Farman HF.24 Aviette (1913)von Jürgen Wagenknecht (1:72 Omega Models)Das OriginalDie Farman HF.24 wurde erstmals auf dem Pariser Salon 1913 präsentiert. Sie war der exotischste Ableger der 20er Serie von Henri Farman. Die 20er Serie zeichnete sich durch eine Doppeldeckerbauweise aus, bei der der Oberflügel größer als der Unterflügel war, so dass man auch von einem Anderthalbdecker sprechen kann. Der Antrieb erfolgte über einen Rotationsmotor in Pusherkonfiguration. Der Heckausleger in Holzbauweise trug das Seiten- und Höhenleitwerk. Der Rumpf, der Pilot/Copilot, Tank und Motor aufnahm war zwischen den Flügeln angeordnet. Bei der HF.24 war die Reduzierung des Unterflügels auf das Maximum ausgeführt. Er war gerade so lang, dass der Heckausleger noch angebracht werden konnte. Das Fahrwerk befand sich direkt an den Flügelenden. Der Rumpf, diesmal nur als Einsitzer, wurde direkt unterhalb des Oberflügels befestigt. Gedacht war das Flugzeug eher als Kunstflug-/Sportmaschine. Während die anderen Maschinen aus der 20er Serie große Verbreitung erfuhren und im Ersten Weltkrieg stark vertreten waren, hat die HF.24 keinen großen Eindruck in der Historie hinterlassen. Ob sie ein Unikat geblieben ist oder mehrere Maschinen gebaut wurden, konnte ich verlässlich nicht herausfinden. Quellen: Kenneth Munson: Flugzeuge der Jahre 1903 – 1914; Enzo Angelucci: Flugzeuge - Von den Anfängen bis zum 1. Weltkrieg; Leonard E. Opdycke: French Aeroplanes before the Great War Der BausatzOmega Models hat einige Exoten im Programm, so auch die Farman HF.24. Komischerweise existiert dieses Modell sogar zweimal. Einmal als „Aviette“ und einmal als HF.24. Nach Rückfrage bei Omega sind die beiden Bausätze absolut identisch. Mein Modell entstammt dem Bausatz „Aviette“. Der Bausatz kommt in der typischen Omega-Packung daher. In einem stabilen Stülpkarton befinden sich die einzelnen Resinteile, jeder Anguss einzeln in Folie eingeschweißt. Zudem noch Fotogeätzte Speichenräder, ein kleiner transparenter Plastikbogen für die Frontscheibe und Draht. Dieser liegt in verschiedenen Stärken bei, ist aber wie bei Omega üblich von einer Rolle geschnitten und somit unbrauchbar, da definitiv nicht mehr in gerade Form zu bringen. Das Resin war diesmal nur teilweise im gewohnten Gelbweiß und teilweise in einem helloliven Farbton. Bei meinem Bausatz lagen einige Teile doppelt bei und auch ein Motor mit Propeller, der wohl zu einem anderen Flugzeug gehört. Als Ausgleich fehlte der Sitz, den ich durch ein Ätzteil von Part ersetzt habe. Die Räder gibt es mit geschlossenen Felgen als Resinteil und als Speichenräder mit dünnen O-Ringen für die Reifen als fotogeätzte Teile - bei mir sogar doppelt. Beide Varianten geben durchaus Sinn, denn auf dem Salon waren wohl geschlossene Felgen montiert, während andere Fotos Speichenräder zeigen. Zudem ist noch ein beidseitig bedrucktes A4-Blatt enthalten. Auf der einen Seite ein maßstäblicher Dreiseitenriss, auf der anderen Seite ein Originalfoto, eine Explosionszeichnung und zwei Details für den Motor und das Cockpit sowie eine Abbildung der Resinteile. Die Länge der Drähte für den Heckausleger muss man sich selbst errechnen, denn diese ist aus dem Dreiseitenriss nicht direkt entnehmbar, da sowohl in der Drauf- wie in der Seitenansicht der Heckausleger jeweils geneigt ist. Da kann man seine trigonometrischen Kenntnisse mal wieder auffrischen. Das ModellEs gibt im Internet ein gutes Originalbild vom Cockpit. Somit konnte ich das Cockpit um die bei Omega fehlenden Instrumente ergänzen. Omega liefert Fußpedale, Steuerknüppel und den Tank. Die Instrumente habe ich aus Evergreen-Rundmaterial und selbst gedruckten Skalen ergänzt. Zudem wurde noch eine kleine Rohrkonstruktion für das Cockpit aus dünnem Draht und aus Restblech von Ätzteilen die Kartenablage gebaut. Der Rumpf wurde nach seiner Grundlackierung mit Ölfarben gemasert, ebenso der Heckausleger und alle anderen Holzteile. Dabei kamen verschiedene Brauntöne zum Einsatz. Beim Heckausleger bestehen die horizontalen Streben aus Draht, während die vertikalen Streben dem Bausatz beiliegen. Ebenso sind alle Ruderhörner vorhanden, während das komplette Fahrwerk inkl. Hecksporn selbst gebaut werden muss. Zu beachten ist, dass das Seitenleitwerk auf jeder Seite zwei Ruderhörner besaß. Dieses ist bei Omega in der Seitenansicht und der Explosionszeichnung nicht berücksichtigt, während die Anzahl der Ruderhörner aber dafür ausreichend ist. Es war mein erster Omega-Bausatz eines Pushers. Hier ist wesentlich mehr Eigenbau gefordert als bei Maschinen mit geschlossenem Rumpf. Durch meine Ergänzungen und die von vornherein von Omega geplanten Eigenbauten sind hinterher ca. 50% aller Teile des Modells im Scratchbau entstanden. Die Farben sind von Revell, überwiegend Aqua-Colors, mit dem Pinsel aufgetragen. Die Verspannung erfolgte anhand des nicht sehr übersichtlichen Dreiseitenrisses mit dünnem Draht. FazitAuch wenn ein solcher Bausatz deutlich mehr Arbeit macht als ein normaler Spritzgussbausatz, bin ich sehr froh, dass es Firmen wie Omega gibt, die sich abseits des Mainstreams solcher Vorbilder annehmen. Am Ende habe ich wieder ein schönes Modell für meine Sammlung bekommen.
Jürgen Wagenknecht Publiziert am 07. Juli 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |