North American P-51Hvon Roland Sachsenhofer (1:48 Modelsvit)
„Das ist doch eine Mustang-oder?“ Seltsam, dass bei einer so bekannten Flugzeugikone wie der P-51 Mustang eine solche Frage auftaucht! Diese spezielle P-51 gibt aber tatsächlich Anlass, ins Grübeln zu kommen: so vertraut die Konturen auf dem ersten Blick zu sein scheinen, ergibt der nähere Blick doch eine ganze Menge an Irritationen. Manche Kenner dieser letzten in großer Zahl gebauten Version gehen soweit zu sagen, dass bis auf den Namen nichts mehr gleich geblieben sei. Aber, um selbst zu einem Bild zu kommen, sehen wir uns die wesentlichen Unterscheide einmal an!
Rasch fällt an den Konturlinien das Fehlen des markanten Knicks an den Innenbereichen der Tragflügelvorderkanten auf. Bereinigt erscheint auch die Rumpfunterseite, wo der charakteristische Kühlerlufteinlauf zwar noch da ist, aber in einer wesentlich flacheren Kurve zum Heck verläuft.
Das Cockpit wurde etwas nach vorne verlegt und dabei die Position des Piloten zu Verbesserung der Sicht erhöht. Ein massiver Unterschied findet sich auch in der Erhöhung des Leitwerks, das zur Verbesserung der Richtungsstabilität vergrößert worden ist.
Auffallend sind auch die kleineren Reifen, die an einem vereinfachten und kleiner dimensionierten Fahrwerk sitzen. Diesen äußeren Änderungen entsprechen auch geänderte „innere Werten“, die alle unter einer Prämisse gestellt sind: der Einsparung von Gewicht!
Die Geschichte all dieser Modifikationen nahm schon im Frühjahr 1943 ihren Beginn, als der Chefkonstrukteur der P-51, Edgar Schmued, mit britischen Forderungen konfrontiert wurde, die nach britischen Standards zu schwere Mustang abzuspecken. Die P-51 hatte sich zwar als schnell und schlagkräftig erwiesen, war aber für die im zeitgenössischen Luftkampf benötigte Wendigkeit zu schwer, um etwa mit der hohen Rollrate der Fw 190 Schritt halten zu können.
Über eine Reihe von Leichtgewichts- Prototypen wurde der P-51 Grundentwurf verschlankt, bis die Entwicklung im Frühjahr 45 mit der stimmigen und um rund 332 Kilogramm erleichterten P-51H abgeschlossen werden konnte. Diese grundlegende Überarbeitung der Mustang wurde als solcher Erfolg empfunden, das noch im selben Monat ein Auftrag von 1000 Stück unterschrieben werden konnte.
Der Erstflug einer H erfolgte am 3. Februar 1945. Bis Kriegsende wurden 370 Exemplare gebaut, insgesamt konnten bis Produktionsende im November 555 P-51H gefertigt werden. Alle Maschinen sind übrigens im Werk Inglewood montiert worden.
Bei dem vielversprechenden Start der H-Version ist es doch bemerkenswert, dass keine Leichtgewichts- Mustang mehr zum Kampfeinsatz kam. Dies gilt auch für den Koreakrieg, der ja im großen Stil den Einsatz der P-51 durch die UN-Streitkräfte sah.
Ihren großen Auftritt hatte die P-51H allerdings in den Reihen der 1947 neu aufgestellten „Air National Guards“. Der Bausatz, auf den ich gleich zu sprechen kommen möchte, bietet dementsprechend von den vier Markierungsoptionen auch drei Maschinen verschiedener ANG Einheiten an.
Heute sind noch fünf P-51H erhalten, zwei Exemplare können noch geflogen werden- um auf Airshows manchem Interessierten die bange Frage zu entlocken: "that's a Mustang ... isn't it?"
Modelsvit bietet mit dieser 2019 erschienen P-51H nicht nur einen gediegenen ausgerüsteten Multi-Media Bausatz, sondern auch die einzige Möglichkeit, eine H-Version zu bauen. Der Bausatz selbst glänzt mit perfekter Passgenauigkeit und einem hohen Maß an fein ausgeprägten Details. Dies betrifft alle dafür neuralgischen Stellen wie Cockpit oder Fahrwerksbuchten, schließt aber auch stimmige Oberflächenstrukturen auf der Außenhaut von Rumpf oder Flächen ein.
Was mir bei den Bauteilen weiters positiv aufgefallen ist, ist das gute Verhältnis von angemessener Komplexität einerseits und modellbauerischen Hausverstand andererseits. Das trägt dazu bei, dass sich der Bauprozess zwar unterhaltsam gestaltet, der Zeit- und Energieaufwand aber überschaubar bleibt.
Als sehr hilfreich habe ich auch die beiliegenden Maskierfolien für die Innen- wie für die Außenseiten der Klarsichtteile empfunden. Diese wirken zwar äußerst dünn, sind aber gut verwendbar und tun, was sie tun sollen. Die Markierungen der gezeigten Maschine stammen aus dem Bausatz; auch hier darf ich die Qualität in höchsten Tönen loben!
Mein Erstkontakt zum neuen Hersteller Modelsvit hat also, wie die obenstehenden Worte ja schon andeuten, ein ausschließlich positives Ergebnis gezeitigt. Ich freue mich schon auf das nächste Modellbauerlebnis mit einem Modelsvit-Bausatz!
Die P-51H der ANG Texas bringt jedenfalls kräftig Farbe in die Vitrine, auch in der Weise, als mit dieser Leichtgewichts-Mustang ein wirklich seltener Vogel vor dem Hintergrund vertrauterer Vorbilder herausleuchtet! Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“ Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 26. Februar 2020 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |