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McDonnell XF-85 Goblin

Experimenteller "Parasite Fighter"

von Michael Bartnick (1:144 Hobbycraft)

McDonnell XF-85 Goblin

Bitte Brillen aufsetzen, Lupen und andere Sehhilfen bereithalten... hier kommt ein Experimental-Flugzeug vom Typ McDonnell XF-85 Goblin von Hobbycraft im Maßstab 1:144. Dieser Bausatz ist meines Wissens nicht regulär erhältlich, sondern befindet sich (zusammen mit einer RF-84K) als Bonus-Kit im 144er Hobbycraft-Bausatz der Convair GRB-36 FICON.

Wie sich herausstellte, war bzw. ist dies der kleinste 1:144er-Kit aus meinem Bestand, da selbst die winzige Me 163 in Länge und Spannweite ein gutes Stück größer ist. Das Modell der XF-85 Goblin (dt. Kobold) hat eine Länge von ca. 3,1 cm sowie eine Spannweite von ca. 4,5 cm... das ist doch mal platzsparend!? Also bitte nicht niesen...

Liegt gut in der Hand...
Liegt gut in der Hand...

McDonnell XF-85 Goblin

McDonnell XF-85 Goblin

Der kleine Kobold wurde gegenüber der Bausatzversion ein wenig "aufgemotzt"... So wurden zunächst die Querruder der Tragflächen ausgesägt und leicht "angestellt", außerdem die Cockpithaube zertrennt und - an den sichtbaren Kanten deutlich dünner geschliffen - in geöffneter Stellung montiert. Letzteres dient hauptsächlich dazu, einen Blick in das ebenfalls scratch mit Seitenkonsolen, Instrumentenbrett und Steuerknüppel aufgerüstete Cockpit zu ermöglichen - der Bausatz bietet an dieser Stelle lediglich einen Sitz... immerhin!

McDonnell XF-85 Goblin

Blick in das bisschen Cockpit...
Blick in das bisschen Cockpit...

Darüber hinaus habe ich den kompletten, sich nach vorn in Stufen verjüngenden Schacht des Fanghakens im Rumpfbug scratch gebaut und den ebenfalls modifizierten Haken in ausgefahrener Stellung dargestellt. Der Lufteinlass und das Schubrohr entstanden aus dünnen Trinkhalmen, den Einlaufkonus spendete eine 1:48er R-27 Rakete in Form ihres Suchkopfes.

Am Transportwagen wurden die vorderen Haltestützen (Vollplastik) entfernt und durch eine vergitterte Ausführung aus gezogenem Gießast ersetzt, außerdem ein paar kleine Details am Rahmen und der Deichsel sowie die Aufnahme für den Flugzeugrumpf ergänzt...

McDonnell XF-85 Goblin

Heckansicht - die drei unteren Leitflächen wurden durch dünneres Material ersetzt, wobei die mittlere im Bausatz gar nicht vorhanden ist...
Heckansicht - die drei unteren Leitflächen wurden durch dünneres Material ersetzt, wobei die mittlere im Bausatz gar nicht vorhanden ist...

Zum Original

Die McDonnell XF-85 Goblin basierte auf einer Forderung der USAAF nach einem einsitzigen Begleitjäger, welcher im Inneren eines großen interkontinentalen Bombers -hier speziell der Convair B-36- mitgeführt werden konnte.

Der Auftrag vom März 1947 beinhaltete zunächst lediglich die Entwicklung und Konstruktion von zwei Prototypen. Grundlegende Merkmale der Goblin waren klappbare Tragflächen, ein tonnenförmiger Rumpf, ein einziehbarer Fanghaken (für das Trapez am Trägerflugzeug) sowie später Notkufen für Bodenlandungen. Für den Antrieb sorgte ein Westinghouse-Strahltriebwerk J34-WE-7 mit ca. 1.360 kg Schub.

Die XF-85 war nur einer von zahlreichen Versuchen der Amerikaner, einen von Fernbombern mitgeführten sog. „Parasitenjäger“ zum eigenen Schutz im gegnerischen Luftraum abzusetzen. Ihre eigenwilligen Proportionen ergaben sich aus den vorgegebenen Sachzwängen.

Der erste "Flug" des Kobolds fand am 23. August 1948 statt, wobei diese ersten Tests lediglich das Ein- und Ausfahren aus seinem „Mutterschiff“ (einer als EB-29B bezeichneten umgebauten Superfortress) sowie das Ausklappen der Tragflächen beinhalteten. Auch weitere Testflüge wurden lediglich mit EB-29 vorgenommen, nie mit einer B-36; die XF-85 Goblin ging nicht in Serie.

Der tatsächliche Erstflug folgte am 28. August, als sich die XF-85 vom Trapez löste und frei flog. Bei der Rückkehr geriet das winzige Flugzeug durch die starke Luftströmung in der Nähe der Trägermaschine in Turbulenzen, was zu erheblichen Kontrollproblemen führte und nach mehreren erfolglosen Andockversuchen und dem Zerschlagen der Cockpitverglasung durch das Trapez schließlich mit einer Not-/Bauchlandung auf der Muroc AB (heute Edwards) endete.

Nachdem man weiterhin erkannte, daß der fliegende Wadenbeißer niemals die Geschwindigkeit und Manövrierbarkeit der von ihm abzufangenden Kampfflugzeuge aufbringen würde, wurde auf die weitere Entwicklung verzichtet. Das eigentliche Konzept wurde aber später auf das Gespann B-36/F-84 übertragen. Das Goblin-Projekt XF-85 wurde am 24. Oktober 1949 offiziell beendet.

McDonnell XF-85 Goblin

Meine Theorie (Kurzfassung)

Diese Maschinen sollten bei Einsatzflügen der Convair B-36 im Schacht des Bombers als Jagdschutz mitgeführt und im Falle eines Angriffs gegnerischer Jagdflugzeuge ausgeklinkt werden, damit die feindlichen Piloten vor Lachen nicht mehr konnten und schenkelklopfend abschmierten.

McDonnell XF-85 Goblin

McDonnell XF-85 Goblin

Hier die wenig spektakuläre Unterseite - eine Bearbeitung der Sinkstelle/n am Transport-Dolly habe ich mir erspart (na gut, eher vergessen!)...
Hier die wenig spektakuläre Unterseite - eine Bearbeitung der Sinkstelle/n am Transport-Dolly habe ich mir erspart (na gut, eher vergessen!)...

McDonnell XF-85 Goblin

Zum Abschluss nochmal ein Größenvergleich:

McDonnell XF-85 Goblin

The Making of - ein Baubericht in Bildern

McDonnell XF-85 GoblinMcDonnell XF-85 Goblineine erste StellprobeMcDonnell XF-85 GoblinScratchbau CockpitDer Sitz bekam eine Rückwand inkl. Kopfstützenrahmen, Sitz- und Rückenpolster (faltig), Gurtzeug, Seitenteile und FußrastenMcDonnell XF-85 Goblin

McDonnell XF-85 Goblin

 

McDonnell XF-85 Goblin

Zum Einsetzen des Schubrohres wurde das Heck des Kobolds aufgebohrt - am Bausatz findet sich dort lediglich eine flache geschlossene Fläche. Die Öffnung wurde noch weiter/gleichmäßiger aus- bzw. dünnwandiger gefeilt. Das Wattedingens bzw. dessen Röhrchen mußte für eine schöne dünne Wandung ebenfalls noch weiter ausgefeilt werden (darüber unbehandelt als Vergleich)...

McDonnell XF-85 Goblin

Für den Intake gab es noch das Vorderteil einer R-27 Rakete (1:48) als Turbinenkonus - die vorderen Stabilisierungsflossen habe ich gleich drangelassen, diese sollen dann in der Frontalansicht die Intake-Vanes imitieren. Der Raketenkopf auf der "Rückwand" des Einlaufes - so wurde diese Baugruppe von hinten an den Trinkhalm geklebt und dann eingesetzt...

McDonnell XF-85 Goblin

Der „Trinkhalm-Intake“ wurde schließlich durch die Rumpfhälften in die vorbildgerecht ovale Form gezwungen.

WICHTIG: Der Einlaufkonus sitzt wie beim Original nicht mittig in der Öffnung, sondern nach unten versetzt...! Die Öffnung ist knapp 3 mm hoch.

Frontalansicht Intake mit nach unten versetzten KonusInterieur lackiert / bemaltKlappen ausgeschnittenLeitflächen im unteren Heckbereich durch dünneres Sheet ersetztMittlere Leitfläche am Heck (nicht im Bausatz) ergänzt, und etwas Spachtel in die (Rest-)löcher der Paßzapfen am Heck sowie an die üblichen KlebenähteRohbau lackierfertig, Transportwagen aufgemotztFertig lackiert und bereit zur Endmontage

Frontalansicht Intake mit nach unten versetzten Konus

Frontalansicht Intake mit nach unten versetzten Konus 

Fertig montiert inkl. Decals
Fertig montiert inkl. Decals

Fertig? Fast. Jetzt fehlt nur noch das Staurohr an der Steuerbordtragfläche! Danke für euer Interesse!

Michael Bartnick

Publiziert am 13. Juni 2023

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