Merry Xmas
Du bist hier: Home > Galerie > Schiffe Militär WK2 > USS Saucy PG 65

USS Saucy PG 65

von Karsten Böcker (1:72 Revell)

USS Saucy PG 65

In diesem Beitrag möchte ich meine USS Saucy, eine Flower-Class-Corvette vorstellen. Der Bausatz ist mit Stand 2022 kaum noch zu adäquaten Preisen erhältlich, d.h. ohne Elektronik. Ich habe meinen Bausatz 1996 auf der Modellbaumesse in Stuttgart gekauft mit dem Ziel, ein schönes Schiff vom Standmodell zum Fahrmodell umzubauen. Denn Schiffsmodelle müssen nicht nur schön anzuschauen sein.

USS Saucy PG 65

Zum Original

Als 1939 für die britische Regierung die in Europa drohende Kriegsgefahr immer offensichtlicher wurde, erschien es ihr als notwendig, wieder das aus dem ersten Weltkrieg bewährte Konvoisystem zum Schutze der eigenen Handelsschifffahrt aufzubauen. Die dazu benötigten Begleitfahrzeuge sollten billig, rationell und auf den kleinsten Werften zu bauen sein. Zudem sollten sie eine gute Seefestigkeit haben und der Aktionsradius genügend groß sein. Da U-Boote die voraussichtlichen Gegner dieser Schiffe waren, mußte eine Korvette speziell für die U-Boot-Jagd ausgerüstet sein.

USS Saucy PG 65

So entwickelte man anhand von kleineren Dampfern die Korvetten der Flower-Klasse. Der erste Entwurf orientierte sich an dem gewerblichen Walfangschiff Southern Pride. Die erste Korvette, am 24.01 1940 zu Wasser gelassen, wurde nach nur 5 ½ Monaten fertiggestellt. Die weiteren Schiffe folgten nach jeweils dreiunzwanzig Tagen. Nach der Entscheidung, dass die Korvetten nicht mehr nur als Küstengeleitschiffe sondern auch auf den Großmeeren eingesetzt werden sollten, waren etliche Veränderungen vorzunehmen. So erhielten die Fahrzeuge z. B. ein verlängertes Vorschiff, was ihnen einen besseren Schub und eine größere Ausladung als Schutz gegen den Seegang im Atlantik verlieh.

Im Verlauf des Krieges wurden die Korvetten unter anderem mit Radar, erhöhter und leistungsfähigerer Flugabwehrbestückung, Fla-MG bzw. 2 cm-FlaK, mehr Wasserbomben und Ende 1941 mit der U-Boot-Abwehrwaffe „Hedgehog“ ausgerüstet. Ab 1942 wurden die Korvetten zunehmend durch Fregatten der Loch- und River-Klasse ersetzt und gegen 1951 waren sämtliche Korvetten der Flower-Klasse aus den englischen Flottenlisten verschwunden.

Insgesamt versenkten die Korvetten der Flower-Klasse während des zweiten Weltkrieges 50 deutsche und italienische U-Boote. Der Verlust an Korvetten berug 33 Einheiten.

USS Saucy PG 65

USS Saucy, PG 65

Die USS Saucy wurde 1939 nach dem Kriegsnotprogramm von Harland & Wolff, Belfast, als HMS Arabis gebaut und nach fünf Monaten und sechs Tagen am 5. April 1940 fertiggestellt. Sie diente der Royal Navy, bis sie am 30. April 1942 der amerikanischen Marine als Leihgabe überwiesen wurde. Während ihres Dienstes in der amerikanischen Marine wurde sie in USS Saucy, übersetzt "Frechdachs", umbenannt. Im Juni 1942 begann sie ihre Arbeit als Geleitschiff in der karibischen See auf den Konvoistrecken zwischen Trinidad und Barbados, ab September 1942 den Konvoistrecken Trinidad-Guantanamo, ab Januar 1943 die Strecke Trinidad-Recife, Brasilien.

Nach der Überholung in Charleston, South Carolina, USA, traf sie im März 1944 für den Einsatz im Atlantik auf Strecken zwischen Neufundland, Grönland und Island in Boston, USA, ein. Am 26. August 1945 ging sie, nach Rückgabe an die Royal Navy nach Chatham, GB, in den Außendienst und wurde schließlich 1947 verkauft und als Handelsschiff benutzt.

 

USS Saucy PG 65

Das Modell...

...habe ich bereits im November 1996 bereits im Revell-Karton gekauft. Am 1. Dezember 1996 wurde mit dem Bau begonnen, indem die vier Rumpfteile für die Fernsteuerung vorbereitet wurden. Im achterlichen Teil habe ich den Wellentunnel ausgefräst und eine lange Welle mit Stevenrohr, ø = 4 mm, 35 mm-Schraube mit drei Blättern, rechtsdrehend, eingebaut. Als Antrieb wurde von Robbe ein 400-Motor verwendet. Das Ruder wurde mit Glasfaserspachtel eingespachtelt.

USS Saucy PG 65

Als Sonderfunktion habe ich das vorhandene Geschütz auf dem Bug mittels Servo drehbar gestaltet. Im Buginnern wurde bis unter das Oberdeck eine Schottwand gegen eindringendes Wasser eingebaut, da ich zunächst nach Bauanleitung die Ankerklüsen ohne Klüsenrohre gebaut habe.

Stapellauf war am 30. August 1997 am Warmbronner See, der auch reibungslos klappte. Das Schiff erwies sich sofort als sehr fahrstabil und zuverlässig.

USS Saucy PG 65

Im Laufe der Jahre veränderte das Modell zum Teil notgedrungen seine technische Daten und das äußere Erscheinungsbild. So zeigte sich, dass bei „schwerem Wetter“ der Bug durch die Ankerklüsen Wasser aufnahm - je mehr, umso schneller. Die Schottwand verhinderte zwar bis zu einem gewissen Grad das Vordringen des Wassers ins restliche Schiff, reichte aber letztlich nicht aus. Auch drang durch das auf Deck befindliche Geschütz Wasser ins Schiff. Von dort konnte es ins Restschiff gelangen. Ein Umbau des Bugs war also zwingend notwendig.

USS Saucy PG 65

USS Saucy PG 65

Der Bug bekam dichte Klüsenrohre für die Ankerketten. Ein in sich abgedichteter Kettenbunker wurde eingebaut, was gleich mit einer neuen Ankerwinde verbunden wurde. Das Geschütz wurde starr eingebaut und das Drehloch hierfür verschlossen. Bei dieser Gelegenheit wurde das Gewicht im Bug leicht reduziert, so dass dieser nicht mehr so tief eintauchen konnte. Dies brachte den gewünschten Effekt, ohne die Fahrqualitäten zu beeinträchtigen.

USS Saucy PG 65

Der nächste Umbau bzw. Sanierung erfolgte ein paar Jahre später. Wieder war Wasser im Schiff. Diesmal jedoch auch, wenn ruhiges Wetter war. Das Leck war schnell festgestellt - es war der Wellentunnel. Die darin befindliche Welle war seinerzeit mit Feinstaubspachtelmasse eingebaut worden. Die ständigen Vibrationen der Welle machte die Spachtelmasse bald mürbe. Durch die Risse, bis zur Außenhaut hin, wurde das Wasser förmlich in das Schiff hinein vibriert und sammelte sich in der Bilge. Als Reparatur wurde der Wellentunnel vom Kiel her aufgemacht, ausgeräumt und mit Silikon wieder verschlossen. Das Schiff war wieder dicht. Diese Erfahrung führte dazu, dass bei den nachfolgenden Schiffen, egal welchen Maßstabs, Silikon zum Festmachen und Abdichten des Stevenrohrs verwendet wird.

Ein kleiner Unfall führte zum nächsten Umbau. Ein Zusammenstoß mit einem anderen Schiff zerstörte am Bug die empfindliche Plastikreling. Eine neue stabilere Reling aus Metall musste her. Sie wurde gefunden und ersetzte auf dem gesamten Schiff die alte Reling.

Das Fahren bei „Schwerem Wetter“ erforderte, dass die Brückenwände und der Wasserabweiser auf dem Bug erhöht werden musste. Anschließende Fahrten bei Winterstürmen auf größeren Seen zeigten, dass auf das dahinter befindliche Oberdeck erheblich weniger Wasser gespült wurde.

USS Saucy PG 65

Der größte, teuerste Umbau wurde allerdings im Juni 2001 notwendig. Ursache hierfür war der Untergang der USS Saucy vor den Lavezzi-Inseln bei Süd-Korsika. Durch ein Schiffstau zur Hälfte unter Seewasser gedrückt, sank die USS Saucy achtern voraus in einen Meter Tiefe ab. Die vorausgegangenen Dichtungsarbeiten am Bug führten zum Glück dazu, dass der Bug bis fast zur Höhe der Brücke noch himmelwärts einige Minuten aus dem Wasser ragte. So war ein Wiederfinden des Schiffsmodelles möglich.

USS Saucy PG 65

Die Elektronik jedoch war komplett zerstört, so dass diese bei Heimkehr vollständig erneuert wurde. Dazu wurde das Schiff zwei Tage lang in die Badewanne in Süßwasser gelegt. Die Welle wurde auseinander genommen und gereinigt. Die neue Empfangs- und Regelelektronik wurde gegen eindringendes Wasser höher gelegt. Bisherige Lüftungsmöglichkeiten an der Oberfläche wurden geschlossen. Das Rettungsschlauchboot Nr. 1 auf Backbord ging damals verloren und wurde durch einen kleinen Deckskran ersetzt. Die Verdrahtung der Antennen wurde vollständig erneuert. Einige weitere kleinere durch das Schiffstau verursachte Schäden wurden repariert. Als Antrieb wurde dann von Graupner ein Speed-600-Motor verwendet und zur Verbindung zwischen Welle und Motor ein Doppelkreuzgelenk eingebaut. Die alte Gummischlauchkupplung erwies sich als zu anfällig. Mittlerweile hat sie die dritte, nun digitale Fernsteuerung und fährt und fährt…

USS Saucy PG 65

Mein Fazit

Die USS Saucy ist ein sehr gutes Schiff, welches beliebig ausbaubar ist. Der Bau ist unkompliziert. Allerdings ist der Bausatz an sich in die Jahre gekommen. Das Schiff hat hervorragende Fahreigenschaften und kann vom Wetter her einiges vertragen. Im Zubehörhandel gibt es allerlei Zubehör für dieses Schiff. Im Internet gibt es ebenfalls jede Menge Seiten zur Recherche über verschiedene Schiffe dieses Typs. Allerdings sind die meisten Seiten auf Englisch geschrieben.

USS Saucy PG 65

Karsten Böcker

Publiziert am 05. März 2022

Du bist hier: Home > Galerie > Schiffe Militär WK2 > USS Saucy PG 65

© 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links