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Commonwealth CA-13 Boomerang

von Roland Sachsenhofer (1:48 Special Hobby)

Commonwealth CA-13 Boomerang

Vermutlich erkennt sich so mancher wieder, wenn ich die Gründe meines Interesses am Flugzeugmodellbau wie folgt beschreibe: die Faszination die Fliegerei trifft auf (Technik-) Geschichte und Geschichten, verbindet sich mit historischen Biographien und Schicksalen, um schlussendlich in einem mit Ausdauer und handwerklichem Geschick gestaltetem Stück miniaturisierter Wirklichkeit zu münden; einem komplexen Werk aus Kunststoff, Ätzteilen und Hingabe, dass der Vorstellungskraft Konkretes zum Anblicken und Berühren bietet.

Commonwealth CA-13 Boomerang

Die CA-13 Boomerang hat in diesen Kategorien tatsächlich einiges vorzuweisen: wie ein neuer Hersteller ohne jede Erfahrung in der unglaublich kurzen Entwicklungszeit von drei Monaten ein einsatzreifes und erfolgreiches Jagdflugzeug entwickelt werden konnte, fasziniert bis heute!

Commonwealth CA-13 Boomerang

Federführend dabei war neben Lawrence Wackett, seines Zeichens Chefdesigner bei der „Commenwealth Aviation Corporation“, ein Ingenieur, der als Jude aus Österreich gerade kurz davor der Verfolgung durch die Nazis entkommen war: der aus Wien stammende Fred David, anfangs von den australischen Behörden gar noch als „enemy alien“ eingestuft, war gleich zu Beginn des Projekts von Wackett unter Vertrag genommen worden.

Commonwealth CA-13 Boomerang

Davids Reputation konnte sich sehen lassen: er hatte zuvor bei Heinkel und später in dessen Auftrag für den japanischen Flugzeughersteller Aichi in leitender Position an der Entwicklung fortgeschrittener Jagdflugzeuge gearbeitet; wahrhaft eine gute Empfehlung für eine Anstellung bei CAC!

Commonwealth CA-13 Boomerang

Diesem Team gelang Erstaunliches: da abzusehen war, dass das in einem globalen Krieg hart geforderte Großbritannien ebenso wie die USA Australien nicht mit modernen Jagdmaschinen versorgen würde können, sollte das neugegründete Konsortium CAC mit eigenen Entwürfen für Abhilfe sorgen. Mit der CA-9 Wirraway hatte man gerade erste Erfahrungen im Flugzeugbau gewonnen, nun sollte aus diesem Zweisitzer, übrigens ein stark modifizierter Lizenzbau der T6 Texan von NAA, eine einsitzige Jagdmaschine abgeleitet werden.

Commonwealth CA-13 Boomerang

Man konnte sich dabei an jenen Erfahrungen, die North American Aviation mit eigenen Umbauten gemacht hatte, orientieren. Ende der Dreißigerjahre war aus der AT-6 eine Jagdmaschine abgeleitet worden, die als NA-68 beziehungsweise P-64 in kleinster Stückzahl gebaut worden war. Die sieben gefertigten Maschinen sahen sogar Kampfeinsätze, nachdem sie auf peruanischer Seite im kurzen Krieg gegen Ecuador geflogen worden waren.

Commonwealth CA-13 Boomerang

Die CA-13 wies allerdings nur oberflächliche Ähnlichkeit mit der P-64 auf, denn die Basis für die Boomerang war die CA-9 Wirraway, deren Tragflügel und Fahrwerk man zu Teil, das Heck sogar zur Gänze übernahm. Für den Antrieb, einer Lizenzversion des 1200 PS leistenden Pratt & Whitney R-1830 Twin Wasp, wurde ein neuer Rumpf entworfen, der aber ebenfalls einige Teile der Wirraway verwendete.

Commonwealth CA-13 Boomerang

Die CA-13 war gut bewaffnet: zwei 20 mm Kanonen sowie vier 7,7 mm Maschinengewehre in den Flächen verliehen ihr respektable Feuerkraft; Panzerung, selbstdichtende Tanks und die generellen Flugleistungen  entsprachen ebenfalls dem Stand der Technik und ließen die Boomerang bis Kriegsende ein an vorderster Front eingesetztes Mittel der australischen Kriegsanstrengungen bleiben.

Commonwealth CA-13 Boomerang

Allerdings sollte sich rasch zeigen, dass die Boomerang keinen überragender Jäger, wohl aber ein formidables Bodenangriffsflugzeug abgab. Insgesamt sechs Squadrons der RAAF setzten das Muster in den Kämpfen im Südwestpazifik bevorzugt in dieser Rolle ein. Ihre Verwendung als Zielmarkierer trug der CA-13 den Beinamen „Smokey Joe“ ein; eine Bezeichnung, die ihr jedenfalls besser als ihr früherer Beiname „Panic Fighter“ stand!

Commonwealth CA-13 Boomerang

Mit Mai 1942 begann die Auslieferung der CA-13, die im CAC Werk Fisherman´s Bend bei Melbourne neben der CA-9 gefertigt wurden. Vom Februar 1942 bis Kriegsende wurden insgesamt an die 250 CA-12 Boomerang gefertigt und ausgeliefert.

Commonwealth CA-13 Boomerang

Mein Modell zeigt eine von der No.4 Squadron geflogene Boomerang, wie sie im Juli 1944 ausgesehen hatte. Heck wie Flächenvorderkanten waren zum Schutz vor „friendly fire“ weiß gestrichen worden, nachdem Boomerangs bei ihren riskanten Bodenangriff-Missionen immer wieder von der eigenen Seite unter Beschuss genommen worden waren.

Commonwealth CA-13 Boomerang

Die gezeigte Maschine wurde übrigens von Jack Archer geflogen, jenem Piloten, der durch den Abschuss einer Zero mittels einer CA-9 Wirraway einiges Aufsehen erregt hatte.

Commonwealth CA-13 Boomerang

Der von Special Hobby 2008 erstmals aufgelegte Bausatz verlangt einiges an Geduld und Improvisationsgeschick ab. Speziell die Arbeit mit den Ätzteilen hat es dabei in sich. Diese sind teils an derart dicke Blöcke angegossen, dass ein zertörungsfreies Abtrennen schwierig wird. Aber auch die mangelnde Passgenauigkeit der Plastikeile ruft zu stetig achtsamen Arbeiten, beständigen Passproben und emsigen Spachteln und Schleifen auf.

Commonwealth CA-13 Boomerang

Die eingangs angesprochene Faszination am Modellbau hat dieses Projekt jedenfalls gestärkt. Nicht nur kann die Geschichte des Vorbilds Interesse wecken, auch das eingeforderte handwerkliche-modellbauerische Geschick sorgt –zumindest nach einem erfolgreichem Ende- für Zufriedenheit!

Commonwealth CA-13 Boomerang

Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“

Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at

Commonwealth CA-13 Boomerang

Roland Sachsenhofer

Publiziert am 08. Juli 2020

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