RMS MauretaniaBaubericht Teil 2von Jim Baumann (1:600 Airfix)Wer von Euch Teil 1 dieses interessanten Bauberichts verpasst hat, der sollte einmal hier schauen: RMS Mauretania Teil 1. Ansonsten startet nun der zweite Teil. Die Schornsteine habe ich zweimal gebaut; zuerst nachdem ich die angegossenen Ringe abgetrennt hatte. Das geschah in der Absicht, sie als einzelne Bauteile wieder anzubringen, aber als ich sie mir nachher anschaute, fand ich sie unbefriedigend. Also machte ich einen zweiten Satz, an dem die Ringe intakt blieben und nur etwas mit einer Klinge dünner geschabt wurden. Die Decals wurden mittels Microsol dazu gebracht, um etwa einen halben Millimeter um den Schornsteinumfang „herumzuwachsen.“ Vor der Montage wurden die Ansatzpunkte der Schornsteinstage etwas angekörnt, um deren Anbringung zu erleichtern. Später wurden die Dampfrohre vorn und achtern ergänzt – die ausgekehlten trompetenförmigen Öffnungen entstanden aus einer winzigen Drahtschlinge, die mit Weißleim ausgefüllt wurde. Die Plattformen für Nebelhorn und Dampfpfeife baute ich aus einer Anzahl winziger Ätzteile aus der Restekiste, um so gut es ging die Grätings nachzubilden. Die Schornsteinsockel hatten zahllose kleine Luken, diese entstanden aus den Trittstufen von 1:350er Fallreepstreppen, während die Lüfter aus Polystyrolstäben, Messingstückchen und winzigen kuppelförmigen Nieten gebaut wurden. Von der richtigen Konstruktion der Wassertanks, ihrer Stützen und Rohrleitungen wurde ich recht besessen… Nach der Titanic-Katastrophe von 1912 wurde die Mauretania mit zusätzlichen Rettungsbooten versehen, in ihrer Rolle als Truppentransporter erhielt sie zusätzlich eine große Anzahl zusammenlegbarer Boote. Diese wurden selbst angefertigt – eine sehr monotone Tätigkeit… Glücklicherweise hatte ich einen Bausatz in Reserve, so dass ich passende zusätzliche Boote herstellen konnte. Die Boote wurden nachgearbeitet, wobei die Rundung der Bilge sanfter und das Bugprofil schärfer gestaltet wurde. Danach wurden die umlaufenden Halteseile aufwendig aus einzelnen Halbkreisen aus Kupferdraht hinzugefügt. Ich musste 44 Davits herstellen; die Bausatzteile – obwohl schön konisch – waren viel zu niedrig und dabei zu dick. Eine kleine Lehre aus Holz half mir, identisch geformte Teile zu bauen. Als Truppentransporter war die Mauretania an den Relings oberhalb des Bootsdecks mit einer großen Zahl von Seiltrommeln ausgestattet. Diese wurden aus Polystyrolstäben hergestellt, die längs gespalten und dann von beiden Seiten der Reling befestigt wurden, um die Trommel nachzubilden. Am Brückendach wurde ein Entfernungsmesser für die 6-Zoll-Geschütze hinzugefügt, ein Kompasshäuschen, ein Semaphorenmast und ein zusätzliches Deckshaus (dessen Zweck mir bislang nicht bekannt ist), neue Fensterrahmen sowie die vorliche höhere Reling mit Segeltuchbespannung aus Weißleim. Das Schiff wurde schon früh auf der Basis befestigt, nachdem ich den Rumpf gealtert hatte und den Unterwasseranstrich aus schwarzem Vinylklebeband simuliert hatte, das schmutzig rot angemalt wurde. Die See entstand aus schnell abbindendem Autospachtel – der Rumpf wurde in Frischhaltefolie eingepackt, um ihn aus der abbindenden Spachtelmasse herausnehmen zu können. So konnte ich zusätzliche Schichten Spachtelmasse anbringen und modellieren, ohne das Schiff zu beschädigen. Ich stellte die Mauretania als Truppentransporter dar; bei einem Fassungsvermögen von etwa 5.000 Mann nahm ich an, dass nicht für jeden an Bord eine Koje vorhanden war. Deshalb schätzte ich, dass etwa 2000(!) Figuren erforderlich werden würden, um einen angemessenen Eindruck des Schiffs in dieser Rolle zu geben. Zurechtbiegen, bemalen und detaillieren von Figuren in diesen beträchtlichen Mengen war eine über die Maßen ermüdende Tätigkeit. Ich benutzte die bedruckten fotogeätzten Figuren von Eduard und bemalte sie alle in Khaki. Inklusive Verluste und Figuren in unbrauchbaren Haltungen benutzte ich sieben Ätzplatinen…zu etwa 440 Figuren pro Platine(!).Diese wurden angebracht, indem sie herumsaßen, sich vor dem Wind schützten, schliefen, rauchten und überhaupt auf dem Schiff herumwimmelten. Ich brachte auch zahlreiche gekürzte Figuren in den offenen Galerien auf den Promenadendecks an. Zwischen ihnen sorgen etwa 80 in Marineuniformen gekleidete Besatzungsmitglieder der Royal Navy für Abwechslung. Die Masten wurden angebracht, bevor zu viele empfindliche Anbauten vorhanden waren; sie wurden aus Edelstahl-Schweißdraht angefertigt, den Steve Foulkes mir im Bohrfutter mit Sandpapierscheiben konisch zugeschliffen hat. Weil der Rumpf hohl ist, mussten die Masten bis zur Grundplatte reichen, um stabil genug zu sein. Sollte ich wieder so etwas bauen, würde ich dort, wo die Masten verlaufen, Holzblöcke und Autospachtel einbringen. Nun musste ich ohne diese Hilfe zurechtkommen. Das Ende eines Schweißdrahtes gleicher Größe wurde kantig zugeschliffen, um als Bohrer fungieren zu können. Mit einem Akkuschrauber bohrte ich vorsichtig ein Loch im ungefähr richtigen Winkel durch das Deck bis in die Grundplatte. Die Enden der eigentlichen Masten wurden mit einer Zange gehalten, über einer Kerzenflamme erhitzt und dann durch das Deck bis in die Grundplatte vorgeschoben. Durch die Erwärmung konnte ich sowohl am Deck als auch in der Grundplatte die Stellung des Masts anpassen. Zu guter Letzt ließ ich große Mengen Sekundenkleber durch die vergrößerten Löcher im Deck laufen. Während der Trockenzeit richtete ich die Masten mit Kartonlehren und Augenmaß aus. Nachdem der Rauch sich verzogen hatte (!) wurde das Deck mit Epoxy repariert und schlussendlich mit Weißleim eingeebnet. Ein wenig Nachdenken und Vorausplanung hätte mir einiges an Zeit und Nerven erspart… Die Kräne aus dem Bausatz hatten etwa die richtige Form, waren aber zu groß und schwach detailliert. Der Ätzteilsatz von GMM enthält schöne Fachwerkteile sowie Vorschläge zur Verbesserung der Kräne; für mich ließ das Fachwerk – obwohl korrekt – den Kran zu schwer wirken. Auf den Fotos vom Original sahen die Kräne insgesamt leichter aus – also nahm ich künstlerische Freiheit in Anspruch und benutzte statt dessen einseitige geätzte Gitterteile aus der Restekiste für eine maßstabsgerechtere Wirkung. Etwa zu dieser Zeit bemerkte ich, dass ich die Bootswinschen vergessen hatte – also musste ich Teile der Reling wieder abtrennen, um sie einbauen zu können. Die Winschen entstanden aus Papier und Polystyrolstäben. Als Hilfskreuzer mit zwölf 15,2 cm – Geschützen entworfen, war die Mauretania während der zweiten Kriegshälfte bewaffnet, sie trug jedoch nur sechs dieser Geschütze. Die Türme entstanden aus den Karton-Bausatzteilen, konischer gestaltet und umgeformt sowie mit Messingrohren versehen. In diesem Stadium begann das Modell mir Spaß zu machen – ich baute die feineren Details an… Die achtere Brücke wurde aus dünnem Polystyrol-Sheet neu gebaut; die korrekten Stützen entstanden aus Messingstreifen aus einem Ätzteilblech. Die Suchscheinwerfer und der achtere Entfernungsmesser wurden ebenfalls eingebaut sowie die achteren Aufbauseiten solide gestaltet. Fotos zeigen, dass die Luken der achteren Lüfterkästen auf See offen gefahren wurden – diese Lukendeckel wurden aus Papier erstellt, das mit Sekundenkleber getränkt wurde, um sie stabiler und unempfindlich gegen Feuchtigkeit zu machen. Am Vordeck wurden die Dampfventile neu angefertigt, dazu benutzte ich Zapfen aus Messingdraht und zurechtgeschnittene Steuerräder von WEM. Der Reserveanker wurde selbst angefertigt. Die Überdachungen der Eingänge unter Deck, die Ladelukendeckel und die Auflagen für die Ladebäume wurden ebenfalls selbst angefertigt. Angesichts der nächsten anstrengenden Aufgabe war ich dankbar, das Schiff so früh auf der Basis befestigt zu haben. Der Einbau der zahlreichen Streben aus zartem Gußastmaterial an den Lüftermündungen wurde dadurch erheblich erleichtert, dass ich das Modell bzw. die Basis achtern auf meinen Knien abstützen und es senkrecht halten konnte, während ich die Lüfteröffnungen in gutem Licht vor mir hatte. Als Truppentransporter führte die Mauretania neben den zusätzlichen zusammenlegbaren und festen Booten – soviel ich auf den Fotos feststellen konnte – nicht weniger als sieben unterschiedliche Typen von Rettungsflößen, viele gestapelt, andere lose an Deck oder irgendwo angelehnt. Diese wurden alle aus runden und eckigen Profilen von Evergreen angefertigt. Danach wurde das gesamte (mit dem Pinsel bemalte) Modell mit Mattlack überzogen – mit einigen Befürchtungen – weil ein Mißgeschick hierbei Monate der Arbeit mit einem Schwung der Spraydose zunichte machen konnte. Um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, hatte ich schon zwei Wochen vorher die Dosen kopfüber an einem warmen Ort aufgestellt. Damit wollte ich sicherstellen, dass der Lack sich vollends vom Boden der Dose löste und vom Treibgas mitgenommen werden würde. Am Tag X wurde die Dose für fünf Stunden auf einen warmen Heizkörper gelegt, wonach sie zehn Minuten lang energisch geschüttelt wurde. Ein Probestück auf einem alten Modell – das mit genau den gleichen Farben bemalt worden war wie die Mauretania – wurde zuerst gespritzt, um Farbunverträglichkeiten auszuschließen und sicherzustellen, dass die Oberfläche wirklich matt werden würde. Nachdem das zur Zufriedenheit ausgefallen war, wurde das Vorwärmen und Schütteln wiederholt und das Modell großzügig gespritzt – neben einem gleichmäßigen matten Finish stellte dieser Farbauftrag auch sicher, dass die zahlreichen Figuren fest an den Decks hielten! Ich hob mir die senkrecht verlaufende Takelung und diejenige der Masten bis zum Schluß auf. Zuerst musste die See eine möglichst glänzende Oberfläche bekommen; das erreichte ich durch Weißleim, den ich über die grobe Autospachtelmasse zog. Der Weißleim verlief dabei zu einer glatten Oberfläche und füllte kleinere Hohlräume. Ich hob mir die senkrecht verlaufende Takelung und diejenige der Masten bis zum Schluß auf. Zuerst musste die See eine möglichst glänzende Oberfläche bekommen; das erreichte ich durch Weißleim, den ich über die grobe Autospachtelmasse zog. Der Weißleim verlief dabei zu einer glatten Oberfläche und füllte kleinere Hohlräume. Die endgültige Takelung entstand vollständig aus gezogenem Gussastmaterial, wobei die Ausleger achtern, die zum Bewegen der Rettungsflöße vom Achterdeck weg dienten, mit Gussastmaterial und Flaschenzügen aus Weißleimtröpfchen versehen wurden. Die Kriegsflagge, die von der Großmastgaffel weht, entstammt meinen schwindenden Vorräten an Dunagain Decals. Im Großen Ganzen war dieses Modell ein geradliniges, jedoch langwieriges Projekt. Der 43 Jahre alte Bausatz hat die Jahrzehnte recht gut überstanden, er beruht auf originalen Werftplänen und liefert von daher einen guten Ausgangspunkt zum Bau eines befriedigenden Modells dieses wunderbaren Schiffs. Der Bausatz ist (in Großbritannien, A.d.Ü.) zur Zeit noch erhältlich und kostet unter 10 britischen Pfund. Die unausbleibliche Begeisterung für dieses Schiff überkam mich…und viele interessante Bilder, Postkarten und Erinnerungsstücke wurden auf Antiquitätenmessen und Online – Auktionen erstanden… Aus dem Englischen von Frank Spahr Im nächsten Teil kommen nun endlich die Bilder des fertigen Modells. Jim Baumann Publiziert am 02. Mai 2007 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |