Citroen 2CVvon Ingo Degenhardt (1:24 Revell)Auf die Geschichte der berühmten 'Ente' will ich hier nicht weiter eingehen – das Auto sollte so ziemlich jedem bekannt sein. Wer etwas Hintergrundwissen möchte, hat ja heutzutage prima Möglichkeiten, dieses kurzfristig abzurufen. Eine Alternative ist auch die Revell-Bauanleitung. Der Revell-Bausatz von 2011 kommt im üblichen, von mir nicht sehr geliebten Faltkarton mit attraktivem Deckelbild daher und ist recht wohl gefüllt mit den Bauteilen in Hellgrau und Weiß. Ein Spritzling mit den schönen Klarsichtteilen und ein weiterer mit den übersichtlichen Chromteilen vervollständigt das Plastikmaterial zur Produktion der Ente. Die beiliegenden Decals lassen entweder den Bau einer gelb-schwarzen oder den einer dunkelrot-schwarzen Charleston-Ente zu. Die damals parallel erhältliche Variante in Nacht- und Nebelgrau wird von Revell leider ignoriert (auch im historischen Hintergrund). Die Bauanleitung selbst ist sehr gut verständlich und übersichtlich gestaltet – auch die vorgeschlagene Baureihenfolge macht größtenteils Sinn. Meine erste Maßnahme zu Baubeginn war, den Chrom-Spritzling in einem kleinen Plastikbeutel mit Backofenreiniger einzuschäumen – eine Nacht einwirken lassen und voilà: Der ganze schöne Chrom ist runter. So schön die Teile auch verchromt sind; wenn man sie vom Spritzling abschneidet, hat man immer eine oder mehrere drastische Schadstellen am Bauteil, die sich mit Farbe nicht kaschieren lassen. Außerdem wirkt der Chromglanz in diesem relativ kleinen Maßstab doch etwas sehr glänzend. Nachdem alle Teile von diesem Spritzling entfernt und entgratet waren, habe ich sie in Humbrol 22 Glanzschwarz lackiert - zur Vorbereitung für den Auftrag von Alclad II 'Chrome', was im Allgemeinen ziemlich gut funktioniert und aussieht. Diesmal wollte sich der schöne Effekt aber nicht so recht einstellen; eventuell hatte mein 'Chrome' sein 'shelf-life' schon überschritten. Es ist schon ein paar Jahre alt. Da aber viele Zierteile der 2CV im Original gar nicht verchromt waren, sondern aus eloxiertem Aluminium bestanden, habe ich es so belassen. Lediglich die Scheinwerfergehäuse und Radkappen hätte ich mir doch etwas glänzender gewünscht. Das Entgraten der weißen Karosserie erfordert entweder einen scharfen Blick oder eine Grundierung. Sind die Gussnähte auf den vorderen Kotflügeln noch gut zu entdecken, verstecken sich die auf dem Kofferraumdeckel doch einigermaßen gut im weißen Umfeld. Sehr ungünstig ist, dass die Formentrennung auch durch den Ausschnitt für die Windschutzscheibe verläuft – hier ist das Entgraten ziemlich schwierig und so richtig gut hinbekommen habe ich es nicht. Die Passung der Windschutzscheibe leidet darunter schon ein wenig. Der Zusammenbau beginnt mit dem kleinen Zweizylindermotor, den Revell so ziemlich vollständig dargestellt hat. Nur der Ölfilter fehlt. Macht aber nichts, man sieht ihn eh nicht – in typischer Citroen-Manier alter Zeiten hat man ihn schräg unter dem rechten Zylinder angebracht, und nur wer schon mal versucht hat, den festsitzenden Ölfilter einer Ente ohne Grube oder Bühne abzuschrauben, weiß, was für eine durchtriebene Wahl diese Position ist. Der Zusammenbau des grundlegenden Motorrauminhalts geht ebenso problemlos vonstatten wie die Verbindung mit der Bodengruppe, der Einbau der lenkbaren Vorderachse und das Einkleben der pfiffig gemachten Hinterachse, die sogar ein wenig federt, wenn man nur die vordere Lasche verklebt und nicht die Achse selbst. Recht früh muss man sich entscheiden, welche Farbe die Ente bekommen soll, denn Kotflügelinnenseiten und Motorspritzwand/Brandschott müssen vor Einbau lackiert werden und sind entweder gelb oder dunkelrot. Revell hat im Motorraum an die Batterie, den Scheibenwaschbehälter und einige andere Aggregate gedacht, aber die Hupe und die Motorhaubenstütze vergessen. Sind die dickeren Schläuche auch alle vorhanden, ist die Verkabelung nur rudimentär vorhanden. All diese fehlenden Teile habe ich nach Fotos so gut wie möglich in Eigenregie ergänzt – auch wenn ich keinen Anspruch auf korrekte Vollständigkeit erheben kann, da selbst so eine simple Konstruktion wie der Entenantrieb eine (zumindest für mich) eher verwirrende Anzahl von Kabeln enthält. Ach ja, die dünne Verbindungsstange zur Scheinwerferverstellung habe ich aus 0,12mm Gitarrensaite auch noch hergestellt und eingebaut. Die separate Motorhaube der ansonsten aus einem Stück gespritzten Karosserie ist per Scharnier beweglich gestaltet. Damit die Haube auch richtig schließt, ist es zwingend notwendig, das Scharniersystem zu bearbeiten, sprich etwas zu erweitern. Hier ein wenig wegschneiden, dort ein wenig schaben...und ein bisschen Material von den seitlichen Motorraumblechen an der Karosserie wegzunehmen, schadet auch nicht. Da man zum Testen immer wieder die Motorhaube testweise einklipsen muss, ist hier Vorsicht geboten. Hat man alles richtig gemacht, 'rastet' die Haube im geöffneten Zustand ein (auch ohne Stütze) und schließt ohne unschöne Spalten im vorderen Bereich. Bei mir hat es insofern nicht geklappt, dass die Haube nun leider doch nicht mehr von alleine auf bleibt – dafür habe ich die Stütze beweglich gestaltet. Der Innenraum baut sich problemlos und ist m. E. auch komplett, inklusive Gurte und Gurtschlösser. Ein Fehler ist Revell allerdings bei den Farbangaben für die Türverkleidungen unterlaufen: Die oberen, nach innen ausgebuchteten Bereiche sind nicht in Wagenfarbe, sondern ebenfalls schwarz wie der Rest der Türinnenseiten. Im Original ist das schwarzer Kunststoff. Revell bietet die Option, das praktische Entendach entweder geschlossen oder komplett aufgerollt darzustellen (Die Option des aufzuklappenden vorderen Dachteils beim Original ist nicht enthalten) und eigentlich wollte ich zwecks besseren Einblicks in den Innenraum das offene Dach wählen, jedoch sind die Seitenteile der Karosserie im Innenraum nicht unbedingt überzeugend dargestellt und auch die Bemalung von Fensterrahmen und Innenverkleidung gestaltet sich ohne massive Korrekturen und Umbauten etwas problematisch. Daher habe ich dann doch die geschlossene Version gewählt. Die klaren Scheiben ermöglichen auch einen passablen Einblick und außerdem ist das linke Seitenfenster hochgeklappt (Option). Das „Cabriodach" der Ente ist im Original außen dunkelgrau oder anthrazitfarben – man sollte also der Bauanleitung hier nicht unbedingt folgen, die dafür einfach 'Schwarz' vorgibt. Ein seidenmatter Glanz gibt dann in etwa das kunststoffbeschichtete Originaldach wieder, auch wenn Revell darauf verzichtet hat, die längs verlaufenden 'Rillen' des Daches darzustellen. Die Bemalung der Charleston-Ente ist nicht ganz einfach – für die Zweifarblackierung fallen doch umfangreiche Abklebearbeiten an. Wer sich das zumindest teilweise ersparen will, kann sich auch eine andere, einfarbige Entenfarbe aussuchen und das Auto so lackieren. Für die Charleston-Ente ist es ratsam, zuerst die gelben oder dunkelroten Flächen zu lackieren, da sie sich leichter abkleben lassen – vom Grundsatz 'Hell zu Dunkel' mal ganz abgesehen. Ein Unterschied zwischen den beiden möglichen Varianten ist leicht übersehen: Bei der dunkelrot-schwarzen Ente ist die Zusatzbelüftungsklappe unter der Windschutzscheibe in Dunkelrot lackiert, während bei der gelb-schwarzen Version dieser Bereich komplett in Schwarz gehalten ist. Hat man glücklich und ohne Staubeinschlüsse seine Zweifarblackierung fertig, folgen die richtig filigranen Abklebearbeiten, denn auch die Ente hat Zierleisten. Zwar nur wenige, aber die meisten davon müssen farblich dargestellt werden; nur die waagerechte Zierleiste unter den Türen ist ein Decal. Für die abgerundeten Farbübergänge an den Türen und Seitenblechen liegen zum Glück ebenfalls Decals bei, die ausgezeichnet passen und auch keine überstehende Trägerfolie haben, die man erst wegschneiden müsste. Die Qual der Wahl hat man bei den zur Verfügung stehenden Nummernschildern – hier gibt es deutsche Kennzeichen mit und ohne Europafläche, belgische, britische, niederländische, schweizerische, italienische und natürlich französische Kennzeichen. Nach dem problemlosen Aufbringen der Decals erhielt meine Ente noch einen satten Überzug mit dem guten alten Humbrol 35 Glanzklarlack. Nie würde ich dieses gelbliche Zeug auf eine weiße oder hellgraue Lackierung sprühen, aber hier macht es nichts aus. Der Vorteil ist, der Lack trocknet recht schnell und wird steinhart, bietet also eine schöne Schutzschicht für die Decals und die Lackierung selbst. Nachdem ich die Karosserie ein paar Tage habe durchtrocknen lassen, bekamen die Türen noch einen 'Wash' in Mattschwarz für die Vertiefungen, um die Dichtungen zu simulieren. Ganz am Schluss erfolgt der Einbau der Fenster, deren Rahmen ich zuvor in Seidenmatt-Schwarz lackiert hatte (Dichtungen). Eingeklebt habe ich sie mit 'Humbrol Klearfix'. Das Zeug zieht zwar lustig Fäden, aber mit etwas Vorsicht ist es für das Befestigen von Klarsichtteilen gut geeignet. Auch das gesamte Dach ist nur mit zwei Tropfen davon befestigt. Neben Außenspiegel, Scheibenwischern und Türgriffen habe ich auch noch den beiligenden Rückfahrscheinwerfer an die hintere Stoßstange geklebt – ganz nach Wunsch ist dieses 'Bonusteil' auch als Nebelschlussleuchte zu verwendbar. Blinker und Rückleuchten sind mit 'Clear'-Farben von Tamiya bemalt und als letzte Aktion habe ich die Radioantenne durch Gitarrensaite ersetzt. Dafür habe ich die Plastikantenne vom Sockel geschnitten, ein winziges Loch in den Sockel gebohrt und die entsprechend abgelängte Saite eingeklebt. Ente noch eben vorsichtig polieren und fertig. Um sie vor Staub zu schützen, steht die Ente in einem dieser Standard-Schaukästen, dessen Boden ich mit Modellgras und einem alten Stück Kopfsteinpflaster (eigentlich 1:35) etwas interessanter gestaltet habe. Das 2CV-Emailleschild habe ich mal in Frankreich gekauft; es ist magnetisch und hält sich mittels eines aufgeklebten Metallstücks auf der Bodenplatte. Wer Fragen zu diesem Modell hat kann sich gerne an mich wenden: degimail(at)gmx(Punkt)de Ingo Degenhardt Publiziert am 29. Oktober 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |