Spielwarenmesse Nürnberg 2015 Teil 128. Januar – 02. Februar 2015
Letztes Jahr begannen wir unsere Messeberichterstattung mit dem Hinweis, welchen Stellenwert dieses Großevent für uns Modellbauer hat, da hier in Nürnberg seit jeher mit den Neuheitenankündigungen der anwesenden Hersteller die Weichen für ein spannendes Hobby-Jahr gestellt werden. Daran hat sich prinzipiell auch dieses Jahr nichts geändert. Bei der Gesamtbetrachtung über alle Sparten, also nicht nur den Modellbau, legte die Messe sogar in Sachen Ausstellerzahl noch einmal auf 2.857 Aussteller zu. Der subjektive Eindruck vieler Besucher und auch mancher Standbetreiber sah jedoch - zumindest in den Modellbauhallen - etwas gedämpfter aus. Die Gänge waren nicht mehr ganz so voll und die Terminkalender nicht mehr ganz so lückenlos belegt wie in den Vorjahren. MENG und squadron/signal waren in diesem Jahr nicht vertreten. ABER ließ verlauten, dass 2015 das letzte Nürnberg-Jahr für den polnischen Zurüsthersteller gewesen sei. Und bei Academy waren die fertigen Ausstellungsmodelle schon am Sonntagnachmittag aus den Vitrinen verschwunden, obwohl die Messe auch am folgenden Montag noch ein letztes Mal die Türen öffnete. In der Tat stellt die knapp eine Woche lang laufende Messe besonders kleinere Hersteller vor ein doppeltes Problem: Durch die lange Messezeit fallen entsprechend hohe Kosten für den Stand, Unterkunft etc. an, während zuhause im Extremfall eine Woche lang nichts produziert und keine Bestellungen abgearbeitet werden können. Kein Wunder also, dass sich gerade Zurüsthersteller für die Zukunft eine kürzere Messe wünschen. Am auffälligsten jedoch war die Entwicklung in Halle 4a, die traditionell für die Modellbahner reserviert ist. In diesem Jahr hatten sich allerdings auch ein paar komplett branchenfremde Stände eingeschmuggelt, was zumindest visuell den Eindruck eines abnehmenden Angebots im Modellbahnsektor auf der Messe erweckte. Aber wir wollen nicht zu pessimistisch sein und hoffen, dass sich der diesjährige Eindruck im nächsten Jahr nicht wiederholt. Immerhin gab es aber auch in diesem Jahr wieder einige tolle Neuheiten und Innovationen zu sehen. So beginnen mittlerweile auch bekannte Hersteller, den 3D Druck in die Serienfertigung zu überführen. Modellbahn/Dioramenspezialist NOCH bietet etwa erstes Zubehör zur Ausgestaltung von Bahnanlagen an, das im 3D Druck entsteht. Nicht ausgeschlossen, dass es auch im Plastikmodellbau bereits 3D Druck-Neuheiten gibt. Und falls nicht, werden sie sicher nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Neben neuen Produktionsverfahren suchen die größeren Hersteller ebenso nach neuen Wegen, sich in den neuen Medienkanälen zu positionieren. Modellbahnen lassen sich längst per Tablet-App steuern. Aber auch im Plastikmodellbau soll das Tablet oder Smartphone zukünftig eine Rolle spielen: Italeri bietet eine sog. „Augmented Reality" App für iOS und Android an. Zukünftig sollen Italeri-Verpackungen ein Augmented Reality Logo zeigen. Richtet man sein Handy mit der geöffneten App auf diese Verpackungen, wird ein Film abgespielt, der zeigt, wie sich der Kartoninhalt wie von Zauberhand zu einem Modell zusammenfügt. So kann man bereits im Geschäft einen Eindruck davon bekommen, was einem beim Bau des ausgesuchten Bausatzes erwartet. Aktuell ist diese Anwendung jedoch noch nur für vier Bausätze verfügbar.
Revell geht einen etwas anderen Weg. Die Bündener App (iOS, Android folgt) bietet News, einen Storefinder und - das Highlight - einen direkten Draht zur sagenumwobenen Abteilung X, dem Revell-Ersatzteilservice. So soll man, ohne große Beschreibungen vornehmen zu müssen, einfach das gewünschte Teil aus der Bauanleitung abfotografieren können, um dieses dann wenig später bei sich im Briefkasten zu finden.
Dass der RC-Bereich, und hier vorneweg die Drohnen, eine immer größere Rolle im Modellbau-Universum spielt, ist schon längst keine Überraschung mehr. Ein Drohnen-Hersteller hatte sogar schon einen Stand im Nürnberger Hauptbahnhof aufgebaut, um auf seine Präsenz auf der Messe hinzuweisen. Die Fluggeräte gibt es dabei in allen erdenklichen Größen - von handtellergroß bis zum ernstzunehmenden Luftgefährt. Eines haben aber fast alle gemein: Eine Kamera darf nicht mehr fehlen. Aber in Zeiten von kürzlich wieder einmal angepassten facebook AGBs interessiert die Privatsphäre ja eh niemanden mehr... Doch schauen wir uns nun im Detail an, was die einzelnen Hersteller mit nach Nürnberg gebracht hatten. Wie immer können unsere Bilder natürlich nur einen Auszug darstellen. Trotzdem hoffen wir, dass für jeden etwas dabei ist. Aber, AcademyAber baut sein Sortiment an PE-Teilen und gedrehten Rohren für den Militärmodellbau weiter aus. Es wird vor allem der Maßstab 1:35 bedient, aber auch in 1:16 gibt es einige Neuheiten. Wie bereits oben erwähnt, wird Aber in den kommenden Jahren leider nicht mehr auf der Messe vertreten sein. Academy zeigte ein paar Formvarianten sowie ein neues Snap-Kit Konzept für den Einsteiger bzw. das schnelle Erfolgserlebnis: Ganz in bekannter Matchbox-Manier liegen die Spritzlinge der F-4J in verschiedenen Farben gespritzt in der Box. Komplexe Teile wie das Heck oder auch die Schubdüsen sind einteilig ausgeführt, um den Bau zu beschleunigen. Die Detaillierung macht aber trotzdem einen guten Eindruck. Für die Dekoration hat man schließlich die Wahl zwischen einem herkömmlichen Decalbogen oder einem Bogen mit selbstklebender Folie. Aber: Detailset für Tamiyas Panther (late) in 1:35 AirfixSeit der Übernahme durch Hornby konnte Airfix seine Bedeutung im Bereich des Plastikmodellbaus wiedergewinnen und stark ausbauen. Dazu tragen vor allem die umfangreichen Investitionen in neue Bausatzformen bei, die alte bestehende Formen ersetzen und andererseits komplett neue Typen in Großserienqualität verfügbar machen. Ist man so fleißig wie die Engländer, steigt auf der anderen Seite auch die Gefahr von Parallelentwicklungen. Das aktuelle Beispiel ist die Avro Shackleton, die in diesem Jahr sowohl von Airifx als auch von Revell als Formneuheit angekündigt wurde, um den alten Frog-Schinken in den Ruhestand zu schicken. Während es bei kleineren, häufig gekauften Mustern wie Spitfire & Co. von den Produktverantwortlichen noch gewollt ist, dass jede Firma ein eigenes Modell auf den Markt bringt, ist die Parallelentwicklung eines so großen Brockens wie der Shackleton eher ein unglücklicher Zufall. Immerhin zeigt es jedoch, dass beide Firmen das Interesse an diesem Flugzeugtyp ähnlich einschätzen. Die Wahl wird für den Kunden am Ende wahrscheinlich keine leichte werden. Airfix: Die Avro Shakleton soll mit einer umfangreichen Inneneinrichtung und zu öffnendem Waffenschaft die 1:72-Kundschaft ansprechen. Aoshima, Ark Models, Eastern ExpressAoshima zeigte einen Ausschnitt seines Produktangebotes, das für europäische Modellbauer teils recht exotisch anmutet. Ark Models und Eastern Express präsentierten sich wie gewohnt gemeinsam an einem Stand. Bei Ark Models konzentriert man sich derzeit darauf, vorhandene Bausätze mit zusätzlichen Teilen als Premium-Editionen auf den Markt zu bringen. Viele 1:144er-Bauer werden es begrüßen, dass Eastern Express seine Serie von Flugfeldfahrzeugen weiter voran treibt. Ark Models: Der ZiS-6 Truck in 1:35 kommt in einer neuen Premium-Serie inklusive Zurüstteile. Belkits, DragonBelkits aus Belgien hat sich dem Rally-Motorsport als Vorbild verschrieben und erweitert seine Produktpalette in 1:24 entsprechend. Dragon hatte dieses Jahr fast ausschließlich Neuheiten aus dem Militärbereich mitgebracht. Belkits: VW Polo R WRC in 1:24 Eduard, HasegawaEduard bringt neue Spritzgussbausätze aus der Epoche des WKII und natürlich eine fast unüberschaubare Fülle an Detailsets. Der „Bundesfighter" getaufte F-104G Baukasten auf Basis Hasegawa mit allerlei Zurüstteilen ist bereits eduard-seitig ausverkauft. Hasegawa lässt, wie manche anderen asiatischen Hersteller, die Grenzen zwischen Geschichte und Fiktion durch Bausätze aus Animes bzw. Mangas (jap. Zeichentrick/Comics) verschwimmen. Bestes Beispiel dafür ist die Kugisho P1Y1 Ginga Type11. In der Realität wurden nicht mal ein Dutzend Exemplare gefertigt, im Manga „The Cockpit" spielt der Typ jedoch eine wichtige Rolle. Ganz passend dazu erscheint das Kartonbild im typischen Manga-Stil. Davon abgesehen bestimmen größtenteils Neuauflagen das Bild. Die einzigen wirklich neuen Formen scheinen vorerst im Marine-Bereich zu liegen. Hier gibt es die japanischen Leichten Kreuzer Tenryu und Tatsuta sowie den Hubschrauberträger Izumo. Eduard: Die Avia B.534 kommt in 1:72 in mehreren Varianten aus neur Form, u.a. in der ‚Royal Class‘. In Teil 2 wird es dann mit Hauler bis Plus Model weiter gehen. Bernd Korte Publiziert am 03. Februar 2015 Die Bilder stammen von Thomas Neuss. © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |