Fouga CM.170R MagisterÖsterreichische Luftstreitkräftevon Bernd Korte (1:72 Heller)Historie:von Tine Soetaert Zu Beginn der Fünfziger Jahre brauchten einige Länder dringend einen Jet-Trainer. Alle erhältlichen Trainer waren zweisitzige Versionen schon existierender Kampfflugzeuge. Die französische Firma Fouga erkannte dieses neue Bedürfnis und machte sich an die Entwicklung der Fouga CM-170 Magister. Der erste Prototyp absolvierte seinen Jungfernflug am 23. Juni 1952. Die Fouga Magister wird von zwei Marboré II-Triebwerken angetrieben (einige Magister wurden auf die Marboé VI-Triebwerke umgerüstet) und hat ein Aussehen mit hohem Wiedererkennungswert: Die langen Flügel weisen deutlich auf das Segelfliegererbe der Fouga-Werke hin und weiterhin besitzt die Magister das für sie so typische V- bzw. Schmetterlingsleitwerk. Das Flugzeug kann bei Bedarf mit zwei 7,62 mm MGs in der Nase und verschiedenen Bomben und Raketen unter den Flügeln ausgerüstet werden. Die beiden Cockpits sind in Tandemkonfiguration angeordnet und dem hinten sitzenden Fluglehrer steht zur besseren Sicht ein Periskop zur Verfügung. Da die Magister keine Schleudersitze hat muss die Crew im Notfall manuell aussteigen. Da sie zur damaligen Zeit der weitläufig einzig erhältliche Trainer war (Fokkers S-14 Machtrainer flog früher, von ihm wurden aber nur 20 Einheiten hergestellt), wurden insgesamt 929 Fouga Magister gebaut und flogen fast überall in Europa, Südamerika und Afrika. Frankreich hatte Hunderte - genauso wie Deutschland, das den Trainer in Lizenz baute. Viele Länder setzten die Magister in ihren Kunstflugteams ein. So auch Österreich, das im November 1958 18 Flugzeuge kaufte und bis 1971 zum Training und als Kunstflugzeuge einsetzte. Leider ist hierüber heute fast keine Information mehr zu finden, da die österreichische Regierung laut einigen Quellen alle ihre Bilder und Akten diesbezüglich vernichtet hat. Heute fliegen die einzigen noch militärisch genutzten Fouga Magister in der belgischen Luftwaffe. Das Heller Bausätzchen...Auch wenn ich schon immer wusste, dass die Fouga Magister nicht gerade groß war, war ich doch überrascht, als ich zum ersten Mal sah, wie klein der Rumpf des Trainers in 1:72 wirklich ist. Die Spritzlinge sind allesamt sauber in grauem Plastik gegossen. Als Klarsichtteile liegen die geschlossene Haube, der in der Nase zu montierende Landescheinwerfer und die in den Flügelspitzentanks untergebrachten Positionslichter bei. Die Teile sind angemessen detailliert, besonders wenn man das nicht gerade taufrische Alter der Formen betrachtet. Daher sind auch alle Strukturen fein erhaben ausgeführt. Mit den Bausatzdecals lässt sich entweder eine beliebige Maschine des Patrouille de France Teams von 1978 oder ein komplett metallfarbenes Flugzeug der deutschen Luftwaffe aus dem Jahre 1966 nachbilden. Während die französischen Abziehbilder recht ordentlich gedruckt sind, weisen die deutschen Hoheitsabzeichen jedoch einen deutlichen Versatz auf, der sie quasi unbrauchbar macht. Will man dennoch diese Version bauen, ist auf jeden Fall die Ersatzteilkiste gefragt. Das kümmerte mich in diesem Fall jedoch herzlich wenig, da ich von vorneherein eine österreichische Magister mit den hervorragenden IPMS-Austria Decals bauen wollte, die ich noch von einem mehrere verschiedene österreichische Typen umfassenden Bogen übrig hatte. Möge der Bau beginnen...Und der Herr sprach: "Lasset jede Bauanleitung mit dem Cockpit beginnen, denn der wahre Weg ist die Bauanleitung. Und nur mit ihr und in ihr werdet ihr das Vollkommene finden!"...Naja, wir wollen es ja nicht übertreiben, aber dieses Dogma wird auch in diesem Fall eingehalten. Zuvor hatte ich jedoch alle erhabenen Strukturen nachgraviert. Aber zurück auf den rechten Weg: Das Cockpit ist etwas spartanisch eingerichtet. Cockpitwanne, zwei gar nicht mal so schlechte Sitze, Steuerknüppel und ein Paar grob detaillierte Instrumentenbretter. Wenigstens das Gurtzeug (blau) sollte man hier ergänzen, ansonsten verschluckt die komplett schwarze Bemalung die meisten fehlenden Details....lässt man nun noch die Cockpithaube geschlossen, ist man schon fast auf der sicheren Seite. Na gut, ein paar weiße und rote Farbtupfer wurden dann doch noch gütigerweise verteilt, da fällt es auch nicht mehr so stark auf, dass die planen Seitenkonsolen jede Struktur vermissen lassen. Auch ein gescratchter Schubhebel macht sich hier nicht schlecht. Soweit ich weiß sind Zurüstsets für diesen Bausatz leider Fehlanzeige. Wenn wir nun schon einmal dabei sind, dass Cockpit mit einem etwas aufgehellten Schwarz zu lackieren, muss auch gleich die schon mit Mr. Masking Sol maskierte Kanzel dran glauben. Später kommt hier über das Schwarz natürlich noch der Metallanstrich, so erhält man aber auch von innen und nicht nur von außen die richtige Farbgebung. Die Rumpfinnenseiten erhalten ebenfalls einen Anstrich mit der Cockpitfarbe, und weils so schön passt werden gleich die kompletten Innenseiten (bis auf den Bugfahrwerksschacht) in Schwarz lackiert. So blickt man später durch die Triebwerksauslässe nicht gleich durch den ganzen (leeren) Rumpf. Die Fahrwerksschächte und Klappen wurden schon jetzt in Humbrol 81 gespritzt, da das Bugfahrwerk bereits bei der Montage des Rumpfes eingebaut wird und so ein späterer Anstrich des Bugfahrwerkschachtes nicht möglich ist. Bevor das Fahrwerk metallfarben lackiert wurde, erhielten die Hauptfahrwerksbeine noch Bremsschläuche aus heißgezogenem Plastik. Diese müssen später natürlich noch in Schwarz abgesetzt werden. Die Rumpfpassung ist ziemlich gut und meistens reicht es, die Klebenähte zu verschleifen. Die Triebwerksauslässe jedoch wirken im Originalzustand etwas "hohl" und wurden mit zu den Enden hin abgedünnten Rundprofilen als Endrohre verfeinert. Das auf dem Rumpfrücken liegende Loch, eigentlich Montagepunkt für eine Blattantenne (Teil Nr. 44), wurde zugespachtelt, da diese Antenne auf dem (einzigen) mir verfügbaren Vorbildfoto nicht zu sehen ist. Gleichermaßen ließ ich auch Teil 46, eine weitere eigentlich am Bauch zu montierende Blattantenne, weg, da auch diese nicht auf dem Bild wiederzufinden war. Dafür wurde später die auf den Modellfotos erkennbare Peitschenantenne ergänzt. Die Tragflächen bestehen jeweils aus Ober- und Unterteil und sind sehr passgenau. Lediglich bei der Flügel-Rumpf-Passung fällt auf, dass das Profil der Flügel etwas dicker als das der Ansätze am Rumpf ist. Hier musste daher etwas mehr geschliffen werden. Jetzt musste nur noch das V-Leitwerk und die Cockpithaube angeklebt werden. Die Zusatztanks wurden noch nicht an die Flügel geklebt, da so das spätere Abkleben und Lackieren der orangen Kontrastflächen leichter fällt. Die LackierungNachdem die Fahrwerksschächte abgeklebt worden waren erhielt das ganze Modell erst einmal einen Überzug mit Humbrol 191. Sobald diese Metallfarbe getrocknet war folgte eine Schicht Erdal Glänzer um später beim Arbeiten mit Maskierfilm ein Herunterreißen der untenliegenden Farbschichten zu verhindern. Das Leuchtorange war dann auch schon die letzte Farbe - arbeitsintensiv und nervenaufreibend wie meistens bei diesen schlecht deckenden Farbtönen. Von Hand wurde dann noch der Bereich um die Triebwerksauslässe schwarz-metallic bemalt. Als diese letzten Farben gut durchgetrocknet waren sprühte ich eine weitere Schicht Glänzer auf, um die Modelloberfläche für die Decals vorzubereiten. Die DecalsDas einzige Originalbild einer österreichischen Fouga Magister, das mir vorlag, zeigte die 4D-YU, eine Maschine des Kunstflugschwarms "Silver Birds" aus Zeltweg von 1967/ 68. Dieses Flugzeug bildete ich mit den IPMS-Austria Decals nach. Die Abziehbilder sind auf einem extrem dünnen Trägerfilm gedruckt. Einerseits verschwindet dieser optisch nach dem Aufbringen auf das Modell sofort, andererseits wird dem Modellbauer aber auch kein Fehler verziehen, sollte er einmal ein Decal falsch positionieren. Ein Ablösen ohne Beschädigung ist fast unmöglich. Teilweise gelang es mir nur mit Mühe und Not, ein Fiasko zu verhindern und die Abziehbilder richtig zu platzieren. Als es dann aber geschafft war, konnte eine weitere Schicht Glänzer aufgesprüht werden, um die Decals vor dem Washing mit verdünnter schwarzer Ölfarbe zu schützen. Da es sich bei dem Flugzeug ja um eine Maschine eines Kunstflugteams handelte, wurde nur dezent gealtert. Eine letzte Schicht Glänzer sorgte für das Schlussfinish. SchlussmontageNun wurden die Zusatztanks an die Flügelspitzen geklebt und die Klarsichtteile für Positionslichter und Landescheinwerfer mit Weißleim befestigt. Die Klarsichtteile können wegen ihrer unglücklichen Platzierung am Spritzling unmöglich ohne Beschädigung abgetrennt werden, so dass hier die zerkratzten Stellen nachpoliert wurden. Das Fahrwerk und die Klappen lassen sich ohne Probleme montieren. Das letzte Teil, welches ich anklebte war die schwarze Peitschenantenne. Im Bausatz ist sie nicht vorgesehen, aber ein Stück heißgezogener Plastik ist schon die Lösung. Das warsDank dem relativ neuen FM-Kit in 1:48 ist die Fouga Magister in letzter Zeit etwas populärer geworden. Ansonsten sieht man von ihr aber nicht viel auf Ausstellungen oder in Bauberichten. Der Mangel an Zurüstsets und Decalvarianten, der nun wirklich nicht dem Vorbild angelastet werden kann, lässt vor allem die 72er Versionen vom Modellbauer oft unbeachtet bleiben. Referenzen
Danke an Deun Yu für die fototechnische Unterstützung und Tine Soetaert für die Historie. Tine arbeitet momentan an einem neuen Buch über die Fouga Magister, das u.a. walkaround Bilder und Pilotengeschichten enthalten wird. Da er mit seiner Arbeit allerdings erst vor kurzem begonnen hat, steht ein Veröffentlichungs-Termin noch nicht fest. Wenn es soweit ist, werdet ihr es hier natürlich zuerst erfahren! Bernd Korte Publiziert am 26. Oktober 2003 Die Bilder stammen von Deun Yu. © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |