LeO 451von Philippe Roger (1:48 POMK)Aus dem Französischen von Bernd Korte Beim Öffnen der Schachtel (klein für ein Flugzeug dieser Größe) findet man Resinteile (körnig, mit Blasen übersäht aber sehr weich, was sich in Folge als Vorteil herausstellen sollte), vollständig korrekte Metallteile (im wesentlichen das Fahrwerk und das Spornrad) und tiefgezogene Klarteile (klar ist etwas zuviel gesagt, eher undurchsichtig und mit granulösen Anwüchsen), eine knappe „Bauanleitung“ und keine Decals (normal oder vergessen?). Lasst uns nach dieser kleinen Bestandsaufnahme die Gravuren ansehen. Sie sind versenkt. Man kommt nicht umhin, sie zu bemerken, denn sie sind breit, tief, nicht gleichmäßig und angesichts der Resinbeschaffenheit unmöglich nachzubessern. Schade, denn die Gravur an sich ist sehr korrekt, aber man muss wohl damit zufrieden sein. Allein ein paar Nietreihen (die sichtbarsten) wurden eingezogen. Vor allem anderen bohrt man die sechs Sichtfenster auf der rechten wie auch auf der linken Seite des Rumpfes auf (sie sind durch Gravuren dargestellt), genauso wie die Öffnung auf der Nase über dem Abteil des Bombenschützen. Die Klappen des Spornrads sind ebenfalls aufzuschneiden, sie sind mit an den Rumpf gegossen. Da ich den Unterrumpf-Turm ausgefahren darstellen wollte, habe ich die entsprechende Stelle ebenfalls geöffnet. Zum Schluss habe ich noch die Einstiegstür geöffnet. Nach diesen kleinen Vorbereitungen beginnen wir nun mit der Inneneinrichtung, in vier Teilen: 1. Der hintere MG-Stand: die Grundlage ist vorhanden! Hinzugefügt wurde ein Schott, um den hinteren Bereich Mg-Standes abzudecken, die Verstrebungen, die Heizungs-Zuleitungen, das Hubsystem der Verglasung, ein paar Leitungen in Höhe der Funkeinheit. Der Sockel des Hockers und die Platte, die die 20 mm Kanone stützt, wurden neu angefertigt. Eine Schicht Farbe drauf (chamois: Gelbbraun), etwas leichte Alterung und die Illusion ist perfekt. 2. Das Funkabteil und der Durchgang zum Heckstand: Hier ist bereits alles vorhanden. Ein hübsches Funkgerät, ein schöner Sitz und Konsolen, allein das Tischchen des Funkers und die Rumpfverstrebungen wurden ergänzt. Zwei Gasflaschen wurden hinter dem Funkgerät und vier weitere in der anderen Rumpfhälfte hinzugefügt. Das Interieur ist gelbbraun, die Gasflaschen poliertes Alu, Funkgerät und die verschiedenen Konsolen erscheinen in Schwarz. Die Stoffbespannung des Stuhls ist khaki und das Gurtzeug wurde wiederum ergänzt. 3. Das Cockpit: Der Resinblock, der als Sockel für den Sitz (Sitz an sich korrekt) dienen soll, wurde weggelassen und durch eine Eigenkonstruktion aus Profilmaterial ersetzt. Das ganze wurde dann auf dem vorher eingezogenen Fußboden platziert. Die seitlichen Konsolen erhielten Gashebel; Steuerknüppel und Pedalerie wurden mit selbstgefertigten Verbindungsstücken am Rumpf montiert, der auch hier mit seinen inneren Verstrebungen versehen wurde. 4. Das Abteil des Bombenschützen: Das Zielgerät und eine Lampe (im Stil einer Bürolampe) wurden mit Teilen aus der Grabbelkiste nachempfunden. Am Armaturenbrett und den Seitenkonsolen kamen noch ein paar Leitungen hinzu. Auch hier wurde ein Fußboden eingezogen sowie der Sockel des Sitzes ergänzt. Die Warmluftzuleitung samt Auslass kam ebenfalls noch hinzu. Die Seitenfenster entstanden neu aus Klarsichtmaterial. Das war für’s erste das Gros der nötigen Arbeiten, die besonders nötig waren, da durch die zahlreichen Rumpföffnungen so einiges sichtbar bleibt. Die Rumpfhälften wurden verklebt (Vorsicht bei der Ausrichtung, sie sind verdreht) und die ausgeschnittene Cockpitverglasung montiert. Sie ist zweifach vorhanden (Danke Mr POMK) und passt gut. Die Montage von Höhen- und Seitenleitwerk bedarf keines besonderen Kommentars. Es sollte nur erwähnt werden, dass zwei Arten von Leitwerken beiliegen und dass die beweglichen Teile extra ausgeführt sind (eine Arbeit weniger). Der Zusammenbau von Rumpf und Leitwerkseinheit ist hingegen problematisch, da es keine Passungen gibt und die Aussparung im Rumpf nicht mit dem Leitwerk übereinstimmt. Hier muss mit einiger Schleiferei und Passproben gerechnet werden, um ein zufrieden stellendes Ergebnis zu erzielen. Schließlich wurden noch alle verbliebenen Fehlstellen verspachtelt und dann alles mit einer Schicht Alu lackiert, das als Grundierung fungiert. Die Flügel – was halten die wohl für Überraschungen parat!? Zu allererst eigentlich keine. Als Vollguss mit einer korrekten aber durchweg etwas unschönen Gravur sind die Motorträger direkt an sie angegossen (keine Ausrichtungsprobleme), genauso wie die beidseitigen Lufteinlässe. Die Scheinwerfer in den Flügeln müssen aufgebohrt und die Positionslichter an den Flügelenden durch transparentes rotes und grünes Plastik ersetzt werden. Wie beim Rumpf wurden auch hier ein paar Nietreihen hinzugefügt. Die Passung zum Rumpf macht keine wirklichen Probleme, außer dass man mit Vorsicht vorgehen sollte, da die Verklebung stumpf auf stumpf ohne Locations erfolgt. Um eine festere und solidere Verbindung zu erhalten, sollten hier Verstärkungen aus Gießastresten eingesetzt werden. Bisher lief alles glatt – zu glatt. Ein tragisches Versäumnis des Mr Larmanger (Gründer von POMK, Anm. d. Übersetzers) lässt uns zurück auf den Boden der modellbauerischen Tatsachen kommen; die Fahrwerksschächte in den Flügeln wurden vergessen, und bei einer LeO sind diese Schächte ganz schön geräumig. Also her mit dem größten Kugelfräser und der Übelkeit, ran an die Fräserei (nicht industriell, aber fast). Nachdem man das hinter sich gebracht hat und mit dem Staubsauger ein bisschen durchs Arbeitszimmer gegangen ist, wurden die Schächte innen gelbbraun lackiert und die Flügel schließlich an den Rumpf geklebt, hier bevorzugt mit Araldite, da die Flügel ein ganz schönes Gewicht haben. Das ganze wurde dann für 48 Stunden zum Trocknen an die Seite gelegt. Währenddessen kann man sich um die Motoren kümmern. Diese sind, quasi als zweite Überraschung, schrecklich. So schrecklich, dass man Schwierigkeiten hat, sie in der Schachtel überhaupt zu finden. Einzige Lösung: Der Mülleimer und ein Abguss der Motoren aus dem Bloch 152 Kit von JMGT, die es sogar verdienen, eine Motorabdeckung geöffnet darzustellen. Nach der Bemalung wurden sie auf die Motorträger geklebt und unter die Haube gebracht. Für die Option der geöffneten Motorabdeckung muss man die Motoren zusätzlich detaillieren und die Haube Panel für Panel neu aufbauen. Nochmal alles verspachteln (diesmal hält es sich in Grenzen) und danach ein Überzug mit Alufarbe. In der Trocknungszeit wurde die rückwärts feuernde Kanone montiert, für mich bereits hübsch genug aus dem Kasten, die Visiereinrichtung wurde aus einem Stück Klarsichtmaterial zurecht geschliffen. Nun kam die Lackierung und Markierung an die Reihe, und da es weder in der Schachtel noch auf dem Zurüstmarkt ein passendes Decalset gab, muss man sich mit seiner Grabbelkiste behelfen. Die Kokarden waren kein Problem, ein alter Carpena-Bogen tat hier das seine. Die Tricolore wurde klassischerweise mit der Airbrush aufgetragen und die Beschriftungen auf dem Leitwerk stammen von Letraset. Das Abzeichen und die individuelle Flugzeugnummer wurden mit Hilfe von Schablonen realisiert. Meine Wahl fiel auf die LeO N°11 der GB10 deren Abzeichen ein aus einem Ei schlüpfendes Kücken ist. Dort platziert, wo sich normalerweise die Rumpfkokarden befinden. Das Tarnschema besteht ganz klassisch aus gris bleu clair (helles Graublau) für die Unterseite und kaki, vert (Grün), marron (Braun) und gris bleu foncé (dunkles Blaugrau) für die Oberseite. Ziemlich abgeblättert um nicht zu sagen abgeschält, wie auf der Mehrzahl der LeOs, daher auch die Verwendung von Alu als Grundierung. Zum Lackieren wurde Life Color benutzt, und die leicht unscharfen Farbübergänge wurden durch schwebende Masken erreicht. Die Bereiche, die Alu bleiben sollten, wurden mit Maskol abgedeckt und die kleinen Abschabungen wurden zum Schluss hinzugefügt. Die Gravuren wurden mit verdünnter Ölfarbe betont, während die Nieten mit Pastellkreide hervorgehoben wurden. Die Abgasspuren wurden mit der Spitzpistole hinzugefügt. Die zahlreichen Kanzelverstrebungen wurden durch feine Streifen bemalter Abziehbilder nachgebildet; zuerst mit der Innen- (Gelbbraun) und dann mit der Außenfarbe. Nachdem das alles geschafft war, wollte ich das Flugzeug erstmal ruhig hinlegen und gemächlich mit der Montage des Fahrwerks beginnen, wenigstens dachte ich so. Allerdings war das Fahrwerk so konzipiert, dass es dem Modell ohne die jetzt aufgefrästen Fahrwerkschächte passen sollte. Nun waren sie aber aufgefräst und das Fahrwerk zu kurz, so dass es neu angefertigt werden musste. Als Ausgangspunkt behielt ich das Metallfahrwerksbein und verlängerte es oben. Zusätzlich wurde der ganze Einziehmechanismus samt Zylindern und Stützstreben gescratcht. Das alles natürlich für beide Hauptfahrwerke. Wieder wurde Araldite-Kleber für eine größere Haltbarkeit benutzt. Die charakteristischen Räder der LeO sind von Hause aus etwas abgeflacht und, genau wie die Hauptfahrwerksklappen und das Spornrad, sehr schön wiedergegeben. Die Spornradklappen mussten dagegen selbst angefertigt werden. Bleibt noch der Unterrumpfturm mit seiner etwas ungewöhnlichen Form, die er der Tatsache verdankt, dass er nicht direkt auf der Längsachse des Flugzeuges sitzt. Aber schließlich kommt man auch hier mit etwas Alu- und Klarsichtfolie zum Ziel. Noch ein gescratchtes Maschinengewehr hinzugefügt und auch der Turm ist gegessen. Die Einstiegstür entstand wiederum aus Alufolie. Der Propeller des geschlossenen Motors wurde anmontiert, der andere abgebaut neben das Modell gelegt. Fertig, das Diorama zur Präsentation war nun nur noch reine Formsache. Zusammenfassend und wie es auch auf der Bausatzschachtel steht, kann man sagen: „Für den erfahrenen Modellbauer“…und man kann noch „für den ein bisschen verrückten“ hinzufügen, angesichts all der Arbeit. Aber was man liebt… Philippe Roger Publiziert am 17. Januar 2006 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |