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Gotengo

Ein Schiff mit vielen Namen…

von Bernd Heller (1:700 M1)

Gotengo

Die japanischen Monster-Filme waren zwischen den 1950er und 1970er Jahren sehr erfolgreich. Heute zählen diese Filme zu den Klassikern des Genres. Sie wurden auch stark als Spielzeug und als Bausätze vermarktet, so dass sie sich heute - in Japan - immer noch einer großen Beliebtheit erfreuen. Einer dieser Filme war „Kaitei Gunkan"...

Der Film:

Im japanischen Original lautete der Name des Films „Kaitei Gunkan" (deutsch für „Unterwasser Kriegsschiff"). Die Uraufführung in Japan war am 22.12.1963. Regie führte Ishiro Honda, der u.a. durch die Godzilla-Filme weltberühmt wurde. Die Erstaufführung in Deutschland war am 12.11.1965 unter dem Namen „U 2000 - Tauchfahrt des Grauens". In Belgien lief er als „Ataragon", in Italien als „Atragon". Der allgemeine englische Titel war „Undersea Battleship", auch wenn dies auf einer falschen Übersetzung beruhte. Der Film ist inspiriert von den Büchern von Jules Verne. Das Schiff erscheint auch in Nebenrollen in späteren Kinofilmen „The War in Space" (1977) und „Godzilla: Final Wars" (2004).

Die Endung „go" des Wortes „Gotengo" bezeichnet im Japanischen ein Objekt als ein Schiff. Somit lautet der eigentliche Name „Goten".

Die Handlung:

In ferner Vergangenheit herrschte auf dem Ur-Kontinent Mu eine hochentwickelte Kultur. Als der Kontinent im Pazifischen Ozean versank, überlebte diese Kultur in unterseeischen Höhlen. Von dort wird jetzt die heutige Zivilisation bedroht. Einzige Hoffnung der Menschheit ist die „Gotengo", ein selbst konstruiertes Super-Unterseeboot eines japanischen Kapitäns, welches tauchen, fliegen und sich auch unter der Erde bewegen kann. Er stellt sich und seine Erfindung in den Dienst der Menschheit, nachdem Tokyo in Schutt und Asche gelegt wurde (Godzilla lässt grüßen!). Auf einer Mission ohne Wiederkehr gelingt es der „Gotengo" die Geothermale Energiequelle der Mu-Kultur zu vernichten. Die Welt ist gerettet und der Kontinent Mu endgültig zerstört.

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Die „Gotengo" als Modell:

Außerhalb von Japan ist das Thema leider kaum bekannt. Bausätze gab es von Fujimi, Otaki oder M1 in den Maßstäben 1:700 bzw. 1:800. Zusätzlich gab es eine Reihe von Fertigmodellen, auch aus den späteren Filmen. Für dieses Projekt habe ich den Bausatz von M1 verwendet. Es handelt sich hier um ein offiziell lizensiertes Modell. Die Anzahl der Bauteile ist sehr überschaubar. Neben dem Bauplan enthält der Karton auch eine schöne Grafik mit Mehrseiten-Ansichten des Originals.

Der Rumpf muss aus drei Teilen zusammengefügt werden. Das hat einiges an Anpassungsarbeiten erfordert. Die rechteckigen Flutöffnungen habe ich mit halbrunden Profilen hinterklebt, sonst hätte man durch sie hindurch sehen können. Auch die Antriebsraketen am Heck sind Eigenbauten, weil ansonsten dort nur ein Loch im Rumpf gewesen wäre. In den Rumpf habe ich noch zwei Rundprofile eingebaut, die dann später als Führung für die Metallstifte dienen. Auf Fotos von Fertigmodellen und des Filmmodells sah ich, dass es ein Holzdeck hatte. Von einem Clubkollegen erhielt ich ein Stück Holzfurnier, welches für 1:350/1:700 Schiffsmodelle benutzt wird. Ich schnitt das Stück in möglichst gleich breite Streifen. So puzzelte ich mich zu meinem Holzdeck, welches ich später mit einer Farbbrühe noch etwas abdunkelte. So kam die Maserung des Holzes besser zur Geltung. Als letztes baute ich die Kleinteile (Geschütze, Ruder, Periskop, Antenne) an. Das Modell sollte in einem Diorama dargestellt werden. Die Sockel des Bausatzes haben ich nicht verwendet.

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Als 2015 das Motto „Expedition und Entdeckungen" des jährlichen Clubmeister-Wettbewerbes des MBC Koblenz lautete, war dies die passende Gelegenheit, das Modell der „Gotengo" fertigzustellen. Parallel ging es an die Gestaltung des Unterwasser-Diorama. Der Bilderrahmen stammt von Ikea und die Glasscheibe wurde gegen eine leichte Depafith-Platte ausgetauscht.

Ich gehöre zu der Sorte Modellbauer, die gerne neue Materialien ausprobieren. So machte ich mir Gedanken darüber, wie man den Boden eines Tiefseegrabens darstellen könnte. Für die Felswand ließ ich mir von Arbeitskollegen eine L-förmig gebogene Metallplatte mit zwei dünnen aufgeschweißten Metallstäben anfertigen. Die Felswand stellte ich mit Kork dar. Hierzu verwendete ich Kork-Quader aus dem Baumarkt, die eigentlich als Schleifkörper dienten. Nachdem sie sauber durchgeschnitten waren, klebte ich die Scheiben zu einer Wand zusammen. Dann arbeitete ich mit Cutter und Zange eine Felsstruktur heraus. Felsvorsprünge und Höhlen lockerten das Ganze auf.

In einem Deko-Geschäft fand ich kleine Korkstücke, aus denen ich mir passende „Felsblöcke" heraussuchte. Der Boden besteht aus Blumensteckschaum. Die unterseeische Magmaspalte stellte ich mit Glasstücken dar, die ich ebenfalls im Deko-Geschäft fand. Diese Stücke habe ich mit grobem Schleifpapier mattiert.

Zum ersten Mal wollte ich eine Beleuchtung bei einem Modell verwenden. Im gleichen Geschäft fand ich eine kurze Weihnachts-LED-Lichterkette mit Batterie. Ich entferne von der Depafith-Platte auf der Oberseite die Kartonschicht und stach kleine Löcher in die untere Schicht. Dort befestigte ich die LEDs. Die Unterseite der Glassteine lackierte ich mit roter Wasserfarbe. Durch das Schaumstoffmaterial der Platte, das Rot und die mattierten Glassteine sieht es nun so aus, als würden die Steine wie Magma leuchten. Die letzte LED der Kette führte ich bis auf die Rückseite der Feldwand. Ich bohrte in die Höhle ein Loch und platzierte dort ein selbstgebautes „Krakenmonster". Die LED dient jetzt als leuchtendes Auge der Kreatur. (Manche Tiefsee-Bewohner benutzen Licht als Lockmittel für Beute.) Für das Batteriefach baute ich aus Eisstielen eine Einhausung, damit es nicht verrutschen konnte. Die Leitungen der LED-Kette sicherte ich mit Isolierband.

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Um das Diorama noch etwas interessanter zu gestalten sollten noch mehr Details mit in die Landschaft. Da erinnerte ich mich an meinen letzten Umzug: Damals wollte ich einen eingegangenen Schwiegermutter-Kaktus entsorgen. Er hatte große und kleine Stachelnester. Mit etwas Fantasie sahen sie wie Spinnen-Wesen aus. Mit dem Seitenschneider waren die Stacheln schnell angeschnitten und wanderten in eine Dose. Und da hatte ich meine Tiefsee-Bewohner!

Neben Tieren gibt es unter Wasser auch viele Pflanzen. Da ich leider keine Zeit mehr für aufwändige Eigenbauten hatte, musste eine einfache Lösung her. In dem bereits bekannten Deko-Laden fand ich in der Restposten-Ecke künstliche Wasserpflanzen für ein Aquarium o.ä.. Sie bestanden aus Blättern und Wurzeln in verschiedenen Größen. Die Wurzeln waren gesteckt und umgedreht sahen sie wie Unterwasserpflanzen aus - perfekt!

Dann folgte die Lackierung. Für die Felswand wählte ich verschiedene Grautöne, die ich mit der Airbrush so setzte, dass sie wie verschiedene Erdschichten aussahen. Mit Graphitpulver deutete ich noch Erzschichten als weiteres Detail an. An der Kante der Wand zum Boden platzierte ich die Felsbrocken, um die sichtbare Linie zu verbergen. Den Boden lackierte ich deutlich heller und verdünnte bei den letzten Durchgängen die Farben erheblich, um so abgelagerten Schlick anzudeuten. Als letztes Detail fügte ich noch die Bugspitze eines kleinen Schiffes aus der Grabbelkiste bei, um es als Wrack am Meeresboden zu platzieren.

Fazit:

Für einen Modellbauer kann der Besuch eines Deko-Geschäftes durchaus eine lohnende Angelegenheit sein. Positiver Nebeneffekt: Mit einem gemeinsamen Besuch kann ER bei IHR sicherlich Pluspunkte sammeln...

Bernd Heller

Publiziert am 31. März 2016

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