Junkers SFPDeutsches Warzenschweinvon Thomas Brückelt (1:72 Unicraft Models)Zum Vorbild
Im Jahr 1941 projektierte man bei Junkers ein von seiner Auslegung her sehr fortschrittliches Erdkampfflugzeug. Eine genaue Bezeichnung ist nicht bekannt. „SFP“ steht lediglich für Schlachtflugzeug-Projekt. Der Entwurf, der es allerdings nie vom Reißbrett schaffte, ähnelt in seinen Grundzügen stark der A-10 Thunderbolt II und der YA-9.
Eine starke Panzerung sollte Pilot und Triebwerke schützen. Vermutlich hat man deshalb am Fahrwerk gespart. Unter dem Cockpit gibt es eine Landekufe. Recht weit hinten noch ein Fahrwerk. Allerdings sitzt das dermaßen weit weg vom Schwerpunkt, dass ein eigenständiger Start nicht möglich gewesen wäre, da das Höhenruder niemals die erforderlichen aerodynamischen Kräfte erzeugen könnte, um es rotieren zu lassen. Höchstwahrscheinlich hätte man einen Startwagen mit Starthilferaketen verwendet, um den Panzerknacker in die Luft zu befördern.
Vergleicht man das Unicraft-Modell allerdings mit den hier genannten Daten und Informationen, ist es eher im Maßstab 1:100 gehalten, mit seinen 144 mm Spannweite. Auch spricht man hier von einer zweiköpfigen Besatzung, die vermutlich nebeneinander sitzend untergebracht wäre. Der Bau
Der Resinbausatz von Unicraft ist recht grob und erfordert viel Nacharbeit. Alle Oberflächen müssen nachgeschliffen und die Gravuren neu eingearbeitet werden. Das Cockpit entstand im Eigenbau. Eine Figur aus einem anderen Bausatz fand darin Platz, da das Modell fliegend dargestellt werden sollte.
Die Verdichter- und Turbinenräder waren nicht zu gebrauchen, daher druckte ich das Muster der Schaufeln auf transparente Decalfolie und brachte es auf zurechtgeschnittene Polystyrolplättchen (PS) an. Die Cones an den Verdichtern entstanden aus einem übrigen Zusatztank, die an den Turbinenrädern fertigte ich selbst an, indem ich einen etwas dickeren Gussast in einen Akkubohrer spannte und zunächst in einem Bleistiftspitzer „versenkte“. Weitere Schleifarbeiten folgten dann an der „Drehmaschine für arme Leute“.
Der mittlere Rumpf besteht aus einer unteren und einer obernen Hälfte. Damit später die Turbinengehäuse im Querschnitt kreisrund werden, musste ich recht aufwendig anpassen, indem ich Kunststoffstreifen auf die Klebestellen klebte, und diese dann wieder gerade abschliff. Im Inneren der Triebwerksgehäuse war das eine knifflige Angelegenheit, da die Übergänge an den Klebestellen auch geglättet werden mussten, möglichst ohne die mit Decals dargestellten Verdichter- / Turbinenräder zu beschädigen. Einen Holzklotz mit eingeklebtem Silikonschlauch zur Aufnahme des Displays harzte ich im Inneren ein.
Auch die Nase will nicht in den Strak des Vorderrumpfes passen, da ihr Volumen zu gering ist. Da ich nicht die komplette Oberfläche aufspachteln wollte, verlängerte ich den Cockpitbereich nach vorne hin mit einer 3 mm starken PS-Platte. Das minimierte die Spachtel- und Schleifarbeiten erheblich.
Auch den Bereich des Hauptfahrwerks baute ich komplett neu aus PS-Plattenmaterial und gravierte die Fahrwerksklappen ein. Sämtliche Kleinteile fertigte ich aus gezogenen Gießästen an. Eine Kanüle imitiert den Lauf der Kanone. An den Tragflächen brachte ich noch vier Werfergranaten 21 an, die ich zwei Revellbausätzen der Me 262 A-1a entnahm.
Lackiert wurde mit dem Pinsel und Email-Farben von Revell. Die meisten Markierungen stammen von einem Decalbogen einer Hs 129 B-1 von Peddinghaus. Matter Klarlack von Tamiya aus der Sprühdose versiegelt das Modell. Fazit
Auf jeden Fall ist dieses brachial wirkende Schlachtflugzeug ein Hingucker in der Sammlung. Der Bausatz ist allerdings nur erfahrenen Modellbauern zu empfehlen, die Freude an viel Eigeninitiative mitbringen. Thomas Brückelt, Publiziert am 18. Dezember 2020 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |