Fürstenfelder Modellbautage 2016 Teil 116. bis 17. April 2016 - Eine Ausstellung hat sich etabliert
Ein Tag ist eigentlich zu wenigDie "Fürsty", wie manche das Event schon liebevoll nennen, hat sich etabliert. Leider hatten wir nur einen Tag zur Besichtigung, da am Vortag der Besuch der Herzog von Bayern angesagt war, die am selben Wochenende stattgefunden hat (siehe Bericht im Modellversium). Die Ausstellung findet auf zwei Ebenen statt. Im "Groundfloor" (Modellbausprache) befindet sich nun schon traditionell in erster Linie der Bereich für die kleinen Besucher mit Lego, Wasserbecken mit Funktionsmodellen, Star Wars live und Kinderbasteln. Besonders erwähnt werden muss natürlich auch Traudls Bistro-Bereich, der neben guten Wurstwaren immer mit einem verführerischen Kuchenbuffet aus heimischer "Werkstatt" der Damen bestückt war. Die Hauptattraktion im Erdgeschoss (EG) war eindeutig das Schlachtschiff Bismarck der Bricking Bavaria. Das Schiff wurde aus ca. 80.000 Legosteinen erbaut, hat eine Länge von 6,78 m und eine Breite von 0,93 m! Im Inneren sind dann noch 24 Motoren und 300 m Kabel untergebracht. An dem Beispiel sieht man, dass LEGO längst den Kinderschuhen entwachsen ist. Daneben waren auch diverse Flieger, das Rathaus von Augsburg, ein Bahnhof mit einem ICE sowie ein Gemälde von Franz Marc ebenfalls in LEGO zu bewundern. Absolute Highlights gab es noch im maritimen Bereich der Kartonbauer und bei den zivilen Fahrzeugen zu sehen, die auch im EG angesiedelt waren. Wir haben uns sehr gefreut, hier den Gerhard mit seiner Prinz Eugen und anderen maritimen Schönheiten in Karton kennenzulernen. In Wien bei der GoMo hatten wir ihn leider verpasst. Da im EG am Sonntag zu früher Stunde noch nicht viel Stimmung war, haben wir uns dann gleich in das OG begeben. Da war es schon lebhafter. Einige Aussteller waren in Gesprächen und Demonstrationen vertieft, was zusammen mit den Holzbalken und dem Mauerwerk der Tenne eine unvergleichliche Gemütlichkeit ausstrahlte. Das EG wollten wir dann später im Detail nachholen. Keine Chance! Wir schafften aufgrund der vielen interessanten Präsentationen und den damit verbundenen Unterhaltungen nicht einmal das ganze OG, geschweige denn, das EG. So haben wir in diesem Bericht zwar einiges festgehalten, aber leider nicht das ganze Angebot! Man kann halt nicht immer alles haben. Die Gespräche waren uns das aber auf jeden Fall wert. Gegen Mittag nahm dann die Anzahl der Besucher rapide zu und Traudl hatte mit ihren fleißigen Freundinnen alle Hände voll zu tun, um die Versorgung mit Proviant aufrecht zu erhalten. Es ist keiner verhungert! Was lernen wir daraus ? Der Sonntagvormittag ist ideal zum Fotografieren und man hat noch das ganze Kuchenbuffet zur Auswahl! Was das Titelbild betrifft: Das habe ich vom Fritz Gottlieb aus Begeisterung abgekupfert. Ich hoffe, er verzeiht mir das! Seine bessere Version kann man auf Hermann's homepage sehen. (www.traudlsmodellbau.com) Auf seine...wie sagt man gleich...ach ja... "hammermäßigen" (Mail-Kommentar-Jargon) 1:72 Kleindioramen komme ich noch zu sprechen.
LEGOWir beginnen mit der Hauptattraktion der Bricking Bavaria. Das ist ein äußerst aktiver Verein! Alle Achtung!
MaritimesDieser Bereich war im EG hauptsächlich mit Leckerbissen aus dem Kartonmodellbau belegt. Für Plastikmodellbauer gab es ein paar schöne Modelle im OG zu sehen. Ich vermisste dort zu meinem Leidwesen in diesem Jahr die Freunde der IG Waterline mit ihren Filigran-Spezialitäten. Gerhard mit seinen fantastischen Kartonmodellen, die auch in Wien zu sehen waren. ZivilfahrzeugeEine bunte Vielfalt von rasanten, aufpolierten Flitzern über LKWs und liebevoll verottete Oldtimer war hier geboten. Vor allem der MBM Munich hat hier geglänzt mit einem tollen Fuhrpark und einem nostalgischen 50er-Jahre Colorit. Natürlich durften auch schöne Motorräder nicht fehlen. Und da fand ich wieder einmal die Maschinen vom Sigi sehr sehenswert. Diesmal weniger, aber größer. Sigi ist gerade mit einem "Rost-Projekt" beschäftigt, von dem er schon mal einen übel zugerichteten LKW präsentierte. Das wird vielleicht bis zum nächsten Jahr ein tolles Diorama! ("Vielleicht" nicht wegen der Qualität, sondern wegen der Fertigstellungsdauer). Äußerst bemerkenswert waren auch die feinen Scratchmodelle eines belgischen Modellbaufreundes. Ich empfinde immer wieder Hochachtung vor Leuten, die ihre Modelle ohne Baukasten direkt vom Plan weg herstellen. Das ist für mich der Gipfel der Modellbaukunst und erfordert besondere handwerkliche Fähigkeiten, ob das Material nun aus Plastik, Holz oder Metall besteht. Wenn dann der Plan für futuristische Modelle oder z.B. für Steampunk-Kreationen auch noch selber erstellt wird, ist das wohl nicht mehr zu steigern. Die Musiker links oben sind mit Sicherheit nicht die Stones - Aber Vater Abraham der Schlumpfsänger ist mit seinem Bruder dabei.
Es rührt sich was!Schon auf den letzten Stufen zum OG vernahmen unsere Ohren Flugmotorengeräusche. Neugierig verfolgten wir die Tonspur und kamen an einen außergewöhnlichen Stand, bzw. an eine Box. Dazu muss man wissen, dass das OG in zahlreiche Boxen aufgeteilt ist, die sich links und rechts eines geräumigen Durchgangs befinden. Das unterscheidet das OG vom EG wesentlich. Die Holzkonstruktion des Daches (OG ist gleichzeitig DG) sowie die unverputzten Ziegelmauern tragen schon mal entscheidend zu einer äußerst gemütlichen Atmosphäre bei und machen damit diese Ausstellung einmalig. Einziger Nachteil: Bei strahlendem Sonnenschein wird es da ziemlich warm. Das war im letzten Jahr der Fall. Aber das kann man ertragen, weil es im Notfall ein großes Scheunentor beim Hinterausgang zum Öffnen gibt. Diese Gemütlichkeit strahlt offensichtlich auch auf die Aussteller aus, die alle für einen Plausch sehr empfänglich sind. Wieder zurück zu der anfangs angesprochenen Box. Dieses Areal war von vier Ausstellern besetzt, die alle durch individuelle Besonderheiten auffielen. Das eingangs beschriebene Motorengeräusch führte uns als erstes zum Stand von Claus Meixner. Den würde ich mal als Digital-Fuchs bezeichnen, was er auf eindrucksvolle Weise und sehr anschaulich präsentierte. Das Diorama mit der ME 109 G 6 war nicht nur schön anzusehen, sondern war auch mit einer Menge feinster LED-Technik im Flieger ausgestattet. Eine hübsche Idee war auch der bewegliche Windsack auf dem Diorama. Um einen Eindruck zu gewinnen, hier die technischen Daten: Der "Ear-Catcher", das Original Motorengeräusch: Arduin UNO mit MP3-Player-Modul. Microcontroller-Steuerung für den Motor und den Servo für den beweglichen Windsack Positionslichter mit LEDs (1mm x 0,5mm) Rücklicht im Seitenleitwerk LED mit 0,5 mm Lichtleitfaser Da kann der geneigte Leser sehen, wie ich mich mit Technik auskenne! Nein, den Schuh kann ich mir leider nicht anziehen - die Daten hat der Claus exlusiv für Modellversium aufbereitet. Für mich ist das immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Die Betonung liegt auf noch. Claus ist Baujahr 1967, in München ansässig und, was mich nicht sehr überrascht: Elektroniker.
Fliegendes und Schwimmendes aus LindenholzNach dem Elektro-Spezialisten können wir gleich daneben feinstes Schreinerhandwerk bewundern. Die Modelle F-104 Starfighter, A318 Airbus, Schwerer Kreuzer Admiral Hipper und die Arado 196 wurden aus Lindenholz scratch gebaut. Die Mechanik z.B. im Starfighter funktioniert im Gegensatz zur vorher gesehenen Digitaltechnik auf altbewährte Weise mit Akku-Batterien, was bei dem Maßstab 1:18 noch gut möglich ist. Ich kann mir ja vorstellen, dass man im Modellbau viele Dinge schaffen kann, wenn man sich eingehend damit beschäftigt. Aber solche Arbeiten sprengen mein Vorstellungsvermögen! Tolle Werke von einem "Holzwurm"!
Besuch beim BikerLeider weiß ich nicht, wie er heißt, denn aufgrund der geballten Informationen, die auf mich einströmten, habe ich ganz vergessen, danach zu fragen. (Genauso ist es mir bei dem "Holzwurm" mit den Lindenholzmodellen gegangen). Aber ich weiß, dass er besondere Dioramen mit interessanten historischen Hintergründen baut und ein leidenschaftlicher Biker im Ducati-Club München ist. Ferner kann man sehen, dass er auch ein großes Talent zum Comiczeichnen hat (auf dem Gebiet kenne ich mich als passionierter Comicsammler ganz gut aus). Zumindest kann ich ihn wenigstens bildlich vorstellen, weil doch mittlerweile einige Leser nach den "Machern" fragen. Es ist schon interessant, wer so hinter all den Unikaten steckt. Jetzt heißt er einfach bis zum nächsten Mal "Biker". Zu seinen Modellen gibt es jeweils sehr schöne Beschriftungen mit ausführlicher Beschreibung des Modells und hervorragenden Illustrationen, die Biker selbst gefertigt hat. Seine Dioramen zeichnen sich immer durch einzigartige Besonderheiten und einen exakten historischen Bezug aus. Bei dem Absturz der Vaught Corsair im Mangrovensumpf wurden die Mangroven durch eine lebende Pflanze (Bubikopf) dargestellt, die irgendwann das Wrack überwuchern wird. Bei "Ugakis letztem Flug" hat Biker die Verabschiedung eines Kamikazepiloten dargestellt. Neben der schön gealterten Kawanishi N1K1 Shiden beeindrucken die japanischen Piloten, die mühsam und sehr detailgetreu aus Feuerwehrmännern von Preiser in 1:24 umgebaut wurden. In der Mitte der Pilotenreihe steht der zu verabschiedende Kamikaze mit seinem Maskottchen, das üblicherweise den Piloten bei seinem letzten Flug begleitete.
Und noch ein Spezialist ohne NamenDas heißt, eigentlich hat er schon einen Namen, aber keinen richtigen. Beziehungsweise er hat schon einen richtigen Namen, aber er nennt ihn nicht. Anders ausgedrückt, er arbeitet anonym mit einen Decknamen, wie es bei manchen Foren üblich ist oder gar gefordert wird (warum auch immer). Wir sprechen vom "bughunter" und Modellversium ist es gelungen, den großen Unbekannten zu schießen...ich meine ein Foto zu schießen. Nein - also ganz so war es nicht! Er hätte bestimmt nichts dagegen gehabt, seinen Namen zu nennen. Aber es war halt in der selben informationsreichen Box, in der ich generell vergessen habe, nach den Namen zu fragen. Aber der Deckname und das mit dem Forum stimmt, wie man auf der Siegerurkunde vom Modellboard Contest 2014 nachvollziehen kann! Der "Wanzenjäger" (ich nehme an, das Wort bezieht sich nicht auf den Käfer, sondern auf Abhörgeräte) ist also noch ein Spezialist in dieser fabelhaften Box. Für ihn hätte ich einen passenderen Nick-Name: "Scratchworker". Also wieder so ein Künstler, der alles selber macht anhand eines Originalplanes. Er fertigt feinste Doppeldecker und deren fragile "Skelette". Dabei werden die Verstrebungen nicht etwa zusammengeklebt (allein dieser Ausdruck wäre für ihn schon eine Beleidigung). Nein, die werden gelötet. Wenn man das Bild mit dem "Wright Flyer" betrachtet, kann man sich ausmalen, was das bedeutet. Auch die Propeller werden durch Handarbeit aus verschiedenen Hölzern gemäß den Originalen gefertigt. Beispielsweise aus Birnenholz oder kanadischem Ahorn etc.
Kleiner Stand - Klasse Modelle!Fritz Gottlieb hatten wir noch vom letzten Jahr in Erinnerung. Er belegte damals einen 1. Platz im Wettbewerb mit seinem LKW auf Abwegen (zu sehen im Bericht vom Vorjahr). Auch die Kampfszene rund um das zerstörte rote Backsteingebäude war schon einmal ein Siegermodell in Oberschleißheim. Und ich glaube, da gibt es noch ein paar Preise mehr. Er lässt sich immer wieder besondere Szenarien des WW II in 1:72 einfallen, die dem kleinen Maßstab zum Trotz sehr detailliert dargestellt werden. So war er auch in diesem Jahr wieder mit einem PzKfz unter den Medaillengewinnern und wurde zusätzlich mit einem Sonderpreis geehrt. So konnte man an seinem Stand auch dieses Jahr wieder ein tolles Sortiment bewundern. In seiner Freizeit ist Fritz ein begeisterter Motorradfahrer. Das ist dann schon der vierte Biker, den wir in Fürstenfeld kennengelernt haben. Und wir kennen wahrscheinlich noch nicht alle.
Szenen aus den USAZum Schluss des ersten Teils noch ein witziger und origineller Stand, bei dem Besucher gerne etwas verweilten. Die liebevolle Präsentation eines vielseitigen Modellbauers!
Fortsetzung in Teil 2In Teil 2 sehen wir noch das Gros der Fliegermodelle, ein paar sehr schöne Dioramen und witzige Eierläufer. Was? Eierläufer? What are fucking Egg-Sprinters? (aktuelle Umgangssprache ohne Bezug auf die rätselhaften Modelle - Der Autor distanziert sich von diesem fucking Slang) Wir werden sehen! Wolfgang Hartung Publiziert am 04. Mai 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |