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USS Constitution - Teil 1

Die Geschichte der "Old Ironsides"

von Frank Brüninghaus (1:96 Revell)

USS Constitution - Teil 1

Die Geschichte

Mit 218 Jahren ist die berühmte Fregatte U.S.S. CONSTITUTION (engl. für "Verfassung") das älteste auf eigenem Kiel schwimmende Segelschiff der Welt. Als einer von insgesamt sechs Fregattenneubauten lief sie im Jahre 1797 in Boston, Mass., vom Stapel. Die anderen fünf Schiffe waren die 44-Kanonen-Fregatten PRESIDENT, UNITED STATES und CHESAPEAKE sowie die "36er" CONSTELLATION und CONGRESS.

Alle amerikanischen Fregatten des ausgehenden 18. Jahrhunderts waren in mehr oder weniger spektakuläre Gefechte verwickelt. Die berühmtesten jedoch sind die Auseinandersetzungen der CONSTITUTION und der UNITED STATES mit ihren jeweils britischen Gegnern. Etwa ein Jahr nach ihrer Indienststellung konnte die neue Fregatte ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Bei einem freundschaftlichen Rennen mit der englischen Fregatte SANTA MARGARETTA schlug sie das britische Schiff um Längen. Kurze Zeit darauf folgte der erste militärische Einsatz - die CONSTITUTION kaperte in San Domingo den französischen Kaperfahrer SANDWICH. 1803 wurde die CONSTITUTION ins Mittelmeer abkommandiert. Sie sollte dort zu einem Geschwader stoßen, welches die Aufgabe hatte, die Piraterie an der Berberküste zu unterbinden. So wurde das insgesamt sieben Schiffe zählende Geschwader unter Commodore Edward Preble ausgesandt, um die Barbareskenpiraten in ihre Schranken zu weisen. Nach einigen Gefechten und Landungsmanövern war der Einsatz der CONSTITUTION im Mittelmeer beendet. Im Jahr 1807 wurde das Schiff einer gründlichen Überholung unterzogen. Teile der Takelage, des Rumpfes und die Bewaffnung wurden geändert. Insgesamt änderte sich die Gewichtsverteilung des Schiffes derart, dass es nach diesen Umbauten deutlich besser segelte und eine höhere Feuerkraft hatte. Auch erhielt sie wohl erst jetzt die schwarz-weiße Bemalung. Beim Stapellauf trug das Galionsscheg noch eine Figur. Nach dem Umbau hat das Schiff nur noch die abwärts gebogene Krulle.

Bild 1: Das komplette standing rigging. Die Doppelwirkung entsteht durch Schatten auf der Wand. Beachte die Royalstengen hinter den Bramstengen.
Bild 1: Das komplette standing rigging. Die Doppelwirkung entsteht durch Schatten auf der Wand. Beachte die Royalstengen hinter den Bramstengen.

Nach einigen ruhigen Jahren erfolgte im Juni 1812 die Kriegserklärung des amerikanischen Kongresses an Großbritannien. Die britische Marine blockierte alsbald die amerikanische Ostküste, Operationsbasis der Briten war Halifax in Kanada. Die CONSTITUTION lief die Küste entlang von der Chesapeake Bay nach New York, als sie vor der Küste New Jerseys auf einen britischen Blockadeverband aus insgesamt fünf Schiffen traf (Bilder 26, Titel). Mit weit über 200 Geschützen war der britische Verband dem amerikanischen Schiff vierfach überlegen, ein Gefecht für die CONSTITUTION aussichtslos. Der Kapitän, Isaac Hull, entschied sich für die Flucht. Da aber am Abend der Wind fast gänzlich einschlief, ließ Hull alle Boote ausbringen, um die 2200 Tonnen schwere Fregatte zu schleppen (Bilder 5, 7, 8, 9, 11 und 20). Ein Anker wurde unter das größte Boot gehängt und soweit voraus abgesetzt, wie die inzwischen verlängerte Ankertrosse es zuließ. Mit dem Gangspill und der Unterstützung durch die Boote wurde nun die Fregatte an den Anker herangezogen. Diese von Thomas Horgan als "back-breaking task" bezeichnete Tätigkeit dauerte die ganze Nacht, am Morgen wurde der Wind stärker und das Schiff konnte entkommen.

Etwa einen Monat später traf die CONSTITUTION auf die englische Fregatte H.M.S. GUERRIERE, bestückt mit 38 Kanonen gegenüber den zu dieser Zeit wahrscheinlich 55 Geschützen der CONSTITUTION. Während des folgenden Gefechtes wurde das englische Schiff vollständig entmastet, die CONSTITUTION erhielt hier ihren Spitznamen "Old Ironsides". Einer der Kanoniere des Schiffes beobachtete, wie ein britisches Geschoss an der eichenen Beplankung einfach abprallte. Unter ihrem nächsten Kommandanten, William Bainbridge, traf die CONSTITUTION am 29.12.1812 vor der brasilianischen Küste auf eine weitere britische Fregatte. Die H.M.S. JAVA, ein ehemals französisches Schiff, erlitt, obwohl stärker bewaffnet, das gleiche Schicksal und wurde völlig entmastet.

Bild 2: Das Galion mit Finknetzen, großem Anker und Ankerbojen, hier nur unter stehendem Rigg.
Bild 2: Das Galion mit Finknetzen, großem Anker und Ankerbojen, hier nur unter stehendem Rigg.

Der vierte Kommandant, Charles Stewart, führte die CONSTITUTION auf ihrem letzten Kriegszug. Nach der Kaperung zweier britischer Handelsschiffe traf sie in der Nähe von Madeira auf die Fregatte CYANE und die Korvette LEVANT. Beide Schiffe wurden besiegt und als Prisen genommen. Nach diesen Erfolgen, die Briten waren zutiefst schockiert, folgten ruhige Jahre für das stolze Schiff. Nach einer Weltreise war sie einige Zeit Schulschiff, sollte dann außer Dienst gestellt und abgewrackt werden. Das Gedicht von Oliver Wendell Holmes "Old Ironsides" jedoch rettete das Schiff und öffentliche Sammlungen brachten soviel Geld zusammen, dass das Schiff konserviert werden konnte. Weitere umfangreiche Restaurierungen kosteten in den 20er Jahren ein Vielfaches ihrer Baukosten. Von 1941 bis 1977 war sie das Flaggschiff des First Naval District in Boston und liegt seitdem dort vor Anker. Als Museumsschiff und nationales Denkmal ist sie dort zu besichtigen.

Bild 3: Heckseitentaschen mit Beibooten, Finknetzen und Besanmast
Bild 3: Heckseitentaschen mit Beibooten, Finknetzen und Besanmast

Der Bausatz

In 1996 erwarb ich den Revellbausatz aus zweiter Hand. Bevor ich mich an den Bau des Modells machte, versuchte ich soviele Informationen über das Schiff wie möglich zusammenzutragen. Ein Glücksfall war die Auffindung des Buches "Old Ironsides" von Thomas P. Horgan. Weit gestreut in maritimer Literatur gab es weitere Bilder, Fotos und Zeichnungen der Constitution, so dass ich mir ein umfassendes Bild des Schiffes machen konnte. Grundsätzlich ist über den Bausatz nur Gutes zu sagen. Die Gratbildung war sehr gering und die Passgenauigkeit sehr gut. Der Bauplan war einfach und übersichtlich gehalten, die Takelanweisungen logisch und leicht verständlich. Schade ist es, dass dem Bausatz nur 20 Figuren beiliegen, das könnten durchaus mehr sein. Überhaupt sind Marinefiguren ein Defizit in der Modellwelt. Trotz der Güte des Bausatzes nahm ich mir also vor, das Schiff nicht "aus dem Kasten" zu bauen, sondern einige Details hinzuzufügen. Seit einigen Jahren gibt es den Bausatz wieder in der gewohnten Qualität. Als Vorlage diente wahrscheinlich ein zeitgenössisches Modell.

Bild 4: Großer Anker an den Steuerbordfockrüsten
Bild 4: Großer Anker an den Steuerbordfockrüsten

Bild 5: Besanmastfuß mit Ruderanlage
Bild 5: Besanmastfuß mit Ruderanlage

Bild 6: SteuerbordansichtBild 7: Schiff von backbord vornBild 8: Steuerbordrumpf von vornBild 9: Der Schiffsbug von einem der Boote ausBild 10: Der Schiffsbug von den Booten ausBild 11: Kutter und Barkasse unter dem BugsprietBild 12: Die schleppenden Großboote mit den H0 Preiser-Männlein

Bild 6: Steuerbordansicht

Bild 6: Steuerbordansicht 

In Teil 2 zeigen wir weitere Fotos und einen ausführlichen Baubericht von Frank Brüninghaus über sein geschätzes 900 Stunden-Projekt...

Frank Brüninghaus

Publiziert am 27. Juni 2016

Die Bilder stammen von Manfred Neumann, Frank Brüninghaus.

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