Blackburn Monoplane (1912)von Jürgen Wagenknecht (1:72 Libra Models)Mein erster Vacu ist die Blackburn Monoplane von 1912. Der Bausatz von Scaleplanes wurde von Libra Models hergestellt. Die Blackburn Monoplane wurde für Cyril E. Foggin gebaut, der sie nach der Erteilung seines Flugscheins bei Blackburn als Sportflugzeug bestellte. Sie wurde auf Basis des Typ "D" gebaut, aber nur einsitzig und kleiner. Ausgerüstet war sie mit einem 50 PS Gnome Umlaufmotor. Ende 1912 wurde sie bei Blackburn eingeflogen und am 24.03.1913 wurde sie erstmalig von ihrem neuen Besitzer geflogen. Nach einigen Überland- und Postflügen wurde sie an Montague F. Glew verkauft, der sie auf der Farm seines Vaters crashte. Dort blieb sie ein Vierteljahrhundert in einem Farmgebäude eingelagert, bis sie 1938 vom Shuttleworth Trust wieder aufgebaut wurde. Sie ist heute immer noch im Besitz der Shuttleworth Collection und gilt als das älteste englische noch flugfähige Flugzeug. Der Bausatz besteht neben den Tiefziehteilen noch aus zwei Stangen Plastikmaterial für das Fahrwerk, einem Rund- und einem Flachprofil. Positiv fallen die guten Oberflächengravuren und Details auf und die gelungene Nachbildung der Oberfläche der bespannten Flügel. Auch sind für alle selbst zu bauenden Fahrwerksteile Abbilder mit tief gezogen, von denen man sehr gut die Längen nehmen kann. Die Bauanleitung besteht aus einer Explosionszeichnung und einem maßstäblichen Dreiseitenriss. Dass es bei Vacus von Flugzeugen aus den frühen Epochen üblich ist, wegen der dünnen Flügel diese nur einteilig auszuführen, war mir bewusst. Somit ist die Unterseite quasi eine Negativform, denn an den Stellen der Rippen sind Vertiefungen, die durch das Tiefziehen der Rippen für die Oberseite entstehen. Bei diesem Bausatz hat man es aber entschieden übertrieben mit der nur einseitigen Darstellung der Teile. So sind praktisch alle Teile, außer der Flugzeugrumpf, einseitig: Höhenruder, Seitenruder, Räder, Motor. Dieses ist besonders schade beim Seitenruder, denn genau die gleiche Oberfläche auf beiden Seiten zu bekommen ist praktisch ausgeschlossen. Ich habe bei dem Höhenruder und dem Seitenruder an den Stellen der Rippen diese auf der Negativseite aus dem beiliegenden Rundmaterial nachgebaut und die Negativseite anschließend mit den Resten des Spannpapiers aus meinen Entexbausätzen bezogen. Einfaches Seidenpapier geht aber auch. Bei den Flügeln bin ich ähnlich vorgegangen. Hier habe ich die Rippen mit dünnem Draht nachgebaut, den ich in die Vertiefungen gelegt und mit Sekundenkleber fixiert habe. Anschließend wurde die Unterseite bespannt. Auf dem Foto der Unterseite kann man die jetzt korrekte Flügelstruktur recht gut erkennen. Bei den Rädern habe ich nur die Felge benutzt, die ich aus dem Rad ausgeschnitten habe. Als Reifen wurde dann ein in der Größe passender O-Ring verwendet. Die Rückseite der Felgen wurde aus der Plastikplatte des Vacus grob vorgeschnitten und in der Mitte mit einem Loch versehen. Dann in meiner Proxxon eingespannt und mit Schmirgelpapier rund gedreht. Nachdem der richtige Durchmesser erzielt war, wurden die runden Platten angepasst und in das Rad verklebt. Das Loch, welches sich durch den Herstellungsprozess in der Radmitte befand, dient hervorragend dazu, um das Rad zentriert auf die Achse setzen zu können. Bei dem Motor war es nicht weiter schlimm, dass er nur einseitig ausgeführt ist, denn er ist sowieso komplett falsch. Die Maschine hatte einen 50 PS Gnome-Motor, also einen 7-Zylinder-Motor. Beiliegend ist ein 9-Zylinder Le Rhone. Der Motor wurde also komplett scratch gebaut. Dazu habe ich die Motornabe des beiliegenden Motors mit Sekundenkleber von hinten aufgefüllt und nach dem Trocknen ausgeschnitten. Der Füllvorgang mit dem Sekundenkleber musste wegen der Verdunstungsverluste mehrfach wiederholt werden. Die Zylinder habe ich aus 1,8 mm Kerbstiften geschnitten. Die Kerbstifte kriegt man im Baumarkt. Sie haben konzentrisch verlaufende Rillen, die gut als Kühlrippen durchgehen. Mit einer Trennscheibe in passende Längen geschnitten erhält man ganz passable Zylinder, die dann um die jetzt recht massive Nabe mit Sekundenkleber angeklebt wurden. Die vorne liegenden Stößelstangen wurden mit dünnem Draht nachgebildet. Bei der Motorhalterung habe ich die einseitigen Teile wieder mit Sekundenkleber gefüllt und nach dem Trocknen ausgeschnitten. Der Vacu verfügt sogar über Cockpitdetails! So ist nicht nur ein Sitz vorhanden, sondern sogar ein Armaturenbrett mit geprägten Instrumenten und ein Cockpitboden mit ebenfalls aufgeprägtem Kompass. Die Instrumente sind natürlich nur angedeutet, aber für einen Vacu ist das schon etwas Besonderes. Als Lenkradkranz dient ein kleiner O-Ring, das Lenkradkreuz wurde aus dem übrig gebliebenen Plastikmaterial des Vacus geschnitten. Die Lenkradstange stammt aus dem beiliegenden Rundmaterial. Die Rückwand des Cockpits wurde aus Plastikmaterial zugeschnitten. Nach dem Einbau wurde der Rumpf zusammengeklebt, der in Ober- und Unterteil aufgeteilt ist. An den Verbindungsstellen, habe ich zur Verstärkung und für die bessere Passgenauigkeit kleine Plastikplatten eingeklebt. Das im Profil dreieckige Rumpfunterteil ist unten sehr dünn und neigt zum Einreißen. Somit wird Spachtelmasse nicht nur an den Verbindungsstellen benötigt, sondern auch für die eingerissenen Stellen. Die Flügel habe ich verstiftet. Da sie sehr dünn sind, habe ich die Drähte, die als Stifte dienen, erwärmt und in die Flügel eingedrückt. Anschließend sauber verschliffen. Die Höhen- und das Seitenruder sind direkt stumpf mit Sekundenkleber angeklebt. Die Ruderhörner wurden aus dünnem Plastikmaterial geschnitten und ebenfalls mit Sekundenkleber fixiert. Das Fahrwerk wurde nach der Längenvorgabe aus den beiliegenden Profilen gebaut, wobei ich aber für die Hauptstützen stabileren Draht genommen habe. Bei der Lackierung hat man den Vorteil, dass die Maschine noch existiert und im Internet eine Vielzahl von Farbbildern existieren. Sehr ungewöhnlich bei fast 100 Jahre alten Flugzeugen. Somit dienten diese Fotos als Vorlage für die Farbauswahl. Für die im Original bespannten Flächen kam Humbrol 41 Elfenbein zum Einsatz, für die Motorabdeckung Revell Aluminium. Die holzfarbenen Teile wurden wieder mit Ocker vorgestrichen und, bevor die Ölfarbe Burnt Sienna zum Einsatz kam, mit Glanzlack gestrichen. Anschließend wieder mit Glanzlack versiegelt. Die stoffbespannten Flächen bekamen mit Matt Klarlack ihr Finish. Die Spann- und Steuerdrähte wurden mit dünnem Draht hergestellt, der in passende Längen geschnitten und mit Sekundenkleber fixiert wurde. Nicht wirklich überzeugend ist der Propeller, der leider ein bisschen windschief ist. Da werde ich mir noch einmal Gedanken machen, wie ich das besser hinkriege, erst einmal wurde er verbaut. Insgesamt ergibt sich ein hübsches Modell aus der Anfangszeit der Fliegerei. Für meinen ersten Vacu bin ich mit dem Endergebnis (ausgenommen der Propeller) sehr zufrieden. Da es als Vacu noch das ein oder andere Modell aus dieser Ära gibt bzw. gab, nehme ich an, dass es nicht mein letzter Vacu bleibt. Jürgen Wagenknecht Publiziert am 17. November 2011 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |