HMS Furiousvon Peter Ohm (1:1250 Neptun)Die Furious wurde als der letzte der drei von Jackie Fishers „großen leichten Kreuzern“ auf Kiel gelegt und war ursprünglich zur Unterstützung von Landungsunternehmen an der deutschen Ostsseküste im I. WK entworfen worden. Nachdem sich diese Planungen zerschlagen hatten, wurde sie für einen völlig neuen Einsatzzweck umkonstruiert. Anstelle des vorderen Geschützturms, von ursprünglich zwei 18in (45,7cm) Geschützen, erhielt sie vor der Brücke ein ca. 50 m langes Landedeck mit einem darunter befindlichen Hangar für Flugzeuge. Bei Übungen im Jahr 1917 erwiesen sich Landemanöver auf dem vorderen Flugdeck als absolut halsbrecherisch und der leicht gebaute Rumpf als nicht standfest genug gegenüber den Abschüssen des schweren 18in Geschützes. Deshalb wurde es ebenfalls ausgebaut und durch ein weiteres Flugdeck mit Hangar ersetzt. In dieser Form führte die Furious im Juni 1918 den ersten Luftangriff von See auf die deutschen Luftschiffhallen in Tondern durch. Sieben Sopwith Camel zerstörten dabei die beiden Luftschiffe L 54 und L 60. 1922 wurde Furious aufgrund der Erfahrungen, die man mittlerweile mit weiteren Trägern gesammelt hatte, erneut umgebaut. Dabei wurden alle Aufbauten inklusive Schornstein entfernt und das durchgehende Flugdeck ruhte jetzt auf zwei übereinander liegenden Hangardecks, die es der Furious ermöglichten, für die damaligen Verhältnisse eine beträchtliche Anzahl von Flugzeugen mitzuführen. Ein zusätzliches Startdeck für Jäger und andere leichte Flugzeugtypen führte aus dem oberen Hangardeck über den Bug des Schiffes. Da das Schiff über keine Insel verfügte, war ein Leitstand zur Schiffsführung auf der Steuerbordseite und einer für den Flugbetrieb auf der Backbordseite installiert. Die Abgase wurden längs des oberen Hangardecks bis zum Schiffsende geführt und bei laufendem Flugbetrieb über seitliche Rumpföffnungen, ansonsten über Öffnungen im Flugdeck ausgestoßen. Diese Lösung erwies sich aufgrund der Wärmentwicklung im benachbarten Hangardeck als sehr problematisch und wurde deshalb in dieser Form in der Royal Navy nicht wiederholt. Übrigens eine Erfahrung, die auch die Japaner mit der Kaga in ihrem Ursprungszustand gemacht haben. In den 20er und 30er Jahren wurde die Furious intensiv zur Entwicklung von Techniken und Taktiken für den Einsatz von Trägern und trägergestützter Flugzeugen genutzt. 1939 wurde die Furious dann zum letzten Mal grundlegend modernisiert. Sie erhielt eine kleine Brücke auf der Steuerbordseite und die Flakbewaffnung wurde auf sechs 2x4in Flakgeschütze sowie vier 8x2pdr „Pompoms“ erhöht. Der obere Hangar wurde vorne verschlossen, da durch die zunehmende Größe der eingesetzten Flugzeugtypen das vordere Startdeck nicht mehr verwendbare war. Während des II. WK wurde die Furious vielfach mit der Homefleet im Nordatlantik und auch im Mittelmeer eingesetzt. Während des entscheidenden Geleitzugs „Operation Pedestal“ zur Versorgung Maltas im August 1942 starteten über 30 Spitfires von ihrem Deck, um die Luftverteidigung der Insel zu verstärken. Weitere herausragende Aktionen war die Teilnahme an der Landung in Nordafrika, Operation Torch, und 1943 der Angriff auf die Tirpitz im Altafjord. 1944 wurde sie dann, völlig aufgebraucht, in Reserve geschickt und 1948 nach einer langen ereignisreichen Dienstzeit endgültig verschrottet. Neben der Warspite gehört sie sicherlich zu den am häufigsten eingesetzten Schiffen der Royal Navy im zwanzigsten Jahrhundert. Das ModellNachdem ich vor einiger Zeit das Modell der Furious von Jim Baumann in 1:700 gesehen habe, war es für mich klar, dieses Modell muss ich auch für mich in 1:1250 zu realisieren - allerdings im Zustand August 1942 während der Teilnahme an Operation Pedestal, dem letzten großen Versorgungskonvoi nach Malta. Es handelt sich hier um ein stark überarbeitetes Modell der Firma Neptun das im Maßstab 1:1250 als Weißmetallguss produziert wird. Erstmal vorweg, trotz der nachfolgenden Kritikpunkte und Veränderungen handelt es sich hier um ein sehr gutes Modell, das vor allem gusstechnisch auf allerhöchstem Niveau produziert wird. Aufgrund seiner interessanten Historie und seines einzigartigen Aussehens ist es sehr zu empfehlen. Nach der ersten Betrachtung des Modells zeigt sich, dass das separat gegossene Flugdeck nicht waagerecht auf dem Rumpf aufliegt. Es „hängt“ vorn backbords und hinten steuerbords um ca. 0,5 mm durch. Ursache ist eine leichte Verwindung des Rumpfes, die dazu führt, dass es an beiden Stellen an Höhe fehlt – ein Problem, dass bei gegossenen Modellen immer wieder mal auftaucht. Weitere Dinge, die mir auffallen sind die zusammengegossenen Rohre der 4in Flakgeschütze, die nicht der britischen Form entsprechenden Schlauchboote und einige Details im Heckbereich des Rumpfes. Weiterhin müssen zwei 2cm Oerlikons mit ihren Schanzkleidern aus Weißmetallblech (Senftuben o.ä.) auf dem ehemaligen Startdeck hinter den 2pdr Pompoms anstelle der dort platzierten Schlauchboote ergänzt werden. Zuerst wird der Rumpf so bearbeitet, dass das Flugdeck plan aufliegt. Dieses geschieht durch entsprechende Auffütterung des Rumpfes vorne links und hinten rechts sowie Runterfräsen des Rumpfes im mittleren Teil. Mit dem Fräser werden dann auch gleich die nicht stilechten Schlauchboote entfernt und durch korrekte Eigengüsse ersetzt. Die Schanzkleider der Flakwannen an den Flugdeckkanten des Rumpfes werden mit dem Fräser gesäubert und die Materialstärke reduziert. Die vorhandenen 2cm Oerlikons gehen dabei leider verloren und müssen durch Eigenbauten ersetzt werden. Im Heckbereich habe ich die Rumpföffnungen vor den seitlichen Abgasöffnungen nach Fotos neu gestaltet (Boote raus und neue Struktur rein) sowie auf jeder Seite schräg unter dem letzten Antennenmast eine fehlende Plattform ergänzt. Die Unterbauten der Antennenmasten werden ebenfalls stilecht modifiziert und Rohre der 4in Geschütze durch konisch gedrehte Kupferdrähte (0,4 mm) ersetzt. Inspiriert durch das Vorbild von Jim Baumann in 1:700 habe ich die Seiten des Flugdecks überarbeitet. Die massiv gegossenen Catwalks an den Seiten des Flugdecks (eigenes Gussteil) werden entfernt und die vielen kleinen Öffnungen nachgebohrt. Die Catwalks sind aus verschiedenen Ätzteilen und gezogenen Plastikfäden (stretched sprue) entstanden und verleihen dem Modell erst sein spezifisches Aussehen. Der Mast mit der „Funklaterne“ auf der kleinen Insel ist ebenfalls eine Eigenanfertigung, da gewisse Details gusstechnisch in diesem Maßstab einfach nicht mehr darstellbar sind. Dann kam für mich die Gewissensfrage, verwende ich die massiv gegossenen Antennenmasten oder ersetze ich sie durch Eigenbauten. Da ich bereits die Catwalks durch filigrane Ätzteile ersetzt hatte, habe ich mich durchgerungen, alle sechs Masten aus 0,1 mm Kupferdraht und Plastikfäden neu zu bauen - pro Mast ca. 1 – 1,5 Stunden Arbeitszeit und 9 Versuche. Aber es hat sich gelohnt, kein Vergleich zu den gegossenen Teilen, wie ich sie noch bei meiner Victorious verwendet habe. Letzte Ergänzungen sind der kleine Antennenmast und der Peilrahmen vor der Brücke und die Fensterrahmen der Leitstände auf dem Flugdeck. BemalungDie Bemalung erfolgt in dem Schema, wie es von Alan Raven in seinem Camouflage IV Heft dargestellt ist. Ich habe das Schema mit diversen anderen Quellen (Warship Profile, Videos des Imperial War Museums, Internet usw.) verglichen und darauf basierend eine eigene Zeichnung des Schemas erstellt(..). Im August 1942 wurden sehr wahrscheinlich noch nicht die bei Raven genannten, ab Mitte 1942 eingeführten, Farbtöne verwendet. Deshalb habe ich meine Furious speziell nach Durchsicht von Szenen aus dem Video "Colour Camera at Sea"(Furious vor Operation Pedestal in Gibraltar) in MS1, B5, B6 und MS4a bemalt. Dieses entspricht allerdings nur meiner eigenen Interpretation und ist nicht offiziell belegt. Das Tarnschema auf dem Flugdeck ist im Wesentlichen dasselbe wie im Zustand 1941. Nur die Decklinien waren jetzt als deutlich unauffälligere, gestrichelte Linien ausgeführt (s. Warship Profile). Die verwendeten Farben sind MS1, 507B(oder MS3) und 507A, und auch hier gilt, dass die Farbtöne nicht offiziell belegt sind. Der Anstrich erfolgt mit Humbrolfarben die entweder original oder in Anlehnung an die Farbchips von Snyder & Short speziell mit dem Pinsel angemischt werden. Wesentlich dabei ist immer, die Farben sehr dünn, dafür aber mehrfach aufzutragen, um ein ordentliches Ergebnis zu erzielen. Abschließend werden die Einsatzspuren in einer Mischung aus Nass- und Trockenmaltechnik ebenfalls mit Humbrolfarben aufgebracht. FazitNachdem ich über 30 Jahre Schiffsmodelle, vor allem von Vorbildern der Royal Navy, in 1:1250 modifiziere, kann ich endlich die Furious in meine Sammlung und speziell unter die Schiffe von Operation Pedestal einreihen. Fehlen nur noch ein paar Spitfire mit Tropenfilter und Tropenanstrich für Malta auf dem Flugdeck. Interessante LinksRN Tarnfarben für den Modellbau Meine Gallereie bei Google/Picasa Peter Ohm Publiziert am 24. März 2007 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |