Convair CV-258-1von Marius De Bruyckere (1:72 PM Modell)„What-If“-GeschichteEnde des 2. Weltkrieges wurde bei Messerschmitt das Projekt P.1111 für ein strahlgetriebenes Jagdflugzeug entwickelt. Das Flugzeug war eine Ganzmetallkonstruktion, deren Silhouette von oben stark an die Me 163 erinnerte. Das recht kleine Flugzeug bestach durch eine saubere Aerodynamik und einen unkompliziert konstruierten Lufteinlauf. Dieser Entwurf war auch Alexander Lippisch bekannt, der zuvor maßgeblich an der Me 163 mitwirkte. Lippisch, der nach dem Krieg in den USA für Convair tätig war und an Flugzeugen wie der XF-92 oder F-102 mitwirkte, verhalf auch einem weiteren Projekt in die Luft. Die Convair CV-258-1 wurde parallel zur Northrop X-4 Bantam entwickelt und auch von der NACA ausgiebig im Flug erforscht. Sie zeigte ein ansprechendes Flugverhalten und eine hohe Wendigkeit. Die NACA entschied aber, sich auf die Northrop X-4 zu konzentrieren, sodass Convair das Flugzeug noch einige Monate weiter zur Grundlagenforschung einsetzte, bevor es 1949 auf dem Gelände der Davis-Monthan Air Force Base in der Sonora-Wüste Arizonas abgestellt wurde. 1960 wurde die Convair CV-258-1 schließlich verschrottet. Insgesamt ist dieses Flugzeug nahezu völlig in Vergessenheit geraten. Das einzige Muster wurde zu Beginn von Captain Vince Lingh geflogen. Lingh war mit sieben Abschüssen im 2. Weltkrieg ein erfahrener Jagdpilot, der 1946 bei Convair als Testpilot engagiert wurde. Der BauMein Modell zeigt die CV-258-1 während der Flugerprobung 1947 in der Mojave-Wüste. Geflogen wurde sie zu dieser Zeit von Vince Lingh. Der Bausatz von PM kommt mit rund 20 Einzelteilen aus, wenn er als P.1111 aus der Schachtel gebaut wird. Ich habe das komplette Cockpit und die Triebwerkseinläufe gescratched. Außerdem erhielt sie eine umgebaute Nähmaschinennadel als Bugsonde. Bei den Fahrwerksteile sollte massiv verstärkt werden, da sie lang und recht filigran sind und zum Abknicken neigen. Dieses Problem habe ich durch Messingröhrchen gelöst. Die Hauptfahrwerksräder aus der Schachtel sind verwaschen gespritzt, insgesamt zu groß und letztlich schlecht detailliert. Hier kamen schöne, heruntergedrehte Räder eines Renault 5 von Norev zum Einsatz.
Bei solchen Entwicklungs- und Forschungsflugzeugen ist eine Lackierung stets eine Herausforderung, egal ob weiß oder schwarz. Eine massive Alterung zur Erhöhung der Tiefenwirkung kommt nicht in Frage, sodass solche Lackierungen Details „schlucken“ und das Resultat spielzeughaft wirken kann. Also habe ich hier das Flugzeug erst schwarz lackiert und dann lasierend und oftmals punktuell weiß oder eben rot aufgetragen. Resultat ist eine subtile Tiefenwirkung und eine aufgelockerte Oberfläche. Die Decals stammen aus der Restekiste, NACA-Schriftzüge und Symbole, USAF, das Convair-Logo und der Nickname „Inglorious Bastard“ wurden von einem Kollegen aus dem Flugzeugforum hervorragend gedruckt. Nach einem Washing mit Ölfarbe wurde alles mit mattem Klarlack von Gunze versiegelt. Die kleine Vignette stellt einen Versuch dar, mit möglichst geringem finanziellem Einsatz eine ansprechende Grundplatte zu bauen. Verwendet wurde ein Topfuntersetzer aus Kork von Ikea, Feinwandspachtel von Knauf, vorhandene Revellfarben, Vogelsand und für die Pflanzen zerschnitt ich einen Teil eines Spülschwamms. So hat die ganze Platte wahrscheinlich keine 2 € gekostet. Dargestellt ist eine kleine Wüstenszene, in der das Flugzeug abgestellt ist. Das fertige ModellNachdem ich auf ein weiteres Modell zum ebenfalls fiktiven Thema „Luftwaffe 46“ keine Lust hatte und mich allein die Vorstellung, dass der Krieg noch länger gedauert hätte und noch mehr Elend und Leid verursacht hätte, zunehmend abstößt, war ein Bau des PM-Modells in USAF/NACA-Farben weitaus attraktiver. Durch den Bau und das dabei notwendige erhöhte Maß an Eigeninitiative in Sachen scratchen eine lehrreiche Episode. So hat das Modell sehr viel Spaß gemacht und für mich sieht das Ergebnis im Verhältnis zur fiktiven Historie sehr zufriedenstellend aus. Meinungen zu der kleinen Convair sind erwünscht, gerne unter manina96 at aol.com.
Marius De Bruyckere Publiziert am 24. Mai 2019 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |