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North American B-25J Mitchell

von Peter Ohlenmacher (1:72 Italeri)

North American B-25J Mitchell

Das Original

Bekannt wurde die Mitchell am 18. April 1942, als 16 B-25Bs Tokio und somit zum erstenmal das japanische Mutterland angriffen. Diese Maschinen waren vom Flugzeugträger HORNET gestartet, der sie bis auf 800 Meilen an die japanische Küste heran gebracht hatte. Zur Abschreckung der japanischen Jagdflugzeuge hatte man im Heckkonus zwei schwarz lackierte Holzstäbe als MG-Attrappen eingebaut. Kurze Zeit später sah man diese Heck-MGs an vielen Mitchells, jetzt allerdings in scharfer Ausführung. Die kontinuierliche Aufrüstung der Mitchell hatte begonnen. Im Laufe des Pazifikkrieges stellte sich heraus, dass Bombenangriffe aus mittlerer Höhe nicht effektiv genug waren, daher ging man dazu über, die feindlichen Flugplätze und Schiffe im Tiefstflug, den sogenannten Strafing-Runs, anzugreifen. Um die Wirksamkeit dieser Angriffe zu erhöhen und die feindliche Flugabwehr zu unterdrücken, wurden in den Feldwerften zusätzliche starre MGs in die Plexiglasnase der B-25C und D eingebaut. So entstanden die ersten STRAFER. Zum ultimativen STRAFER wurde ein Teil der J-Version umgebaut. Sie erhielten eine massive Nase, ausgestattet mit acht 12,7 mm MGs. Damit erhöhte sich die Zahl der eingebauten Rohrwaffen auf insgesamt 18. Bei den Strafing-Einsätzen wurde beim Anflug, mit in Flugrichtung gedrehtem Turm, aus vierzehn MGs geschossen. Beim Abflug, mit wieder nach hinten gedrehtem Turm, aus immerhin noch sechs MGs. Von dieser Version entstanden ca. 1000 Stück, insgesamt wurden zwischen 1941 und 1945 von allen Versionen 9816 Stück hergestellt.

North American B-25J Mitchell

Das Modell

Der Bausatz von Italeri kann nicht gerade als Neuheit bezeichnet werden. Seit seinem Erscheinen in den 70er Jahren ist er schon durch etliche Bastlerhände gegangen. Zwar nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit mit seinen erhabenen Gravuren, einer mangelhaften bis fehlenden Detaillierung und viel zu dicken Klarsichtteilen, bleibt er aber immer noch ein guter Ausgangspunkt für ein schönes Modell. Der Kit ermöglicht den Bau von zwei Versionen. Einer B-25H mit 75 mm Kanone und einer B-25J mit Plexiglasnase. Da ich eine B-25J mit einer Gun-Nose bauen wollte, musste die vorhandene Nase umgebaut werden. Und wenn man dann schon mal dabei ist, kann man die Sache auch noch weitertreiben. Also fanden sich auf meinem Basteltisch nach und nach folgende Goodies ein: Eduard-Ätzteileset B-25H/J (72140) und B-25 Bombenschacht (72139), Resin-Räder von True Details (72034), Browning MGs von Aires (72037 + 72040), Tiefgezogene Kanzeln von Squadron (9166) und Positionslichter von CMK (7031). Auslöser für den Bau des Modells war der Decalbogen „Pacific Strafer Pt.I“ von Eagle Strike (72023). Er enthält die Markierungen für 3 Maschinen im pazifischen Einsatzraum. Die von mir dargestellte Maschine war 1945 bei der 498th Bombardement Squadron „The Falcons“ auf den Philippinen stationiert. Abweichend von den Angaben von Eagle Strike, hat mein Modell weiße Flügelendkappen erhalten. Umfangreiche Recherchen ergaben, dass ab Oktober/November 1944 alle Maschinen des Geschwaders mit dieser Markierung versehen wurden.

North American B-25J Mitchell

Der Bau begann mit der Nase, dem Erkennungszeichen meines „Falken“. Als Grundlage diente die Plexiglasnase der J-Version. Bei ihr wurde die Spitze abgesägt und ein Stück Resin (z.B. Sockel eines Resinschleudersitzes) aufgeklebt. Anhand von Risszeichnungen habe ich, bewaffnet mit Feile und Schleifpapier, die neue Nasenform herausgearbeitet. Die Gravur und die Bohrungen für die 8 MGs wurden erst nach dem Anbau an den Rumpf vorgenommen. Der freie Raum in der Nase wurde komplett mit Ballast gefüllt, da die Mitchell extrem hecklastig ist. Bei den Flügeln wurde der Ölkühlerlufteinlauf in der Flügelnase geöffnet und mit einem Steg aus dünnem Plastiksheet versehen. Die Motorpylonen musste man sehr sorgfältig anpassen, dadurch kann man aber viel Ärger bei Korrekturen am hinteren Flügel-Pylonenübergang ersparen. Die Pitotsonde entstand aus einer Kanüle, in die ein Stück eines gezogenen Gießastes geklebt wurde. Die Landescheinwerfer von Italeri sahen irgendwie nach nichts aus. Auch nachdem ich die Glasteile von hinten aufgebohrt hatte, gefiel es mir immer noch nicht besser. Ich habe mich dann entschlossen, die Klarsichtteile im Tiefziehverfahren herzustellen. Den eigentlichen Scheinwerfer habe ich durch ein kurzes Stück Wattestäbchen dargestellt, dass innen silber gestrichen und später mit Kristal-Klear aufgefüllt wurde. Der äußere Bereich wird schwarz gestrichen. Jetzt sah die Sache doch schon viel besser aus.

North American B-25J Mitchell

Die Motoren sollten ursprünglich von Aires kommen. Da ich die Motorverkleidungen nicht öffnen wollte habe ich mich entschieden aus den Italeri-Teilen das Beste zu machen. Am Motorgehäuse entstanden Anbauaggregate aus Plastik-Sheet und zu den Zylindern führen jetzt Zündkabel aus Kupferdraht. Die Propellerblätter habe ich in ihrer Form leicht überarbeitet und dünner geschliffen. Ist das Ganze erst einmal farblich behandelt, sieht es gar nicht so schlecht aus. Beim Cockpit kann man sich so richtig austoben, denn da stimmt fast nichts. So entstand eine Mischung aus Ätzteilen und Eigenanfertigung, bei der vor allem die Mittelkonsole und die Sitze stark überarbeitet wurden. Auch an den Seitenwänden fand sich noch Platz für zusätzliche Details.

North American B-25J Mitchell

Den Rumpf muss man so ziemlich ausweiden. So müssen die Öffnungen für die Zugangsklappen vorne und hinten, sowie die Bomenschachtklappen ausgeschnitten werden. Außerdem muss die Einbaunute der Flügel im Bereich des Bombenschachtes entfernt werden. Ich habe nur noch ein kurzes Stück vorne und hinten stehen lassen, damit ich beim Flügelanbau überhaupt noch ein paar Anhaltspunkte hatte. Der Bombenschacht von Eduard ist schön filigran aber labil. Daher habe ich die fertig gebogene Längsstruktur von außen mit Plastik-Sheet verstärkt. Anschließend waren langwierige Anpassungsarbeiten notwendig um den Bombenschacht, eigentlich ein Bausatz im Bausatz, in die Rumpfhälften einzupassen. Die zweiteiligen Bombenschachtklappen von Eduard habe ich über die ausgesägten Originalteile gebogen und die Innenstruktur mit der Außenklappe verklebt. Lackiert wurde mit Interior-Green und dann teilweise mit Smoke abgedunkelt. Mit aufgehellter Grundfarbe wurde trockengemalt. Anschließend habe ich noch einige Gebrauchsspuren mit Silber dargestellt.

North American B-25J Mitchell

Im Heckstand herrscht bei Italeri gähnende Leere. Eduard lässt uns leider auch im Stich. Von dem was hier vorgesehenen war, kann man eigentlich nur den Sitz des Heckschützen verwenden. Der Rest hat mit dem Original wenig zu tun. Also habe ich alle Teile neu angefertigt. Bei den Seitenständen muss man sich nicht ganz so viel Mühe machen. Ist der Rumpf erst einmal geschlossen sieht man hier praktisch nichts mehr. Also habe ich nur einen Boden aus Plastik-Sheet hergestellt und den hinteren Panzerschutz von Eduard verwendet. An die Stelle der Bausatz-MGs treten hier die Aires-Pedanten. Die Italeri-Panzerglasscheiben habe ich dünner geschliffen und auf Hochglanz poliert. Um die Leinwandabdeckung der MGs herzustellen habe ich folgende Methode entwickelt. Eine Lage eines Zellstofftuches auf die passende Größe schneiden, auf der entsprechenden Stelle platzieren und vorsichtig mit Klebstoff bestreichen. Ich verwende hierfür den dünnflüssigen Kleber von Tamiya. Ergebnis Der Zellstoff geht eine innige und unlösbare Verbindung mit dem Kunststoff ein und eine leicht aufgeraute, strukturierte Oberfläche entsteht. Gleichzeitig habe ich damit das riesige Loch, das Italeri für den MG-Lauf vorgesehen hat, abgedeckt. Die Löcher für die MG-Läufe und die MG-Läufe selbst, habe ich erst nach Beendigung der Lackier- und Markierungsarbeiten angebracht.

North American B-25J Mitchell

Der Turm besteht bei Italeri aus genau drei Teilen und schreit förmlich nach Detaillierung. Leider kann man die Eduard-Teile für den Turmantrieb nur zum Teil verwenden, da man im unteren Bereich mit dem Bombenschacht kollidiert. Die Turm-MGs stammen von Aires. Der Sockel und die Gurtzuführung entstanden ebenso in Eigenbau, wie die Blenden für die Turmausschnitte und deren Halterungen. Die MGs werden schwarz lackiert und mit Stahlfarbe trockengemalt. Der Rest der Einrichtung wird Interior-Green. Einige Teile, wie die Hülsenrückführung, erscheinen in Aluminium. Beim Fahrwerk kamen Bremsleitungen und Schläuche aus Kupferdraht hinzu, die mit Schellen aus Aluminiumfolie an den Fahrwerksbeinen befestigt wurden. Bei den Hauptfahrwerksbeinen habe ich deren Form im unteren Bereich korrigiert und eine Bohrung, durch die ein Bremsschlauch führt, angebracht. Zwei „tie down“-Ringe wurden auch noch ergänzt. Das Bugfahrwerk erhielt im oberen Bereich zwei Einzugsstreben. Unten kam eine Aufnahme für die Zugstange, eine Anlenkung für den Lenkungsdämpfer und ein Befestigungsbügel dazu. Die Federbeinscheren stammen von Eduard.

North American B-25J Mitchell

Die tiefgezogenen Kanzeln von Squadron schlagen die Italeri-Teile um Längen. Absolut klar und mit feinen Streben sind sie vor allen Dingen an der richtigen Stelle. Vor dem Ausschneiden habe ich, innen und außen, mit einem Wattestäbchen „Future“ aufgebracht was den Glanz zusätzlich erhöht. Wenn man beim Ausschneiden der Front- und Heckkanzel sorgfältig vorgeht passen diese praktisch ohne Nacharbeiten an das Modell. Nur die Turmverglasung wollte nicht so wie ich wollte. Deshalb habe ich auf das Italeri-Teil zurückgegriffen. Maskiert habe ich die Klarsichtteile mit Tamiya-Abdeckband welches ich in dünnen Streifen an den Rändern der Streben aufgeklebt habe. Die Flächen in deren Mitte wurden mit Humbrol-Maskol abgedeckt. Leider verträgt sich Future nicht mit Maskol denn nach dem Entfernen der Maskierung waren die Stellen auf denen Maskol war milchig. Abhilfe brachte zum Glück das zweimalige Überstreichen aller milchigen Stellen mit Future. Die neuen Gravuren brachte ich immer abschnittsweise, dem Bauzustand folgend, an. Teils konnte ich mich an den erhabenen Linien von Italeri orientieren, teils mussten welche entfernt werden. Der größte Teil kann neu hinzu. Der Zusammenbau birgt einiges an Schwierigkeiten. Vor allem die Befestigung der Flügel am Rumpf. Spachteln und Schleifen ist eigentlich überall da angesagt, wo Teile miteinander verbunden werden müssen. Lediglich die Seitenleitwerke passen ohne größere Nacharbeiten.

North American B-25J Mitchell

Die Lackierung der Außenhaut erfolgte ausschließlich mit Vallejo Air-Farben. Den Anfang machte der Bug, die Motorverkleidungen und die Flügelspitzen mit Mattweiß. Die Flügelspitzen wurden dann abgeklebt, denn sie sollten ja weiß bleiben. Beim Bug und den Motorverkleidungen folgte dann der Gelbton. Die Motorverkleidungen werden jetzt im vorderen Bereich abgeklebt, mit einer Innenlackierung in Interior-Green versehen und beiseite gelegt. Um den richtigen Übergang vom Decalrand zum Blendschutz auf der Nase zu bekommen habe ich den Falkenkopf und die Schnabelöffnung schon jetzt auf einer Zwischenschicht aus Future aufgebracht und nach einer weiteren Schicht Future mit Tamiya-Band abgeklebt. Ist im Prinzip ganz einfach. Man darf dann nur nicht (wie der Autor) beim demaskieren Teile des Decals mit entfernen. Nochmals danke an den Modellbauversand Hanke für die prompte Ersatzlieferung. Die Unterseite wurde mit einer Mischung aus 80% US-Grey und 20% US Grey-Light lackiert. Dann wurden alle Beplankungsbleche mit einem leicht aufgehellten Ton behandelt, gefolgt vom Schattieren aller Gravuren und Vertiefungen mit einem leicht abgedunkelten Ton. Über alles habe ich noch einen Schleier stark (90%) verdünnter Grundfarbe gelegt. Nach ausreichender Trocknung habe ich alle grau verbleibenden Flächen abgeklebt und die Oberseite analog der Unterseite lackiert. Verwendet wurde eine Mischung aus 50% Olive-Drab und 50% Light-Grey Green. Nach einigen dünnen Lagen Future erfolgte das Aufbringen der Markierungen. Die Decals von Eagle Strike sind sehr sauber gedruckt und decken sehr gut. Sind sie erst einmal auf der Modelloberfläche platziert haften sie praktisch sofort und lassen sich nur noch unter Einsatz von viel Wasser verschieben. Damit sie sich richtig in die Gravuren legen, habe ich Unmengen von Micro -Sol verbraucht. Trotzdem musste ich nach dem Trocknen noch mal mit Nadel und Zahnstocher nachhelfen. Zum Schutz der Decals folgte eine Lage Future und die Alterung konnte beginnen. Nach der Devise „weniger ist mehr“ habe ich nur die Gravuren mit stark verdünnter Ölfarbe (Olivgrün + Schwarz) ausgelegt. Abgasspuren und ein paar Verschmutzungen wurden mittels Pastellkreiden dargestellt. Abgeplatzte Farbe wurde mit Humbrol-Silber nachgeahmt. Zum Abschluss wurde das ganze Modell mit einer dünnen Lage Revell-Mattlack versehen. Erst jetzt folgte der Anbau aller separat fertiggestellten Baugruppen, Kleinteile, Antennen und aller MG-Läufe von Aires.

North American B-25J Mitchell

FAZIT

Viel Arbeit, viel Spaß, viel gelernt! Am Ende stand eine Mitchell vor mir die man nicht überall sieht. Murphys Law: Kurz nach der Fertigstellung meiner Mitchell hat Hasegawa einen neuen Bausatz der B-25J herausgebracht. Für mich leider zu spät, wird er anderen Modellbauern das Leben bestimmt erleichtern.

Peter Ohlenmacher,
www.Modellbaufreunde-Siegen.de

Publiziert am 15. Dezember 2005

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