Lockheed F-117A Nighthawk9th FS "Flying Knights" - Operation Allied Force 1999von Oliver Zwiener (1:72 Hasegawa)Das Original:Die negativen Erfahrungen aus dem Vietnam-Krieg mit russischen SAM (surface-to-air missile) und die Tatsache, dass Israel im Jom-Kippur-Krieg vom 6. bis zum 25. Oktober 1973 allein 109 Kampfflugzeuge in nur 18 Tage durch den Abschuss von Flugabwehrraketen verlor, machte der NATO unmissverständlich deutlich, dass sie mit den bis dahin gebauten Jets keine Chance mehr hatte, unbeschadet in einen gegnerischen Luftraum einzudringen. Dadurch entstand die Notwendigkeit, Flugzeuge mit Tarnkappentechnik (Stealth) zu entwickeln. Den Auftrag der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) musste sich Lockheed erst erstreiten, obwohl das Unternehmen durch SKUNK WORKS mit der U-2 Dragonfly und der SR-71 Blackbird bereits große Erfahrungen auf dem Gebiet hatte. Dabei nutzte man die mathematische Formel aus dem Jahr 1962 eines russischen Wissenschaftlers zur Berechnung der Radarsignatur. Das optimale Ergebnis ist ein flacher Diamant. Unter dem Decknamen HAVE BLUE und SENIOR TREND wurden ab 1976 in Area 51 (Groom Lake), einem militärischen Sperrgebiet in Nevada, die ersten Prototypen unter strengster Geheimhaltung gebaut und daher nur nachts getestet. Diese waren zwar im Langsamflug sehr instabil, dafür für das damalige Radar aber absolut unsichtbar. Aus Zeit- und Kostengründen bediente man sich der Technik der F-16 , F-18 und B-52, so dass der Erstflug am 18. Juni 1981 auf der Tonopah Test Range stattfinden konnte. Die F-117A wurde im Oktober 1983 in Dienst gestellt, 59 Exemplare des bis dahin teuersten Flugzeugs wurden insgesamt nur gebaut, Stützpunkt war die Holloman Air Force Base in New Mexiko. Durch den Einsatz von radarabsorbierenden Materialien (RAM), leiser Triebwerke ohne Nachbrenner mit Abkühlung des Abgasstrahls und Nutzung der fly-by-wire Technik und GPS war es den Nighthawk-Piloten in der Operation DESERT STORM 1991 möglich, 1261 Missionen über Baghdad zu fliegen, ohne einen einzigen Verlust hinzunehmen - die Trefferquote soll dabei sagenhafte 97% betragen haben. Doch auch die Abwehrsysteme wurden weiterentwickelt, so dass bereits im Kosovo-Konflikt Serbien am 27. März 1999 die erste F-117A mit der Kennung 82-0806 abschießen konnte, wobei sich der Pilot mit dem Fallschirm retten konnte. Mit der Einführung der Lockheed Martin F-22 Raptor im Jahr 2005 wurde die F-117A daher bereits drei Jahre später am 22. April 2008 wieder offiziell stillgelegt, aber nicht wie gewöhnlich bei AMARC auf der Davis-Monthan Air Force Base in Tucson, Arizona, sondern wieder gut konserviert in Tonopah. Deshalb werden von dort bis heute immer wieder zivile Sichtungen gemeldet und noch immer gilt die 20 Fuss-Regel, nach der es niemandem außer dem autorisierten Personal erlaubt ist, sich weniger als 6,10 Meter zu nähern. Technische Daten:Länge 20,10 m, Spannweite 13,20 m und Höhe 3,80 m. Die zwei von der F/A-18 Hornet bekannten Mantelstromtriebwerke General Electric F404-F1D2 ermöglichten eine Höchstgeschwindigkeit von 970 km/h und eine Reichweite von 2000 km. Das maximale Startgewicht betrug 23.814 kg, für die Selbstverteidigung war keine Technik vorgesehen. Interessante Referenzen:
Farben: FS37038 overall flat black Modellbausatz: Hasegawa 1:72
Der Bausatz ist von sehr guter Qualität, lässt dennoch Wünsche offen, so fehlt zum Beispiel neben möglichen Piloten oder Bodenpersonal die so typische Einstiegsleiter. An beweglichen Teilen stehen neben der Cockpitkanzel noch die zwei Waffenschächte zur Verfügung. Aber detaillierte Triebwerke, bewegliche Bremsklappen, "flaps" und Leitwerke oder auch einmal ein Dolly lassen theoretisch noch Luft nach oben für einen neuen Anbieter. Als Zubehör standen zur Verfügung: TwoBobs Decals Kosovo Bandits 72-042, Aires Cockpit 7222, Eduard Cockpit 73253, Quickboost 72276 V-tail, AIM GE72030 USAF B4 Maintenance Stand. Verlinden 1:72 Modern Airfield Warning Signs 492 ergänzten die Diorama-Grundplatte, die ein rein fiktives NATO revetment auf der Spangdahlem Air Base westlich von Bitburg in der Eifel darstellen soll. Hersteller siehe unter www.diorama-shop.com, Inh. Marina Weiß in 04178 Leipzig - vielen lieben Dank dafür.
Da die F-117-typische Einstiegsleiter noch nicht von Flightpath oder Eduard erhältlich ist und auch nur schwer zu scratchen ist, wurde eine Wartungsplatform von Aircraft In Miniature Limited gebaut und eingesetzt. Nichts für Anfänger – trotz Biegehilfe musste noch schweres Gerät aus dem Werkzeugkasten ran, um die gewünschten Falzkanten zu erzielen. Neben dem Dremel wurde dann auch erstmalig das LED UV-Kleber Set von BONDIC eingesetzt, denn nach dem beidseitigen Kürzen der Stecknadeln drohten diese wieder aus den Bohrungen zurückzugleiten. Ein winziger Tropfen Kunststoff auf die Enden, der unter dem Blaulicht binnen Sekunden aushärtete, sicherte die schweißtreibenden Vorarbeiten. Die Bauanleitung empfiehlt für die Lackierung Gelb. Olive Drab wäre wahrscheinlich realistischer gemäss dem Hasegawa U.S. Air Force maintenance and weapon loading equipment.
Bau/ Lackierung:Zu Beginn stand die Entscheidung, das Cockpit von Aires oder des Bausatzes zusammen mit Eduard zu verbauen. Da aber selbst bei geöffneter Kanzel nur wenig Blickfreiheit bleibt, wurde die letztere Variante ausgewählt. Die dem Bausatz beiliegende Beschwerung für die Bugnase aus Plastik erfüllte kaum ihre Funktion, so dass das gute alte Angler-Blei wieder aushelfen musste. Neben dem Bombenschacht wurden dann auch die äußeren Fotoätzteile verklebt und sowohl der Einlass der Triebwerke als auch der Auslass der Turbinen in einer Farbmischung aus Revell 83 Rost und 91 Eisen lackiert. Die Resinteile von Quickboost waren sehr gut zu verarbeiten, das korrekte Platzieren der kombinierten Seiten-/ Höhenruder mittels Sekundenkleber gewährleisteten masking stripes.
Anschließend wurden die Rumpfhälften und die Tragflächen zusammen geklebt. Leider blieben dabei einige Spalten und Sicken an der Rumpfunterseite zurück. Spachteln kam nicht in Frage, also musste es der Flüssigkleber richten. Danach folgte die zweifarbige Lackierung beider Auslässe der Turbinen mit Rostmetallic und Eisenfarben, die Maskierung von Heck und Cockpit und die anschließende Grundierung aller noch verbleibenden Bauteile in Mattweiss. Irritierend dabei ist die Tatsache, dass die weiße Farbe auf Schwarz kaltweiß wirkt, während diese auf den bereits weißen Gussformen leicht gelblich schimmert. Lob an Hasegawa, dass für den Bombenschacht die Klappen in geöffnetem und geschlossenem Zustand beiliegen - so diente das ungenutzte Bauteil als 100-prozentiger Schutz, während die unförmigen Fahrwerkschächte mit MASKOL ausgegossen wurden, bevor der schwarze Hauptanstrich aufgetragen wurde.
Cockpit und Innenausbau zeigten auf, dass Hasegawa und Eduard sich nur bedingt ergänzen, denn viele Fotoätzteile sind schlichtweg zu groß und müssen aufwendig und vorsichtig angepasst werden. Nur schweren Herzens wurden dabei die farbigen Konsolen um circa 1,0 – 1,5 mmm gekürzt, denn Eduard sieht vor, die komplette Cockpit-Wanne und Aufbauten selbst zu falten, das jedoch ist nur etwas für Experten! Vorsicht ist unbedingt geboten beim Fassen und Verkleben der farbigen Fotoätzteile, denn sehr leicht hinterlässt dabei die Pinzette kleinste Kratzer auf der Oberfläche, retuschieren mit dem Pinsel in dann kaum mehr möglich. Decals aus der Restekiste in Weiß und Gelb ermöglichten dann weitere Annäherungen an das Original-Cockpit, dass der Pilot mittels der beiden Klappen neben dem Head-up-Display (HUD) kurz vor dem Kampfeinsatz noch weiter verdunkeln kann.
Zwischendurch wurde sich erst einmal der Bewaffnung gewidmet. Dem Bausatz beigefügt sind zwei 900 kg schwere GBU-27 Paveway III (Guided Bomb Unit), aber zwecks Aufwertung des späteren Dioramas wurden kurzentschlossen noch zwei GBU 24 (1.050 kg) mitgebaut und auch in vier Farben lackiert. Auch die Kanzel mit Fotoätzteilen aufgewertet, um anschließend in einer mehrstündigen Sitzung maskiert zu werden, denn durch die vielen kleinen Sägezahnränder ist das in 1:72 eine sehr mühevolle Tätigkeit. Eigentlich bei Hasegawa kein Problem, stellte jedoch das Fahrwerk ein solches dar, denn zwischen Felgen und Reifen war kaum ein Höhenunterschied, so dass die stark verdünnte schwarze Farbe mittels Adhäson nicht ins Runde laufen wollte, sondern in die Mitte neigte. Nach drei erfolglosen Versuchen wurde, bei dem zwischenzeitlich der Acryllack mit der Zahnbürste wieder aufgeschrubbt wurde, letztendlich alles mit freier Hand bemalt. Die Vertiefungen in den Felgen erzeugte ein 6B Bleistift.
Damit das FS37038 Flat Black nicht zu eintönig und langweilig wird, wurden extra noch Fotos im Einsatz als Referenz gesucht, um zu prüfen, an welchen Stellen ein Weathering sinnvoll erscheint bzw. wo die Oberfläche analog der B-2 Spirit Farbunterschiede oder Kontraste aufweist. Leider sind diese sehr rar, denn anscheinend wurde die radarabsorbierende Farbe regelmäßig wieder nachlackiert, denn in den Hangars und Shelters wirken die Maschinen bisweilen wie frisch ab Werk ausgeliefert. Vorher wurden jedoch erst einmal das komplette Fahrwerk und der Waffenschacht montiert, dabei fiel dann auch endgültig die Entscheidung, nur eine GBU zu beladen, um den Blick auf die schönen Details frei zu lassen. Verzichtet wurde auf circa 30 Fotoätzteile am gesamten Fahrwerk, diese kommen meines Erachtens in 1:72 viel zu wenig zur Geltung. Nach der üblichen Schutzschicht Vollglanz Bodenpflege wurden 43 TwoBobs Decals sowie weitere Nassschiebebilder aus der Restekiste aufwendig mit dem Skalpell in schmalen Linien ausgeschnitten und aufgetragen. Danach wurden ein paar Stellen zusätzlich mit einer Mischung aus Anthrazit und Weiß aufgehellt und es folgte der Einbau des Pilotensitzes und die recht komplizierte Montage des Leitwerks, die nur mit karrierter Papierunterlage und Geodreieck gelingen wollte. Abschließend wurde dann alles noch einmal mit mattem Klarlack eingenebelt – fertig :-) .
Die Bauzeit bis Fertigstellung des Modells betrug sieben Wochen, da dieses Mal die Planung und Herstellung des Dioramas eingespart werden konnte. Vielen Dank an das MV-Mitglied Thomas Neuss, der mir auf Anfrage eigens dafür seine TwoBobs Decals überließ.
Zum feierlichen Abschluss präsentiere ich meine drei Stealth–Legenden auf einem Rollfeld: SR-71 Blackbird (1966 – 1988), F-117A (1983 – 2008) und B-2 Spirit (1993 – heute). Dazu noch ein ernüchterner Blick auf das erste Ergebnis des Wiedereinstiegs in das Hobby Modellbau nach circa 25 Jahren im März 2010 – damals mit einer F-117A von Revell! Oliver Zwiener Publiziert am 14. März 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |