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Mignet HM-14

von Frank Barkhofen (1:48 LACI)

Mignet HM-14

Das erste Projekt des Jahres ist der kleinste Doppeldecker in meiner Vitrine. Von dieser Himmelslaus habe ich schon einige gebaute Modelle gesehen, und obwohl das Objekt selbst schon so klein ist, meist in 1:72 oder sogar in 1:144 (von Brengun).

Mignet HM-14

Hintergrund

In 1:72 waren die Modelle oft in 3D gedruckt von der englischen Firma LACI, die es einmal als normale Version und zum anderen als Stripdown anbieten. Da auch einige wenige Kits in 1:48 im Programm sind, hatte ich Ende 2024 die Idee, einmal freundlich nachzufragen, ob ein Upscale auf 1:48 möglich ist - leider ohne Antwort.

Mignet HM-14

Anfang Januar las ich in einer Gerüchteküche im Netz, dass der Bausatz neu in 1:48 verfügbar ist! Auf der Webseite des Herstellers war nichts zu finden, aber beim Aviationmegastore wären schon fünf Kits verfügbar?! So schnell habe ich wohl noch nie den Kaufen-Knopf gedrückt!

Mignet HM-14

Entwicklungsgeschichte

Es gibt zwei Bücher in englischer Sprache als Referenz, die die Entwicklungsgeschichte seit den 1930er Jahren erzählen. Entwickelt von Henri Mignet 1933 in Frankreich als "Pou du Ciel", was Himmelslaus bedeutet, war der Typ im englischen Sprachraum als "Flying Flea", also fliegender Floh, bekannt. Es wurden viele Exemplare des kleinen Zweideckers gebaut, mit denen es aber leider auch tödliche Abstürze gab. Eigentlich sollte es nicht möglich sein, das Flugzeug zu überziehen, weil die Strömung zuerst am vorderen Flügel abreißt. Nach den Unfällen entdeckte man bei Windkanal-Untersuchungen in England, dass es je nach Schwerpunkt (unterschiedliche Motoren) und Lage der Flügel (Abstand und Höhenstaffelung) zu Interferenzen zwischen den beiden Tragflächen kommen kann. Diese führen unter bestimmten Bedingungen zu einer Steuerwirkungsumkehr, was das Flugzeug nicht mehr kontrollierbar macht. Natürlich reagierte man auf das Ergebnis der Untersuchung, aber der Ruf war ruiniert. Allerdings gibt es nach der HM.14 noch 300 weitere Flugzeugtypen dieser Bauart, bis hin zur 1996 entwickelten HM.1100. Mehr findet man bei Wikipedia, wobei der englische Artikel deutlich ausführlicher ist und auch eine Liste der Varianten enthält: Mignet Pou-du-Ciel

Mignet HM-14

Das Original

Der Bausatz besteht nur aus wenigen Teilen, die noch teilweise von den Druckstützen befreit werden müssen, und stellt die Maschine aus dem RAF Museum Cosford dar. So lässt sich auch nur genau diese Maschine bauen, denn da das Original im Buch bzw. als Zeichnungssatz dokumentiert war, gibt es wohl nur sehr wenige gleiche Flugzeuge. Es wurden alle möglichen Triebwerke genutzt. Das Museumsexemplar trägt einen Zweizylinder in V-Form. Es liegt ein sehr detaillierter Lebenslauf des Flugzeuges vor. Gebaut 1935 und 1936 erstmals geflogen, ist es weitgehend original aus dieser Zeit und daher auch sehr repräsentativ für die Darstellung dieses Flugzeugtyps als Modell.

Mignet HM-14

Der Bau

Für mich war es immer unbegreiflich, wie man aus einem Bausatz, der als "Weekend Edition" bezeichnet ist, an einem Wochenende ein Modell vollenden kann. Vielleicht schaffe ich das mal bei nur sieben vorhandenen Teilen? Da ich ein fertiges Modell zum nächsten Clubabend mitnehmen wollte, räumte ich das aktuelle Modell von der Werkbank und begann dieses Projekt. Letztlich habe ich, auch aufgrund meiner Ergänzungen, eine Woche gebraucht.

Mignet HM-14

Der Bau selbst war relativ einfach, nur die Lackierung der Rumpfteile war es nicht, da der Rumpf mit Motor, Cockpit und Fahrwerk als ein einziges Teil gedruckt ist. Die Druckstufen sind nur sehr dezent vorhanden und lassen sich mit Schleifen und einer Grundierung in den Griff bekommen. Nerviger war da eine fette Linie in meinem Exemplar durch Rumpf und Räder, als wenn der Drucker einen Schluckauf hatte. Um das verschleifen zu können, habe ich das Fahrwerk entfernt und später mit  Metallachsen neu befestigt. Die Heckräder waren auch am Rumpf (leider als Scheiben, wohl nur hochskaliert) anmodelliert. Allerdings habe ich mich hier entschieden, die multifunktionale gefederte Heckrad- und Ruderhalterung am Modell scratch nachzubauen. Skizzen in dem erwähnten Buch und hochauflösende Bilder aus dem Museum waren dafür sehr hilfreich. Die Heckräder sind dazu auch mit Hilfe der Drehbank neu entstanden. Zwei der sieben Teile des Bausatzes waren Anlenkstreben, die ich für ein robusteres Modell durch Messingdraht ersetzt habe. Trotz dieser Stabilisierung kann sich die vordere Tragfläche leicht verdrehen. Für die Verspannung habe ich wieder Spannschlösser von GasPatch Models und Gummifäden benutzt. Eine funktionale Verspannung mit Angelsehne würde sicherlich zu einem robusteren Modell führen, aber die Resinflügel auf Zug belasten. Um langfristig eine Durchbiegung zu vermeiden, habe ich darauf verzichtet. Eine Verstärkung durch Stahldrähte in den Tragflächen, wie z.B. bei LukGraph, wäre da sicher hilfreich. Nach der Lackierung per Airbrush habe ich die kleinen Details per Pinsel bzw. mit AK-Stiften bemalt. Die Instrumente im Cockpit waren bereits mit ihren Rahmen gedruckt, die passenden Decals habe ich auf einem Set von Tom Anyz gefunden. Zwischen Cockpit und Motor habe ich noch einen fehlenden Öltank ergänzt und mit einem gedrehten Messingdeckel versehen. Eine Frontscheibe aus Folie habe ich mit kleinsten selbstgefertigten Aluprofilen angebaut, und der Motor hat nun einen Zündmagnet mit Kabeln aus Bleidraht. Das ist ein Modell ohne Echtholz, auch die filigrane Luftschraube ist aus dem Bausatz.

Mignet HM-14AirbrushlackierungMignet HM-14Mignet HM-14Neue Heckräder, aus Elektronikteilen gedrehtHeckrad- und RuderhalterungFrontscheibe und Zündmagnet

Mignet HM-14

 

Die Boeing Stearman ist im gleichen Maßstab
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Bilder aus dem Lichtzelt

Tamiya Farbgläser sind gigantisch groß!Mignet HM-14Mignet HM-14Mignet HM-14Mignet HM-14Mignet HM-14Mignet HM-14

Tamiya Farbgläser sind gigantisch groß!

Tamiya Farbgläser sind gigantisch groß! 

Während meiner Arbeit an diesem Modell erschien der Bausatz auch auf der Homepage von LACI. Neben der Bauanleitung kann man sich dort auch ein weiteres PDF mit Fotos des Originals herunterladen.

Mignet HM-14

Fazit

Es ist zwar kein perfektes Modell geworden, aber damit habe ich nun das kleinste und dazu knuffigste 1:48-Modell eines Doppeldeckers in der Vitrine. Technisch interessant ist es allemal!

Frank Barkhofen

Publiziert am 17. Februar 2025

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