Vickers Vildebeest Mk. IV42. Squadron RAF, Donibirstle (England) Mitte 1937von Andy Hartung (1:72 Special Hobby)Die Vickers Vildebeest hat mich direkt begeistert: ein ausgewöhnliches Flugzeug, was ich vorher noch nicht kannte, dann noch eigentlich ein Vorkriegsmodell und noch dazu ein Doppeldecker und Torpedobomber. Natürlich ist es kein alltägliches Modell und die Vorkriegslackierung in Naturmetall kann, wenn sie gut umgesetzt ist, auch einiges her machen. Was mir jedoch Sorgen bereitete war, dass mir das Schwierigkeitslevel eines frühen Special Hobby-Bausatzes durchaus bewusst gewesen ist und ich deshalb auch Respekt vor diesem Bau hatte. Berechtigt, wie sich herausstellten sollte. Insbesondere das Anbringen des Oberflügels ist generell ein schwieriges Thema, bei dem ich Übung brauchte. Zum BauDer Bau begann wie üblich mit dem Inneren, hier gibt es einen recht detaillierten Arbeitsbereich für Heckschützen und Pilot. Nur für das Instrumentenbrett lag weder ein Abziehbild noch ein PE-Teil bei, so dass ich selbst mit den Pinsel ran musste. Gurte wurden mit PE-Teilen dargestellt. Vom eigentlich schönen Innenleben sieht man nur leider am Ende so gut wie nichts mehr. Die Rahmenteile wurden mit British Interior Green lackiert und der Rest mit einem Rotbraun. Es folgte eine einfache Alterung. Gleichzeitig mussten die vier Fenster in den Rumpf eingesetzt werden, welche leider alle nicht in die dafür vorgesehene Öffnung passten. Daher habe ich diese mit Schlüsselfeilen immer wieder vorsichtig erweitert und neu eingepasst. Ein Loch musste sogar gänzlich neu gebohrt werden, da hier keine Öffnung gelassen wurde. Leider sorgte das ständige Einpassen dafür, dass sich Mikrorisse im Klarteil bildeten und man diese bei Lichteinfall gesehen hat. Auf der anderen Seite sieht man jetzt davon nichts mehr, nachdem der Flieger fertig ist. Bei der kleinen Fensteröffnung, welche selbst gebohrt wurde, habe ich das Klarteil verloren, ich entschied mich daher, das Loch mit Revells Klarteilkleber zu verschließen, was sehr gut geklappt hat. Maskiert habe ich die Fenster einfach mit Liquid Mask. Nun konnte auch schon der Rumpf zusammen gesetzt werden. Es entstanden kaum Spalte und man musste nur wenig nacharbeiten. Auch das Unterflügelpaar hat fast wie angegossen gepasst. Die Teile für das Seiten- und Höhenruder machten keine Probleme, die Details sind weiterhin super zur Geltung gekommen. Die Passlöscher für die Streben mussten selbstständig gebohrt werden, was natürlich auch Abmessen und exaktes Arbeiten erforderlich gemacht hat. Die Streben besaßen recht ausgeprägte Trennnähte, weshalb diese Teile auch entsprechend versäubert werden mussten.
Der Motor war ein Resinteil, welches sehr gut ausgeführt ist. Hier habe ich mit einer Bemalung schon viel erreicht, mehr war auch gar nicht notwendig. Die Vildebeest Mk. IV war die einzige Version mit einer Motorabdeckung. Die Symmetrie war sauber und die Gravuren konnten überzeugen. Merkwürdigerweise sollten laut Anleitung noch Abgasrohre an den Motor angebracht werden, doch diese lagen dem Bausatz gar nicht bei (auch dem Vorführbausatz auf der Herstellerseite liegen diese Teile nicht bei), wie sich herausstellte, wären diese aber wichtig gewesen, damit der Motor in die Verkleidung passt, da er sonst zu schmal ist. Den Motor richtig zu positionieren, war sowieso eine Herausforderung für sich. Ich musste diesen mehrfach wieder lösen und neu einpassen. Einmal war er zu tief eingesetzt, so dass zu viel der Propellernabe herausschaute, dann war er schief drinnen oder nicht richtig von oben nach unten ausgerichtet. Um den Motor überhaupt richtig mit der Verkleidung zu verkleben, musste ich Plastikreste an die Ränder kleben, um die Lücke durch den Größenunterschied zu überbrücken. Als nächstes habe ich das Flugzeug mit den Metal-Colors von Ammo of MiG lackiert, dabei wurde der Bereich um das Cockpit mit Silber und Polished Metal lackiert und der restliche Rumpf sowie die Flügel mit Aluminium. Um Akzente zu setzen, habe ich auch an den Gravuren noch mal mit Aluminium oder Silber lackiert. Wichtig ist dabei, das gesamte Flugzeug mit Schwarz glänzend zu grundieren, damit am Ende auch der Metalleffekt entstehen kann. Nun wollte ich den Oberflügel anbringen. Ein schweres Unterfangen, denn hier habe ich ganz klar Defizite und musste mehrfach korrigieren. Trotz Einsatz von wenig Leim ist der Unterflügel etwas beschädigt worden. Irgendwann nach gefühlten zwei Stunden habe ich den Flügel dann angebracht gehabt, beim Versuch, dann das zu versäubern, hat sich dann das Teil wieder erfolgreich gelöst und das Spektakel ging von vorne los. Im Laufe des restlichen Baus löste sich der Flügel dann noch ein weiteres Mal und kurz vor Schluss noch ein viertes Mal, aber nur zum Teil. Ich habe dann auch mitbekommen, das flexible Haargummis meiner Freundin sich gut dazu eignen, die Flügel in Position zu halten, aber pssst! - das behalten wir lieber für uns.
Der Torpedo setzt dem Flieger wirklich die Krone auf und rundet das Ganze gut ab. Auch die filigrane Halterung macht gut was her. Der Gefechtskopf wurde rot lackiert, da mir das Gelb wie in der Anleitung tatsächlich unbekannt ist. Lackiert wurde der Rest mit Gun Metal. Die Verspannung hat mir noch große Sorgen bereitet, ging aber dann doch besser und schneller als ich dachte, an nur einem verregneten Sonntag war diese dann fertig und damit das Flugzeug vollendet. Auch wenn ich zwischendurch skeptisch war, muss ich sagen, dass der Flieger am Ende richtig gut geworden ist und meine Vitrine bereichert.
Zum VorbildIch entschied mich beim Bau für die Vorkriegsmaschine in Naturmetall des 42. Squadrons der Royal Air Froce in Donibirstle. Dort waren die Maschinen so von Januar 1937 bis März 1938 im Einsatz. Das Squadron wurde am 1. April 1916 aus Teilen des 19. Squadrons des Royal Flying Corps gebildet. Es war zunächst mit der Royal Aircraft Factory BE.2s ausgerüstet und flog Aufklärungsflüge an der West-, sowie der Alpenfront. 1919 wurde der Verband dann aufgelöst und erst am 14. Dezember 1936 wieder aktiviert. Dieser wurde dann aus Teilen des 22. Squadrons gebildet und zunächst mit der hier gezeigten Vildebeest ausgestattet. Interessant ist dabei, dass man das Geschwaderwappen mit der griechischen Sagenfigur Persus versehen hat, als Anspielung darauf, dass man als erster Verband der RAF Flugzeuge mit Motoren von Bristol-Perseus eingesetzt hat. Mit diesen Maschinen flog der Verband noch in den ersten Monaten des Krieges Aufklärungsflüge über der Nordsee. Anfang 1940 stellte man dann auf die Bristol Beaufort um und die Vildebeests wurden an Neuseeland abgegeben. Der Verband existiert mit einigen Unterbrechungen bis heute.
FazitJa, insgesamt ein Bau, vor dem ich definitiv Respekt hatte und das zum Teil auch zurecht. Trotzdem ging es besser als gedacht und das Ergebnis spricht für sich. Es wird definitiv auch nicht mein letzter Doppeldecker, das verbietet mir schon der Zustand meines Stashes. Andy Hartung Publiziert am 19. Oktober 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |