Messerschmitt Me 163 B Kometvon Roland Sachsenhofer (1:32 Hasegawa)Zum VorbildDie Me 163 ist mit ihrem charakteristischem Aussehen eine einprägsame Erscheinung und genießt dementsprechende Bekanntheit. Auf den ersten Blick scheint sie typisch für die in letzter Stunde noch verzweifelt entwickelten und eingesetzten "Wunderwaffen" zu sein, auf die eine zunehmend irrationaler und zynischer werdende NS- Führung noch setzen zu können glaubte. Aus diesem Blickwinkel überrascht es vielleicht, daß das Projekt Me 163 keineswegs nur eine abstruse Idee der letzten Stunde darstellt, sondern im Gegenteil eine lange Vorgeschichte aufweist, die zumindest bis in die erste Hälfte der 20er Jahre zurück geht. Interessant daran ist, daß sich an diesem "Vogel" zumindest zwei, die deutsche Luftfahrtforschung jener Tage dominierende Ideen verwirklichten: Zum einen ist es das Konzept des Nurflügelflugzeugs, zum anderen die des Raketenantriebs. Das schwanzlose Nurflügelflugzeug fand in Dr. Lippisch ihren dominanten Vertreter. Schon vor dem Krieg gelang es ihm, einige durchaus erfolgreiche Nurflügel- Segelflugzeuge zu konstruieren. Die DFS 194 könnte man etwa als direkten Vorfahren der Me 163 bezeichnen. Schon 1937 bekam er vom RLM den Auftrag, einen schwanzlosen Abfangjäger zu entwerfen und zu erproben. 1939 wechselte Lippisch von der DFS (Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug) zu Willy Messerschmitt nach Augsburg. Hier leitete er -immer im gespannten Verhältnis zu Messerschmitt- die Abteilung L, die das Nurflügelkonzept bis zur Erprobungsreife entwickeln sollte. Bald nach Ausbruch des Krieges verlor das RLM jedoch das Interesse am Nurflügel-Interzeptor: Zu viele grundlegende Fragen waren noch ungelöst, eine baldige Serienreife der Konstruktion schien wenig wahrscheinlich. Am drohenden Stillstand des Projekts war wohl auch das allgemeine Mißtrauen schuld, das durchaus auch angesehene Luftfahrtingenieure dem von Lippisch energisch vertretenem schwanzlosen Flugzeug entgegenbrachten. Neben der aerodynamischen Auslegung fällt bei der Me 163 als zweite radikale Neuerung der Raketenantrieb auf. Ein von der Firma Walther in Kiel gefertigtes Aggregat (Walther HWK-509 A-1 in der Serienversion Me 163 B 1-a) lieferte für knapp 8 Minuten 16,67 kN Schub, durch die das Flugzeug eine unglaubliche Steigrate von 4900m/ min (!) entwickelte; ebenfalls für die damalige Zeit unglaublich die erreichbare Höchstgeschwindigkeit: 960 Km/h über 3000m. Selbst diese hohe Geschwindigkeit wurde nicht durch den Raketenantrieb sondern durch den Stand der Aerodynamik vorgegeben: man war an die Schallmauer gestoßen! Der Antrieb erfolgte durch die explosionsartige Verbrennung zweier miteinander äußerst heftig reagierender Chemikalien; Wasserstoff-Peroxid ("T-Stoff") und einer Lösung von Methylalkohol und Hydrazinhydrat ("C-Stoff"). Beide Stoffe reagierten -auch in kleinsten Mengen- wie gesagt heftig miteinander; beim Be- wie Enttanken war auf die peinlichste Trennung beider Substanzen zu achten, nach jedem Flug wurde das Triebwerksaggregat mit Unmengen Wasser genau gesäubert. Trotz alledem waren die explosiven und hochätzenden Treibstoffe Grund für teils überaus dramatische und entsetzliche Unfälle. Das Flugverhalten der Me 163 wurde als sehr gutmütig im Flug, aber als äußerst tückisch und gefährlich am Boden und bei geringen Geschwindigkeiten beschrieben. Da die Ruder erst kurz vor Erreichen der Abhebgeschwindigkeit ansprachen, mußte die Me 163 auf ihrem Startwagen genau gegen den Wind ausgerichtet werden- die Maschine konnte aerodynamisch (oder sonstwie!) nicht gesteuert werden. Die Startbahn hatte möglichst glatt und ohne Unebenheiten zu sein: jedes Springen des beschleunigenden Flugzeuges führte zum Ausbrechen oder Überschlagen- mit meist tödlichen Folgen für den Piloten. Gleiches galt für die Landung: Der Pilot des jetzt segelnden Flugzeugs hatte nur einen Versuch- und der mußte perfekt sein. Als ab dem Sommer 1944 in dem verzweifelten Versuch, die alliierte Luftüberlegenheit zu brechen, die erste Einheit mit Me 163 ausgerüstet wurden (I./ JG 400, Brandis bei Leibzig), war das Flugzeug in vielen Aspekten noch unausgereift und nicht truppentauglich. Dies machen auch die hohen Verlustzahlen deutlich; die meisten waren nicht durch Feindeinwirkung zu beklagen sondern auf die geschilderten konstruktionseigenen Gefahren zurück zu führen. Dem stehen nur 10 dokumentierte Abschüssen alliierter Flugzeuge gegenüber. Zum ModellDer Bausatz von Hasegawa kann von der allgemeinen Qualität und Passgenaugkeit der Teile als einfach und sehr gut beschrieben werden. Das Alter des Modells macht sich aber sicher an den meist erhaben ausgeführten Gravuren (ist eigentlich ein Widerspruch, gell? :-) ) bemerkbar- für mich perönlich stellt dies allerdings kein Problem dar. Die Detaillierung des Cockpits erschien mir ausreichend, ausgebaut wurde nur in Form von Eduard Sitzgurten. Die einzige weitere Änderung die von mir vorgenommen wurde, war die Entfernung des oberen Teils des zentralen Antennenmastes. Diese Peitschenantenne wird im Bausatz als massiver unschöner "Stock" ausgeführt, der die Linien der Me 163 völlig zerstört hätte. In den gekappten Mast wurde eine 0,3mm Öffnung gebohrt, die ein Stück Kupferdraht als Antennenoberteil aufnahm. Die Bemalung ist bei diesem Typ ein sehr interessantes Thema. Meine Me 163 zeigt eine Tarnung in RLM 65 (Unterseiten) und RLM 75 /RLM 83 (Oberseiten), an den Tragflächenoberseiten sind die Farben mit harten Grenzen ausgeführt. Verschmutzungs- und Gebrauchsspuren wurden wie bei mir üblich mit Aquarellfarben angelegt; auch Vor- und Nachbereitung der Decals sowie der Versiegelung der Oberfläche erfolgte in der üblichen Weise mit mehreren Schichten glänzenden und matten Gunze- Klarlacks. In Literatur und Internet wird die Farbgebung sehr interessant, beschlagen -und meist sehr gegensätzlich diskutiert. Ich möchte Euch für weitergehende Untersuchungen folgende Links empfehlen: Komet Me163 - Chief test pilot Rudy Opitz tells it like it was Me 163B Komet Late War Luftwaffe Fighter Camouflage Part Eight - Fighter Profiles by Chris Royston Auch das Buch des Zeitzeugen Wolfgang Späte sollte hier als Referenz angeführt werden: Wolfgang Späte: Der streng geheime Vogel Me 163, München 1982 Zusammenfassend: Ein erfreuliches und relativ schnelles Projekt, das auch wegen des technikgeschichtlichen Hintergrundes zu faszinieren weiß. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Modellbauen! Roland Sachsenhofer Für Fragen und Amerkungen: ro.sachsenhofer@asn-linz.ac.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 31. Oktober 2005 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |