Pirate IslandAusflug in die Karibikvon Wolfgang Hartung (1:72 verschiedene Hersteller)Planung/GrundlagenBevor ich mich zu dem Thema eines Dioramas entschließe, geht es mir wahrscheinlich wie vielen anderen Modellbauern: Verschiedene Umstände müssen zusammenkommen, zusammenpassen. Da ich für viele Epochen der Geschichte offen bin, habe ich schon mal 4 - 5 Themen parat, die ich gern realisieren würde. Dazu kommt eine Vielzahl von Materialien, die ich mir im Laufe der Zeit angeschafft habe, bzw. die von anderen Projekten übrig sind. Der entscheidende Punkt für meine engere Auswahl sind die Figuren. Die müssen sehr gute Qualität haben, denn sonst macht das Bemalen keinen Spass. Da habe ich mich allein schon aus Platzgründen auf den Maßstab 1:72 festgelegt. Leider führt diese Größe in den Bereichen Zivilisten und Zubehör noch ein relatives Nischendasein. Bei 1:35 tut man sich da schon wesentlich leichter. Wenn ich z.B. auf der Spielwarenmesse das Zubehör-Angebot von Hauler/Brengun sehe, kann ich vor Neid nur erblassen. Wobei bei den meisten Maßstäben, so auch bei 1:72 das Thema WWII führend ist. Entsprechend ist dieser Part der Geschichte bei den Ausstellungen bezüglich Dioramen vorrangig besetzt. Eine große Ausnahme bildet da die Dioramica in Hann-Münden. www.geschichte-in-miniaturen.de Wenn ich also die passenden Figuren gefunden habe, überlege ich, welche Gebäude ich bauen möchte und welche neuen Techniken ich ausprobieren will. Diesbezüglich kamen mir die Materialien Styrodur, Styropor und Polystyrol sehr entgegen. Die habe ich bei diesem Dio für Grundplatten, Gebäude, Zubehör und Felsen sehr gut einsetzen können. Diesmal habe ich versucht Dachpfannen auf eine neue Art darzustellen und Furnier für Bretter zu verwenden. Für Gebäude und Landschaftsgestaltung lasse ich meiner Fantasie freien Lauf. Ich bin da nicht an Hersteller gebunden und benutze keine Vorlagen, die ich nachbaue, denn ich muss die Realität nicht unbedingt bis ins letzte Detail nachbilden. Der Betrachter soll aber schon das Gefühl haben, dass er sich in der dargestellten Epoche befindet. Letztendlich bewege ich mich lieber in Klischees, als in einer rauen, unromantischen Wirklichkeit. Ich denke, so mancher Regisseur von alten Hollywood-Filmen hatte wohl ähnliche Gedanken. Ich muss aber schon konstatieren, dass ich größte Hochachtung vor historisch genau recherchierten und ausgeführten Dioramen habe, bei denen man seine Kenntnisse der Geschichte vervollkommnen kann und gleichzeitig an Themen herangeführt wird, für die man sich vieleicht bis dahin noch gar nicht interessiert hatte. Figuren und Technik waren schließlich meine Beweggründe, wieder mal ein Piratendiorama zu bauen. Aus Platzgründen ist das Gesamtgebilde auf mehrere Module verteilt, die mit möglichst wenig sichtbaren Nahtstellen zusammengestellt werden. Festung/Sklavenmarkt
Der Strand
Lagerhaus/Gouverneurspalast/Spelunke
BasteltippsWie ich eingangs schon erwähnte, wollte ich eine neue Technik für Dachpfannen ausprobieren. Dazu benutzte ich Pappe, Zahnstocher und Servietten-Papier. Ein Eyecatcher sind die Palmen aufgrund der filigranen Lasercut-Blätter von Green-Line. Dazwischen habe ich kleinere Gewächse/Gebüsche und Bäume selber hergestellt.
Module der 1. KonzeptionJetzt wäre das Diorama eigentlich fertig gewesen, aber das Verhältnis der Länge zur Breite schien mir nicht ideal. Ausserdem hatte ich da noch ein paar Ideen, die ich gerne verwirklichen wollte. Die Verbreiterung des Dioramas
FloraBei der Bepflanzung konnte ich auch die Technik mit dem Grasmaster ausprobieren, den ich auf der letzten Spielwarenmesse testen konnte. Eine wesentliche Rolle spielten auch die schönen Palmblätter von Green-Line (Fredericus Rex). Hafenausschnitt
Hafengelände mit Hinrichtungsszene / Lager- und FischerhäuserLinks unten: Experiment mit Furnierholz
Die PiratenHier habe ich die tollen, filigranen Figuren von Nikolai, Germania, Munich Kits und Hecker & Goros verwendet.
Styropor und Co.Styropor verwende ich wegen des leichten Gewichts gern für die Grundplatten. Styrodur ist gut zu strukturieren und sehr preiswert im Baumarkt zu bekommen. Allerdings ist zur Bearbeitung ein Heißdrahtschneider unabdinglich und ferner ein Zusatzgerät von Vorteil, mit dem man die dicken Platten auf die gewünschte Stärke zuzuschneiden kann. Näheres unter: http://www.shiftinglands.com Ich konnte mich auf der Dioramica durch eine Vorführung von shiftinglands von der einfachen Handhabung der Zusatzgeräte überzeugen und habe mich entsprechend damit versorgt, was mir eine große Hilfe bei der Fertigung meiner Gebäude war. Die Preise dafür sind moderat und rentieren sich auf jeden Fall, wenn man größere Dioramen verwirklichen will. Polystyrol bekommt man ebenfalls preiswert im Baumarkt. Die Platten mit 4 - 6 mm Stärke werden im Allgemeinen für Wärmedämmung benutzt. Mittlerweile gibt es im Modellbau auch Materialien, die dem Styrodur sehr ähnlich sind (Styrofoam etc.). Diese Platten haben den Vorteil, dass sie speziell für den Modellbauer konzipiert und deshalb in verschiedenen Stärken und in handlichen Größen verfügbar sind. Sie sind auch etwas dichter gepresst, wodurch sie noch eine Idee feiner zu gravieren sind. Das macht sich aber auch im Preis bemerkbar.
Der Bau des Dioramas hat mir ca. 2 Jahre viel Freude bereitet, war ich doch in dieser Zeit gedanklich oft als Pirat unterwegs. Jetzt bin ich wieder hin- und hergerissen, in welchem Zeitraum ich mich beim nächsten Projekt befinden werde. Will ich Wikinger, Südstaatler, Cowboy, Indianer oder Orientale sein ? Mal sehen ! Sehr wahrscheinlich Wikinger, da liegen die Figuren von Andi Brüggemann (Kamar) gerade vor mir. Ausserdem bin ich gerade dabei, mir die Serie "Vikings" reinzuziehen. Wolfgang Hartung Publiziert am 19. Januar 2019 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |