Henschel Hs 123 B-1von Peter Fritz (1:72 Airfix)Die Henschel Hs 123 war das erste richtige Schlachtflugzeug der ehemaligen Deutschen Luftwaffe. Die ursprüngliche Ausführung A, noch ohne den Buckel am hinteren Rumpf, erhielt ihre Feuertaufe im Spanischen Bürgerkrieg der 1930er Jahre. Dieser Doppel-, naja, eigentlich Eineinhalb-Decker, war übrigens keiner der damals verbreiteten "Leukoplast-Bomber" mit Sperrholz auf den Rippen, sondern schon 1934 eine Konstruktion aus Metall. Lediglich die Ruder und teilweise die Unterseiten der Tragflächen waren stoffbespannt. So gut sich diese robuste, durchaus nicht kleine, Maschine in ihrer Rolle als Sturzkampf- und Schlachtflugzeug bewährte, so überholt war ihre Konstruktionsweise. Schon vor Ausbruch des WK2 war die "Ha-Es-eins-zwo-drei" nicht für eine längere Laufbahn vorgesehen und die Produktionswerkzeuge wurden, nach dem Bau von ca. 250 Maschinen bis 1937, im Jahr 1938 verschrottet. Dies erwies sich bald darauf als schwerwiegende Fehlentscheidung, denn als Erdkampfunterstützer war dieser Doppeldecker bei den Kämpfen an der Ostfront sehr beliebt und erfolgreich. Die Berühmte Junkers Ju 87 wurde zwar als das Sturzkampfflugzeug des WK 2 berühmt, war aber wesentlich schwerer und lange nicht so wendig wie dieser Doppeldecker. Die Bewaffnung der Hs 123 beschränkte sich auf zwei MG 17 und bis zu vier Bomben an Aufhängungen der unteren Tragfläche. Die späteren Baumuster konnten auch einen Zusatztank unter dem Rumpf mitführen. Das 1:72 Modell von Airfix hat seine Ursprünge in den 1970er Jahren, wenn nicht schon früher. Dementsprechend ist auch die Qualität der Oberflächengravuren und im Inneren findet sich keine Cockpit-Einrichtung, sondern je Rumpfhälfte zwei Zapfen, auf die das beiliegende Männchen geklebt werden sollte, was dem damaligen Airfix-Standard entsprach. Zu der Zeit, als ich den Airifx-Bausatz fertigstellte, war er allerdings der einzige 1:72er am Markt, also musste ich wohl oder übel damit auskommen. Für ein annähernd originalgetreues Aussehen war also Eigeninitiative gefragt. Das Cockpit, mitsamt seinen Spanten, wurde aus passend zurechtgeformten Plastikplatten "geschnitzt", der Steuerknüppel aus einem heißgezogenen Gussast. Für das Instrumentenbrett kopierte ich mir eine Abbildung aus einem Buch und klebte diese, entsprechend verkleinert, auf ein passend geschnittenes Plastikplättchen. Der Prallschutzbügel für den Kopf des Piloten entstand aus einem Stück Telefondraht mitsamt seiner Isolierung, denn die hatte exakt die richtige Farbe. Das unbrauchbare, weil viel zu dicke, Bausatzteil der Windschutzscheibe wurde entsorgt, an seine Stelle kam ein passend zurechtgeschnittenes Stück Plastik einer Verpackung, auf welches lediglich die Rahmen aufgemalt wurden. Der Sternmotor ist der Lichtblick dieses Bausatzes, denn der ist, mitsamt dem Propeller, für die damalige Zeit hervorragend ausgeformt. Ich spendierte der Motorhaube noch die Halteverstrebung aus Kupferlitze und ergänzte am Kurbelwellengehäuse eine Leitung aus dem gleichen Material, was mit ein wenig Illusionsmalerei an den Zylindern einen tollen Blickfang ergibt. Die beiden Läufe der MG oben im Rumpf sind aus Spritzen-Kanülen gemacht. Diese reichen übrigens nicht bis in die Öffnungen der Motorhaube, das sieht auf dem Bild nur durch die Beleuchtung, direkt von vorn, zufällig so aus. Die von Airfix geformte Darstellung der Rippen auf der Oberseite der oberen Tragflächen und des Leitwerkes ist überflüssig, denn dort trug die Hs 123 Blech auf den Holmen. Lediglich die Ruderflächen waren beim Original stoffbespannt. Ich scheute aber damals den Aufwand, dies alles abzuschleifen. Die Montage der Tragflächen ergab wider Erwarten keine Schwierigkeiten, denn die Passungen der unteren Flügel an den Rumpf sind stabil und die Streben der oberen Tragflächen sind dies auch. Heikel war hingegen die Montage des Fahrwerks, dessen Passzapfen sehr filigran sind und vom Kleber aufgeweicht wurden. Dass ich diesbezüglich zu einer Reparatur schreiten musste, hat aber einen anderen Grund, zu dem ich später noch komme. Die Bemalung erfolgte mit dem Luftpinsel im klassischen Splitter-Tarnmuster aus Dunkelgrün und Grün mit hellblauen Unterseiten, das war keine Kunst. Nachdem ich mir aber eingebildet hatte, Josef Menapaces Maschine darzustellen, hatte ich mir selbst ein ordentliches Ei gelegt. Besagter Menapace - ein Cousin des österreichischen Radrennfahrers Richard Menapace - hatte nämlich auf seiner Hs 123 eine Widmung für einen Kameraden auf der linken Rumpfseite, den Schriftzug "Rolf von Zahradnicek" in Weiß. Da war jetzt guter Rat teuer ... entsprechendes Abziehbild gab es keines, selbst machen schier unmöglich, denn wie druckt man Weiß mit dem Tintenstrahldrucker auf eine Trägerfolie? Nach langem Grübeln kam die rettende Idee: Mit dem PC aus lauter einzelnen Pixeln den Schriftzug in gewöhnlichem Schwarz erstellen, auf eine Maskierfolie drucken, und dann ausschneiden und spritzen. Zum Glück war ich vorausschauend genug, um gleich mehrere Schriftzüge beim Kopierladen auf die bewusste Folie drucken zu lassen, denn so gut die Idee war, so schwierig erwies sich deren Umsetzung. Allein das Zuschneiden der benötigten Schablonen erwies sich in diesem Maßstab als ernste Prüfung meiner Willensstärke - Rolf von Zahradnicek muss es ein - und meines Nervenkostüms. Viele Maskierversuche, und ein paar Mal mit Lupe vorm Auge und Pinsel in der Hand nachgebessert, später war es dann soweit. Auch wenn der Bausatz nicht erste Qualität ist, und mir nicht alles fehlerlos gelang, ist das doch ein Schmuckstück in meiner Vitrine geworden, einem "Partisanenüberfall" zum Trotz. Bewusster "Partisanenüberfall" war die Ursache für Reparaturarbeiten an Fahrwerk, Zusatztank und Einstiegsbügeln. Der Nachbarssohn, damals im Volksschulalter, war oftmals am Kellerfernster begeisterter Zuseher meiner Bastelarbeit. Dass er kein Waisenknabe war, war ihm damals schon anzusehen; dass er allerdings so weit ging, eines Tages durch die Holzsprossen meines Kellerabteils nach meinen Modellen zu fingern, ging dann aber doch zu weit. Dem "Partisan" fielen gleich mehrere Stücke in die Hände und nach erfolgter Kapitulation und Rückführung der "Beute" musste ich an der Hs 123 die Fahrwerksbeine mit zusätzlicher Versteifung reparieren und die Einstiegsbügel erneuern, was ich gleich dazu nutzte, deren Form zu korrigieren. Dass der kleine Spiegel auf der oberen Tragfläche und auch die Antenne, wie bei allen meinen Modellen, eine Angelschnur von 0,08mm Stärke, erneuert werden mussten, versteht sich in dem Fall von selbst. Die Firma Henschel kann sich was einbilden auf die Hs 123 - ein Flugzeug, das nicht nur Kampfhandlungen und Beschussschäden, sondern sogar Partisanen-Beutezüge überlebt, gibt's nicht alle Tage. Peter Fritz Publiziert am 01. August 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |