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Lützow

von Lars Scharff (1:720 Italeri)

Lützow

Original

Die Deutschland-Klasse war der Versuch ein Kampfschiff innerhalb der Beschränkungen des Versailler Vertrags zu bauen. Die Größe von Schlachtschiffen war auf 10 000 ts und die Hauptbewaffnung auf den Kaliber 28 cm beschränkt. Die letzten Schlachtschiffe der kaiserlichen Marine hatten zum Vergleich eine Standardverdrängung von 28 074 ts und eine Hauptbewaffnung aus acht 38 cm Geschützen. Mit diesen Beschränkungen war nur der Bau eines Küstenpanzerschiffs (starke Panzerung, starke Bewaffnung, niedrige Geschwindigkeit) möglich gewesen. Die Reichsmarine entschied sich aber statt dessen einen Kreuzer zu bauen, also ein Schiff, was nur schwach gepanzert war, aber dafür stärker bewaffnet als jedes schnellere Schiff und schneller als jedes stärkere Schiff. Dieses Schiff war folglich auch nicht zum Küstenschutz, sondern für einen offensiven Einsatz gegen feindliche Handelsrouten vorgesehen. Offiziell wurden die Schiffe der Deutschland-Klasse als Panzerschiffe bezeichnet und erst später (1939) zu Schweren Kreuzer umklassifiziert.

Lützow

Technische Daten

Die Deutschland, die spätere Lützow, hatte eine Standardverdrängung von 12 630 t (voll beladen 14 290 t, Typverdrängung 10 600 ts), eine Länge von 186 m (187,9 m nach Umbau), eine Breite von 20,6 m und einen Tiefgang von 7,25 m. Mit dem gewählten Dieselantrieb wurde allerdings mit 48 390 PS nur eine Geschwindigkeit von 28 kn erreicht, so dass die damals bereits einsatzbereiten Schlachtkreuzer Renown, Repulse und Hood schneller waren und die nächste Generation von schnellen Schlachtschiffen (z.B. die King George V.-Klasse, die North Carolina-Klasse und die Dunkerque-Klasse) in Bezug auf die Geschwindigkeit ebenbürtig, aber ansonsten überlegen waren. Neben der schwachen Panzerung und der geringen Geschwindigkeit hatte die Deutschland-Klasse den Nachteil aller damaligen deutschen größeren Kampfschiffe: sie hatte eine getrennte mittlere Artillerie (15 cm) und schwere Flak (8,8 cm später 10,5 cm) statt eines Mehrzweckgeschützes.

Lützow

Bewaffnung

Bewaffnung 1933

  • 6 x 28 cm L/52 C28 (zwei Drillingstürme)
  • 8 x 15 cm L/55 C28
  • 3 x 8,8 cm L/45 C16
  • 8 x 50 cm Torpedorohre (zwei Vierlinge)

 

Bewaffnung 1941

  • 6 x 28 cm L/52 C28 (zwei Drillingstürme)
  • 8 x 15 cm L/55 C28
  • 6 x 10,5 cm L/65 C33 (drei Zwillinge)
  • 8 x 3,7 cm L/83 C30 (vier Zwillinge)
  • 11 x 2 cm L/65 C30
  • 8 x 53,3 cm Torpedorohre (zwei Vierlinge)
  • 1 x Arado Ar-196 A-1 Bordflugzeug

 

Bewaffnung 1945
  • 6 x 28 cm L/52 C28 (zwei Drillingstürme)
  • 8 x 15 cm L/55 C28
  • 6 x 10,5 cm L/65 C33 (drei Zwillinge)
  • 6 x 4 cm L/56 Bofors 28
  • 4 x 3,7 cm L/83 C30 (vier Zwillinge)
  • 26 x 2 cm L/65 C38 (drei Vierlinge, sechs Zwillinge und zwei Einzelgeschütze)
  • 8 x 53,3 cm Torpedorohre (zwei Vierlinge)
  • 1 x Arado Ar-196 A-1 Bordflugzeug

Lützow

Die Deutschland wurde von 1929-33 in Kiel bei den Deutschen Werken gebaut. Zwischen 1936-37 wurde sie in spanischen Gewässern zur Unterstützung der Faschisten während des Spanischen Bürgerkriegs eingesetzt („internationale Seeüberwachung“), wobei sie am 29.5.1937 vor Ibiza von republikanischen Flugzeugen bombardiert wurde. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war Deutschland in den Nordatlantik zur Handelskriegsführung verlegt worden und versenkte zwei Handelschiffe und brachte ein weiteres auf. Wegen schweren Sturmschäden musste aber der Rückzug angetreten werden. Am 16.11.1939 wurde Deutschland in Lützow umbenannt und in Schwerer Kreuzer umklassifiziert. Bei der Teilnahme bei der Eroberung Norwegens wurde Lützow im Oslofjord am 9.4.1940 durch norwegische Küstenbatterien beschädigt, während der begleitende Schwere Kreuzer Blücher versenkt wurde. Beim Rückmarsch wurde Lützow von dem britischen U-Boot Spearfish torpediert, wobei das Achterschiff abknickte.

Lützow

Während der notwendigen Reparatur, bei der der Bug um 1,9 m zu einer Sichelform zur Verbesserung der Seeeigenschaften verlängert wurde, wurde sie von britischen Bombern am 9.7.1940 mit einem Blindgänger getroffen. Bei einer erneuten Verlegung nach Norwegen wurde Lützow am 12.6.1941 von britischen Beaufort-Flugzeugen torpediert und erneut schwer beschädigt. 1942 wurde sie nach den erfolgten Reparaturen erneut nach Norwegen verlegt, wo sie gemeinsam mit dem Schweren Kreuzer Admiral Hipper und sechs Zerstörern am 30/31.12.1942 den Geleitzug JW 51B angriff. Im Gefecht bei der Bäreninseln konnten die britischen Leichten Kreuzer Sheffield und Jamaica gemeinsam mit fünf Zerstörer den Angriff abwehren und die Admiral Hipper dabei schwer beschädigen. 1943 wurde Lützow in die Ostsee verlegt und beschoß wiederholt russische Truppen. Am 16.4.1945 wurde Lützow durch britische Bomber versenkt, aber bis zur Sprengung am 4.5. noch als Batterie verwendet. Das Wrack wurde von den Russen geborgen und 1948/49 abgewrackt.

Lützow

Bausatz

Das vorgestellte Modell habe ich schon vor einigen Jahren gebaut. Ich denke aber, dass ich für die, die selbst mal die Lützow bauen wollen, ein paar Tipps geben kann. Ich habe die Lützow mit Hilfe des Italerie-Bausatzes gebaut, der detaillierter ist, als der Fujimi-Bausatz. Der Italerie-Bausatz ist im Maßstab 1:720, was aber kaum einen Unterschied zu 1:700 macht. Der Unterschied beträgt pro Meter nur 40 µm, was bei der Gesamtlänge der Lützow sich auf 7,5 mm addiert. Im Gegensatz zum Deckelbild stellt der Bausatz aber nicht den Zustand von 1941 da, als die Lützow den typischen Ostseeantrich hatte, sondern eine Mischung aus dem Zustand vor und nach 1937.

Lützow

Im wesentlichen ist der Bausatz für sein Alter sehr detailliert und es sind nur eine Reihe von Modifikationen notwendig, wenn man einen bestimmten Bauzustand darstellen will. Ich habe den Zustand vom Mai 1941 mit dem Ostseetarnanstrich darstellen wollen. Hierfür muss der Bug leicht sichelförmig um 2,7 mm verlängert werden, wofür ich etwas Spachtelmasse benutzte. Gleichzeitig wurde auch der hintere der beiden Anker an Backbord entfernt, der also abgeschliffen werden musste. Ab 1937 wurden Gasdruckschotts neben den 15 cm Geschützen montiert, die ich aus Polystyrol-Platten selbst hergestellt habe. Bei dem Fujimi-Bausatz fehlen die achteren Gadruckschotts übrigens ebenfalls, während die vorderen vollkommen falsch dargestellt sind. 1937 wurden die beiden einfachen Ladebäume, die auch als Basis für die Scheinwerferplattformen dienten, gegen zwei unterschiedliche Kräne ausgetauscht und die Scheinwerfer auf eine Plattform am Schornstein verlegt. Dieser Zustand nach dem Umbau ist von Italerie korrekt dargestellt. Ich habe lediglich den Backbordkran gegen einen selbstgebauten ausgetauscht. Die flache Schornsteinkappe (Teil 39) war erst ab 1938 an Bord und wurde 1942 gegen eine deutlich größere ausgetauscht. Ein Problem bei der Italerie-Brücke ist die Position der SL-2 Feuerleitgeräte für die schwere Flak (Teil 28), die ein Deck zu tief montiert sind. Man muss zwei seitlichen Plattformen für diese an Teil 29 montieren, wobei man achtern an diesem Teil gleich die feste Reling z.B. mit Papier ergänzen kann. Die ursprüngliche Plattform auf Teil 27 muss abgeschliffen werden, was ich bei meinem Modell versäumt habe, und die Lücke in der Reling geschlossen werden.

Lützow

Ich habe nur noch den Scheinwerfer vorne auf dem Röhrenmast gegen eine 2 cm Flak ausgetauscht und eine FuMO22-Antenne an den Entfernungsmesser auf dem Röhrenmast montiert. Dazu habe ich versucht die 2 cm Flak durch dünnere Rohre zu verbessern und die 3,7 cm Zwillinge durch selbst gebaute ersetzt. Die im Bausatz beiliegende Heinkel He-60 habe ich gegen eine Arado Ar-196 aus einem Tamiya-Bausatz ausgetauscht. Rettungsboote an den 28 cm Türmen und den Brückennocks sollten noch ergänzt werden, was ich bisher nicht gemacht habe.

Lützow

Fazit

Trotz der kleineren Ungenauigkeiten, die ohne viel Aufwand beseitigt werden können, ist dieser Italerie-Bausatz immer noch eine gute Grundlage für den Bau der Lützow und deshalb EMPFEHLENSWERT

Quellen

  • Pancerniki Kieszonkow cz. 1 und cz. 3 (Monografie Morskie 7 und 9) von Waldemar Danielewicz und Miroslaw Skwiot, AJ-Press, Warschau, 1997 und 1999
  • Die Panzerschiffe der Kriegsmarine von Siegfried Breyer, Marine-Arsenal Secial Band 2, Podsun-Pallas, Wöfersheim-Berstadt, 1995
  • Panzerschiffe der Deutschland-Klasse (Vom Original zum Modell) von Gerhard Koop und Klaus-Peter Schmolke, Bernard & Graefe, Bonn, 1993
  • Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905-1970 von Siegfried Breyer, Pawlak, Herrsching

Lars Scharff,
www.modellmarine.de

Publiziert am 11. November 2005

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