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Northrop F-89A Scorpion

von Bernd Korte (1:72 Hobbycraft)

Northrop F-89A Scorpion

Lahmer Scorpion:

Die F-89 war der erste Jet, der vom Reißbrett weg als Allwetterabfangjäger konstruiert wurde. Als ein typisches Kind des Kalten Krieges sollte er feindliche Bomberverbände möglichst effektiv bekämpfen können. Von dieser Zielsetzung waren 1950 die ersten noch mit Kanonen ausgerüsteten Bauserien jedoch weit entfernt. Gute Abfangquoten konnten nur gegen die langsam aussterbenden Propeller-Bomber verbucht werden. Schon bei Übungen gegen die wie die Scorpion selbst nur Unterschall fliegenden B-47 zeigten sich große Schwächen und meistens hatten die F-89 Piloten nur eine Chance indem sie versuchten, die neuen Jet-Bomber beim ersten Aufeinandertreffen frontal anzugreifen.

Erst mit der Einführung ungelenkter und später gelenkter Raketenbewaffnung konnte das Potential der F-89 ab der Baureihe D etwas gesteigert werden. So war es z.B. auch die Scorpion, die als erster Abfangjäger mit nuklearen Luft-Luft Raketen ausgerüstet wurde.

Wie vielen der neuen Jets dieser Epoche war auch der Scorpion eine sehr kurze Laufbahn beschieden. Die Flugzeuge der ersten Bauserien wurden schon nach 3 Jahren aus den Beständen der Air Force herausgelöst und der Air National Guard übergeben, wo sie noch kurze Zeit im Einsatz standen. Eine "heiße" Feuertaufe musste zum Glück keine einzige F-89 bestehen.

Northrop F-89A Scorpion

Der Hobbycraft Bausatz:

Mit dem Bausatz Nr. HC1370 aus Hobbycrafts kompletter Scorpion-Familie lässt sich entweder eine F-89A oder eine F-89B bauen, die rein äußerlich so gut wie identisch waren. Ich entschied mich für eine der ersten Serienmaschinen überhaupt, Baunummer 49-2432, für die der etwas enttäuschend klein ausgefallene Decal-Bogen Markierungen bietet. Dieses Flugzeug gehörte zu den nur acht gefertigten F-89A und ist das zweite Serienflugzeug, das gebaut wurde.

Alle Teile sind sauber aus grauem Plastik hergestellt, die Cockpithaube liegt zweigeteilt und an sich in einer guten Qualität vor, hat jedoch einen entscheidenden Fehler, will man eine F-89A oder B bauen. Dazu später mehr. Die Oberflächendetaillierung präsentiert sich in einem Mix aus versenkten und erhabenen Gravuren, die versenkten sind jedoch klar in der Mehrzahl. Die Bauanleitung ist wie so oft bei Hobbycraft eher von der mutmaßenden Sorte und lässt den Modellbauer bei einigen Bauabschnitten etwas orientierungslos dreinblicken. Ausreichend Referenzmaterial ist also dringend angeraten, hier in Form des Detail & Scale Heftes Nr. 41. Besonders fallen die durchweg fehlenden Farbangaben auf. Lediglich der Außenanstrich wird etwas genauer beschrieben, wobei Hobbycraft jedoch manchmal selbst ein Fragezeichen hinter seine Farbangaben setzt.

Northrop F-89A Scorpion

Der Zusammenbau:

Alle Teile, die auch nur im entferntesten etwas mit dem Cockpit zu tun haben, wurden erst einmal pauschal mit H 140 bzw. Dark Gull Gray lackiert. Das Cockpit ist für diesen Maßstab und das Alter des Kits erstaunlich gut detailliert. Lediglich die Schleudersitze wurden mit Armlehnen und den Abzügen für das Katapultsystem (bei diesen Sitzen an den Armlehnen) verfeinert. Diese Abzüge wurden gelb und die Kopfstützen rot bemalt. Instrumentenbretter und Seitenkonsolen erscheinen in Schwarz, Details wurden mittels grauem Drybrushing hervorgehoben. Das fertige Cockpit wurde dann in eine der Rumpfhälften geklebt. Bevor die Rumpfhälften zusammengesetzt werden konnten, mussten noch kleine Änderungen vorgenommen werden um eine F-89A darzustellen. Die Bauanleitung nennt in diesem Zusammenhang nur das Planschleifen der erhöhten Montagestellen für die erst ab der "D"-Version angebrachten Kühlsystemlufteinläufe links und rechts über den hinteren Tragflächenenden. Weiterhin müssen aber auch noch die knapp darunter liegenden gitterartig angeordneten Lufteinlaufsrippen sowie die auf der rechten Seite befindliche kleine ovale Öffnung zugespachtelt und plangeschliffen werden. Der letzte Schritt vor dem Verkleben der Rumpfhälften war das Einkleben der Turbinenschaufelnachbildungen. Entgegen der Bauanleitung klebte ich noch nicht die Triebwerksauslässe und die dazugehörigen Strahlleitbleche an, da diese in einem anderen Metallton als der Rumpf lackiert wurden und ich mir durch den späteren Einbau das Abkleben ersparen wollte.

Northrop F-89A Scorpion

Dafür baute ich schon jetzt den Rumpfboden ein (Teil A11), der leider eine ziemlich schlechte Passung aufweist, so dass einige Klebenähte verspachtelt und verschliffen werden mussten. Bei dieser Gelegenheit klebte ich auch schon einmal die Flügelspitzentanks zusammen und verschliff hier ebenfalls die Nähte. Als nächstes wurden die dicht über dem Boden liegenden Lufteinläufe montiert, ein Charakteristikum, dass der F-89 zusätzlich zu "Scorpion" noch den Spitznamen "Hoover Model 89" (in etwa "Staubsauger Modell Nr. 89) oder "weltgrößter Staubsauger" einbrachte.

Nachdem die Tragflächen und das komplette Leitwerk angeklebt waren konnte man zum ersten Mal die spätere Größe des Abfangjägers erahnen. Schon jetzt bemerkte ich, dass der Schwerpunkt des Modells zu weit hinten lag um auf zusätzliches Gewicht in Form von Bleistreifen verzichten zu können, für das die geräumige Nasensektion genügend Platz bot. Hier wurden übrigens die Kanonenmündungen noch aus heißgezogenen Wattestäbchen ergänzt.

In diesem Rohbauzustand wurde es langsam Zeit, an die Lackierung zu denken.

Northrop F-89A Scorpion

Die Lackierung:

Bevor es überhaupt mit der Lackiererei losgehen konnte, maskierte ich erst einmal das Cockpit indem beide Teile der bereits abgeklebten Kanzel mit ein wenig Weißleim in geschlossener Position auf das Cockpit geklebt wurden. Zuvor musste noch die Mittelstrebe auf dem nach hinten aufschiebbaren Klarsichtteil entfernt werden, da die F-89A und B Varianten diese Verstärkung noch nicht aufwiesen. Ich schliff diese daher weg und polierte die Kanzel danach wieder klar; ein Überzug mit Erdal Glänzer sorgte für den letzten Schliff.

Betrachtet man Vorbildfotos erkennt man, dass einige Blechstöße eine dunklere Tönung als die übrige Flugzeugoberfläche haben. Diese Bereiche markierte ich in den Seitenrissen der Bauanleitung und lackierte sie mit einem abgedunkelten Aluminium. Nach dem diese Panels abgeklebt waren, lackierte ich die schwarze Nase und den schwarzen Blendschutz. Dieser hat in der Bauanleitung eine falsche Form und ist dort als eine Art Rechteck eingezeichnet. Zieht man Fotos zu Rate sieht man jedoch, dass sich der Blendschutz zur Windschutzscheibe hin verjüngt. Die Hauptlackierung erfolgte dann mit Humbrol Silber # 11. Diese Farbe trocknet an sich schon sehr schnell, und da es bei uns zu diesem Zeitpunkt weit über 30 Grad warm war, konnte ich alle Maskierungen - bis auf die der Klarsichtteile - schon nach 30 Minuten entfernen.

Nun klebte ich auch die beschwerte Nasensektion, die Triebwerksauslässe und die auch am Boden geschlossenen großen Hauptfahrwerksklappen an.

Eine Schicht Erdal Glänzer bereitete die Modelloberfläche auf die Abziehbilder vor.

Northrop F-89A Scorpion

Die Markierungen:

Der Decalbogen ist hobbycrafttypisch enttäuschend klein. Die dargestellte Maschine trägt zwar wirklich nicht viele Markierungen, aber der Bogen enthält nicht einen Wartungshinweis. Zudem sind die Decals auch noch unflexibel und lösen sich nur widerwillig vom Trägerpapier. Ein paar "no step" Stencils fanden sich noch in der Grabbelkiste und wurden für die Lüftungsschlitze bei den Lufteinläufen verwendet.

Nachdem die wenigen Abziehbilder platziert waren und teilweise eine Behandlung mit Mr Mark Softer über sich ergehen lassen mussten folgte ein weiterer Überzug Erdal Glänzer um danach das obligatorische Washing mit verdünnter schwarzer Ölfarbe aufzutragen. Als Schlussfinish diente einmal mehr Erdal Glänzer.

Kleinigkeiten:

Da jetzt alle Lackierarbeiten abgeschlossen waren, löste ich nun die Cockpithaube vom Modell und fügte Sitze und Steuerknüppel in das Cockpit ein. Ein photogeätzter Rückspiegel für die Frontkanzel fand sich in der Grabbelkiste.

Als das Fahrwerk montiert war, und ich meine Scorpion nach angemessener Trocknungszeit zum ersten Mal auf eigenen Beinen stehen ließ, musste ich leider feststellen, dass das Modell auffällig nach vorne geneigt war, als ob das Bugfahrwerk etwas weggesackt wäre. Sicherheitshalber vergewisserte ich mich anhand von Originalbildern noch einmal, dass die Flugzeugachse eigentlich parallel zum Erdboden hätte stehen müssen. Es blieb mir daher nichts anders übrig, als die Hauptfahrwerksstreben etwas zu kürzen. Warum die Schräglage entstand, ist mir nicht ganz klar. Die Flügel sollten meiner Ansicht nach im richtigen Winkel zum Rumpf angebaut worden sein, und auch das Bugfahrwerk wurde ohne Probleme installiert.

Nach diesem ungewollten Intermezzo musste nur noch die Cockpithaube in geöffneter Position mit Weißleim angebracht werden.

Northrop F-89A Scorpion

Rückblick:

Der Bau der F-89A ging recht flott von der Hand, auch wenn ein paar "A"- typische Merkmale wie oben beschrieben korrigiert werden mussten. Meiner Meinung nach kann dieser Bausatz auch ganz gut ohne großartige Zurüstsets gebaut werden; ein paar schnell realisierte Verbesserungen im Cockpit oder an der Kanonenbewaffnung heben aber das Level. Und vor allem ist dies seit langem mal wieder ein Flieger, so wie "Gott ihn schuf" - nämlich im Naturmetall-Finish ;-).

Northrop F-89A Scorpion

Referenzen:

  • B. Kinzey, F-89 Scorpion in detail & scale; squadron/ signal publications; ISBN 1-888974-24-9
  • Flug Revue 07/2001

Danke an Deun Yu für die fototechnische Unterstützung!

Bernd Korte

Publiziert am 19. September 2003

Die Bilder stammen von Deun Yu.

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