Nakajima Ki-84 Hayatevon Roland Sachsenhofer (1:32 Hasegawa)
Am Beginn dieses Artikels erlaube ich mir, ein wenig auszuholen und dieses Modell einer Ki-84 Hayate in meine persönliche modellbauerische Biographie einzuordnen. Um 2005 herum hat mich das seit Jugendtagen latent schlummernde Modellbauvirus wieder gepackt, um mich seitdem recht konstant für diese Leidenschaft dahin fiebern zu lassen. Einer der ersten Bausätze, die ich mir damals beigelegt und dann auch gleich gebaut habe, war diese Ki-84 im mir damals noch unvertrauten großen Maßstab. Voller Begeisterung über das nach meinen damaligen Ansprüchen gemeistertes Modell habe ich mir gleich zwei weitere Ausgaben sowie einen Decalsatz von Eagle Strike beigelegt, die mich dann, ungebaut und geduldig wartend, nunmehr seit fünfzehn Jahren begleitet haben.
Diesen Herbst sollte es nun soweit sein: Kunststoff, Ätzteile sowie die Schiebebilder waren nun gut genug „abgehangen“, um dieses langjährige Vorhaben endlich in ein abgeschlossenes Projekt umzuwandeln. Der parallel geführte Bau dieser Modelle hat mich einerseits an meine modellbauerischen Anfänge zurückgeführt und andererseits wieder einmal erleben lassen, wo noch überall modellbauerisches Neuland zu entdecken ist und neue Erfahrungen zu gewinnen sind. Ich möchte hier als erstes das Modell der von Oberleutnant Imoto geflogenen Ki-84 vorstellen. Zum Vorbild
Im Sommer 1945 war diese Maschine der 182. Shinbu Tai im japanischen Tatebayashi/Honshu zugeteilt. Shinbu Tai-Einheiten waren als „Spezialangriffseinheit“ klassifiziert, ein Euphemismus für die Verpflichtung zu Selbstmordmissionen. Als eine der kampstärksten Entwürfe in Japans fliegendem Arsenal wurden die Hayate bevorzugt auf die Abwehr der hochfliegenden B-29 Superfortress angesetzt.
Dabei war eine Taktik, die einzelne Piloten von Shinbu Tai Einheiten sogar zu mehr als einem „Abschuss“ führte, das Rammen der Bomber. Sollte der Ki-84 Pilot dies überleben und gelang es ihm, mit dem Fallschirm auszusteigen, konnte er für einen weiteren dieser Einsätze verwendet werden.
Interessant ist übrigens, dass die auffallende Markierung mit den auf beiden Rumpfseiten angebrachten stilisierten Blitzen auf diesen selbstmörderischen Einsatzzweck hinweist.
In der buddhistisch- schintoistischen Tradition wird der Blitz als Attribut und Waffe dem einflussreichen Himmelswesen Raijin, auch bekannt als Raiden Sama, zugerechnet. Diese Gottheit genießt große Popularität, hat er doch als Windgott und Herr über Blitz und Donner einst die mongolische Flotte abgewehrt und so Japan vor einer Invasion gerettet. Die Bezeichnung dieses durch göttliche Intervention entstandenen Sturmes ist auch außerhalb Japans bekannt: Kamikaze.
Geflogen wurde die gezeigte Maschine vom Kommandeur der 182., Oberleutnant Takeshi Imoto. Weitere Informationen zu Imoto konnte ich leider nicht ausfindig machen. Fest steht aber, dass seine Ki-84 Hayate das Kriegsende überlebt hat und nach dem Waffenstillstand abgelichtet worden ist: das Foto zeigt, wie sie mit demontiertem Propeller auf einem mit Flugzeugen vollgepackten Flugfeld steht und wohl auf ihre Verschrottung wartet. Zum Bausatz
Die Kunststoffformen stammen aus Jahr 2004, lassen aber auch heute erleben, wieso Hasegawa-Bausätze so beliebt sind. Die Details, die sich im angenehmen und nicht zu spröden Plastik finden, sind zum Teil beeindruckend. So finden sich etwa an den Blechen der Motorverkleidung Schlitzschrauben, die individuell ausgerichtet sind! Ergänzt wird diese Qualität durch eine perfekte Passgenauigkeit.
Typisch ist aber auch der Umstand, dass Hasegawa den direkten Weg geht: ausgebildet wird nur, was auch zu sehen ist. Insofern ist das Innenleben innerhalb der schönen Blech-Darstellungen rudimentär oder nicht vorhanden. Aber auch darin liegt ja eine nicht zu verachtende Qualität, denn der Bau gestaltet sich schnörkellos, kompakt- und erweist sich in keiner Weise als „overengineered“.
Ein paar Ätzteile tun dem Erscheinungsbild im Lichte heutiger Ansprüche aber ganz gut, wobei der Markt für die Ki-84 Hayate ja zahlreiche Ausbaumöglichkeiten anbietet. Für meine Exemplare habe ich Eduard-Gurte sowie das „interior set“ gewählt, die Nachbildungen der Homare- Doppelsternmotoren wurden mit Zündkabeln verfeinert, einmal als Ätzteil, zum anderen selbstgemacht aus Kupferdraht. Zum Bau
Für die Darstellung der ramponierten und an einigen Stellen schon stark abgeplatzten Oberfläche habe ich auf jene Technik zurückgegriffen, bei der mit einem Schwämmchen Abdeckflüssigkeit auf die mit Alclad vorbereitete Metalloberfläche getupft wird. Folgend wird die Oberfläche farbig fertig gestellt. Nach der Fertigstellung kann die ausgehärtete Maskierung abgerieben werden, die daraufhin den wieder blanken Alu-Oberflächen zeigt.
In einem folgenden Schritt habe ich übrigens noch einmal flüssig abgedeckt und die Oberflächenfarbe nachgesprayt, um den Effekt interessant zu modifizieren und stellenweise abzumildern.
Die Decals beider Maschinen stammen, wie eingangs erwähnt, vom empfehlenswerten Eagle Strike Bogen „Imperial Hayates. Part II“ und lassen sich auch nach über einem Jahrzehnt noch problemlos verarbeiten. Da es bei der Größe und Lage nahelag, wurden Raijins Blitze nicht per Decal dargestellt, sondern maskiert und gesprayt.
Zum Abschluss möchte ich meine positiven Erfahrungen mit diesem Bausatz so zusammenfassen: gäbe es nicht so viele andere, lohende Bausätze zu bauen- ich würde gerne noch eine vierte Ki-84 Hayabusa von Hasegawa auf Kiel legen! Aber wer weiß, vielleicht…
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“ Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 17. November 2020 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |