Arado Ar 68von Roland Sachsenhofer (1:48 Roden)
Mitte der 1930er Jahre war den Experten klar, dass in mittlerer Frist die Zukunft der Militärfliegerei in der Entwicklung von Eindeckern zu finden sein würde. In vielen Bereichen war der Ansatz des metallbeplankten und aerodynamisch schlanken Eindeckers auch schon verwirklicht. In einer für das Militär doch recht zentralen Rolle fanden sich jedoch mit großer Beständigkeit beinahe ausschließlich Doppel- oder zumindest Eineinhalbdecker: im Luftkampf hielt man deren hohe Wendigkeit für entscheidend und somit die Doppeldecker-Jagdmaschine als unverzichtbar. Zur Arado Ar 68
Wie falsch man mit dieser Einschätzung liegen konnte, mussten gerade die Besatzungen der Ar 68 in grimmigen Lektionen während des spanischen Bürgerkriegs erfahren. Doch bevor ich dazu komme, möchte ich mit ein paar Fakten die interessante Entwicklungs-und Einsatzgeschichte des „letzten Doppeldecker-Jagdflugzeugs der Luftwaffe“ skizzieren.
Arado produzierte mit der Ar 65 das erste Jagdflugzeug der 1935 unter Bruch des Versailler Vertrags „enttarnten“ Luftwaffe. Noch unter Geheimhaltung 1931 konzipiert, galt das Muster zu diesem Zeitpunkt jedoch als überaltert und sollte durch ein modernes Muster, von dem man vor allem eine höhere Geschwindigkeit forderte, abgelöst werden. An der Ausschreibung nahm neben Arado auch Heinkel teil, der mit der He 51 ein vielversprechendes Muster anbieten konnte.
Arados Antwort war die Ar 68, eine aerodynamisch optimierte und robuste Jagdmaschine, deren Höchstgeschwindigkeit jener der He 51 gleichkam, während ihre Wendigkeit jene des Konkurrenzmusters sogar in den Schatten stellte.
Von Seiten der Luftwaffenführung allerdings reagierte man auf Arados Angebot kühl, denn die Entscheidung für die He 51 als neues Standard-Jagdflugzeug war im Hintergrund schon getroffen worden. So ohne weiteres wollte sich Arado jedoch nicht geschlagen geben, denn bei diesem prestigeträchtigen Auftrag stand sowohl viel Kapital als auch Renommee auf dem Spiel.
Zugute kam Arado dabei, dass die Entwicklung der He 51 nicht ohne Komplikationen lief. Erprobung und Truppeneinführung wurden von mehreren tödlichen Abstürzen überschattet, darüber hinaus stellte sich bald heraus, dass die He 51 als Jagdflugzeug nicht der erhoffte große Wurf sein würde.
Als Arado für ein spätes Vergleichsfliegen auch noch die einflussreiche Persönlichkeit Ernst Udets als ambitionierten Fürsprecher gewinnen konnte, nahm der Lauf der Dinge eine für die Ar 68 eine günstige Richtung: Udet hatte sich selbst in das Cockpit einer Ar 68 gesetzt und dank seines fliegerischen Könnens das Leistungsspektrum ausreizen und so vorteilhaft demonstrieren können. De Luftwaffe entschloss sich nun auch tatsächlich dazu, die Ar 68 parallel mit der He 51 in Serie gehen zu lassen und als Jagdmaschine einzuführen.
Die ersten Exemplare wurden ab 1936 an die Luftwaffe geliefert. Bis 1938 sollten 514 Exemplare der beiden Versionen E und F gefertigt werden; auch mit diesen Produktionszahlen hatte die Ar 68 ihre Konkurrentin He 51 um Längen geschlagen.
Beide Flugzeugtypen boten der jungen Luftwaffe erste Einsatzerfahrungen, schon 1937 wurde dieses Doppeldecker-Duett um den zukunftsweisenden Jagd-Eindecker Bf 109 ergänzt. Auch wenn damit die große Zeit der Doppeldecker zu Ende gegangen war, blieb die Ar 68 doch in der Verwendung der Luftwaffe. Als Fortgeschrittenentrainer – eine Rolle, die ihr ob ihrer „scharfen“ Flugeigenschaften nicht auf den Leib geschrieben war - und später als Behelfs-Nachtjäger blieb das Muster in schwindenden Stückzahlen bis 1945 in Dienst.
Ab 1937, also im Jahr nach Einführung, sollten alle drei Jagdflugzeugtypen unter den Bedingungen eines sehr realen Krieges geprüft werden. Der spanische Bürgerkrieg wurde sowohl von Seiten NS-Deutschlands und des faschistischen Italiens als auch von Seiten der Sowjetunion zur Erprobung ihres neuesten Kriegsmaterials genutzt. In den Reihen der „Legion Condor“ fanden sich sowohl Ar 68 und He 51 als auch frühe Bf 109 wieder.
Schnell wurde dabei klar, dass der Doppeldecker als Jagdflugzeug ausgespielt hatte; gegen moderne Eindecker, speziell die von republikanischer Seite oft geflogenen Il-16, hatte die Ar 68 wenig aufzubieten. Steigende Verlustzahlen führten dazu, das Muster vermehrt als Infanterieunterstützungsflugzeug einzusetzen; der Traum von der überlegenen Wendigkeit war ausgeträumt.
Mein Modell zeigt eine jener im spanischen Bürgerkrieg eingesetzten Ar 68E, einer verbesserten Version, die mit dem 640 PS starken Junkers Jumo 210 ausgerüstet worden war. Die Maschine war 1937 als Teil der Jagdgruppe J/88 im nordostspanischen La Senia stationiert. Zum Modell
Der Bausatz von Roden bietet eine solide und problemlose Möglichkeit, eine Ar 68 zu bauen. Die Basis der Kunststoffteile ist angenehm passgenau und spart an den entscheidenden Stellen auch nicht mit Details. So ist etwa das Cockpitinnere mit hoher Detaildichte als halbes „Modell im Modell“ aufgebaut. Zur Verfeinerung habe ich hier eigentlich nur Eduard-Gurtzeug beigefügt; dem Bausatz hätte aber auch eine Ätzteilplatine mit selbst zu bemalenden Gurten beigelegen.
Wie bei Roden schon des Öfteren beobachtet, ist auch hier bei den Teilen ein gewisses Maß an Vorbereitung und Säuberung anzuschlagen. Eine überlegte Vorgehensweise ist aber speziell bei einem verspannten Doppeldecker ohnehin immer eine gute Sache!
Apropos typisch Roden: von der Verwendung der Decals würde ich abraten. Falls sie überhaupt in einem Stück auf das Modell zu bringen wären, würden sie garantiert nicht gut aussehen. Ich habe es mit einer der schwarzen „roundels“ ausprobiert: dieses silbert nicht im eigentlichen Sinn, strahlt aber einen ungesunden Glanz aus und wollte sich so überhaupt nicht an die sanfte Rundung des Probe-Modells anlegen, dass ich umso mehr erleichtert war, geeigneten Decal-Ersatz in meiner Restekiste gefunden zu haben.
Die Verspannung erfolgte mit profiliertem, flachen Draht des Herstellers R&B. Dieses Material kann ich nur empfehlen! Die Technik dabei sieht in einem ersten Akt das Setzen von Bohrungen an der oberen wie unteren Fläche vor. Unten muss nur eine Öffnung gebohrt werden, hier ankert man das eine Ende des Drahtes mit einem Tropfen CA-Kleber. Die obere Fläche wird zur Gänze durchbohrt. Hier wird dann das andere Draht-Ende durchgeführt und per Hand unter Spannung gesetzt, bis der hier ebenfalls gesetzte CA-Tropfen auch hier vollständig abgebunden hat.
Eine Konsequenz dieser Technik ist der abschließende Akt: das glücklich verklebte und nun auch erstaunliche stabile Gebilde muss nun an den oberen und womöglich auch an den unteren Tragflächen aufs Neue verschliffen und lackiert werden. Die Gestaltung des hölzernen Propellers habe ich mit Trockenpinsel, Acrylfarben und Lagen von gespraytem Klarlack ausgeführt.
Für dieses laufende Jahr hatte ich mir vorgenommen, einen Schwerpunkt auf Doppeldecker zu legen. Ich darf sagen, die Erlebnisse mit Rodens schöner Ar 68 hat mich in diesem Vorhaben weiter bestärkt; ich freue mich wirklich sehr, dieses charaktervolle und ansprechende Flugzeugmuster nun in meine Vitrine stellen zu können!
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 03. Mai 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |