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PZL P.37A

von Lukasz Kedzierski (1:48 Mirage Hobby)

PZL P.37A

P-37 Los war vor dem Krieg Stolz der polnischen Luftwaffe und Gipfel der polnischen Ingenieurkunst. 1939 war es einer der modernsten Mittelstreckenbomber, welchen die Militärs an der Front zur Verfügung hatten. Dieses, durch Jerzy Dambrowski aerodynamisch sehr sauber konstruiertes Flugzeug zeichnete sich durch ausgezeichnete Flugeigenschaften aus. Als eine technisch sehr fortschrittliche Konstruktion litt leider Los zu Beginn seiner Produktion an vielen Kinderkrankheiten, die eine erhebliche Verzögerung bei der Auslieferung an die Truppe zur Folge hatten. Im September 1939 besaß die polnische Luftwaffe insgesamt nur 73 dieser Flugzeuge. Davon waren 36 Maschinen der A-Version bei Bombereinheiten, 37 bei den Schulung-, sowie Reserveeinheiten (TA und B-Version) sowie weitere 31 Flugzeuge, die sich noch in der Produktion befanden. Das durch den Ausbruch des Krieges verursachte Chaos sowie die Dominanz der deutschen Luftwaffe am polnischen Himmel erschwerten den Nachschub von Ersatzteilen und Treibstoff, so dass Einsatz der Los sehr eingeschränkt war. Des weiteren wurden vereinzelt Flugzeuge dazu genutzt motorisierte Einheiten anzugreifen, was nicht dem eigentlichen Einsatzprofil des Musters entsprach. Insgesamt gingen 30 Flugzeuge verloren, wobei ungefähr die Hälfte der Maschinen durch polnische Mannschaften aufgegeben und zerstört wurde.

PZL P.37A

Los im Maßstab 1:48 ist ein Modell, auf welches alle Enthusiasten der polnischen Luftfahrt sehr lange und ungeduldig warten mussten. Viele haben schon die Hoffnung aufgegeben, dass dieser interessante Typ als Modell auf dem Markt erscheint. Ich erinnere mich noch genau, wie mit dem Los mein Modellbauabenteuer begann. Vor vielen, vielen Jahren, an einem Sonntagmorgen, habe ich ein Modell im Maßstab 1:144 zusammengeklebt... Anschließend war der Bausatz von ZST in 1:72 an der Reihe, von welchem so etwa 5 Stück während meiner Modellkarriere verbaut habe. Fast am Ende dieses „Abenteuers“ erschien ein Vakubausatz der Firma S-Modell im Maßstab 1:48, mit einigen Resinteilen ausgestattet, teuer und ziemlich kompliziert im Zusammenbau. Ganz zum Schluss hat die Firma Mirage zwei Versionen des Los im Maßstab 1:48 herausgebracht: Los A mit einem einzelnen Seitenleitwerk und Los B mit dem doppelten Seitenleitwerk. Dank meinem Freund Jacek Mendera (vielen Dank Dir Jacek noch einmal!) fanden beide Bausätze, fast noch „warm“, zusammen mit den beiden Ätzteilsätzen des polnischen Herstellers Part ihren Weg nach Australien. Von Anfang an stand der Entschluss fest, die A-Version direkt aus dem Kasten zu bauen und den Los B mit Ätzteilen sowie den Resiteilen des Vakubausatzes zu bereichern.

PZL P.37A

Das Modell ist im dunkelgrauem Plastik gespritzt und der Großteil der Bauteile zeichnet sich durch eine präzise Ausführung auf einem guten Niveau. Das Plastik ist ziemlich weich, dennoch aber einfach zu bearbeiten, hat allerdings beim Zusammenbau einige Schwierigkeiten bereitet. Die Modelloberfläche ist leicht matt und mit versenkten Gravuren versehen, die an einigen Stellen verschwinden und nachgraviert werden müssen. Die Innenausstattung der Kabinen sowie die Bewaffnung sind zufriedenstellend ausgeführt, bei der letzteren stehen zwei verschiedene Maschinengewehre (Vickers oder Szczeniak) zur Verfügung. Das größte Unbehagen verursachten bei mir die Motoren, die nur ungefähr das Vorbild (Bristol Pegasus) erinnern sowie das Fahrwerk, welches ziemlich vereinfacht wiedergegeben wurde. Die Abdeckklappen für die Schächte sind ebenfalls viel zu dick und sollten dünner gearbeitet werden. Die Darstellung der Kühler unter den Tragflächen ist ebenfalls alles andere als zufriedenstellend und bedarf einer Verfeinerung. Wer Lust hat, kann bzw. sollte die Seiten- und die Höhenruder sowie die Landeklappen ausarbeiten und leicht verändert bzw. ausgefahren anbringen. Die Bombenschächte in den Tragflächen können offen dargestellt und mit 100 kg Bomben bestückt werden. An dieser Stelle drückt sich aber auch eine Frage geradezu auf: was ist mit dem Bombenschacht im Rumpf passiert? Der Großteil der Modellbauer wird höchstwahrscheinlich diese Möglichkeit wahrnehmen, die Tragflächen-Bombenschächte offen darstellen und eine ganze Menge im Bereich des Rumpfbombenschachtes selbst tun müssen... den Bombenschacht selbst detaillieren sowie die 300 kg Bomben bzw. mit Zusatztanks anfertigen. Ungeachtet der Mühe bei der Gestaltung der Klarsichtteile, eignet sich die Verglasung kaum für eine offene Darstellung. Auch der vordere Teil der Tragflächen weckt beim Betrachter Zweifel hinsichtlich der Richtigkeit, zu diesem Thema komme ich aber später. Das Gesamtbild des Bausatzes runden Abziehbilder der Firma Techmod ab, welche sehr gut und sauber gedruckt sind. Summa summarum habe ich mehr oder weniger genau das bekommen, was ich auch erwartet habe, also fing ich enthusiastisch an zu arbeiten.

PZL P.37A

Ich konnte mich nicht dazu überwinden, die Motoren aus dem Bausatz zu verwenden und so kamen deswegen die Resinmotoren der Firma S-Modell zum Einsatz. Alternativ hierzu können Motoren der kanadischen Firma Engines & Things eingesetzt werden, die gar nicht so schlecht sind und eine ähnliche Qualität besitzen. Der Einbau der neuen Motoren hat viel Arbeit gekostet, weil die Öffnung im hinteren Teil der Haube des Motors mittels einer aufgeschnitten Platte aus Plastik zugeklebt und die Gundel selbst modifiziert werden musste. Als nächstes kam der Kabineninnenraum an die Reihe. Bei der Nachbildung des Instrumentenbrettes hat man sich nicht besonders viel Mühe gegeben. Da man aber nach dem Einbau sowieso nicht sehr viel davon sehen kann, blieb das Bauteil unverändert. Der Innenraum wurde mit Aluminium bemalt und anschließend ein wenig mit Bleistiftstaub gealtert. Die Anordnung der Elemente im Inneren des Rumpfes ist in der Bedienungsanleitung nur ungefähr angeben und manchmal unklar. Hier helfen Originalfotos weiter, die zahlreich im Buch „Samoloty Wrzesnia 1939“, herausgegeben im Sigma-Verlag sowie in der Monografie des Typs von Jerzy Zink Namens „Samolot P-37 Los“ vertreten sind. Das Zusammenkleben der beiden Rumpfhälften bereitet keine weiteren Schwierigkeiten, von manchen Gravuren auf der Unterseite des Rumpfes abgesehen, die leicht auseinanderlaufen.

PZL P.37A

Als nächstes kamen die Tragflächen an die Reihe, deren Zusammenbau mit der Konstruktion der Bombenschächte anfängt. Laut Bauplan sollen die Bomben bereits in dieser Baustufe eingeklebt werden, was aus meiner Sicht nicht die beste Lösung darstellt. Meiner Meinung nach ist es viel zweckmäßiger, die Bomben ganz zum Schluss nach dem Lackieren einzusetzen. Wie dem auch sei, muss allerdings der Modellbauer im Fall der offenen Bombenschächte einiges korrigieren. Auf Originalfotos kann man gut sehen, dass die Spanten im Inneren der Klappen auf den beweglichen wie auf den nicht beweglichen inneren Oberflächen vorhanden waren und fast bis zum Rand reichten. Die beweglichen Teile der Klappen sind akzeptabel, obwohl die Nachbildung der Spanten „stümperhaft“ ausgeführt ist und nur bis zur Hälfte der Breite der Klappen reicht. Auf der Innenseite der Tragflächen haben wir es offensichtlich mit einem Missverständnis zu tun! Erstens ist hier ein absolut falscher Absatz entlang der Randverbindung vorhanden, der höchstens als Klebefläche im Fall der eingefahrenen Stellung der Klappen nützlich sein könnte. Zweitens sieht die ganze Oberfläche aus, als ob sie jemand mit Fingern geformt hat und als Urmodell Plastilinmasse benutzte. Die einzige Lösung bot an dieser Stelle ein radikales Verschleifen und Verspachteln der ganzen Oberfläche. Das nächste Problem tauchte bei der Verbindung zwischen dem Rumpf und der Tragfläche auf. Es gibt an dieser Stelle gar keine Verstärkungselemente; die Tragflächen sollen stumpf an den Rumpf geklebt werden. Ungeachtet der anfänglichen Bedenken klappte das Verkleben bzw. Verfüllen der Fugen mit Sekundenkleber ganz gut und ohne Probleme.

PZL P.37A

Wegen der umfangreichen Spachtelarbeiten, habe ich zunächst das Modell mit einer hellgrauen Farbe grundiert und anschließend an einigen Stellen Korrekturen mit dem Spachtel durchgeführt. Den nächsten Arbeitsgang stellte das Lackieren der Fahrwerkschächte, der Innenseiten der Fahrwerksklappen und Bombenschachtklappen in Aluminium. Mit dem Rest der Aluminiumfarbe wurden schnell noch die Stellen der Zelle lackiert, an denen beim Original am wahrscheinlichsten die Farbe abgeblättert war: im „Gangbereich“ und an der Vorderkante der Tragflächen sowie rund um die Motoren. Die Unterseite des Los wurde der Bauanleitung entsprechend mit Hellblau (H65) lackiert. Für die Oberseite hingegen mischte ich mir polnisches Khaki selbst. Seitens Mirage wird für diesen schwer zu beschreibenden Farbton das H142 empfohlen, das allerdings schon seit längerer Zeit nicht mehr produziert wird. Da ich selber diese Farbe noch nie zu Gesicht bekam, vermag ich nicht zu sagen, was für einen Eindruck sie vermittelt. Seit dem Beginn meiner modellbauerischen Tätigkeit habe ich genauso viele Variationen von polnische Khaki gesehen, wie es Modellbauer von polnischen Flugzeuge aus dieser Zeit gibt! Das polnisch Khaki für den Los in 1:48 entstand durch das Mischen von H150 (U.S. green) mit ein wenig H60 (Scarlett) und Gelb. Nach dem Lackieren der Oberseite habe ich anschließend die Grundfarbe mit ca. 30% H130 (weiß) aufgehellt und mit dieser Mischung die Paneele zwischen den Blechstößen betont. Den nächsten Arbeitsgang stellte das Betonen aller Blechstöße und zwar mit der sehr verdünntem Smoke-Acrylfarbe von Tamiya. Ausfüllen der Gravuren mit dunkelbraunen Ölfarbe sowie die Lackierung der Auspuffrohre mit H113 vervollständigten die Lackierung. Nach dem Trocknen der Farbe kam nun der vorletzte Akt an die Reihe, nämlich das sehr vorsichtige Abkratzen der Farbe an den davor mit Aluminium behandelten Stellen. Eine Schicht aus glänzenden Klarlack Namens Supershine bildete den letzten Schritt vor dem Aufbringen der Abziehbilder. Die Abziehbilder entstammen der polnischen Firma Techmod und sind in einer hervorragenden Qualität gedruckt. Zwischen drei verschiedenen Versionen kann der Modellbauer wählen: zwei polnische und eine rumänische. Der Bogen beinhaltet auch lupenrein gedruckte Wartungshinweise, deren genaue Lage allerdings nicht eindeutig aus dem Bauplan hervorgeht. Die beiden polnischen Markierungsvarianten repräsentieren das 1. Regiment der 212. Bombersquadron, die als Wappen einen großen Bären der auf der linken Rumpfseite trug. Die Wahl fiel auf den wohl am besten bekannten Los A mit der Rumpfnummer 1 und der Seriennummer 72.11, der an die Einheiten im Dezember 1938 ausgeliefert wurde. Dieses Flugzeug wurde von polnischen Bankangestellten gestiftet, die ihre Bankanteile für die Finanzierung zur Verfügung stellten. Die Farbgebung dieser Inschrift ist zwar umstritten, in meinem Fall übernahm ich jedoch die Elemente unverändert. Dieser Entschluß wurde durch Fotos auf der Seite 37 im Buch Samoloty Wrzesnia 1939 bestärkt. Wie dem auch sei, mach Anwendung von Microsol war überhaupt kein Silvering zu sehen. Wie schon erwähnt ließ die Bauanleitung viele Fragen hinsichtlich der Lage mancher Elemente offen, so dass das bereits erwähnte Buch wertvoll Dienste bei der Platzierung geleistet hat. Zum Beispiel ist die Seriennummer auf dem Bogen zwei mal vorhanden und zwar ungeachtet der Tatsache, dass polnische Kriegsflugzeuge dieser Zeit die Seriennummern nur auf der linken Rumpfseite trugen. Nach dem Trocknen der Abziehbilder wurde abschließend das ganze Modell mit einer Mischung aus mattem und halbmattem Lack überzogen.

PZL P.37A

Endlich habe ich einen Los 1:48 in meiner Sammlung! Das fertige Modell sieht sehr imposant aus, so dass die Probleme und Mühe des Zusammenbaus schnell vergessen sind. Modellbauer, die ein Modell in der Qualität von „Tamikawa“ erwarten, werden hier sicher enttäuscht. Diejenigen unter uns allerdings, die sich nicht scheuen, ein wenig Arbeit zu investieren, werden mit einem wunderschönen Modell belohnt, welches eine sehr wichtige Rolle in der polnischen Luftfahrtgeschichte gespielt hat. Ohne Zweifel kann man auch ein gutes Modell unmittelbar aus der Schachtel zusammenbauen. Mit Teilen der Firma Part und Motoren aus Resin kann aber ohne Zweifel die Attraktivität des Modells noch einmal um einiges gesteigert werden. Und genauso wird mein nächster Los sein: in der Version mit einem doppelten Leitwerk und verfeinert mit den vorgenannten Teilen. Hoffentlich wird sich zu diesem Zeitpunkt die Firma Part erbarmen und eine Ätzplatte mit Landeklappen im Maßstab 1:48 herausbringen... Wie sie es im Maßstab 1:72 bereits getan hat. Lukasz Kedzierski, Melbourne.

Lukasz Kedzierski

Publiziert am 25. Februar 2003

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