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Lockheed U-2A

von Harald Besold (1:72 HobbyBoss)

Lockheed U-2A

Zum Vorbild

VDie Lockheed U-2A, auch bekannt unter dem Namen "Dragon Lady", ist ein einstrahliger Höhenaufklärer, der von der US Air Force und der Central Intelligence Agency vor allem während des Kalten Krieges im Einsatz war. Die Entwicklung der U-2 begann in den frühen 1950er-Jahren, als die USAF und die CIA nach einem Aufklärungsflugzeug suchten, das in der Lage war, feindliches Gebiet in großer Höhe zu durchfliegen und gleichzeitig möglichst unentdeckt zu bleiben.

Im Jahr 1955 wurde der erste Prototyp von der Lockheed Corporation unter der Leitung von Kelly Johnson gebaut. Das Flugzeug hatte eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 400 Knoten und war in der Lage, in Höhen von über 70.000 Fuß (21.336 m) zu fliegen. Dies ermöglichte es ihr, Radarsysteme zu umgehen und für gegnerische Raketen unerreichbar zu sein. Die U-2A wurde für Aufklärungsmissionen im Kalten Krieg sowohl von der USAF als auch von der CIA genutzt und durchflog die Lufträume gegnerischer Länder, um Informationen zu sammeln.

Lockheed U-2A

Die hier gezeigte U-2A war die erste Serienversion des Flugzeuges und wurde von 1956 bis 1957 produziert. Sie war mit einem Allison J57-P-37 Triebwerk ausgestattet und hatte eine Reichweite von ca. 3.000 Meilen (4.800 km). Insgesamt wurden 31 Stück dieser Version produziert.

Eines der bekanntesten Ereignisse in Verbindung mit der U-2 war der Abschuss eines Flugzeugs durch die Sowjetunion im Mai 1960. Der Pilot, Francis Gary Powers überlebte den Abschuss, wurde gefangen genommen und später im Austausch gegen einen sowjetischen Agenten freigelassen. Dieser Vorfall führte zu erheblichen Spannungen in den Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion.

Lockheed U-2A

Eine U-2 ist im Allgemeinen schwer zu landen, da die großen Tragflächen einen sehr hohen Auftrieb erzeugen. Der Pilot muss die Strömung knapp über dem Boden förmlich abreißen lassen, um das Flugzeug landen zu können. Um diesen komplizierten Landevorgang ohne Beschädigungen am Flugzeug durchführen zu können, wird der Pilot im Flugzeug durch einen zweiten Piloten in einem Fahrzeug unterstützt. Dieses sogenannte „Chase Car“ folgt dem Flugzeug im Abstand von wenigen Metern auf der Rollbahn und versorgt den landenden Piloten mit zusätzlichen Informationen, um das Flugzeug sicher zu landen.

Erschwerend kommt hinzu, dass das Flugzeug über ein Tandemfahrwerk verfügt und nur auf zwei anstatt wie sonst üblich auf drei Rädern gelandet werden muss. Bei der Landung rollt das Flugzeug aus und kippt dann auf eine Seite, so dass entweder die rechte oder die linke Tragflächenspitze den Boden berührt. Die am Modell seitlich dargestellten „Stützräder“ dienen nur zum Starten, diese werden nach dem Abheben, um Gewicht einzusparen, am Boden zurückgelassen und stehen damit für die Landung nicht mehr zur Verfügung.

Lockheed U-2A

Da es sich bei der U-2 um einen hochfliegenden Spionagejet handelt, kommt noch eine weitere Besonderheit hinzu – der „Coffin-Corner“! Jede U-2 muss eine bestimmte Mindestgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Flughöhe halten, um keinen Strömungsabriss zu verursachen. Je höher das Flugzeug fliegt, desto höher muss die Geschwindigkeit sein, da die Luft zunehmend dünner wird. Auf der anderen Seite handelt es sich bei der U-2 um ein Flugzeug, dass konstruktionsbedingt nur im Unterschallbereich geflogen werden kann. Die U-2 darf also keinesfalls die Schallmauer durchbrechen, da ansonsten das Flugzeug auseinanderbrechen könnte. Die Geschwindigkeit zum Durchbrechen der Schallmauer ist keine Konstante, sondern hängt im Wesentlichen von der Temperatur ab. Je kälter die Luft, desto niedriger die Geschwindigkeit, um die Schallmauer zu durchbrechen.

Auf den Einsatzhöhen der U-2 von über 70.000 Fuß herrschen sehr kalte Temperaturen, die ein Durchbrechen der Schallmauer schon bei relativ niedrigen Geschwindigkeiten ermöglichen. Im Ergebnis bedeutet dies für den Piloten: ist die Geschwindigkeit nur etwas zu gering - reißt die Strömung ab, ist die Geschwindigkeit etwas zu hoch – duchbricht man die Schallmauer, fliegt das Flugzeug ein paar Meter zu hoch - reißt die Strömung ab. Sinkt die Temperatur – duchbricht man die Schallmauer. Den Piloten der U-2 steht daher nur ein sehr kleiner Bereich zur Verfügung, in dem sie in diesen extremen Höhen sicher fliegen können – der „Coffin-Corner“.

Alle diese Besonderheiten und die hohen Anforderungen an die Piloten machen den Flug mit der "Dragon Lady" im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Ritt auf einem schwer zu zähmenden Drachen.

Lockheed U-2A

Der Bausatz...

...für vorliegendes Modell stammt vom chinesischen Hersteller HobbyBoss und wurde 2021 erstmals auf den Markt gebracht. HobbyBoss schloss damit eine (aus meiner Sicht) wichtige Lücke, da die Dragon Lady im Maßstab 1:72 vor Erscheinen dieses Bausatzes eine echte Rarität war. HobbyBoss stellt damit einen momentan konkurrenzlosen Bausatz einer frühen Variante der U-2 zur Verfügung.

Lockheed U-2A

Da es sich um das erste Modell der U-2 dieses Herstellers auf Modellversium handelt, möchte ich meine subjektiven Eindrücke für den interessierten Leser an dieser Stelle kurz zusammenfassen:

Die Spritzgussteile sind auf Höhe der Zeit und geben (soweit ich das beurteilen kann) die äußere Form der Dragon Lady sehr gut wieder. Die Teile verfügen über sehr feine Gravuren und über eine sehr gute Passgenauigkeit. Auch die Klarsichtteile sind in hervorragender Qualität ausgeführt. Diese sind absolut klar und passgenau. Die äußere Erscheinung des Flugzeuges ist dem Hersteller sehr gut gelungen.

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Die Ausführung des Cockpits ist meiner Meinung nach etwas grob ausgefallen und hätte an der einen oder anderen Stelle mehr Liebe zum Detail vertragen. So liegt zum Beispiel lediglich für das Hauptinstrumentenbrett ein Decal bei, das geringfügig zu groß ausgeführt ist. Weder liegen für die beiden Seitenkonsolen Decals bei, noch sind entsprechende Strukturen auf den Spritzgussteilen vorhanden. Will man ein detaillierteres Cockpit bauen oder die Maschine mit offenem Canopy darstellen, sollte der geneigte Leser an dieser Stelle überlegen, ob er entsprechende Fotoätzteile auf dem Zubehörmarkt zukaufen will.

Lockheed U-2A

Im Allgemeinen sind die Decals aber in guter Qualität gedruckt. Die „No-Step-Linien“ auf den beiden Tragflächen sowie die Buchstaben USAF auf der rechten und der Stern auf der linken Tragfläche sind jeweils in einem sehr großen Decal ausgeführt, welches wesentliche Teile der Tragfläche bedeckt. Die einzelnen Komponenten wurden von mir mit der Schere in Einzelteile zerschnitten und entsprechend einzeln auf die Tragflächen aufgebracht.

Lockheed U-2A

Der Bau des Modells

Denkt man an die Dragon Lady, so stellt man sich ein großes, schlankes und vor allem komplett schwarzes Flugzeug vor. Auf den ersten Blick mag daher die von mir ausgeführte Lackierung dieser frühen U-2-Variante etwas befremdlich wirken. Auch ich hatte anfangs gewisse Vorbehalte gegen eine Lackierung in Naturmetall. Als ich mir den Bausatz kaufte, tat ich dies mit dem festen Vorsatz, eine typisch schwarze U-2 zu bauen. Je mehr ich mich aber mit dem Flugzeug beschäftigte und mir Fotos im Internet ansah, desto reizvoller wurde für mich die hier gezeigte Lackierung im Metall-Look.

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Wie üblich, begann der Bau mit dem Cockpit, dem Triebwerk und den Fahrwerksschächten, die vor dem Schließen der Rumpfhälften eingeklebt werden mussten. Nach dem Verkleben der Rumpfhälften, des Höhenleitwerks und der Tragflächen wurde das gesamte Modell an den Klebestellen verspachtelt und geschliffen. Aufgrund der sehr guten Passgenauigkeit hielt sich der Aufwand an dieser Stelle aber sehr in Grenzen. 

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Lockheed U-2A

 

Nach der Reinigung des Modells erfolgte die Grundierung in Schwarzhochglänzend und zwei Lagen Airframe Aluminium (ALC-119). Danach wurden einzelne Paneele abgeklebt und in verschiedenen Silber-/Aluminiumtönen gespritzt. Am Ende kamen die orangefarbenen Bereiche sowie der schwarze Blendschutz vor dem Cockpit an die Reihe. Das Weathering erfolgte mit farblich passenden Ölfarben und an den Blechstößen mit dunklen Filzstiften, die dann mit dem Pinsel verblendet wurden.

Lockheed U-2A

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Lockheed U-2A

 

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sich bei diesem Modell um einen im höchsten Maße willkommenen Bausatz im Maßstab 1:72 handelt, der sowohl Einsteiger als auch erfahrene Modellbauer ansprechen dürfte.

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Lockheed U-2A

 

Harald Besold

Publiziert am 27. Mai 2023

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