Light Tank Mk.VIBvon Daniel Stihler (1:72 S-Model)Der Light Tank Mk. VI war der letzte in einer Reihe von sechs von Vickers-Armstrong in den Zwischenkriegsjahren für die britische Armee entwickelten leichten Panzern. Er wog 4,9 Tonnen, hatte eine Drei-Mann-Besatzung und einen 88-PS-Motor, mit dem er eine Maximalgeschwindigkeit von 56 km/h erreichte. Die Panzerung war 4 bis 14 mm dick und schützte das Fahrzeug gegen Gewehr- und MG-Geschosse, aber nicht gegen größere Kaliber. Bewaffnet war der Mk VI mit je einem MG der Kaliber .303 und .50. Zwischen 1936 und 1940 wurden nicht weniger als 1.602 Exemplare dieses altertümlich anmutenden Vehikels gebaut. Der Mk. VI galt als mechanisch zuverlässig, schaukelte auf unebenem Gelände aber stark, was genaues Schießen sehr erschwerte. Er taugte gut dazu, rebellische Kolonialvölker in Schach zu halten ("policing duties" in britischem Militärsprech), für den Kampf gegen modern ausgerüstete Armeen war er mit seiner dünnen Panzerung und schwachen Bewaffnung jedoch nicht geeignet. Trotzdem bildete er das Rückgrat der Panzertruppe der "British Expeditionary Force" 1940 in Frankreich, da er bei Kriegsbeginn als einziger Typ in größerer Anzahl vorhanden war. Fast alle in Frankreich eingesetzen Panzer wurden entweder zerstört oder aufgegeben. Mk VIs kamen auch in Griechenland, auf Kreta und vor allem in der Anfangsphase des Afrikafeldzugs zum Einsatz. Letzmalig in größerer Zahl eingesetzt wurden sie offenbar im Rahmen der "Operation Compass" zwischen Dezember 1940 und Februar 1941, bei der die Briten mit ungefähr 36.000 Mann die nach Ägypten vorgestoßene 10. Italienische Armee zerschlugen und rund 138.000 Italiener gefangennahmen. Mit der Einstellung dieser Offensive scheinen auch die Fronteinsätze des Panzers weitgehend beendet gewesen zu sein. Seine Rolle als leichter Panzer übernahm ab Ende 1941 der amerikanische M3 "Stuart". Verschiedene Armeen im Nahen und Fernen Osten wie der Irak, die Türkei und Ägypten scheinen ausgemusterte Mk VIs aus britischen Beständen erhalten und weiter eingesetzt zu haben. Ägypten verwendete sie 1948 im Krieg gegen Israel, mit erwartbar mäßigem Erfolg - deshalb befindet sich ein erbeutetes Exemplar im Yad la-Shiryon Museum in Israel. Erstaunlich viele dieser Vehikel sind in verschiedenen Museen und als Denkmäler erhalten. Von Airfix gibt es schon seit vielen Jahren eine Replik dieses Gefährts in 1:76. Wem diese etwas zu grobschlächtig war, der kann sich nun über einen modernen Bausatz des Herstellers S-Models aus China freuen. Er enthält zwei Mk VIs, die man gewissermaßen als Wargamer-Modelle "de luxe" bezeichnen kann. Es gibt eine niedrige Teilezahl und daraus resultierende "Abkürzungen" wie als dreieckige Platten modellierte seitliche Streben, im ganzen mit den Laufrädern zusammen gegossene Ketten und angegossene Luken. Letzteres ist insofern bedauerlich, da Markierungen für Nordafrika beiliegen, wo man sicher so gut wie immer mit offenen Luken gefahren ist, um nicht im eigenen Saft gekocht zu werden! Die Nietenreihen fehlen teilweise, dafür sind die Gravuren schön scharf, die Passgenauigkeit ist tadellos, es gibt keine Grate und zu meinem Erstaunen lag sogar ein kleines Ätzteilset mit einigen Kleinteilen wie dem Bügel über der Motorluke, der Halterung der Antenne, dem Rückspiegel, der Stütze für die beiden MGs und einer seitlichen Panzerplatte hinter dem Auspuff bei. Ob Wargamer das honorieren, sei dahingestellt, aber ich habe mich gefreut. Außerdem hat man an je einen Stahlhelm und einen Lee-Enfield-Karabiner gedacht, mit dem man die beiden Modelle etwas beleben kann. Eines der Gewehre musste als die bei meinen Panzermodellen obligatorische Opfergabe an das Parkettmonster herhalten und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Die beiden "Panzerchen" waren schnell gebaut, nicht viel länger dauerte das Bemalen. S-Models gibt eine einfarbige Wüstentarnung vor, für die ich "Light Stone" von Lifecolor mit dem Airbrush aufgetragen habe. Die Ketten bekamen mit dem Pinsel eine Mischung aus Revell Aquacolor "Eisen" und "Rost", und auf den Turm kam je eine Antenne aus gezogenem Gussast. Bei den Decals hat man zwar an verschiedene taktische Kennzeichen gedacht, spart sich aber jegliche Erklärung, was sie zu bedeuten haben und zu welchen Einheiten sie gehören. Mk VIs wurden in Nordafrika von den 3rd King's Own Hussars und der 7th Armoured Division verwendet, aber ob Farbschema und Markierungen tatsächlichen Fahrzeugen entsprechen, konnte ich nicht herausfinden. Nun, wie auch immer, die beiden wurden abschließend noch mit Tamiya Weathering Master Sand und Erde verschmutzt und mit etwas Ausrüstung beladen. Eine Kiste stammt von Italeri, der Tornister wurde einem Revell-Soldaten vom Rücken geschnitten. Das Diorama gehört eigentlich zur Revell-Neuauflage des LRDG-Sets von Matchbox. Die OOB wenig überzeugende Hausruine habe ich ein wenig "aufgepeppt", in dem ich die auf der Rückseite hohlen Mauern mit Spachtelmasse aufgefüllt, Dachsparren aus Streichhölzern und Trümmer aus dünnen Kalksteinsplittern ergänzt habe. Der vergnügt grinsende Infanterist mit dem schmutzigen Gesicht ist ebenfalls von Revell und dient als Größenvergleich. Wahrscheinlich hat er gerade ein paar Flaschen italienischen Rotwein erbeutet. Daniel Stihler Publiziert am 28. November 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |