Nakajima Ki-115 Tsurugivon Roland Sachsenhofer (1:48 Eduard)Bei diesem stehen, bemerkenswert für ein Kampfflugzeug, einmal nicht die Faktoren „höher, schneller, wendiger, stärker bewaffnet" im Vordergrund... Zum Vorbild
Die Ki-115 Tsurugi kannte nur einen Verwendungsweck: ausgestattet mit einer 500kg oder, wie hier zu sehen, 800kg Bombe sollte die Ki-115 auf ein lohnendes Ziel gelenkt werden. Das Flugzeug war ein Verlustgerät, der Pilot stieg mit der Sicherheit in die Maschine, den Flug nicht zu überleben. Das einzige, was zurück bleiben sollte, war das Fahrwerk, dieses würde nach dem Start abgeworfen, geborgen und an nachfolgenden Maschinen wieder verwendet werden… Die Ki-115 wurde aus billigen und trotz der angespannten Versorgungslage noch verfügbaren Materialien aufgebaut. Die Konstruktion war so ausgelegt, dass auch ungelernte Arbeiter die Maschine fertigen konnten. Geflogen werden sollte sie von hastig ausgebildeten Freiwilligen, die ob ihrer mangelnden Erfahrung wohl nur geringe Chancen gehabt hätten, überhaupt Ziele zu finden oder gar den finalen Angriffsflug mitten durch den schützenden Schirm von Flak und Jägern zu überstehen. Die Flugeigenschaften dürften derart verheerend gewesen sein, dass man nach 1945 auf alliierter Seite auf eine Flugerprobung von Beutemaschinen verzichtete. Für Trainingsflüge konnten Klappen an den Tragflächenhinterkanten angebracht werden, welche die Beherrschbarkeit der Tsurugi so weit sicherten, dass die Maschine auch wieder gelandet werden konnte. Nachgebessert wurde auch das aus Stahlrohr gefertigte Fahrwerk, das eine rudimentäre Federung erhielt. Ungefedert war die Maschine beim Rollen kaum auf Spur zu halten oder ohne Bruch in die Luft zu bekommen. Zum Glück kann die Einsatzgeschichte der Tsurugi im Konjunktiv beschrieben werden, denn obwohl bis Kriegsende einige hundert Maschinen gebaut worden waren, kam keine von ihnen zum Einsatz. Die Ki-115 wurde für die Verteidigung des japanischen Heimatlandes im Falle einer alliierten Invasion zurück gehalten. Der Lauf der Geschichte machte diese Landeoperation unnötig - und verhinderte so auch die Verwendung der Ki-115 Tsurugi in einem militärisch zwecklosen Unterfangen. Zum Bausatz
Der Bausatz von Eduard erinnert an die frühen Tage dieses Herstellers: ambitionierte Auswahl des Vorbilds, umfangreiche Ausstattung mit Zurüstteilen wie Gurten oder Maskierfolien - hier noch die frühe Variante aus grüngrauer Folie, die nicht allzu gut klebt - aber auch dicke Angussstellen und Teile, die nur eine mittelmäßige Passgenauigkeit aufweisen und eine Menge Nacharbeit erfordern. Die filigranen Streben am Heck oder in der Fahrwerkskonstruktion erwiesen sich als sehr spröde und neigen zum Brechen; das Unglück darüber hielt sich in Grenzen, denn sie fallen auch eher grob geformt aus. Die Heckstreben etwa habe ich komplett gegen selbstgezogene Teile ausgetauscht. Beim Bau selbst habe ich das Pitotrohr gegen eines aus einer Nadel gefertigtes ausgewechselt und die kleinen Drehflügel des Zünders an der Bombe aus Metall nachgerüstet. Ansonsten, kann man hier sagen, wurde aus der Schachtel gebaut.
Die Modellfotos zeigen das Modell in drei möglichen Konfigurationen: ohne Bombe und mit den Klappen, was dem Trainingsbetrieb entspricht. Weiters mit der explosiven Fracht und ohne Landehilfen: die Konfiguration für den letzten Flug. Bei diesem Projekt habe ich mich einmal an einer Basis versucht; „Diorama" ist bei dem geringen Aufwand wohl etwas zu viel gesagt. Die kleine Szene entstand mittels des "Jerry Can Sets" von Tamiya, einer passenden Figur aus der Restekiste sowie aus im Dioramenbau gebräuchlichen Materialien.
Informationen über die japanischen Kamikaze-Flieger des Zweiten Weltkriegs gibt es genug, das Thema wird wohl bei aller Information kontrovers und schlussendlich unbegreiflich bleiben. Als Referenz möchte ich allerdings folgendes Buch empfehlen: Klaus Scherer: „Kamikaze. Todesbefehl für Japans Jugend. Überlebende berichten", München 2001. Über die technischen Aspekte zur Ki-115 findet man viel Hilfreiches bei: Martin Ferkl: „Japanese WWII Aircraft in Colour", Revi Publications 2006 Falls euch der Bauprozess interessiert: hier geht's zum Werkstattbereich im JAM Forum. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro punkt sachsenhofer at gmx punkt at Roland Sachsenhofer Publiziert am 04. November 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |