Panavia Tornado IDSMarinefliegergeschwader 2, Eggebek/D, April 2004von Thomas Plösser (1:48 Italeri)Zum Original:Den Tornado kennt in Deutschland praktisch jedes Kind. Er ist das erfolgreiche Ergebnis der ersten großen multinationalen Kampfflugzeugentwicklung in Europa und sollte bei den beteiligten Nationen (D, I, GB) insbesondere den Starfighter ersetzen. Es gibt Varianten als Abfangjäger oder zur Bekämpfung von gegnerischen Radarstellungen, doch die meisten Maschinen gehören zur Jagdbombervariante, genannt „IDS" (interdiction and strike). Dies entspricht auch der ursprünglichen Konzeption des Flugzeugs aus dem Kalten Krieg: Extrem tief und schnell nach Osten fliegen und dort „ausladen". Besondere Merkmale des Tornados sind die Schwenkflügelkonfiguration, die über die ganzen Tragflächen durchgehenden Landeklappen (die Querruderfunktion wird von den Höhenrudern und zusätzlichen Spoilern auf den Flächen übernommen) und die Schubumkehr der Triebwerke, die beim Aufsetzen des Hauptfahrwerks automatisch ausgelöst wird. Diese ist auch für die Verschmutzung des (durch den kurzen Rumpf bedingten) verhältnismäßig großen Seitenleitwerks verantwortlich. Der Rumpf ist übrigens so kurz, damit er beim extrem tiefen Überschallflug außerhalb des vom Boden reflektierten Machschen Kegels bleibt.
Mein Modell stellt einen Tornado des mittlerweile aufgelösten Marinefliegergeschwaders 2 der Bundeswehr in Eggebek dar. Für dieses Vorbild entschied ich mich, weil man als Modell doch meistens die Lackierungen in Luftwaffenfarben, die bekannten Tiger-Tornados oder sonstige Buntspechte sieht. Ich finde aber gerade den wenig bekannten Marinetarnanstrich in Norm 87 attraktiv. Leider hält sich das verfügbare Bildmaterial in Grenzen. Bei der Suche im Internet stieß ich in den einschlägigen Foren auf einige sehr gute Fotos der 45+68, z.T. sogar im Flug. Da musste also ein Insider dahinter stecken... Fotograf war Thorsten Ritter, ein ehemaliger WSO des MFG 2. Schnell war er ausfindig gemacht und sofort bereit, mir eine CD mit den nötigen Bildern in voller Auflösung zukommen zu lassen. Vielen Dank! Ohne dieses einzigartige Bildmaterial wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen!
Für den Modellbauer interessant ist, dass unter den Maschinen manchmal noch Tanks nach dem alten Norm 76-Anstrich (grau-weiß) montiert waren. Die inneren Pylone wurden bei der Normumstellung offenbar komplett vergessen und sind alle grau-weiß.
Der Bausatz:Verstehe einer die Bausatzhersteller. Bei vielen Typen hat man die Qual der Wahl zwischen guten und sehr guten Bausätzen von unterschiedlichen Herstellern. Doch von diesem wichtigen, bekannten und weit verbreiteten Vorbild gibt es nur diesen einen lausigen Bausatz, zwar in vielen unterschiedlichen Schachteln, in denen sich aber leider immer die gleichen grottigen Spritzlinge befinden.... also, an dieser Stelle ein freundlicher Gruß nach Bünde, bittebittebitte und noch mal bitte mit Sahne oben drauf, betrachtet es als eure vaterländische Pflicht, hier für eine vernünftige Abhilfe zu sorgen! Es muss nicht noch eine F-16, Spitfire oder 109 sein... Das Stichwort „Alpha Jet" ist in diesem Zusammenhang übrigens auch angebracht. Vielleicht sponsort ja der österreichische Energy-Limohersteller und Alpha-Jet-Besitzer die Form? Also, kurzum: Auf den ersten Blick wirken die Teile ganz ok, immerhin versenkte Gravuren, und der komplizierte Aufbau des Rumpfes aus mehreren Teilen ist durch die Form des Originals bedingt und kaum vermeidbar, obwohl, wenn man sich anschaut, was mit moderner Spritzgusstechnik und mehrteiligen Formen möglich ist... Seis drum. Wenn man die ersten Teile verklebt, rauft man sich die Haare. Deshalb habe ich jetzt fast keine mehr ;-) Der Bau:Los geht es wie immer mit dem Cockpit. Die Schleudersitze im Bausatz sehen aus wie Omas Fernsehsessel und wurden durch Resinsitze von Neomega ersetzt. Ansonsten ist das Cockpit einfach, aber unterm Strich und im Vergleich zum Rest des Bausatzes ganz okay. Diesmal hatte ich vor, mein Modell zu beleuchten. Für das Beacon war eine Blitzelektronik notwendig, diese kam von TAMS-Elektronik, heißt LC-15, erzeugt schöne Doppelblitze unterschiedlicher Frequenz und Dauer und kostet fertig aufgebaut 13,95 €. Außerdem wurde eine Handvoll Mini-LEDs in Rot und Grün benötigt. Da die Blitzelektronik 12V benötigt, waren Vorwiderstände nötig. Details gehen aus dem Schaltplan hervor: Achso, ja, ich weiß, das große Vorbild blitzt nur einfach, nicht doppelt, deshalb bitte nicht mailen... sieht so aber toller aus, wenn ich mir schon die Mühe mache :-) Wichtig ist, alle blanken Stellen an den Leitern mit Schrumpfschlauch zu isolieren, um Kurzschlüsse im nachher nicht mehr zugänglichen Rumpf zu vermeiden. Leider nicht durchsichtig – die Positionslichter sind (außer an den Triebwerkseinlässen) angegossen. Erschwert wird das Beleuchtungs-Vorhaben durch die Tatsache, dass der Bausatz inkonsequenterweise nur die Positionslichter am Lufteinlass als Klarsichtteile darstellt, die Lichter an den Tragflächenenden und die Beacons sind in grauem Spritzguss. Also: Spritzgussteile ab- bzw. ausschneiden, Platz für LEDs + Verkabelung schaffen, LEDs einkleben, aus Gussästen von Klarsichtteilen (die dicken dazu immer aufheben!) neue Lampengläser schnitzen, schleifen, polieren (mit den 3-stufigen Fingernagelfeilen der Freundin oder „mastercasters") und mit Bodenglänzer versiegeln. Wenn das Modell fertig ist, noch mit spezieller Farbe für Klarsichtteile (z. B. Tamiya X25 und 27) das Lampenglas grün und rot einfärben.
Die Blitzelektronik fand elegant in dem breiten Rumpf Platz. Die Stromversorgung erfolgt durch das Fahrwerk, die Bremsleitungen sind Kupferdrähte, kommen aus der Grundplatte, führen von unten in den Reifen, treten aus der Felge innen aus und führen am Fahrwerksbein entlang hoch bis in den Rumpf. Lackiert habe ich mit Enamelfarben von Xtracolor, der Hausmarke des großen britischen Versandhandels Hannants. Diese sind in Deutschland meistens nur über den Versand zu haben, bieten aber einige Vorteile. Es sind wirklich alle Originalfarbtöne erhältlich, die das Modellbauerherz begehrt. Man plagt sich nicht mit Mischorgien oder „ähnlichen" Farben rum, sondern bestellt einfach nach RAL-, FS-, RLM- oder welchem Nummernsystem auch immer. Auch für diesen aus Sicht des britischen Herstellers wohl eher exotischen deutschen Marineanstrich waren die Originalfarbtöne RAL 5008, 7009 und 7012 auf Anhieb vorrätig und kurzfristig lieferbar. Auch die Farbtreue hält dem Vergleich mit den Originalfotos absolut stand. Die Farben trocknen glänzend auf, so dass die Decals ohne weitere Glanzlackschicht aufgebracht werden können. Die Trockenzeit von Glanzfarben ist immer etwas länger, dafür sind die Farben auch leicht verdünnt (mit Terpentinersatz) hoch deckend und lassen sich ganz hervorragend verarbeiten. Wenn matte oder seidenmatte Oberflächen gewünscht werden, wird dies später über den ohnehin notwendigen Klarlack erreicht. Zur Abgrenzung der Farben des Tarnanstrichs gegeneinander wurden an den geraden Flächen des Modells schwebende Masken aus Pappe verwendet. Ich schneide sie aus kostenlosen Werbepostkarten zu und bringe sie mit kleinen UHU-Patafix-Würstchen zum „schweben" - etwa 2mm Abstand zur Oberfläche sollten es sein, um einen realistischen Farbverlauf zu erreichen. An den „komplizierten" Stellen des Modells, also beispielsweise die Farbverläufe über das Leitwerk, maskiere ich nur mit Patafix, allerdings mit dickeren Würsten, über die dann schräg lackiert wird. Voraussetzung ist verständlicherweise ein sauber eingestelltes, schmales Spritzbild der Airbrush. Manche Blechstöße wurden mit abgedunkelter Grundfarbe freihändig nachgezogen. Zum Abdunkeln wurden übrigens Xtracolor- und Revell-Enamelfarben gemischt, das geht problemlos! Man sollte aber glänzende Revell-Farben verwenden, sonst ist ja der Vorteil der Xtracolor-Farben weg...
Die Decals wurden durch die entsprechenden von HaHen ersetzt. Ein gut recherchierter Bogen, sehr vollständig, alles gut gemeint, aber leider nicht die erhoffte Qualität. Das Zuschneiden des Trägerpapiers wegen des durchgehenden Films ist dabei das kleinste Problem. Unter die farbigen Decals müssen weiße Decals gesetzt werden, um Durchscheinen des Tarnanstrichs zu verhindern. Auch damit könnte man noch leben... …doch manche Decals sind mit so starkem Versatz der roten Farbe gedruckt, dass sie nicht zu gebrauchen sind.
Lediglich die schwarz-weißen Decals auf dem blauen Trägerpapier konnten qualitativ überzeugen. Hier darf herstellerseits also noch nachgelegt werden. Dem Bausatz liegen Teile für Kormoran I-Lenkwaffen bei, notwendig für einen aktuellen Tornado sind aber Kormoran II. Von außen sichtbar ist dies an vier statt zwei Feststoffboostern und einer vollständig zylindrischen Form des Hecks. Diese wurde angespachtelt und Löcher für die beiden weiteren Booster gebohrt. Ansonsten sind sich beide Waffen zum Glück sehr ähnlich und ich habe es dabei belassen. Größer war hingegen der Aufwand, um aus dem beiliegenden „Rohr" einen Cerberus III-ECM-Pod zu machen... Eine Alternative wäre, ihn wegzulassen, denn er ist nicht an allen Maschinen ständig montiert. Doch ich wollte schon eine typische Einsatzkonfiguration zeigen. Nachdem die Decals mit wasserlöslichem Klarlack (Revell Aqua-Color) versiegelt waren, erfolgte ein Washing mit Ölfarben-Benzin-Brühe und ein dezentes Drybrushing mit hellen Farbpigmenten. Abschließend wurde mit Marabu-Seidenmattlack der Glanz etwas gedämpft. Nach der Montage des Modells auf der Grundplatte wurden Pitotrohr, Cockpithaube + typische Stütze (aus Kanülen) und sonstiges Kleinmaterial montiert. Das „neue" Geschwaderwappen des MFG 2 ist eine Kombination des Wappens des schon Anfang der 90er Jahre aufgelösten MFG 1 (Seeadler) und des ursprünglichen MFG 2-Wappens (gelbes Fadenkreuz auf blauem Grund). Marine-Tornados in diesem Tarnschema tragen fast alle das neue Wappen. Weitere Bilder
Thomas Plösser Publiziert am 11. November 2009 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |