Zlin Z-137 Agrovon Roland Sachsenhofer (1:72 Kovozavodi)
Der Weg zum Bau dieses Modells der Zlin 137 Agro ist so unterhaltsam verschlungen und wendungsreich, dass ich eine Schilderung davon an den Beginn dieses Berichts stellen möchte. Mitunter verändert der Weg die Perspektiven ja schon so, dass das Ziel dann umso interessanter erscheint! Eine erste Wegstation war der Erwerb von Eduards vorzüglicher Zlin Z-37 Cmelak in einer „Dual Combo“-Variante. Ein Blick auf den Inhalt hat mich so begeistert, dass die Schachtel gleich zum Stapel jener Modelle gewandert ist, die in nächster Zeit gebaut werden würden. Wenig später hatte sich in meiner Modellbau-Planung jedoch eine Idee breitgemacht, die den Baubeginn des Z-37 Cmelak-Doppels dann erst einmal aufhalten sollte.
Dies kam so: vor einigen Jahren hatten meine Frau und ich bei einem Ausflug im nahen Tschechien eine tolle Begegnung: auf einem frisch abgeernteten Stoppelacker war eine Zlin Z-37A eben mit einem gekonnten Spornrad-Einparkschwung zum Stillstand gekommen; den Piloten in Hemdsärmeln sah man dabei entspannt aus dem Cockpitfenster lehnen, während der laufende Propeller Maishäcksel und Dreck über den Acker und die nahe Straße jagte. Am Feldrand war ein kleines Zelt mit Klapptisch samt Kasse und Kassier aufgebaut, der per Handfunkgerät mit dem Piloten kommunizierte. Ein vorfreudig wartendes Pärchen komplettierte die überraschende Szene und machte schnell klar: hier wird eine spontane Rundfluggelegenheit angeboten! Das haben wir uns nicht entgehen lassen. Der nachfolgende Flug, die Unterhaltung mit dem Piloten sowie die Besichtigung der Maschine hat uns beiden bestens gefallen und für ein Erlebnis gesorgt, an das wir uns noch heute gerne ab und an mit einem Lächeln erinnern.
Was hat diese kleine Erzählung aber nun in einem Bericht zur Z-137 Agro von KP verloren? Als ich die Bauteile der beiden Z-37 Cmelak in Händen hielt, kam ich auf die Idee, meiner Frau und mir eine kleine Freude zu machen, indem ich eine davon in jene mehrsitzige Z-37A-3 umbauen würde, mit der wir in Tschechien mitfliegen haben können. Das Vorhaben war also geboren, nun musste noch Zeit und Energie in Recherche zum Vorbild und der Planung des Umbaus investiert werden. Den Nachbau des großen „Glashauses“ der zweisitzigen Version traute ich mir prinzipiell zu, da die meisten Klarteile aus ebenen Flächen zu bestehen schienen. Trotzdem musste der Baubeginn von Eduards Doppel erst einmal verschoben werden.
Wieder eine Zeit später nahm die Geschichte eine weitere Wendung, denn ich war auf die Z-37/ Z-137 Serie von Kovozávody Prostejov (im Weiteren KP genannt) gestoßen. Zu meiner Überraschung - und Freude - erkannte ich, dass hier in einer unerwarteten Breite die wesentlichen Versionen dieses Agrarflugzeuges angeboten wurden, inklusive der von mir angestrebten zwei- bzw. dreisitzigen „Glashaus“-Variante. Meine Planung erfuhr daher eine weitere Änderung, denn einer derartigen Fülle interessanter Vorbilder konnte ich einfach nicht aus dem Weg gehen!
Stand der Dinge ist nun, dass ich beide Eduard–Modelle „aus der (wohlausgerüsteten!) Schachtel“ bauen werde, wobei sogar ein drittes Modell beschafft wurde. Dieses wird zur Basis einer kleinen Frankenstein-Übung: ich werde nur den Rumpfteil und das Cockpit von KP´s zweisitziger Cmelak verwenden, um zu meiner mehrsitzigen Z-37 zu kommen, für den Rest der benötigten Teile wird der Eduard-Bausatz sorgen. Die hier gezeigte Z-137 Agro soll das geplante Quartett zu Zlins Agrarflugzeug abrunden. Um mich mit den Bauteilen von KP vertraut zu machen, habe ich diesen Bau auch vorgezogen und diesen als ersten der vier Z-37/ Z-137 gebaut. Zur Zlin Z-137 Agro
Die enge Verbindung von Z-137 und Z-37 wurde schon angesprochen: nach dem Erstflug des mit einem Walter M 601B Turboprop-Triebwerks ausgestatteten Prototypen XZ-37T am 6. September 1981 wurde bis 1983 die Produktion der Cmelak auf die neue Version umgestellt. Zusätzlich zum neuen Antrieb war auch die Spannweite durch den Anbau von Winglets auf 13,63 m erhöht worden. Ebenso wie ihre Vorgängerversion ist die Z-137 Agro äußerst vielseitig und so als Sprühflugzeug, zum Feuerlösch-Einsatz oder als Schleppmaschine einsetzbar. Die Produktion lief bis 1994, rund 50 Exemplare dieser letzten Cmelak-Version wuden produziert. Mein Modell zeigt eine beim ungarischen Unternehmen „Air Patrol“ eingesetzte Z-137T Agro. Zu Bausatz und Bauprozess
Zahlreiche, meist osteuropäische Hersteller bringen derzeit Bausätze exotischer und eher rarer Vorbilder auf den Markt, wobei der Schachtelinhalt meist unter die Definition „short run“ fällt - so auch hier! Die Bauteile von KP´s Z-137 erfüllen in dieser Hinsicht alle Erwartungen: dickwandiger Guss, mächtige Angusszapfen oder die Abwesenheit von Passstiften passen in dieses Bild, allerdings geht der short run- Charakter noch weiter: hier muss man auch mit unsauber gegossenen Bauteilen, die von viel Fischhaut eingerahmt sind, zurechtkommen.
Die Passgenauigkeit scheint gar nicht schlecht - wenn man einmal die einzelnen Teile aus dem übermächtigen Gussrahmen gelöst und die geplante Form mit Skalpell und Schleifpapier freigelegt hat. Praktisch jedes Teil, klein wie groß, muss versäubert und hergerichtet werden, bevor es verwendet werden kann. Bei den Streben des Fahrwerks wollte ich mir die unsauberen und gebogenen Plastikstangen, die ich da endlich von den dicken Angüssen gelöst hatte, nicht mehr antun und habe alles aus passenden Drahtstäben neu aufgebaut. Selbstgemacht aus passendem Draht sind auch sämtliche Haltegriffe, Fußraster, Ruderausgleichsgewicht und Antennen. Die Abgasrohre des Turboprops entstanden aus ausgehöhlter Kabelisolierung.
Um etwas Leben ins Modell zu bringen, wurde das Höhenruder abgesägt und angewinkelt wieder an die Höhenflosse angebracht. Details im Cockpit – Instrumentenbrett und die Gurte - sowie jene am Fahrwerk wurden einem Ätzteilset für Eduards Z-37 entnommen. Auch die hier am Modell angebaute „Schleuderrad- Sprühanlage M-92“ wurde zur Gänze vom Eduard-Bausatz entlehnt, da mir die unpräzisen Konturen und wenigen Details der KP-Variante gar nicht gefallen wollte.
Leider kann ich auch den Decals des Bausatzes kein gutes Zeugnis ausstellen. Sie erwiesen sich als kapriziert zu verarbeiten und zerbrachen an einigen Stellen recht leicht. Was mich aber vor allem störte, war die geringe Deckkraft: so hellte etwa über dem kräftigen Rot der Lackierung das Weiß der Seitenstreifen fast zu einem Rosa auf, was dann aufwändig mit dem Trockenpinsel und weißer Farbe behoben werden musste.
Um die eher negativ geprägte Schilderung meiner Eindrücke zu relativieren, weise ich auf die vielen positiven und durchgehend lobenden Rezensionen hin, die dieser Bausatz im www schon erfahren hat! Mit einem lobenden Gedanken möchte ich diese Zeilen auch abschließen: KP macht sich mit diesem im Wesentlichen gut verwirklichbaren Bausatz äußerst verdient: es ist sehr begrüßenswert, dass solche wichtigen, attraktiven und noch dazu zivilen Flugzeugtypen im Modellbau Beachtung finden!
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates". Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofder@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 13. Mai 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |