Deutsche 12,8 cm Selbstfahrlafette L/61"Sturer Emil"von Hans-Joachim Klinger (1:35 Trumpeter)Als unter dem Eindruck der schwer gepanzerten französischen, englischen und sowjetischen Kampfpanzern der Ruf nach einer wirkungsvollen PAK Selbstfahrlafette zu deren Abwehr akut wurde, erinnerte man sich an die bereits gefertigten VK 3001 Prototypen (geplanter Nachfolger Panzer IV). In deren verlängertes und mit einem weiteren Laufrad versehenes Fahrgestell wurde in einem oben offenen gepanzerten Aufbau die damals schwerste zur Verfügung stehende PAK eingebaut. Ursprünglich aus einer FLAK abgeleitet, konnte diese 12,8 cm PAK sämtliche zur damaligen Zeit existierenden Panzerfahrzeuge auf Kampfentfernungen bis auf etwa 3000 m vernichten. Die beiden Emils wurden ab August 1941 an der Ostfront eingesetzt und konnten da ihre wahrlich durchschlagende Waffenwirkung eindrucksvoll unter Beweis stellen. Schwerwiegendster Nachteil war die geringe Feuergeschwindigkeit, verursacht durch die wegen ihres hohen Gewichtes geteilte Munition. Auch begrenzte der beschränkte Platz im Kampfraum die mitgeführte Munition auf nur 15 Schuß. Letztendlich wurde das Konzept aber aufgegeben (ebenso wie die 10,5 cm PAK Selbstfahrlafette "dicker Max" auf Fahrgestell Panzer IV) weil mit der 8,8 cm PAK auf Fahrgestell Panzer IV ein ausreichend wirksames Waffensystem bei deutlich geringerem Aufwand zur Verfügung stand. Ein Emil wurde 1943 von der roten Armee erbeutet und kann heute im Museum in Kubinka besichtigt werden.
Dieser Spritzguß Bausatz zu einem Regelpreis von 14,80 € ist erst seit kurzem auf dem Markt und von erstaunlicher Güte! Die Großteile sind ohne Grate und verzugsfrei gegossen und passen prima zusammen! Wanne und Kampfraum sind in je einem einzigen Stück gespritzt! Der Kampfraum mit der PAK ist komplett ausgerüstet, sogar Handgranaten, Maschinenpistolen, Gasmaskenbehälter, Mun-Taschen und Feldflaschen sind dabei. Die Angüsse befinden sich auf der Innenseite der Seitenwände, sind bereits verputzt und werden später durch die Munitionsgestelle verdeckt --> eine prima Lösung! Ein phantastischer Bausatz der viel Modell bietet für wenig Geld! Den einzigen Grat an einem Großteil fand ich an der Wanne, der war dazu äußerst leicht zu entfernen. Zum Beginn sei auf kleinere Fehler in der Bauanleitung hingewiesen. Die Abschleppöse hinten darf nicht in das kleine 4-Kant-Loch wie gezeichnet geklebt werden, sondern in das benachbarte längliche Loch, in das kleine Loch gehört nämlich später die Kettenabdeckung! Das ist aber nur ein geringes Problem, denn der Zapfen an der Abschleppöse paßt ohnehin nicht in dieses kleine Loch. Auch fehlen Hinweise auf 2 von unten in der Wanne aufzubohrende Löcher bei Verwendung des optionalen Erkers auf der "Beifahrer"seite. Die Schwingarme sind mit Sechskanten in der Wanne fixiert und passen hervorragend! Mit wenig Aufwand lassen sich diese Sechskante rundfeilen, so daß sich für ein evtl. Diorama die Schwingarme ganz leicht an evtl. Geländeunebenheiten anpassen lassen! Unten im Kampfraum sind sie zwar zu sehen, sie werden aber bei montiertem Geschütz und Kampfraumwänden fast völlig verdeckt. Es wäre also überflüssige Arbeit und möglicherweise nicht authentisch, hier evtl. die fehlenden Drehstäbe zu improvisieren. Die Lüftergitter sind durchbrochen gespritzt! Leider sitzen sie im Kampfraum, wo man zum Schluß nicht mehr viel davon sieht. Das "sägeförmige" Gebilde ist der Rand des Gestells, auf dem die Lafette gelagert ist. Das ist so nicht etwa krumm, sondern an einen Knick im Seitenteil angepaßt --> Nicht gerade biegen! Obacht bei der Montage der Kasematte! Die Richtoptik des Geschützes bewegt sich in einer passenden, aber knappen Öffnung im Kasemattdach. Wer allzu forsch mit der Kasematte hantiert, begeht Gefahr, die Richtoptik abzubrechen - also: Aufpassen! Bei der Probemontage des Geschützes stellte sich heraus: das 2-teilige Rohr ist schief, es weist einen erheblichen Knick an der Klebestelle auf! Auch sind die Fixierungsnuten im Verschlußblock und dem Rohrteil mit den Schildzapfen leicht versetzt --> der Verschluß sitzt merklich verdreht. Beides läßt sich aber leicht beheben: - die flache Seite des Halbrunds muß man um etwa 0,1 - 0,2 mm abfeilen, dann kann man das Rohr durch Peilen über die gesamte Länge recht einfach ausrichten ! - leichtes Verbreitern (nur Zehntel mm ) der korrespondierenden Paßnuten schafft ausreichend Platz, um den Verschlußblock in der richtigen Winkellage einzubauen, Augenmaß genügt. Nebenbei sei erwähnt, daß das Rohr rund ist, ein gedrehtes Rohr ist meiner Ansicht nach nicht erforderlich! Der Keilverschluß ist auf der Rückseite leider hohl, im geöffneten Zustand ist das auch im eingebauten Zustand zu erkennen, das Loch muß also verschlossen werden, ich habe Kinderknete verwendet und die Oberfläche verspachtelt. Das lange Rohr wirkt recht mündungslastig --> ich befürchtete schon, daß es immer vorne runter kippen würde, denn es gibt keine Arretierung für die Höhenrichtung. Aber der Verschlußblock liegt doch an einem recht langen Hebelarm hinter den Schildzapfen, so konnte ich mit etwas Kinderknete einige Bleikügelchen als Gegengewichte im Rohr fixieren (ein Pinselstiel hilft, die Knete in das lange Rohr zu stopfen) --> dadurch ist das Rohr (zur Probe auf dem Zahnstocher gelagert) im Gleichgewicht ... und es fluchtet jetzt auch. Aber Achtung: Das vordere Teil ab Blende darf noch nicht angeklebt werden, sondern erst nach Montage der Lafette in den Kampfraum! Hier also unbedingt der Bauanleitung folgen! Wer diese kleine Verbindungsstange von der Rohrwiege zur Richtoptik anklebt, verhindert die Höhenrichtung des Geschützes! Ich habe sie also vorne nicht angeklebt! Die Bewegung dort ist nur gering, und der Punkt liegt weit im Inneren des Fahrzeuges und ist kaum einsehbar. Die Transportsicherung für das Geschütz liegt in Feuerstellung flach auf dem Kampfraumboden, in Aussparungen zwischen den Trittlatten. Sie ist nicht beweglich, kann aber senkrecht in Fahrstellung montiert werden und paßt dann genau an eine kleine Fixierung hinten am Verschlußblock, hier aber nicht sichtbar. Der Lagerzapfen unten an der Lafette ist viel zu kurz, da mußte ich noch ein Alu-Röhrchen mit 4 mm Durchmesser als Lagerzapfen einkleben. Das Ganze sicherte ich unten mit einer Scheibe gegen Herausfallen. Die ziemlich flexiblen Vinylketten sind recht gut geprägt, auch auf der Innenseite. Sogar die Führungskämme sind durchbrochen! Das ist mir bei Vinylketten bisher noch nicht begegnet! Sie sind aber etwas stramm, je ein Kettenglied mehr würde ihnen eigentlich gut tun, denn um das Leitrad ziehen sie sich etwas rund. Da die Schweiß-Noppen an der Fügestelle etwas kurz sind, habe ich sie zusätzlich mit Zyanacrylat-Gel verklebt, ich weiß aber nicht, ob das was bringt. Um sicher zu gehen, daß ich die Fügestelle nicht zerreiße, wenn ich die Kette mit den Führungskämmen über das Leitrad wuchte, habe ich jeweils die Kette zuerst kräftig in die Zähne des Triebrades gedrückt und sie über alle Räder geführt, und dann erst das Leitrad in die Kette eingelegt und auf seiner Achse festgeklebt. Die Leitradachsen sind sehr stabil und passen genau, deshalb funzt das so. Mit dieser Methode habe ich zusätzliche Spannung in der Kette und die Gefahr des Reißens der Fügestelle vermieden. Stellvertretend für das Schanzzeug die Axt mit den angeformten Halterungen: Ich kann hier leichten Herzens auf geätzte Werkzeughalterungen verzichten, wer jedoch das letzte Quentchen an Realismus herauskitzeln will, dem sei es aber unbenommen. Und noch ein Detail: Die Unterlegklötze für die Winden ("Wagenheber" für Arbeiten an den Laufrollen) bestanden ja aus Hartholz, das hat bekanntlich kaum Struktur, deshalb habe ich die zu grobe "Holzstruktur" der Bausatzteile geglättet. Die Rohrenden des Rohrreinigungsgerätes (dolles Wortgebilde für einen Wischer mit ein paar ineinander zu steckenden Rohren) habe ich aufgebohrt, das wirkt besser. Für die Scheinwerfer sind alternative Bauteile vorhanden, in der Bauanleitung kann man das aber sehr leicht übersehen. Auch schweigt sich die Bauanleitung darüber aus, daß bei Verwendung der optionalen gepanzerten Scheinwerfer 2 in den Kettenabdeckungen vorgeprägte Löcher aufzubohren sind. Das Zubehör im Kampfraum ist bemalt und angeklebt. Dies hier ist der Blick von unten, diese Seite ist später so nicht mehr einsehbar, deshalb habe ich mir kleine Unsauberkeiten unten an den Feldflaschen gestattet. Auf der anderen Seite ist ähnliches Zubehör angebracht. Farbgebung:Gemäß Bemalungsanleitung waren die 2 existierenden "Emile" bei der 3. Kompanie der 521. schweren Panzerjägerabteilung im Einsatz gewesen. Grundsätzlich könnte ich das Modell ja auch als das Exemplar in Kubinka bemalen, mit so einem widerlichen Khaki, wie die meisten Exponate in Kubinka, das wäre ja mal was Anderes! Modelle von Museumsexponaten (mit der falschen Bemalung, die dann doch wieder richtig wäre) habe ich nämlich noch nie gesehen! Als für die Wehrmacht Dunkelgelb befohlen wurde, waren die 2 Emile bereits nicht mehr verfügbar, deshalb kommt hier nur dunkelgrau in Frage. Das kommt mir gerade recht, denn dunkelgrau betont so richtig das martialische Erscheinungsbild! Fazit:Bei dieser hervorragenden Paßgenauigkeit, dem höchst interessanten Sujet, und der gelungenen Detaillierung bei dennoch leichter Baubarkeit kommt man bei diesem unglaublich günstigen Preis gar nicht an dem Modell vorbei! Der Bausatz lohnt sich in jedem Falle, und man erhält eine Menge Modell für kleines Geld! Für Liebhaber von Prototypen und Exoten ein unbedingtes Muß. Selbst für Einstieger bei einiger Sorgfalt beherrschbar. Hans-Joachim Klinger Publiziert am 19. August 2005 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |