GO MODELLING Wien - Teil 112. und 13. März 2016Überraschungen in vielerlei Hinsicht und eine Top-OrganisationWir waren ja schon einmal im Heeresgeschichtlichen Museum (HGM) in Wien anlässlich der 1. Wiener Figurenschau vor zwei Jahren (siehe Bericht). Und wir waren damals vom Museum und von der Ausstellung sehr angetan. Über die Go Modelling hatte ich bereits im MV gelesen und war darauf vorbereitet, dass die wohl etwas umfangreicher sein wird. Also: Notgedrungen weniger Gespräche, mehr Bilder und vorsichtshalber mal einen 2-tägigen Besuch planen. Dass es besser ist, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, war ein Erfahrungswert. Die Ausstellung liegt in der Nähe des Hauptbahnhofes und diese Station ist mit der übersichtlichen U-Bahn und dem ebenfalls eingeplanten 3-Tages-Ticket sehr schnell von unserem Hotel aus zu erreichen. Ich sage es gleich vorweg: Die Ausstellung war nicht etwas umfangreicher, sondern sehr viel umfangreicher! Die Gespräche wurden deshalb nicht weniger, sondern mehr! Das liegt zum Teil in meiner Natur, aber hauptsächlich an den tollen und humorvollen Gesprächspartnern. Das waren schon mal zwei positive Überraschungen. Allein von der IPMS-Gemeinde waren zahlreiche Mitglieder mit Rat und Tat vor Ort. Dieser Fakt war ein Beleg dafür, dass diese Vereinigung sehr gut funktionieren muss. Das konnte man dann auch bei jedem Interview nachvollziehen. Bereits am Eingang wurden wir freundlich empfangen und Reinhardt Pohl, dem Präsidenten der IPMS Austria und Organisator der Go Modelling vorgestellt. Nach dem Gespräch mit ihm wurde uns sofort klar, dass wir es hier mit einem äußerst rührigen Gesprächspartner zu tun haben und es war eine logische Folgerung, dass diese Ausstellung ein großer Erfolg ist. Wenn ein Verein nicht dahindümpeln will, sind nun mal ein tatkräftiger Vorstand und eine aktive Mannschaft unabdinglich. Dass bei der IPMS Austria alles passt, kann man auch in deren Modellbaumagazin "Modellpanorama" nachvollziehen. Da werden neben sehr interessanten Artikeln und Kit-Neuvorstellungen Mitgliede und deren Werke in einer sehr schönen und professionellen Art und Weise vorgestellt. Sehr empfehlenswert!
Der Ausrichter IPMS AustriaDie IPMS ist eine internationale Vereinigung von Modellbauern für Modellbauer. Sie wurde in Großbritannien gegründet und umfaßt mittlerweile 30 nationale Branches weltweit. Die IPMS AUSTRIA wurde 1970 als Forum für österreichische Plastik-Modellbauer gegründet. Die Mitgliedschaft ist jedoch nicht an eine österreichische Staatsbürgerschaft gebunden. (www.ipms.at) Die AusstellungsräumeHändler, Aussteller, Kinderbasteln und Events sind in den Museumsräumen verteilt. Es gibt da den Eingangsbereich (Feldherrnhalle), von dem aus man in einen linken und rechten Flügel gelangt, die beide mit Händlern und Ausstellern bestückt sind. Im linken Bereich ist auch eine Cafeteria untergebracht. Über eine Prachttreppe gelangt man auf einem roten Teppich in das Obergeschoss, das wiederum über einen Mittelteil (Ruhmeshalle) und zwei Flügel verfügt. Links findet der Wettbewerb statt, rechts ist der Themenschwerpunkt "Afrika" zu sehen. Viele Aussteller sind darüber hinaus in sämtlichen Räumen vorhanden. In der Ruhmeshalle finden die Events wie Siegerehrung des Wettbewerbs, Besuch der Rennsport-Legende Dieter Quester, Vortrag von Otto Goros über Formenbau oder Musik mit einer Liveband statt. Über die ganz besondere Musik berichte ich in einem der nächsten Teile. Schon am Tag vor der Ausstellung treffen wir am Naschmarkt auf die Reklame zur Ausstellung.
Edle Produkte von der Wiener Modellbau ManufacturPeter Plattner hat eine feine Auswahl von historischen Modellen in filigraner Resinausführung. Schwerpunkte: Zivile Flugzeuge, Kriegsschiffe, U-Boote, Militär und Motoren. Ein Hauptteil von Peters Tätigkeit ist die Recherche in Archiven, Privatsammlunglen und Museen, um eine detaillierte historische Genauigkeit bei seinen Modellen zu gewährleisten. Ein Blick in www.wmm.at lohnt sich! Besonders gefreut hat mich, dass Peter treuer Modellversium-Leser ist und unter anderem auch meine Artikel gerne liest. Viele Grüße Peter und bis nächstes Jahr in Wien! Ich bin schon neugierig auf die Steampunk-Entwicklung!
Die Flying Artworks von Pavel RampirDie Bilder von Pavel umfassen ein breites Spektrum des WWII in den Kategorien Flugzeuge und Tanks und ergänzen die Go Modelling in hervorragender Weise. Mit den sehr schönen Werken dieses Künstlers kann man sich sein Modellflugzeug mit einem sehr schönen Hintergrund aufwerten oder sein Arbeitszimmer verschönern. Natürlich mit Pavels Autogramm. Der tschechische Maler ist ein humorvoller, bescheidener Geselle, eben ein richtiger Künstler. Und bei wem könnte der Tarnanzug besser zur Geltung kommen? Wer seine Galerie besuchen möchte, kann das unter www.flying-artworks.com gerne tun. Wir werden Pavel später bei der Preisverleihung nochmal begegnen, wenn er einigen Gewinnern die zu ihren Modellen passenden Bilder überreicht.
Attention! Großdioramenbilderbetrachtung!Wir wollen uns nun drei Großdioramen zuwenden, die alle einen Kriegshintergrund haben, aber völlig unterschiedliche Atmosphären erzeugen. Wir beginnen mit einem beschaulichen Dorfleben mit vielen witzigen Details im WWII, landen dann inmitten einer massiv zerstörerischen Kampfhandlung, ebenfalls WWII und befinden uns schließlich in einem Straßenkampf im Jahr 1968. Diese drei Meisterwerke haben den Maßstab 1:35 und sind eine Augenweide! Wir warnen deshalb ausdrücklich vor einer oberflächlichen Betrachtung der Bilder! Da gibt es viel zu versäumen! Lubomir, ein liebenswürdiger Dioramenführer und versierter ModellbauerLubomirs Großdiorama zeigt eine besetzte Ortschaft im WWII, die aus mehreren Modulen besteht. Eine hervorragende Arbeit mit unzähligen Details. Das Diorama ist sehr realistisch und verfügt über eine Atmosphäre, die ihresgleichen sucht. Zur Abwechslung ein Bilderrätsel: Auf welchem Bild ist ein BH versteckt? Ohne Lubomirs ortskundige Führung hätten wir ihn wahrscheinlich nicht entdeckt. Warum ausgerechnet der BH? Weil ich davon ausgehe, dass die Suche für den überwiegend männlichen Teil mehr Spaß macht, als wenn ich sie nach einer Schachtel suchen lasse. Natürlich will ich die Damen nicht außen vor lassen, da sie ja für sehr viele Bastler als geduldige Triebfeder unverzichtbar sind. Also das Bilderrätsel für die Frauen: Wo ist der gut aussehende Mann im hellgrauen Flanell zu finden? Lubomir hat uns verraten, dass die Szenerie fortgesetzt wird. Da freuen wir uns schon auf nächstes Jahr! Wieder mal ein Diorama zum Niederknien!
Eve of DestructionIn den Räumen im 1. Stock rechts von der Ruhmeshalle fiel uns unweigerlich ein großer Stand in's Auge, der mit hervorragenden Modellen des WWII bestückt war und der nur von einem jungen Mann besetzt war. Dieser saß in Gedanken versunken vor einem Science-Fiction-Projekt und fieselte an winzigsten Kleinteilen herum. Im Vordergrund ein sehr realistisches Modell einer malträtierten Hand, in der ein Skalpell steckte. Kein gutes Vorzeichen für ein Gespräch. Auf die Frage, ob er zuständig sei für die tollen Unikate, erhielt ich ein kurzes "Jo, eh'" zur Antwort. "Aha" dachte ich, Interview beendet. Ich kam mir vor wie ein Stranger in einem Western-Saloon, der höchstens das Wort "Whisky" aussprechen darf, um nicht unnötig zum Colt greifen zu müssen. Als ich dann noch die Zusatzfrage stellte, ob das womöglich alles seine Modelle wären, grinste der coole Typ und gab mir die aufschlußreiche Antwort: "Jo, eh'" und war aber plötzlich zugänglich und entschloß sich, mir ein paar Insider-Informationen zukommen zu lassen. Als ich mir dann seine Modelle näher ansah, wurde mir schnell klar, dass ich es hier wieder mit einem Modellbauer der Extraklasse zu tun hatte. Sein 1:35 Diorama zeigte einen Grad der Zerstörung, als wenn hier beim Transport ein größeres Mißgeschick passiert wäre. Dem war natürlich nicht so. Das war eine gewollte Zerstörung. Und sowas naturgetreu hinzukriegen bedeutet eine Menge an Tüfteleien. Nicht zu vergleichen mit der Arbeit an einem normalen, vollständig erhaltenen Diorama (was ja schon schwierig genug ist). Es ist nicht damit abgetan, ein paar Häuser zu bauen und dann einige Male kräftig mit dem Hammer draufzuhauen. Mitnichten! Jeder Ziegel, jede Holzplanke, kurzum jedes zerstörte Teil wird aus Einzelteilen gefertigt, und die müssen mühsam angebracht werden. Allein die Position der Teile ist sehr von Bedeutung, um einen realistischen Eindruck zu erzeugen. Und das ist bei dieser Zerstörung von Königsberg auf spektakuläre Weise gelungen. A beautiful art of destruction! Klingt natürlich in dem Zusammenhang etwas pervers, drückt aber aus, was ich gedacht habe (Vorschlag für das Unwort bzw. den Unsatz des Jahres). Schwer beeindruckt habe ich vergessen, das Genie nach seinem Namen zu fragen, aber ich hoffe, auch ihn im nächsten Jahr mit neuen Modellen wiederzusehen. Das IGM-Schild ohne Ortsangabe war leider auch nicht hilfreich, um Näheres zu erfahren. Nach dem Diorama sind noch Vignetten und Einzelmodelle desselben Künstlers zu sehen.
Straßenkampf in der Neuzeit (1968)Und wieder begeben wir uns für den Report an die fordeste Front einer kriegerischen Auseinandersetzung. Nach unseren Erfahrungen in Königsberg kann uns nichts mehr erschüttern. Hier verläuft der Kampf noch nicht ganz so krass. Es wurden an der Stelle offensichtlich noch keine schweren Geschütze eingesetzt. Insofern ist die schöne Villa noch unversehrt. Dennoch handelt es sich um die Darstellung einer der schwersten Schlachten im Vietnamkrieg - Der Kampf um Hue im Jahre 1968. Ich vermute, es handelt sich um US-Marines, die hier im Kampf gegen Nordvietnamesen gezeigt werden. Dieses Diorama besticht durch eine schöne Garten-, Straßen- und Weg-Gestaltung. Die vielen Details lassen keine Wünsche offen. Hervorragend auch die Figuren- und Fahrzeugbemalung. Tolle Szenen! Auch die Präsentation mit Originalbildern am Dio-Rand ist sehr ansprechend. Dieses Objekt ist Teilnehmer des Wettbewerbs. Leider konnten wir den Erbauer mangels Präsenz nicht sprechen und können ihn deshalb nicht vorstellen. Wie die beiden anderen vorangehenden Dioramen ist auch dieses im Maßstab 1:35 gehalten.
Es wird friedlicher bei gleichbleibend hoher QualitätUnd wieder ein Großdiorama in 1:35 von einem IPMS Austria - Mitglied meisterlich in Szene gesetzt. Gezeigt wird ein Straßenbild in Berlin. Im Mittelpunkt steht ein Haus, das komplett scratchgebaut ist (auch der Stuck auf der Außenfassade). Es kann beleuchtet und mit Musik bespielt werden. Die Innenräume sind gemütlich eingerichtet und von außen einsehbar. Ein Eyecatcher ist auch das Modell der Straßenbahn mit perfekter Alterung. Das Diorama ist noch nicht ganz vollendet. Schön, dass es aber trotzdem schon zu sehen war.
Fortsetzung folgtIm zweiten Teil beschäftigen wir uns mit dem Wettbewerb und den konkurrierenden Unikaten. Da wird einiges geboten! Wolfgang Hartung Publiziert am 22. März 2016 Die Bilder stammen von Gertrud und Wolfgang Hartung. © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |