Morane-Saulnier Typ L Parasolvon Peter Hochstrasser (1:72 AZ model)GeschichtlichesDie Morane Saulnier Typ L Parasol war das erste Jagdflugzeug im eigentlichen Sinne! Der berühmte französische Flieger Roland Garros ließ eines dieser als Aufklärer konzipierten Flugzeuge mit einem starr nach vorn gerichteten MG bestücken. Das MG war noch nicht mit der Drehzahl des Propellers synchronisiert, deshalb wurden die Propellerblätter durch stählerne Ablenkflächen geschützt. Dabei wurde ermittelt, dass ungefähr nur jeder 10. Schuss das Blatt traf. Die Technik, indem der Pilot mit seinem Flugzeug das Ziel direkt anvisieren konnte, führte auch schon schnell zu Erfolgen. Doch durch eine Notlandung im Jahr 1915 geriet Garros in deutsche Gefangenschaft, sein beschädigtes Flugzeug wurde genau untersucht, um das Geheimnis mit dem MG und Propeller zu enträtseln. Da die deutschen Geschosse aber härter waren als die französischen Kupferprojektile funktionierte bei ihnen diese Technik nicht, da die Stahlmantelgeschosse die Abweiser und Propeller durchschossen. Anthony Fokker verhalf dann mit einer Synchronisation des MGs mit der Propellerdrehzahl den Deutschen innert kürzester Zeit wieder zum Vorsprung! Das ModellDas ist kein Eduard-Modell...im wahrsten Sinne des Wortes! Ungenaue Recherche, mäßige Detaillierung und so gut wie keine Angaben für die Verspannung! Ohne Literatur ist da nichts zu machen, und das Deckelbild hilft da auch nicht viel weiter...! Ein kleiner Trost sind die guten Decals. Ich wollte ursprünglich die bewaffnete Version von Roland Garros bauen, doch beschlichen mich etliche Zweifel über die Richtigkeit der von AZmodel vorgeschlagenen Version. Nach meinen Bildunterlagen besaß das Flugzeug von Garros die breitere V-Stellung der Fahrwerksstreben, (im Bausatz beiliegend, jedoch kein Hinweis dazu), die Bugsektion ist kürzer und außerdem besaß der Flügel keine Öffnung oberhalb des Cockpits! So wählte ich die Version der MS 356, unbewaffnet (außer eventuell einem Karabiner für den Beobachter) und mit zusätzlicher Heckfinne und Speichenrädern. Dazu muss gesagt werden, dass bei solchen Modellen eigentlich eh viel selber hergestellt werden muss, und dass man unbedingt einschlägige Literatur zur Hand haben sollte. DetaillierungEigentlich sollte man im Cockpit keinen Boden einbauen, da im Original die Sitze auf dem Rumpfboden befestigt sind, habe es aber mit dünner Plastikplatte trotzdem gemacht, und das dicke Bausatzteil ersetzt, deswegen darf man im hinteren Cockpit keinen Karabiner mehr aufstellen, da er zu weit aus dem Cockpit schauen würde. Das Armaturenbrett ist Echtholz, der Sitz wurde mit Löchern versehen und der Rücksitz mit Knetmasse gepolstert, das Lederpolster vorne ist aus Draht und außerdem gab es noch diverse Ätzteile von TOM's aus den USA. Vorne habe ich den Tank angedeutet, ein weiterer Tank wurde dann noch hinter dem Beobachtersitz platziert. Das Logo auf der Motorhaube ist echt Messing und wurde mit dem Decal belegt, das leider etwas zu groß ist! Das Seitenruder musste selbst bemalt werden, da kein Decal dafür vorhanden ist, außerdem habe ich den Sporn mit Befestigung komplett neu hergestellt. Auf dem Bild rechts unten wurden bereits die Windschutzscheiben angebracht, die ich aus Folie erstellte und dazu die Abdeckung hinter dem Cockpit aus Zinnfolie. Die hintere Windschutzscheibe ist etwas höher als die vordere, weil der Beobachter auch etwas höher im Cockpit sitzt. Die seitlichen Auspuffstutzen sind aufgeborte Plastikrundprofile, hier noch unbemalt. Ein heikles Thema waren die Speichenräder! Nachdem die Räder ausgebohrt und geschliffen wurden, konnten die zusammengeklebten Ätzteilspeichen eingepasst werden, und die Achse wurde wieder mit den obligaten Gummibändern (Draht) umwickelt, doch diesmal durch die Technik bedingt in einfacherer Ausführung als bei der Nieuport 23. Die Verspannung auf dem Flügel wurde vor der Montage auf die Rumpfstreben angebracht, einzig diejenige, die im Rumpf endet, wurde später auch von dort durch den Flügel gezogen und an der Gegenseite wieder zum Rumpf geführt (Bild unten rechts). Diese Arbeit verlangt eine sehr gute Vorlage der Verspannung, die leider dem Bausatz nicht beiliegt, jedoch im Heft von Windsock sogar im Maßstab 1:72! Die dunklen Kanten am Rumpf wurden abgeklebt und dann gespritzt. Die Kiste feiert in Kürze die Hochzeit mit dem Flügel, der nur auf drei Punkten aufliegt...! Vorher unbedingt mit einem flachen Kartonstück prüfen, ob das Ganze auch schön waagrecht aufliegt, denn eine Strebe könnte ja durch die Bearbeitung etwas kürzer sein, und das Debakel wäre perfekt! Die erkennbaren Steigbügel aus Draht waren bei den meisten Maschinen auf beiden Seiten vorhanden. Es ist vollbracht: Der Flügel ist aufgesetzt und die Kabel gespannt. Die Nähte habe ich mit gefärbten Decalstreifchen betont und anschließend mit stark verdünnter Leinenfarbe übernebelt. Auch die Schweizer Luftwaffe kam durch Internierung in Besitz einer Morane Parasol, doch wegen fehlenden aussagekräftigen Bildmaterials wagte ich mich nicht, die Schweizer-Version zu bauen. Der Polyamidfaden scheint durch die schwarze Einfärbung etwas zu dick, aber selbst die 0,04mm dünne Fischerschnur schien mit schwarzer Einfärbung nicht besser zu sein! Doch wenn man das zerbrechlich scheinende Modell in natura betrachtet, wirkt alles doch viel feiner! Fazit:Mit diesem Modell habe ich mir bewiesen, dass in Zukunft nun auch komplexere Doppeldecker gebaut werden können, mit "komplex" meine ich natürlich die Verspannung. Das Modell selbst möchte ich nur erfahrenen Modellbauern empfehlen, und selbst dann auch nur mit genügendem Referenzmaterial. Quelle: Windsock Datafile Nr.16 Peter Hochstrasser Publiziert am 10. November 2011 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |