M561 Gama Goatvon Frank Richter (1:35 Tamiya)Der leichte LKW der 1,25t Klasse M561 Gama Goat war eine Entwicklung, welche aus dem Projekt "Agile" hervorging. Die schlechten Erfahrungen der französischen Streitkräfte in Vietnam mit ihrem vorwiegend aus US-Beständen bestehendem Material waren ausschlaggebend für dieses Projekt. Entwickelt werden sollte ein extrem geländegängiges Fahrzeug mit 6x6 Antrieb, welches universell eingesetzt werden sollte und vor allem dem schwierigen Terrain in Südostasien gewachsen war. 1963 begann die Entwicklung bei Ling-Temco-Vought (LTV). Drei Jahre später war der Prototyp fertig. Dieser war zunächst noch von einem luftgekühlten Motor angetrieben, dieser musste jedoch in der Produktion durch einen wasssergekühlten Detroit-Diesel 3-53 ersetzt werden. Der 3-53, ein Zweitakt-Dieselmotor, war dermaßen laut, dass die Fahrt nur mit Gehörschutz erfolgen konnte. Der M561 Gama Goat verfügte wie spezifiziert über ausgezeichnete Geländeeigenschaften vor allem auf schwierigem Terrain. Er war sogar, wenn auch nur rudimentär, schwimmfähig. Die Konstruktion ist insofern bemerkenswert, als dass es sich um ein 6x6 handelt, bei dem die vorderen und hinteren Achsen gelenkt werden, und nicht, wie man vermuten könnte, die beiden vorderen. Der vermeintliche Anhänger ist mit dem vorderen Teil fest über ein Dreh- und Knickgelenk verbunden. Die erreichbaren Geländewinkel waren phänomenal, der Wendekreis betrug weniger als 9m! Diese Art des Aufbaues hatte aber auch zahlreiche Nachteile. Der Wartungsaufwand war exorbitant hoch und die Zuverlässigkeit ließ sehr zu wünschen übrig, eine Folge des extremen Sparzwanges, der seitens des US-Militärs beim Entwurf auferlegt wurde. Die Fahrer mussten eine intensive Ausbildung durchlaufen, was die universelle Einsetzbarkeit weiter einschränkte. Am Ende wurden ab 1969 knapp 15.300 Fahrzeuge gebaut, die allesamt Mitte der 1980er Jahre wieder aus den Reihen der US Army und der US Marines verschwanden und durch das HMMWV ersetzt wurden. Als eingefleischter Flugzeugmodellbauer geht's mir wahrscheinlich wie jedem von uns irgendwann einmal. Etwas anderes muss auf den Basteltisch! Wie so oft landet man da früher oder später beim Militärmodellbau. Nur welchen Bausatz soll man da mal so eben für Zwischendurch nehmen? Irgendetwas mit Rädern, das war soweit schon mal klar. Und einer der neueren Tamiya-Bausätze war sicherlich auch nicht die schlechteste Wahl. Bei meinem Rundgang durch das Angebot von ebay stach mir schließlich der M561 Gama Goat von Tamiya ins Auge. Die Entscheidung war gefallen! Gekauft für knapp 30 Euro bei einem lokalen Händler (so richtig mit Übergabe Geld gegen Ware!) und dann erst mal nach einem Walk Around und Reviews im Internet gesucht. Vorweg: Der Bausatz ist von typischer Tamiya-Machart mit wohl durchdachtem Aufbau und ordentlicher Detaillierung - allerdings mit leichten Schwächen, die ich so nicht unbedingt erwartet hätte. Eine kurze Bausatzvorstellung findet ihr hier.
Die Idee eines Out-Of-The-Box Baues war ziemlich schnell ad acta gelegt. Was mich an dem Bausatz am meisten stört, ist die fehlende Lenkbarkeit der vorderen und hinteren Räder, DIE Besonderheit beim Gama Goat, neben dem Knickgelenk natürlich, das wiederum hat Tamiya als voll beweglich vorgesehen! Inspiriert durch einen Baubericht auf Youtube und in einem Forum machte ich mich ans Werk. Da mir die gesehene Umsetzung nicht so 100% zusagte, habe ich die Sache noch etwas verfeinert. Unter Zuhilfenahme von Messingröhrchen, Stecknadelköpfen und Spritzenkanülen habe ich die Lenkung "gangbar" gemacht. Die Gelenkköpfe entstanden aus zu Ösen gebogenem Draht, der in ein Rohr eingesetzt wurde, bis sie in etwa wie eine Spurstange aussahen. Da die Gelenkstange dreigeteilt ist, war die Bestimmung der exakten Länge etwas knifflig (man kann eben nicht flugs mal noch ein wenig kürzen). Ich habe das Probelm dadurch gelöst, dass die kurzen Stangen, die aus dem Rahmen herausschauen, in der Achsenmitte in einem weiteren Rohr geführt werden. In diesem Rohr sind beide Stangen (die beide absichtlich zu kurz sind) zunächst noch verschiebbar. Erst beim trockenen Zusammenbau konnte die richtige Stellung des zentralen Rohres festgelegt und die beiden Stangen darin fixiert werden. "Meine" Lenkung besteht also aus jeweils fünf beweglichen Teilen. Da Tamiya die Achsen aus einem Stück gefertigt hat, mussten natürlich auch die Radnaben entsprechend modifiziert werden, damit die Lenkung auch tatsächlich funktioniert. Mit dem Fräser wurde eine Kugelpfanne herausgearbeitet, in der sich dann später die neu anzufertigende Antriebswelle, bzw. deren Gelenk, frei bewegen kann. Alles in Allem ein ziemlicher Aufwand, nochmal würde ich das sicherlich nicht mehr machen. Da die Federn ziemlich bescheiden aussahen, habe ich diese gleich mit ersetzt (durch Kupferdraht). Die Räder sind durch die Polycaps zwar drehbar, das Fahrzeug ist aber aufgrund der sehr labilen Konstruktion der Lenkung "nicht fahrbereit" ;). Der Rest des Zusammenbaues verlief ohne größere Probleme. Die Passgenauigkeit ist sehr gut. Wegen der geringen Teilezahl ist das Gama Goat recht fix bereit zur Lackierung. Einige Details habe ich noch ergänzt. Tamiya hat z.B die beiden Schleppösen unter der Winde vergessen, ebenso die beiden Ösen zur Luftverladung neben den Scheinwerfern. Bei der Wind fehlt der Betätigungshebel und der Schäkel. Das Seil wurde durch eine passende Drahtlitze ausgetauscht. Dazu musste die Winde allerdings zersägt werden. Die fertige Hinterachse am Modell, man beachte die neuen Federn. Weitere Ergänzungen von mir sind die Pedale im Fußraum des Fahrers, der charakteristische Heizungsschlauch auf der Beifahrerseite, die Kraftstoffleitungen an den beiden Tanks, diverse elektrische Zugriffspunkte, die vorderen Blinkleuchten sowie ein paar Zurrösen auf dem rechten Kotflügel. Die angegossenen Lastösen am hinteren Wagenteil wurden ebenfalls durch Drahtringe ersetzt - man könnte das Gama Goat theoretisch nun auch unter einen Hubschrauber hängen, mit korrekt nach oben weisenden Lastösen. Die beiden Rückspiegel wurden noch mit polierter Folie beklebt. Die Lackierung erfolgte mit Farben aus dem Lifecolor MERDC-Set. Ursprünglich wollte ich die einzelnen Farbtöne mit der Airbrush aufbringen, habe das aber wieder verworfen und das Modell zu großen Teilen gepinselt. Das MERDC-Schema, von dem es wohl zig Varianten gibt, ist definitv nichts für Anfänger auf diesem Gebiet! Gealtert wurde mit Ölfarben und Pigmenten. Das Endergebnis ist durchwachsen, ich denke ich habe zu viele Dinge auf einmal ausprobieren wollen. Alles in Allem ist der Bausatz aber ganz gut zu bauen und das Fahrzeug nicht alltäglich. Jederzeit wieder, aber weniger ambitioniert vielleicht... Weitere BilderDas Blau im Spiegel ist mein T-Shirt ;) Frank Richter, Publiziert am 13. Dezember 2014 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |