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USS Chicago (CA-29)

ein Kreuzer der Northampton-Klasse

von Helmut Hager (1:700 Corsair Armada)

USS Chicago (CA-29)

Geschichte der USS Chicago

Die USS Chicago war der vierte von insgesamt sechs schweren Kreuzern der Northampton-Klasse, die alle zwischen 1928 und 1931 gebaut wurden. Während die ersten drei Einheiten der Northampton-Klasse als Divisionsflaggschiffe in Bau waren, wurden die restlichen drei schweren Kreuzer (Chicago, Houston und Augusta) als Flottenflaggschiffe geplant, d.h. das Backdeck wurde zwecks Schaffung zusätzlicher Unterkunftsmöglichkeiten bis zu den Katapulttürmen verlängert. So entstanden verhältnismäßig großzügige Räumlichkeiten, die eigentlich für Stabsbedienstete gedacht waren. In den 30er Jahren nutzte US-Präsident Franklin D. Roosevelt häufig den Kreuzer USS Houston und bezog in den Stabsräumen Räumen Quartier, sein Nachfolger Harry S.Truman nutzte die baugleichen Räume auf dem Kreuzer USS Augusta für seine Europareise im August 1945.

USS Chicago (CA-29)

Die USS Chicago wurde 1931 in Dienst gestellt und war bis zum Kriegsausbruch Flaggschiff der Kreuzer bei den Aufklärungsstreitkräften. Zum Zeitpunkt des japanischen Überfalls auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 befand sich die Chicago mit dem Flugzeugträger Lexington auf dem Weg nach Midway und entging so den japanischen Bomben und Torpedos. Im Februar 1942 war der Kreuzer Teil des ANZAC-Verbandes und operierte bis April 1942 im Südwestpazifik. Im folgenden Monat nahm die USS Chicago als Teil des Deckungsverbandes an der Schlacht in der Korallensee teil und entging danach am 31. Mai nur knapp einem Torpedoangriff japanischer Kleinstunterseeboote in der Bucht von Sydney/Australien. Ab August 1942 nahm die Chicago als Teil der TF 62.2 an den Kämpfen um Guadalcanal teil. In der Nachtschlacht bei Savo Island wurde sie durch Torpedotreffer japanischer Zerstörer schwer beschädigt und war erst wieder im Januar 1943 einsatzbereit. Bei einem Vorstoß in die mittleren Salomonen wurde die Chicago am 29. und 30. Januar 1943 zweimal von japanischen Torpedobombern angegriffen. Sie erhielt hierbei insgesamt sechs Torpedotreffer, die das Schiff schnell sinken ließen. Zusammen mit der Besatzung des ebenfalls torpedierten Zerstörers USS La Valette konnten 1049 Überlebende gerettet werden.

USS Chicago (CA-29)

Technische Daten

  • Länge: 182,96 m
  • Breite: 20,14 m
  • Max.Verdrängung: 11 420 ts
  • Höchstgeschw.: 32,5 Knoten
  • Besatzung: 617 Offiziere und Mannschaften
  • Bewaffnung (1941): 9 x 20,3 cm, 8 x 12,7 cm, 16 x 2,8 cm Flak in Vierlingslafetten
  • Wasserflugzeuge: 4 x Curtiss SOC Seagull

USS Chicago (CA-29)

Das Modell

Die Firma Corsair Armada aus den USA hat 2004 den Resinbausatz USS Houston / USS Chicago herausgebracht und damit vielen Schiffsmodellbauern einen Traum erfüllt, dessen Realisierung ich nicht für möglich gehalten hätte. Obwohl Corsair Armada bereits seit Jahren einen Bausatz der USS Chicago im Bauzustand 1943 produziert, hat man es sich nicht nehmen lassen, dem Bausatz Teile für einen Umbau der USS Houston in die USS Chicago beizulegen. Hierbei ist anzumerken, daß sich aus dem Houston-Bausatz vier (!) verschiedene Versionen von diesen zwei bekannten Kreuzern des Zweiten Weltkriegs bauen lassen:

  1. Die USS Houston im Vorkriegzustand (1939-1940)
  2. Die USS Houston im Kriegszustand bis zu ihrer Versenkung (1941-1942)
  3. Die USS Chicago im Vorkriegszustand (1939-1940)
  4. Die USS Chicago im frühen Kriegszustand (1941)

USS Chicago (CA-29)

Es fehlt eigentlich nur noch eine fünfte Variante, nämlich die der USS Houston als Flaggschiff von Präsident F.D. Roosevelt. Diese Version müßte dann vier 12,7cm - Geschütze weniger habe und die eigens für den Rollstuhl des Präsidenten angebrachte Rampe sowie den speziell für diesen Rollstuhl aufmontierten Kran enthalten. Ich kaufte den Houston-Bausatz zweimal und entschied mich dafür, zunächst die USS Chicago im Bauzustand 1941 zu bauen. Die Bauanleitung schildert den Zusammenbau beider Versionen an Hand von Photos ausführlichst, so daß beim aufmerksamen Hinsehen und Lesen nur wenige Detailfragen offen bleiben. Was fehlt, ist allerdings eine komplette Seitenansicht und Draufsicht des Modells. Für den Bau der USS Chicago im frühen Kriegszustand war das Füllen der untersten Bullaugenreihe erforderlich, was ich mit verdünntem Moltofill aus dem Baumarkt bewerkstelligte. Schwierig gestaltete sich der Bau der Geschütztürme, da sämtliche Rohre komplett verbogen waren. Auch Erwärmung im Backofen brachte kein komplett befriedigendes Ergebnis, die Rohre des letzten Turms blieben verbogen.

USS Chicago (CA-29)

Die mitgelieferten Vierlingsflaks waren zu schlecht abgegossen, als daß man sie verwenden konnte, ich benutzte daher Flaks aus einem Skywave-Zurüstsatz. Glücklicherweise hatte die Chicago in dem von mir gewählten Bauzustand keine vier 5/25-Einzelflugabwehrkanonen mehr, denn diese wären aufgrund der schlechten Gussqualität ebenfalls nicht zu verwenden gewesen. Houston und Chicago unterschieden sich insbesondere im Brückenbereich und im Bereich des achteren Feuerleitstands voneinander, die Unterschiede sind gut in der Bauanleitung dokumentiert und - auch wenn es einige Mühe macht - am Modell gut durchzuführen. Positiv zu vermerken ist die Beigabe von Plastikstreifen mit unterschiedlicher Dicke für den Bau der Masten. Man kann die Mastrahen mit Plastikkleber vorkleben und spart teuren Sekundenkleber, auch lassen sich die Stützbeine an den Brückenaufbauten besser zurechtbiegen als mit Kupferdraht. Zwar sind Teile zum Zusammenbau von zwei Doppeldecker-Wasserflugzeugen des Typs “Seagull”enthalten, diese sind jedoch so schlecht gegossen, dass man sich die Mühe des Zusammenbaus sparen kann. Man sollte deshalb auf die Flugzeuge der USS Astoria von Kombrig zurückgreifen, diese sind gut gegossen und lassen sich gut zusammenbauen. Nun muß man mit sich selber ausmachen, welcher Kreuzer keine Wasserflugzeuge bekommen soll.

USS Chicago (CA-29)

Die Bemalung:

Der Rumpf erhielt einen komplett dunkelgrauen Anstrich mit Humbrol 27, die Decks wurden mit einem abgemischten Humbrol 94 (Sand) bemalt. Die Brückenaufbauten oberhalb der Schornsteinkante bemalte ich mit Humbrol 147(weissgrau). Die Bordflugzeuge waren Intermediate Blue (H144) auf der Oberseite und Gull Grey (H140) auf der Unterseite angestrichen. Aufkleber für die Wasserflugzeuge gibt es in den US-Bausätzen von Skywave, hierbei sollte man darauf achten, dass der weiße Stern auf blauem Grund bis Mitte 1942 noch einen roten Punkt in der Mitte hatte.

USS Chicago (CA-29)

Fazit

Vorteile:

  • außergewöhnlich detaillierte Bauanleitung mit Photos
  • sehr gut gravierter Rumpf mit gut detaillierten Aufbauten
  • biegsame Plastikstreifen für die Masten
  • gut wiedergegebene Beiboote und Scheinwerferstände
Nachteile:
  • der Rumpf ist verzogen
  • die Rohre der SA sind verbogen
  • schlecht gegossene 5/25 Einzelflugabwehrgeschütze
  • schlecht abgegossene Vierlingsflaks
  • schlecht abgegossene Wasserflugzeuge
  • keine Fotoätzteile
  • keine Decals

Helmut Hager

Publiziert am 01. Dezember 2005

Die Bilder stammen von Martin Kohring.

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