T26E4 Super Pershingvon Philipp Gross (1:35 HobbyBoss)Das Original:Gegen Kriegsende entschloss sich die US Army, eine längere 90mm-Kanone im noch relativ neuen Pershing-Panzer zu testen, die eine mit der deutschen 8,8cm L71 vergleichbare Feuerkraft besitzen sollte. Ein einzelner Prototyp entstand aus einem T26E1, einem der Prototypen für den Pershing selbst. Entgegen der üblichen Methodik wurde dieser Panzer nach Europa verschifft, um die Waffe im Gefecht zu testen, idealerweise gegen einen schweren Panzer wie den Tiger II. Nach der Ankunft am Kriegsschauplatz Anfang 1945 erhielt er einen improvisierten Satz Zusatzpanzerung, der die frontale Panzerstärke auf das Niveau der deutschen Gegner heben sollte. In späteren Gefechten zerstörte der Super Pershing mehrere deutsche Panzer, doch das erhoffte Duell mit einem Königstiger blieb aus. Nach Kriegsende gelangte er zur Verschrottung auf einen Sammelplatz für Kriegsgerät, wo er zum Glück für den Modellbauer ausgiebig fotografiert wurde. Ein zweiter Prototyp und eine Kleinserie Pershings mit der langen 90mm-Kanone entstanden später, doch kam keines dieser Fahrzeuge je zum Kampfeinsatz. Der Bausatz:Hobby Boss hat sich mit diesem Bausatz einige Mühe gegeben, ein preisgünstiges und akkurates Modell zu liefern. Passgenauigkeit und Detaillierung waren überwiegend gut, allerdings wäre hier und da etwas weniger Vereinfachung wünschenswert gewesen. So sind zum Beispiel keinerlei Winkelspiegel vorhanden, die Öffnungen in den Luken sind fest verschlossen. Auf der Innenseite findet sich nur ein hohler Kasten ohne Inhalt. Dafür ist eine komplette Antriebsanlage mit Motor und Getriebe enthalten. Da ich aber alle Luken geschlossen baute, kam davon nichts zum Einsatz. Die Aufhängung umfasst funktionale Torsionsstäbe, die theoretisch beweglich bleiben könnten. Die externen Stoßdämpfer machen es in der Praxis aber unverhältnismäßig schwierig. Die größte Überraschung waren die Ketten, welche einfach zusammengesteckt werden können und beweglich bleiben. Vinylketten sind auch enthalten, waren wegen schlechter Verpackung aber ziemlich verbogen und flogen deshalb sofort in die Restekiste. Der Prototyp T26E1 hatte einige kleine Unterschiede zu den später gebauten T26E3 bw. M26, und die meisten davon hat Hobby Boss berücksichtigt. Einiges ist aber dennoch falsch und muss, so dem Bastler danach ist, korrigiert werden. Da Bauberichte für dieses Modell sehr selten sind, möchte ich im Folgenden einige Details auflisten. Als Referenzmaterial eignet sich "M26 Pershing Walkaround" von Squadron Signal Publications, was gute Detailfotos von Prototypen und der Serienversion enthält. Im Internet findet sich auch ein Baubericht von Steven Zaloga, der allerdings auf dem Tamiya-Bausatz und einem Resin-Umbausatz basiert. Zalogas neues Buch "Armored Victory" enthält auch eine Reihe schöner Fotos des T26E4 vor dem Einsatz und nach Kriegsende auf dem Schrottplatz. Notwendige Korrekturen, Wanne:Die Getriebekästen haben auf der Innenseite angeschweißte Verstärkungsrippen, die nach Kriegsende wegen häufiger Rissbildung eingeführt wurden. Die Prototypen und frühen Pershings wiesen dieses Merkmal noch nicht auf, also sollten sie von den Teilen entfernt und die Löcher verschlossen werden. Die Antriebsräder fallen zu breit aus, sobald die Leitscheiben in der Mitte angebracht werden. Mit viel Versuch und Irrtum und einiger Schleifarbeit habe ich sie dann doch noch auf die passende Größe gebracht. Das Gewicht der Zusatzpanzerung sorgte für eine Belastung an der Vorderseite, daher wurde das Fahrgestell in einem leichten Winkel ausgerichtet. Dank der beweglichen Torsionsstäbe war das sehr einfach. Wannenoberseite:Die vordersten Verstärkungsrippen auf den Kettenblechen hatten eine dreieckige Form, im Gegensatz zur rechteckigen Version auf späteren M26. Die Bausatzteile kann man leicht modifizieren, ich habe es allerdings zu spät bemerkt und sie beim Abmontieren hinterher unrettbar zerstört. Ein Stück zugeschnittene Kunststoffplatte sorgte für schnellen Ersatz. Die Staukästen auf den Kettenblechen verfügten noch nicht über die kleinen Entlüftungskuppeln, also wurden sie abgeschnitten und die Oberfläche glattgeschliffen. Die Rohrstütze am Heck hatte eine einzigartige Form, die sich von den Versionen am M26 und den späteren Serien-T26E4 unterschied. Hobby Boss legt zwar beide Versionen bei, korrekt ist davon aber keine. Glücklicherweise kann man beide zur hier gezeigten Form kombinieren. Das Infanterietelefon auf der rechten Seite wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt, also wird es einfach weggelassen. Es würde ohnehin mit den Streben des improvisierten Staufachs daneben in Konflikt geraten, was bei Hobby Boss aber wohl niemand bemerkt hat. Unter den hinteren Verspannungen der Kettenbleche waren außerdem zwei Ersatzkettenglieder festgeklemmt, was man wegen dem darauf aufgetürmten Gepäck aber ohnehin nicht besonders gut erkennt. Wannen-Zusatzpanzerung:Alle Panzerplatten wurden mit Schweißbrennern zugeschnitten, folglich sollte man ein entsprechend raues Muster auf den Schnittflächen anbringen. Dicke Schweißnähte wurden rund um die Panzerplatte über der Öffnung für das Wannen-MG ergänzt, bestehend aus mit Klebstoff aufgeweichten Kunststoffstreifen. Das rechte „Bein“ des Staukorbs auf der Frontplatte war am Rand der zusätzlichen Panzerplatte angeschweißt, nicht auf der Hauptplatte wie vorgesehen. Das Loch dafür muss verspachtelt werden. Die Scheinwerfer waren nicht auf der Panzerplatte, sondern den Kettenblechen angebracht, weshalb man die Kerben dort verschließen muss. Die „Masten“, auf denen die Scheinwerfer sitzen, müssen dafür etwas gekürzt werden. Die genaue Position der Scheinwerfer ist auf Fotos leider schwer zu erkennen. Turm-Zusatzpanzerung:Hier geht der Spaß richtig los: Hobby Boss hat die Dimensionen der Panzerung mehr oder weniger komplett falsch umgesetzt, aber zum Glück kann man es korrigieren. Zunächst wurde die Panzerplatte vor der Kanonenblende näher an letztere herangerückt und auf beiden Seiten mit dicken Schweißnähten verbunden. Diese sind später weitgehend durch die „Flügel“ verdeckt, am unteren Rand aber dennoch sichtbar. Außerdem sollte die Panzerplatte symmetrisch sein, weshalb sie auf der in Fahrtrichtung linken Seite etwa 5 mm gekürzt werden muss, bis sie dieselbe Breite wie die Blende hat. Beide „Flügel“ waren viel zu lang, so dass hier auch etwa 5mm entfernt werden müssen. Die offenen Hinterseiten habe ich mit 0,2mm Plastikplatte verschlossen. Die Flügel wurden einfach auf die Platte aufgeklebt und hinterher mit einem scharfen Messer ausgeschnitten. Sie haben außerdem zwei kleine schwer zu erkennende Verstrebungen aus Flacheisen, die an der Blende angeschweißt waren. Im Bausatz ist lediglich ein einzelnes Rundprofil enthalten, was wegen der vorherigen Kürzung ohnehin nicht verwendet werden kann. Turm:Im Bausatz sind drei Ersatzkettenglieder enthalten, welche einfach ein schlechter Witz sind. Die eigentlichen Kettenglieder haben erheblich bessere Details. Folglich habe ich in der Hoffnung, dass genug Überschuss vorhanden ist, zwei Kettenglieder zweckentfremdet und die passenden Halterungen ergänzt. Diese sind, wie so vieles andere auch, anders als beim normalen Pershing. Von den ursprünglich fünf Ersatzkettengliedern sind lediglich die hintersten zwei montiert, da für den Rest die Flügel der Zusatzpanzerung im Weg sind. Auf der rechten Turmseite befand sich ursprünglich ein Halterahmen für Schlechtwetterhauben für Fahrer und Beifahrer, der wegen der Flügel ebenfalls abgeschnitten wurde. Die übriggebliebenen Schweißnähte habe ich wie üblich mit aufgeweichten Kunststoffstreifen nachgebildet. Das gleiche gilt für das Zusatzgewicht am Turmheck, wo auch einige Schweißnähte nachgebildet wurden. Lackierung, Markierungen und AlterungHier verwendete ich mein Standardrezept, Tamiya-Acrylfarben aufgesprüht als Tarnmuster in Olivgrün und Nato Black. Das Muster ist soweit nachvollziehbar dem Original nachgebildet, aber natürlich verbleibt auch immer eine gewisse Unsicherheit in schwer einsehbaren Ecken. Eine Schicht Tamiya-Glanzlack versiegelte das Ganze hinterher. Die Markierungen sind relativ einfach gehalten, lediglich auf der Frontplatte gab es eine Handvoll schablonierte Nummern und Zeichen, die den Panzer als zum 33. Panzerregiment, 3. Panzerdivision gehörend ausweisen. Die Seriennummer passte nicht besonders gut zwischen die Abschleppösen, hier musste jeder Millimeter überstehender Decalfilm abgeschnitten und einige Ziffern enger zusammengerückt werden. Es ist auch die Markierung „A 2“ enthalten, aber diese wurde erst nach Kriegsende auf dem Schrottplatz aufgemalt. Für ein Fahrzeug im Einsatz sollte man sie daher also weglassen. Eine zweite Lage Glanzlack versiegelte hinterher die Decals. Gealtert wurde mit einem Washing aus Künstlerölfarben in Dunkelbraun, mit einigen Flecken in Weiß und Gelb. Der Super Pershing war nur wenige Wochen im Einsatz, also verbietet sich eine zu umfangreiche Verwitterung mit Kratzern, Rost etc. eigentlich. Zum Abschluss folgte eine Lage matter Klarlack und etwas Staub aus Künstlerpigmenten. Der Panzerkommandant wird von Legend Productions hergestellt – ich kaufte ihn vor Jahren für einen M4A3E8, aber seine Ausstrahlung verlangt einfach, dass er den übertriebensten Panzer im US-Arsenal kommandiert... Die Grundplatte:Die kleine Dioramaplatte war mein erster Versuch, eine holprige Kopfsteinpflasterstraße nachzubilden. Die einzelnen Steine entstanden aus einer 5 mm dicken Korkplatte (eigentlich Glasuntersetzer aus dem 1-Euro-Laden) und haben ein Format von ca, 5x5x10 mm. Das Ganze wurde in einen preiswerten Holz-Bilderrahmen geklebt und mit meinem Vorrat an alten Revell-Acrylfarben bemalt. Für Fahrzeuge oder Figuren sind sie meiner Meinung nach weitgehend unbrauchbar, aber für Dioramazwecke noch recht nützlich. Ich verwendete mehrere Schattierungen Grau, welche ich beim Bemalen untereinander noch weiter vermischte, um eine möglichst heterogene Oberfläche zu erhalten. Die Zwischenräume wurden hinterher mit ordinärer Gartenerde gefüllt, angerührt zu feinem Schlamm. Fixiert wurde das Ganze dann mit verdünntem Weißleim. Zuletzt wurde noch ein Überbleibsel eines anderen Projekts als Farbtupfer ergänzt, ein kleiner Hinweis auf das letzte Opfer des Super Pershing... Weitere Bilder
Philipp Gross Publiziert am 24. September 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |