Saab TF-35 DrakenRoyal Danish Air Force, AT-155, Eskadrille 729, Karup 1988von Rainer Wagner (1:32 Eigenbau)
Was waren das noch Zeiten, als die Lüfte von all den vielen, unterschiedlichen „Cold War Jets“ zu Trainingszwecken genutzt wurden. Die Vielfältigkeit der in den NATO-Staaten eingesetzten Mustern sorgte für viel Begeisterung unter den Flugzeugfans. Hin und wieder statteten die dänischen Draken der RAF-Station Wildenrath in NRW einen Besuch ab. Riesigen Motten gleichend zogen bis zu sechs Draken im Verband ihre Bahnen am Himmel. Dies war immer ein beeindruckendes Ereignis und weckte schon damals den Wunsch in mir, irgendwann einmal einen „Twinseat-Draken“ im Maßstab 1:32 zu bauen.
Aber was soll man machen, wenn sich keine Modellbau-Firma berufen fühlt, diesen einzigartigen Fighter im Großmaßstab ins Programm zu nehmen??? Ganz einfach… man baut scratch ! ! ! … … und kauft sich als Basis einen kleinen Bruder im Maßstab 1:48 und reproduziert diesen 1,5fach vergrößert im Eigenbau. Für das Vorhaben verwendete ich Plastik-Cards in verschiedenen Stärken und das Material älterer Modell-Kits, wie z.B die uralte Revell-Phantom und einen nie verwirklichten Vacu-Bausatz der A-7 Corsair II sowie Alublech, Draht und Spachtelmasse - viel Spachtelmasse...
Es waren viele Recherchen im Internet und unzähliges Durchblättern und Studieren einiger Publikationen über den Draken erforderlich.
Um bei einem solchen Vorhaben zu einem guten Endergebnis zu gelangen, ist es erforderlich, alle zu fertigenden Teile und Sektionen mit größter Sorgfalt herzustellen und dabei jedes einzelne Teil für sich als Modell zu betrachten. Dazu gehört viel Geduld und Disziplin. Am Ende entsteht ein seltenes Werk, welches ein Unikat darstellt und ein echter Blickfang sein dürfte.
Mein dänischer Draken sollte ein Recke im olivfarbenen Hochglanzoutfit werden. Dieses Finish war dem rauen, nordischen Klima geschuldet und ergab einen wetterbeständigeren Schutz, als der anfangs gewählte mattolive Anstrich, der schon nach kurzer Einsatzzeit sehr stark verwitterte. Mir persönlich gefällt der Kontrast dieser Lackierung gegenüber den damals üblichen matten Tarnanstrichen in den übrigen NATO-Staaten sehr gut.
Meine Modelle stelle ich meist aktiv am Boden dar, d.h. mit Crew und rollend und nicht im statischen Wartungszustand mit unzählig vielen geöffneten Wartungsklappen. Dies erfordert zwar nicht soviel Detaillierung am Modell, aber für mich gibt es keinen aufregenderen Anblick eines Jets aus nächster Nähe, wenn er einsatzbereit, laut und stinkend an einem vorbei zur Startposition rollt und dabei hin und her schaukelt und sich bei Bremsmanövern nach vorn neigt und danach wieder in die Normallage einpendelt.
Am Modell wollte ich nicht zu viele Einzelheiten zeigen, um die elegante Formgebung des Draken möglichst wenig zu stören und entschied mich lediglich dazu, die Elevons abgesenkt darzustellen, das Cockpit geöffnet und mit einer darin sitzenden Crew zu zeigen, die Bremsklappen im Heckbereich in geöffneter Position und die Notstrom-Turbine ausgeklappt zu zeigen. Die Pilotenfiguren stammen aus dem Zubehörmarkt. Die Verwendung unterschiedlicher Pilotenhelme war damals nicht unüblich, was auch auf Vorbildfotos zu sehen war.
Es hat großen Spaß gemacht, solch ein Projekt über einen langen Zeitraum mit allen Herausforderungen, Höhen und Tiefen im Modelling umzusetzen. Das Ergebnis zeigt mir, dass es das alles wert war. Es hat mich als Modellbauer weiter gebracht und ist Ansporn für weitere spannende Eigenbauten und Umbauten. Zudem muss man sich als Modellbauer wohl stets eingestehen, dass es das perfekte Modell kaum gibt. Der Spaß am Modellbau sollte immer an erster Stelle stehen, mit dem Versuch, dem Original so nahe wie möglich zu kommen. Rainer Wagner Publiziert am 06. Juli 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |