-4 Phantom und Teile eines AH-64D Apache Longbow wurden für den Hauptrotor verwendet, der von innen mit Flüssigkleber aufgefüllt wurde, um die hässlichen Spalten an den Wurzeln der fünf Rotorblätter verschwinden zu lassen – dafür wurde die Beweglichkeit der Rotorachse geopfert. Die Finnen am Höhenruder wurden aus den Querrudern einer S-3A Viking hergestellt. 

Vor dem Zusammenkleben der beiden Rumpfhälften wurden die beweglichen Teile wie Bordkanone, Sensorsystem mit Zielerfassungslaser und Heckrotor noch leicht eingeölt. Leider wiederholte sich das Problem mit den Spalten und Sicken, so dass wiederum gespachtelt und geschliffen werden musste. 

Anschließend wurde die Kanzel sorgfältig maskiert und auch von innen schwarz abgesetzt, bevor der Rumpf mit Revell matt Weiss und der Rotor in matt Gelb und Mittelgrau grundiert wurde.

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Boeing-Sikorsky RAH-66 Comanche

 

Dann wurden Rumpf und Rotoren in aufeinanderfolgenden Schritten lackiert, mit BOSTIK Blu-Tack und TAMIYA Klebeband maskiert und schließlich wieder ausgepackt.

Das Wüstentarnschema wurde mit Revell 16 Sand und 82 dunkle Erde realisiert, für die Bugkanone nutzte ich AMMO OF MIG 187 burnt iron.

Die Luftauslässse wurden mit einem Faber-Castell-Bleistift 8B abgesetzt, die roten und grünen Positionslichter wurden beide mit einem Zahnstocher angetupft und die Sensoren und Sichtgeräte in der Bugnase mit HOBBY COLOR H94 transparent grün bemalt.

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Boeing-Sikorsky RAH-66 Comanche

 

Anschließend erfolgte die Lackierung von Fahrwerk samt Klappen, Pylonen mit Bewaffnung sowie Antennen und weiterer Anbauten.

Danach wurden einige Baugruppen mit Vollglanz Bodenpflege hauchdünn eingenebelt, bevor die 41 Nassschiebebilder aufgetragen werden konnten. Die BuNo (Bureau Number) 161227 entstammt dem Tamiya Bausatz, um den what if-Status zu unterstreichen. 

Den Abschluss bildete die Montage der restlichen Kleinteile und der obligatorische matte Klarlack.

Für ein späteres Einsatzprofil als Kampfhubschrauber waren bereits im Rohbau die Aufnahmen für die Pylone gebohrt worden und daher wurden auch beide Stummelflügel mit jeweils vier AGM-114 Hellfire Luftboden-Raketen aufgerüstet.

Boeing-Sikorsky RAH-66 ComancheBoeing-Sikorsky RAH-66 ComancheBoeing-Sikorsky RAH-66 ComancheBoeing-Sikorsky RAH-66 ComanchePilot CDR Mike Field und Bordschütze Lt Steve WalkerBoeing-Sikorsky RAH-66 ComancheModellbausatz RAH-66 Comanche - Tamiya 1:72 ohne Bemalung

Boeing-Sikorsky RAH-66 Comanche

 

Galerie: Boeing-Sikorsky RAH-66 Comanche – Longbow desert camouflage 

Pilot CDR Mike Field und Bordschütze Lt Steve Walker

Inspiration für den Bau waren meine Erinnerungen an die 80er Jahre Filme:

"Das fliegende Auge" sowie die Serie "Airwolf"!

Letztlich war dieses Modell für das Kinderzimmer von meinen Sohn Ole bestimmt, der sich im Vorfeld die seltenere Tamiya Version für seinen eigenen Versuch von mir ausgeborgt hatte :-)) 

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Boeing-Sikorsky RAH-66 Comanche

 

Boeing-Sikorsky RAH-66 Comanche

1:72 RAH-66 Comanche - vorne Tamiya und dahinter Revell
1:72 RAH-66 Comanche - vorne Tamiya und dahinter Revell

Ole Zwiener - Osterferien 2017 in Kühlungsborn
Ole Zwiener - Osterferien 2017 in Kühlungsborn

Boeing-Sikorsky RAH-66 Comanche

Oliver Zwiener

Publiziert am 28. April 2017

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