Fairey Swordfish Mk.I810. Squadron, Royal Navy 1941von Peter Hochstrasser (1:72 Matchbox)GeschichtlichesDie Swordfish ist wohl allen bekannt, war sie doch als Doppeldecker ein Anachronismus, als alles nur noch mit einem Flügel herumflog. Doch sie war effektvoll und bewältigte viele haarstreubende Situationen bei jedem Wetter bis zum Kriegsende! Das "Einkaufsnetz" (Stringbag), wie sie auch genannt wurde, war geräuschvoll und bot der Besatzung keinen Komfort, so dass nach stundenlangem Einsatz bei äußerst widrigen Wetterverhältnissen die Besatzung oft steifgefroren aus dem Cockpit gehoben werden musste! Das Flugzeug konnte keinen Schönheitspreis erlangen, doch dafür viele andere Rekorde, und es wurde von 1936 bis Mai 1945 eingesetzt! Ich entschloss mich für den Bau einer von Revell vorgeschlagenen Mk.I der 810. Squadron, die am berühmten "Bismarck-Raid" beteiligt war. Das Modell, ein Relikt aus vergangener Zeit...!Was soll man sagen...es ist kein Tamiyapokal sondern eher ein steinzeitlicher Becher! Wenn ich das Modell nicht schon gekauft hätte, würde ich heute das neue und sehr gute Airfixmodell vorziehen, doch der Kick zum Bau des Modells war ein sehr gut bestückter Ätzteilsatz von ACE, der allerdings für das Frog-Modell gedacht war und zum Teil durch Improvisation angepasst wurde. Vieles musste trotzdem selber hergestellt werden: Die neue MG-Befestigung neben dem "Bausatz -Knüppel" (Bild oben links), dann die Öffnung für den versenkten Fanghaken und das Gestänge unter dem Heckflügel, das abgesenkt wurde, um die nach hinten geklappten Tragflächen zu befestigen. Eine Geduldsprobe war der Bau des Kühlers (Bild unten rechts), den ich aber auf zwei Wochen ausdehnte, wobei ich pro Tag nur zwei Teile montierte, und nebenbei natürlich an der Swordfish weiter arbeitete. Als Erstes habe ich die "Kanäle" mit Plastikfäden etwas aufgefüllt, und danach alle Nieten gestochen. Vieles konnte durch die Ätzteile verbessert werden, besonders der Cockpitbereich konnte dadurch gewinnen, trotzdem musste ich auch viel improvisieren, da die Ätzteile nicht für dieses Modell gedacht waren. Natürlich musste auch die Torpedo-Aufhängung neu gemacht werden, das daneben liegende Bausatzteil sagt ja alles! Die markanten Schlitzchen habe ich als Decal realisiert. Den geschlossenen Bereich hinter dem Piloten habe ich nachträglich noch aufgeschnitten, er war für den Radar-Operateur einer Mk.III gedacht. Die Farben sind Humbrol 164, 163, 122, zum Teil mit Weiß aufgehellt. Unten links ist eine probeweise Anpassung des Motors, der mit seinen 36 Auspuffröhrchen vorne und hinten eine wahre Geduldsprobe darstellte. Der Motor selbst wurde auch durch einen Bristol-Pegasus aus Resin von "Radial-engines" ersetzt. Unten rechts die Räder, die eine neue Kappe aus Metallfolie erhielten. Die Kanäle für die Streben unter dem Hauptflügel wurden zugedeckt, da der Flügel wie bei mir üblich nach dem Anbringen der Verspannung nur noch auf die angepassten Streben gesetzt wird. Hier steht die Swordfish kurz vor der Verspannung mit gezogenen Gießästen. Links oben ist der zum Teil im Rumpf versenkte Fanghaken zu sehen. Auf dem Bild rechts ist das Modell in Klemmen eingespannt, nachdem ich den Motor angeklebt hatte. Diese Klemmen sind etwas vom Genialsten, das ich bisher für meine "Werft" gekauft habe! Einfach das Modell dazwischen heben, zudrücken, und fertig! Je mehr man drückt, umso stärker hält die Klemme, wobei das Modell durch die Polster nicht beschädigt wird, und mit einem kleinen Ruck wird das Ganze auch wieder geöffnet. Ich habe mit solchen Klemmen schon die widerspenstigsten Rümpfe zusammengeklebt, billig gekauft habe ich sie bei Westfalia, dazu lagen sogar noch Ersatzpolster bei. Die Sordfish in der Endphase: Es fehlen trotzdem noch eine Menge Teile: Die kleinen Tritte an den Fahrwerkstreben, Handgriffe am oberen Flügel und an den Unterflügeln, der Kühler, die Zielschienen für das Torpedo, die Visiere am MG, Fußtritt an der linken Seite, die hinteren Streben an den Klappen, der Torpedo und ganz am Schluss der obere Flügel mit den zwei kleinen Streben vor dem Cockpit und der Propeller! Die Kabelsteuerung am Heck verlangte besondere "Forschung": Für die drei Steuerkabel pro Seite mussten Wülste am Rumpf erstellt werden, wo die Kabel hineinführen. Außerdem kreuzt das untere Kabel die zwei oberen und führt zu einem halbrunden Führungskästchen auf dem Heckflügel, von dort hinten hinaus zum Steuerhorn auf der Klappe! Auf dem Bild unten links scheint es etwas krumm, doch das ist wieder eine typische Verzeichnung der Optik! Manchmal gelingt einem beim Modellbau das Unmögliche ohne Problem und das vermeintlich Einfache wird zum Desaster...so ähnlich erging es mir beim Anbringen des sehr dünnen Decals aus Alufarbe um den Motorring! Ich dachte, wenn's gelingt wäre es super, und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm...doch es fügte sich fast von selbst an der richtigen Stelle um den Motorring und erst noch in der richtigen Länge...für mich war das eine Zigarettenpause wert! Im Vergleich zu anderen zeitgenössischen landgestützten Flugzeugen war die Fairey Swordfish mit ihren rund 14m Spannweite, über 12m Länge und über 4m Höhe ein wahrer Koloss! Für mich immer wieder erstaunlich, dass gerade trägergestützte Flugzeuge die am wenigsten Platz zur Verfügung haben, zu den Größten gehören. Hier ist mit dem Antennenkabel auch das allerletzte Detail montiert worden. Da meine dünnsten Kunststoff-Fäden mir zu dick erschienen, entschloss ich mich, das Antennenkabel wieder aus einem Haar zu wählen, doch weil ich heute wieder "kurz trage", spendete mir eine Tochter der lieben Nachbarin ein 30cm langes Exemplar, dafür hier noch ein spezielles "Dankeschön"! Das Auffüllen der Gräben mit Plastikfaden hat dem Modell sehr gut getan. Hier sind die kleinen Fußtritte an den Fahrwerkstreben zu erkennen, wobei mir das Oberste auf der anderen Seite mit Höllengeschwindigkeit von der Pinzette flog und natürlich nicht mehr zu finden war! Auch die Querruderscharniere mussten wie so vieles selbst erstellt werden, das ist ja kein Wunder bei diesem Oldtimer! Hier ist der mühsam erstellte Kühler zu sehen, der allerdings wegen der vielen Kleinteile nicht so toll wurde, wie ich es dachte. Die Räder wurden etwas abgeflacht, und an der vorderen Strebe erkennt man den roten Handgriff für die Entriegelung der Tragfläche, um sie nach hinten klappen zu können. Trotz allen Mühen bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden, doch ohne diesen Ätzteilsatz von ACE hätte ich das Modell wohl nie gebaut! Fazit:Dass das Ex-Matchbox-Modell schon Jahrzehnte auf dem Buckel hat, ist an den Teilen sofort zu erkennen, doch auch als Basis mit stimmigen Proportionen und schöner Zeichnung der Stoffbespannung muss es heute in den Ruhestand treten, es hat gegen das neue Top-Modell von Airfix keine Chance mehr! Es war mir klar, dass ich daraus nur mit Hilfe der Ätzteile und viel Eigenbau ein ansprechendes Ergebnis erstellen konnte, doch es gelang mir die DNA dieser Modell-Mumie zu entschlüsseln und das Relikt schlussendlich wieder zum Leben erwecken :-) Quelle:Daniel J. March - Britische Luftwaffe Peter Hochstrasser Publiziert am 13. April 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |