Hawker Fury Mk.1von Roland Sachsenhofer (1:48 Airfix)Zum Vorbild
Mit den letzten Jahren der 1930er ging die Ära der Doppeldecker in militärischer Verwendung endgültig zu Ende. Ein Abschied zwar, aber mit welch starkem Abgang! Die Hawker Fury I darf zu den Spitzenprodukten einer sich am Althergebrachten orientierenden Designauffassung gerechnet werden, die aus Konzepten, die aus dem ersten Jahrzehnt motorisierten Fliegens stammten, das Letztmögliche herausholten.
Was darf zu diesen traditionellen Merkmalen zählen? Die Doppeldeckerkonfiguration stammt aus Zeiten, in der die aerodynamische Forschung noch wenig zur theoretischen Berechnung des Auftriebs bestimmter Profiltypen anzubieten hatte. Erfahrungswerte bestimmten das Vorgehen und eine quantitative Vergrößerung der Tragflächen musste als der schnellere Weg zu besseren Flugleistungen erscheinen, als eine qualitative Verbesserung der Flächenprofile. Der damit einhergehende Leistungsverlust durch die Verspannung und Verstrebung wurde als notwendig in Kauf genommen.
Betrachtet man die Fury I von außen, fällt der zweigeteilte Aufbau mit einer bespannten Gitterwerkskonstruktion sowie einer metallbeplankten Sektion auf. Auch dieses Merkmal setzt eine Tradition fort, die schon in den frühen Tagen der Fliegerei ausformuliert worden ist. Zeitgleich mit dem Entwurf der Fury wurde in Europa schon mit selbstragenden Rumpfhalbschalen aus Leichtmetall experimentiert, ein Ansatz, dem die Zukunft gehören sollte.
Konventionelles Denken demonstriert auch das starre und verstrebte Fahrwerk; der Hecksporn anstelle des Spornrads spiegelt eine Wirklichkeit wieder, in der der Flugbetrieb noch ausschließlich von unbefestigten Graspisten aus durchgeführt wurde.
Eine zu Ende gehende Entwicklungslinie illustriert auch das offene Cockpit. Nicht nur die fehlende Verglasung, sondern auch die Abwesenheit von so einfachen und naheliegend erscheinenden Schutzvorkehrungen wie Überrollbügel oder Kopfstütze zeigen die Fury als einen der letzten Vertreter ihrer Art.
Diese Aufzählung möchte ich mit einem kurzen Verweis auf die den starren Zweiblattpropeller abschließen; einer Technik, die ebenfalls binnen kurzem vom Verstellpropeller variabler Steigung abgelöst werden sollte.
Der Erstflug der Fury fand am 25. März 1931 statt, schon im Mai wurde mit den ersten Serienmaschinen die Indienststellung gestartet. In den zwei gebauten Ausführungen wurden rund 200 Exemplare von der Royal Air Force als Jagdflugzeuge genutzt. Die Ausmusterung erfolgte erst kurz vor Kriegsausbruch 1939. Angetrieben wurde die Hawker Fury von einem 525 PS starken Rolls Royce Kestrel II, der der Fury eine Höchstgeschwindigkeit von über 300 km/h verlieh.
Der erfolgreiche Grundentwurf verleitete zu Weiterentwicklungen, die schließlich zur Fury II führen sollten. Eine Neuerung bestand im Einsatz eines 640 PS starken Kestrel VI, der dem Entwurf eine Höchstgeschwindigkeit von 359 km/h verleihen sollte. Ab 1935, nach 160 gebauten Maschinen, wurde die Produktion auf die Fury II umgestellt.
Ingenieurslegende Sidney Camm, verantwortlich für die Entwicklung der Fury, sollte wenig später einen Vorschlag zur Entwicklung einer modernisierten "Eindecker-Fury“ ausarbeiten. Der Linie fortsetzend, stürmische Wetterphänomene zur Namensgebung zu verwenden, wurde der neue Entwurf „Hurricane“ genannt. In diesem großem Wurf wurden einige der eben besprochenen Merkmale modernisiert. Einziehbares Fahrwerk, geschlossene Pilotenkanzel und eine buchstäblich um das Mehrfache verstärkte Bewaffnung können aber über die nahe Verwandtschaft von Fury und Hurricane nicht hinwegtäuschen.
Die elegante und für ihre Tage leistungsstarke Fury erfreute sich auch bei anderen Luftwaffen großen Interesses. Zu den Nutzern zählten zuletzt Persien mit 16, Portugal mit 3 und, last but not least, Jugoslawien mit insgesamt 10 Maschinen. Diese zeigte verkleidete Räder, eine verdoppelte Zahl an Maschinengewehren und wurde durch einen 745 PS leistenden Kestrel XVI angetrieben. Jugoslawien fertigte übrigens mit einer Lizenz noch zusätzlich 40 eigene Furys, gebaut wurden diese bei Ikarus und Zmaj.
Kampfeinsätze sah die Fury nur noch 1941 gegen italienische Truppen in Ostafrika; Piloten jugoslawischer Furys mussten im selben Jahr allerdings in bitteren Lektionen erfahren, dass die Tage der Fury als Jagdmaschine schon lange abgelaufen waren. In den Kämpfen gegen die deutschen Invasoren wurden die wenigen verfügbaren Furys in einem wahren Massaker, so nicht schon am Boden zerstört, von den Bf 109 vom Himmel geholt.
Mein Modell zeigt eine Fury I in den Farben der No.43. Squadron der Royal Air Force; in diesen Farben wurde auch eine flugfähige Fury restauriert, die seit 2012 im Imperial War Museum in Duxford zu bewundern ist. Zum Bausatz
Die Bausatzteile stammen aus einer Wiederauflage eines 1980 zum ersten Mal erschienen Bausatzes. Airfix hat 2013 den originalen Inhalt in eine toll aufgemachte Schachtel gegeben, deren sehenswertes und stimmungsvolles Deckelbild viel zu meiner Kaufentscheidung beigetragen hat. Klar war mir dabei von Anfang an, dass ich genau so ein Aussehen erzielen wollte. Sie sollte nicht nur poliertes und glänzendes Metall zeigen, sondern gleichzeitig auch ein viel geflogenes Exemplar darstellen- mit so attraktiven Abgasstreifen, wie sie auf dem Bild zu sehen sind J
Das war natürlich ein Anflug von Größenwahn: meine Fähigkeiten reichen nicht aus, einen verspannten Doppeldecker in derartiger detaillierter Stimmigkeit aus überalterten Formen entstehen zu lassen, die alles andere als leicht zu bearbeiten sein würden. Aber es sollte ein schönes Ziel bleiben, auf das ich meine Bemühungen abzielen lassen konnte.
Was wurde für die Erreichung dieses Zieles unternommen? Zum einen habe ich zu allerst die überdeutlichen Rippen und Stringer- Strukturen an Rumpf und Flächen mit dem Schleifpapier minimiert. Bei diesem Bauschritt konnten auch schon die Bohrungen für die Spanndrähte angelegt werden.
Weiters wurde das von Airfix bis auf einen Sitz mehr oder minder leer gelassene Cockpit etwas aufgewertet. Hier half eine leicht zugängliche Recherche anhand der wunderschönen Duxford-Fury, zum anderen spendierten ein nicht mehr gebrauchter Hurricane-Bausatz ein paar „Hawker-taugliche“ Bauteile für das Gitterwerk und die Ausstattung des Innenraums.
Die Ruderanlenkungen wurde gescratcht, ebenso sämtliche außen angebrachte Details, so etwa die beiden Pitotrohre an der linken N-Strebe. Die Arbeit an der Verspannung brachte dank der soliden „aerodynamischen“ Spanndrähte des Herstellers „R&B Productions“ nur angemessenen und „spannenden“ Aufwand, aber keine Probleme. Die Technik, die Spanndrähte an einem Ende in einer tiefen Bohrung per CA-Kleber zu ankern, diese danach durch eine gebohrte Öffnung an der gegenüberliegenden Fläche zu fädeln, um das Ganze dann mit schnellst aushärtendem CA-Kleber zu fixieren, während es unter Spannung gehalten wird, hat gut funktioniert.
Nachdem meine Erwartungen angesichts der Ausführung der betagten Bauteile nicht allzu hoch waren, bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Freude hat es auf jeden Fall eine ganze Menge gemacht – und auch ein wenig Mut, sich wieder einmal an einen der so formschönen und eleganten Doppeldecker der dreißiger Jahre zu wagen!
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“ Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 06. April 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |