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Schnellboot S-100

von Thomas Mohr (1:400 Heller)

Schnellboot S-100

Dieses Modell habe ich in erster Linie gebaut, um einmal einige der schiffsmodellbau-spezifischen Probleme auszutesten, von denen ich als Flugzeugmodellbauer nur vage Theorien hatte, wie ich sie gelöst bekommen würde. Eines der Probleme ist in diesem Maßstab ein einigermaßen realistisches Weathering. Hier ist der Versuch zu sehen, dem Unterwasserschiff mit Hilfe der Airbrush ein gebrauchtes Aussehen zu verleihen.

Schnellboot S-100

Das nächste Problem war die leichte Flakbewaffnung aus Fotoätzteilen der Firma White Ensign. Ich war mir nicht sicher, wie realistisch das auf dem Modell wirken würde. Hier ist das Resultat zu sehen, und es hat mich ziemlich überzeugt. Lediglich das Rohr der 4 cm Bofors wurde durch ein Stück gezogenen Gussast ersetzt. Das ist allerdings zu dick, das nächste mal muss ich da wohl noch was feineres benutzen. Die Flak ist nur grundiert, noch nicht endgültig bemalt.

Schnellboot S-100

Das dritte Problem: fotogeätzte Relings, in diesem Fall von der Firma GPM. Die Abdeckplanen (streng genommen sogar noch mal ein Problem) wurden aus papierdünnem Plastiksheet geschnitten. Das Resultat war sehr überzeugend, die Verarbeitung allerdings eine Katastrophe! Die dünnen Befestigungspunkte geben nicht genug Klebekraft, wenn man nicht Löcher vorbohrt! Deswegen kleben die Relings zwar hervorragend an den Fingern, aber nur äusserst ungern am Modell! Und sie reissen zudem bei der leisesten Berührung wieder ab. Resultat also: hier muss ich mir wohl noch was besseres überlegen. Möglicherweise würde es mit Sekundenkleber-Gel funktionieren.

Schnellboot S-100

Zurück zum ersten Problem, dem Weathering: jetzt schaut's schon ganz manierlich aus, lediglich die Bewaffnung und einige Details fehlen noch... Das Boot wurde nach dem Lackieren mit einer Schicht Acryl-Klarlack überzogen, die es unempfindlich gegen ein Wash aus mit Terpentin stark verdünnten Humbrol-Dunkelgrau machte. Dieses Wash läuft sehr gut in alle Ritzen, und man kann es nach dem Trocknen sehr gut mit einem terpentingetränkten Tuch wieder abwischen, auch noch Tage später, falls man etwas übersehen hat. Und auch beliebig nachlaufen lassen, falls man zuviel abgewischt hat. Danach wurden, wie schon am Unterwasserschiff, mit der Airbrush senkrechte Streifen in anderen Grautönen auflackiert. Da die ebenfalls mit Humbrol gespritzt wurden, lassen auch die sich nach Belieben mit einem terpentingetränkten Tuch reduzieren, wenn man's mal übertrieben hat.

Schnellboot S-100

Das nächste Problem: das Wasser! Samt Bugwelle und anderen Wellen, die ein Schiff in Fahrt so zu erzeugen pflegt. Ich habe als Grundlage ein Stück einer Wasserplatte der Firma Norseman Miniatures verwendet, ein Loch für das Boot geschnitten und die vom Schiff erzeugten Wellen mit Silikon aufgeformt. Das Silikon passt ganz gut, weil die Wellen der Norseman Wasserplatten sowieso aus Silikon bestehen. Nur hier sind die Wellen noch weit von dem entfernt, was ich mir vorgestellt habe. Naja, es war ja auch noch nicht fertig, eine intensive Überarbeitung mit dem Pinsel stand noch bevor...

Schnellboot S-100

Schnellboot S-100

Nun wurde die "Gischt" mit einem breiten Pinsel mit weisser Acrylfarbe eingetupft, und das Ganze mit farblosem Klarlack von Humbrol überzogen. Letzteres ist unbedingt notwendig, weil das Silikon sonst stark altert, und nach einiger Zeit matt und sogar evtl. braun wird. Der Klarlacküberzug soll das verhindern. So langsam nähert sich das Boot seiner Vollendung, es fehlen nur noch ein paar Details. Und natürlich eine Besatzung, es soll ja kein Geisterschiff werden, das da in voller Fahrt über die Weltmeere braust... ;o)

Schnellboot S-100

Hier ist sie, die Besatzung. Auch die ein echtes Problem, weil ein Schiff ohne Besatzung aussieht wie ein Geisterschiff, aber in diesem Maßstab eine Besatzung nur sehr schwer zu realisieren ist. Es gibt zwar von diversen Herstellern geätzte Figuren, von Eduard sogar bereits farbig bedruckt, aber leider kann man auf dem Modell ziemlich gut sehen, dass das halt nur zweidimensionale Flachfiguren sind. Hier habe ich Preiser Figuren verwendet, die wirklich toll aussehen, wenn auch die Bemalung ein echtes Geduldsspiel ist. Allgemeine Regeln zur Figurenbemalung kann man eh' vergessen, lediglich das Blau der Uniformen wurde durch Drybrushing in 2 helleren Blautönen ein wenig plastischer gestaltet. Bei den millimeterbruchteilgroßen Händen, Köpfen oder Mützen ist das vergebliche Liebesmüh... Leider sind die Preiser-Figuren sehr teuer und im Moment auch nur bemalt zu bekommen, die Besatzung eines Schnellbootes kann man sich da gerade noch leisten, aber bei einem Flugzeugträger muss man sich wohl doch was anderes überlegen...

Ich habe als Größenvergleich mal ausnahmsweise nicht die übliche Cent-Münze genommen, sondern extra für uwe, unseren "König der Streichhölzer", ein Streichholz... ;o))

Schnellboot S-100

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Das letzte der Probleme war die Einbettung der Wasserplatte in einen adäquaten Rahmen. Das ist ganz gut gelungen mit Hilfe eines bei Obi (oder irgend einem anderen Baumarkt) gekauften Bilderrahmen-Profils und einer Holzplatte von 5 mm Dicke, die die Rahmenteile hält und die Wasserplatte auf die richtige Höhe innerhalb der Rahmenteile bringt.

Schnellboot S-100

In der Abenddämmerung raus zum Einsatz...

Schnellboot S-100

...und im Morgengrauen wieder zurück in den Hafen... ;o))

Alles in allem ist das kleine Böötchen ein echtes Schmuckstück geworden, aber einige der Probleme habe ich damit nicht hinreichend lösen können. Das ist zum einen die bereits erwähnte extreme Empfindlichkeit der Reling, und zum anderen die ebenfalls extreme Empfindlichkeit der aus gezogenem Gußast bestehenden Antennen. Auf diesem kleinen Boot ist letzteres sicher kein Problem, aber ich möchte nicht wissen, wie sich das bei den langen Antennen beispielsweise auf einer 350er Yamato darstellt.

Dennoch hat der Bau dieses kleinen Schiffleins viel Spaß gemacht und mich ermutigt, weitere Schiffsprojekte in Angriff zu nehmen.

Thomas Mohr

Publiziert am 06. November 2005

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