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Sikorsky S-43 / JRS-1 "Baby Clipper"

von Roland Sachsenhofer (1:72 Eduard)

Sikorsky S-43 / JRS-1 "Baby Clipper"

Als abgestrebter Hochdecker mit Motoren auf der durchgehenden Tragfläche und dem darunter gehängten Bootsrumpf stellt die JRS-1 ein typisches Flugboot der Vorkriegsjahre dar. Trotz dieser klassischen Auslegung ist sie kein sehr bekanntes Muster: gerade einmal 50 Exemplare wurden von Sikorsky in der zweiten Hälfte der Dreißigerjahre gefertigt. Das Flugboot war als kleine Schwester der S-42 „Clipper“ konzipiert worden, die halboffizielle Bezeichnung „Baby Clipper“ verweist auf diese Positionierung. Je nach Bestuhlung fanden 18 bis 25 Passagiere (einen sehr beengten) Platz.

Sikorsky S-43 / JRS-1 "Baby Clipper"

Etwa die Hälfte der Gesamtproduktion ging dementsprechend an Luftfahrtgesellschaften sowie zwei an zivile Halter: neben dem Milliardär Vanderbilt hatte auch der umtriebige Howard Hughes eine Maschine dieses Typs erworben. 1943 sollte er darin übrigens bei einem Landeunfall beinahe sein Leben verlieren. Pan Am setzte die Maschine auf Routen im Pazifik ein, einzelne Exemplare gingen auch an Halter in Europa. USAAF, Marines und die Navy – hier als JRS-1 bezeichnet - nutzten den „Baby Clipper“ als Transporter, VIP Flugzeug und Aufklärer.

Sikorsky S-43 / JRS-1 "Baby Clipper"

Die diesem Modell zugrundeliegende Ausgabe von Eduard lässt die Darstellung von sieben mehr oder weniger farbenfrohen Maschinen der Navy zu. Fünf dieser Markierungsvorschläge zeigen ein und dieselbe Maschine zu verschiedenen Zeiten; ein interessanter Ansatz, wie ich finde! Für das vorliegende Modell habe ich das Aussehen der JRS-1 Bu.No. 1063 vom Sommer 1943 gewählt. Die Maschine wurde damals von der VJ-1 in Pearl Harbour geflogen.

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Wenn ich eingangs angemerkt habe, dass die S.43 kein bekanntes Muster sei, gilt dies auch im Modellbaubereich. Sword hat im Jahr 2003 einen Bausatz herausgebracht, natürlich in bester „short run“ Manier. Die Proportionen scheinen recht stimmig zu sein, auch wirken die vertieften Panellinien angemessen und fein ausgeführt. Andererseits trüben einige Mankos die Vorzüge des Bausatzes: der Winkel, den die Stützschwimmer zum Rumpf einnehmen, stimmt nicht, die Form der Fahrwerkbucht und auch die Fahrwerkstreben selbst sind zumindest fragwürdig und - sehr unangenehm zu korrigieren - das Klarsichtteil für die Kanzel stimmt bei weitem nicht mit der Rumpfbreite überein. Insgesamt glänzen auch die anderen Bausatzteile nicht unbedingt durch Passfreudigkeit. Dazu kommt, dass die zahlreichen Detailformen an Rumpf und Tragflächen wie Haltegriffe, Streben, oder die Pitotrohre in der Bausatzausführung aus Kunststoff viel zu dick und grob geraten sind, sodass sie eindeutig nicht verwendet werden können. In dieser Form wurde der Bausatz von Special Hobby 2005 neu aufgelegt.

Sikorsky S-43 / JRS-1 "Baby Clipper"

Eduard hat nun die alten Sword-Formen in eine Schachtel mit einem Bogen Ätzteilen und einigen Kunstharz-Gussteilen gepackt und dieses unter dem Titel „The Boat, Sikorsky JRS-1“ im Jahr 2016 auf den Markt gebracht. Mit den Zurüstteilen lässt sich das oben angesprochene Problem der zu groben Außendetails gut lösen, der Ätzteilbogen bietet auch einige willkommene Verbesserungen für den Innenraum.

Die Resinteile dagegen haben mich enttäuscht. Die Angussstellen etwa für die Sitze sind so ungeschickt positioniert, dass ich beide Pilotensitze beim Abtrennen zerstört habe. Mag das noch auf mein Ungeschick zurückzuführen sein, findet man aber auch völlig falsch geformte Lufteinlässe für die beiden Motoren; hier habe ich mir aus der Restekiste zwei ursprünglich zu einer Wellington gehörende Ersatzteile besorgt.

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Durchaus angemessen wären auch ein paar Details für die Fahrwerksbeine und die Darstellung des dahinter stehenden komplexen Mechanismus gewesen. Hier lassen sowohl Sword wie auch Eduard alles für die notwendige Detaillierung durch den Modellbauer offen. Für die Verspannungsdrähte habe ich die Blechprofile von „R&B Productions“ genommen, die Bremsleitungen wurden aus Kupferdraht genommen, alle Mess-Rohre sind durch Nadelkanülen ersetzt worden.

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Die S.43/ JRS-1 in der Eduard–Ausgabe ist meiner Meinung nach ein tolles Angebot, das jede Menge Modellbauspaß verspricht - und das auch hält. Mein Text macht aber vielleicht deutlich, warum ich dieses Projekt nur dem erfahrenen und nervenstarken Modellbaufreund empfehlen würde.

Sikorsky S-43 / JRS-1 "Baby Clipper"

Einen Baubericht sowie eine Übersicht über die Bausatzteile gibt es hier bei Scalemates. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at

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Roland Sachsenhofer

Publiziert am 23. April 2018

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