North American Mustang Mk IIIvon Roland Sachsenhofer (1:32 Trumpeter)
Bei gut bekannten Flugzeugmustern ist der Modellbaufreund womöglich geneigt, rasch ein „nicht schon wieder….“ zu denken, um dann das Interesse schnell abzuwenden. Der Gedanke jedoch, dass jedes einzelne Flugzeug mit individuellen Schicksalen verbunden war, könnte zumindest zu einen zweiten Blick verführen –und diesen vielleicht lohnend machen.
Ich behaupte, dass genau das hier der Fall ist: eine P-51 Mustang in britischen Diensten ist ja wahrlich kein Geheimtipp. Eine Eigenheit der anglisierten Mustang III ist in der von der RAF adaptierten und die Pilotensicht erheblich verbessernden „Malcolm“ Haube zu finden; die volle Ausstattung mit „D-Day Invasionstreifen“ assoziiert die abgebildete Maschine in den Zeitraum unmittelbar um die alliierte Invasion in der Normandie am 6. Juni 1944.
Die Staffelkennung bezeichnet die 122. Squadron der RAF, die, seit Jänner 1944 mit der Mustang Mk.III ausgerüstet, vor allem zu Begleitschutzeinsätze für die schweren Bomber der 8. US Luftflotte verwendet wurde. Die Einheit war auch intensiv an den Aktionen rund um die Invasion beteiligt. Dies ist zwar interessant, würde dieses Exemplar allerdings noch nicht aus der Masse der damals eingesetzten P-51 Mustangs herausheben.
Interessanter wird es, wenn man die Geschichte des Piloten verfolgt. Flight Lieutenant C L F "Jimmy" Talalla war einer von zwei Brüdern, die als geborene Singhalesen für die Royal Air Force geflogen sind. Der Bruder, Warrant Officer H C B Talalla, sollte als Pilot einer Hawker Typhoon am 25. Juli über dem Kessel von Falaise sein Leben verlieren. Jimmy Talalla flog bis Kriegsende und überlebte, auf sein Konto gehen fünf Abschüsse. Bei Interesse sind mit wenig Aufwand weitere Information und Bilder zu den beiden Brüdern online zu finden.
Die Einsatzgeschichte von Talallas Flugzeuges ist glücklicherweise so gut fotografisch belegt, dass man den Zeitraum, in dem MT+K die volle Markierung auf Ober –und Unterseite getragen hat, auf den 6. bis zum 12. Juni datieren kann. Danach wurde im Zuge der Instandhaltung die ursprüngliche Lackierung auf der Oberseite wieder hergestellt. Das dargestellte Modell stellt Talallas Mustang also in einem genau abgesteckten Zeitrahmen dar.
Die verwendeten Decals stammen dem Bogen „RAF Mustang Aces“ von Kitsworld Decals. Diese kann ich ob ihrer hohen Qualität und perfekter Verarbeitbarkeit nur empfehlen.
Die Notwendigkeit eines neuen Decalbogens war übrigens nach einem Blick auf das bausatzeigene Angebot schnell klar. Klar farbverschoben und unsauber gedruckt wanderten die Schiebebilder geschlossen gleich in den Abfall -ohne einen Umweg über eine Restekiste oder ähnlichem einzulegen.
Damit erschöpft sich mein Lamentieren über den ansonsten gut ausgestatteten Bausatz aber beinahe auch schon, nur zwei Punkte bleiben noch zu erwähnen: zum einen sind die Tragflächen mit versenkten Nietenreihen übersät- dass sich das bei einer Mustang nicht gehört, wurde schon des Öfteren festgestellt. Ich habe mich schlussendlich gegen eine Auffüllung mit anschließendem Schleifen entschieden, da auch an anderen Stellen anstelle einer korrekten Wiedergabe der Formen einer Mustang nur „Nahtreffer“ zu finden sind.
Dies bezieht sich etwa auf die Positionslichter und Landescheinwerfer: sie sind in der Ausführung der späteren D-Version gehalten. Dies lässt sich aber ganz gut und unaufwendig korrigieren. Das für diese Version charakteristische Positionslicht auf den Flächenober- und Unterseiten habe ich mit Tropfen schnell aushärtendem CA-Kleber neu aufgebaut.
Zum anderen war ein etwas schwerer wiegendes Problem mit der Malcolm –Haube zu lösen. Diese erwies sich als zu kurz, um geöffnet gezeigt werden zu können. Als Lösung habe ich die Cockpitwände mit zwei Streifen Plastik soweit erhöht, bis die unteren Ränder des Klarsichtteiles glaubhaft in „Führungsschienen“ zu ragen scheinen. Da dieser Neuaufbau erst nach abgeschlossener Lackierung ausgeführt wurde, hat sich der Verbrauch von Nerven und Zeit allerdings etwas erhöht.
Insgesamt ist man bei diesem Bausatz mit etwas Großzügigkeit und“ Spaß an der Freude“ gut beraten. Als Hinweis sei nur eines gesagt: „mit der „Malcolm“ Haube stimmt doch etwas nicht……!“ Damit ist übrigens nicht die generelle Form oder das oben angesprochene Manko mit der fehlenden Länge gemeint. Wer das Rätsel löst, darf mir die Antwort schreiben- oder sich nur über seinen Wissenszuwachs freuen. J
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“ Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 31. Dezember 2019 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |