Hawker Tempest Mk.V"Clostermann"von Roland Sachsenhofer (1:48 Eduard)Ich weiß nicht, bei welchem meteorologischen Ereignis höhere Windgeschwindigkeiten klassifiziert sind, bei einem Taifun oder einem Sturm...die Namensgeber der beiden nahe verwandten Hawker-Konstruktionen scheinen mir jedoch gut gewählt zu haben. Die Tempest wurde als Hochgeschwindigkeitsvariante der erfolgreichen Typhoon-Reihe in Auftrag gegeben, das Team führte Hawkers legendärer Ingenieur Sidney Camm. Versenkten Nieten und Tragflächen mit Laminarprofil standen am Anfang der Überlegungen, wie man das schwierige Verhalten der Typhoon in hohen Geschwindigkeitsbereichen meistern könnte, die Änderungen sollten jedoch schon bald über diese Maßnahmen hinausgehen. So besaßen die sechs Prototypen, die zu Beginn 1942 in Auftrag gegeben wurden, neben den genannten Maßnahmen einen vor und hinter dem Cockpit verlängerten Rumpf. Den daraus resultierenden Instabilitäten wurde mit einer vergrößerten Seitenflosse begegnet. Die mit einem 2200 PS leistenden Napier Sabre II Treibwerk ausgerüstete Maschine hatte nun auch einen neuen Namen bekommen: aus der Typhoon war die Tempest geworden. Dieses Muster begegnete über Westeuropa ab Jahresbegin 1944 nun all jenen Konstruktionen, die das der Niederlage entgegen taumelnde NS-Deutschland noch aufbieten konnte und bewährte sich im Kampf mit den zum Teil hochqualitativen gegnerischen Entwürfen - von konventionellen Konstruktionen bis zu der Palette der noch zum Einsatz kommenden „Wunderwaffen". Einen guten Eindruck davon vermittelt Pierre Clostermanns Publikation „Die große Arena", in der das bekannte freifranzösische Jagdfliegerass unter anderem seine Erfahrungen bei der mit Hawker Tempest ausgerüsteten 274. und 56. Squadron beschreibt - noch immer eine lesenswerte Lektüre. Meine Tempest stellt eine der von Clostermann im Frühjahr 1945 geflogenen Tempests dar. Der Grundbausatz dafür stammt aus der Frühzeit des Herstellers Eduards. Die in relativ weichem Plastik gefertigten Spritzgussteile zeigen fein vertiefte Strukturen, sind jedoch, was Innenraum, Fahrwerksschächte und das Fahrwerk selbst betrifft, äußerst spartanisch detailliert. Bei grundsätzlich ungefähr gegebener Passgenauigkeit ist der Aufbau des ohne Passstifte auskommenden Rumpf-Flächen-Gefüges doch eine Angelegenheit, die in Ruhe und mit einer Menge Trockenübung angegangen werden sollte. Ich habe mir eine Ätzteilplatine mit den notwendigsten Ergänzungen für das Cockpit sowie für das doch gut einsehbare Fahrwerk geleistet. Ebenso kam eine Platine mit Ätzteilen für ausgefahrene Landeklappen zum Zug; vor allem ersteres kann ich ob der kargen Bausatz-Ausstattung und der einfachen Anwendung nur empfehlen. Die Decals waren auch schon ein wenig in die Jahre gekommen, außerdem erwies sich der Trägerfilm als dick und die Stencils als nur schwer lesbar. Deshalb ging ich, wo immer es möglich war, bei der Ausstattung des zeitgleich gebauten zweiten Tempest-Modells, dem ein aufgefrischter Decalbogen beigelegt war, borgen... Ich möchte diesen Bausatz unter den oben beschriebenen Vorzeichen wirklich empfehlen - auch, weil er eigenartigerweise noch immer die einzige Möglichkeit darstellt, das vielleicht überragendste Jagdflugzeug des zweiten Weltkriegs in 1:48 in die Vitrine zu stellen. Wenn ihr die Bauschritte ansehen möchtet könnt ihr das gerne hier im JAM Forum tun. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro punkt sachsenhofer at gmx punkt at
Roland Sachsenhofer Publiziert am 21. Mai 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |