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De Havilland DH.91 Albatross

G-AFDL „Fingal“, Imperial Airways

von Roland Sachsenhofer (1:72 Valom)

De Havilland DH.91 Albatross

DH.91 Albatross/„Fingal“

Der Typbezeichnung „Albatross“ erscheint bei De Havilland DH.91 gut gewählt. Schon die weitgespannten und zu eleganten Spitzen ausdünnenden Flächenenden können Analogien zu den Schwingen des mächtigen Seevogels Albatros aufkommen lassen. Mit diesem vergleichbar scheint aber auch der geplante „Lebensraum“ dieses Flugzeugentwurfes. Wie sein tierischer Namensvetter sollte auch De Havillands Albatross über den Weiten des offenen Ozeans angetroffen werden, denn ursprünglich war das viermotorige Flugzeug gezielt als Postflugzeug für Transatlantikrouten in Auftrag gegeben worden.

De Havilland DH.91 Albatross

De Havilland DH.91 Albatross

Arthur Ernest Hagg, Chefdesigner bei De Havilland Aircraft Company Ltd., beantwortete die 1936 herausgegebene „Air Ministry Specification 35/36“ mit der Ausarbeitung einer großen viermotorigen Konstruktion, in der sich die fortschrittlichsten Merkmale des damaligen Flugzeugbaues zu einem wahrhaft modernen Entwurf vereinen sollten. Die DH.91 materialisierte einen beachtlichen Generationenwechsel im britischen Flugzeugbau. Die Zeit der verspannten Doppeldecker, starren Fahrwerke oder gar halboffenen Cockpits war nach dem Jungfernflug der DH.91 nun auch im zivilen Flugzeugbau endgültig vorbei. Großbritannien hatte damit im internationalen Vergleich kurzzeitig die Nase vorn. Vergleichbare Flugzeuge hoben etwa in Deutschland mit der Fw 200 Condor erst ein Jahr später zum ersten Mal ab, die nur in einem Stück gebaute DC-4E kam in den USA überhaupt erst zwei Jahre später in die Luft, während die in Serie gehende und höchst erfolgreiche DC-4 dann sogar erst 1942 zum Jungfernflug abhob.

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A.E Hagg war im Mai 1937, dem Zeitpunkt des Erstflugs der DH.91, schon seit 17 Jahren bei De Havilland - und eine bekannte Größe der britischen Luftfahrt. Zwei Jahre zuvor war unter seiner Leitung das erfolgreiche Rennflugzeug DH.88 Comet entstanden, das schon damals als eine Ikone der aeronautischen Moderne galt. Der Entwurf der DH.91 wies dazu, ins Große übersetzt, augenscheinliche Ähnlichkeiten auf. Die fortschrittlichen Merkmale eines Einziehfahrwerks finden sich neben einem geschlossenen Cockpit ebenso wie die De Havilland-typische vollendet aerodynamisch saubere Form. Dies beruht auch auf ein weiteres Markenzeichen der Zusammenarbeit von A.E. Haggs mit Geoffrey De Havilland: wie die DH.88 auch war die DH.91 weitestgehend in Holzbauweise ausgeführt.

De Havilland DH.91 Albatross

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Die Konstruktion aus verleimtem Sperrholz - vornehmlich Balsa- und Zedernholz - resultierte in weichen, fließenden Formen, kompakt umschlossenem Volumen und glatten Oberflächen; beste Voraussetzungen also, um das Ziel eines schnellen und reichweitenstarken Flugzeuge zu erreichen. Wenig später sollte im Rahmen dieser Vorgaben bei De Havilland ein weiteres Flugzeug entstehen, das ebenfalls eine wirkmächtige Legende wurde: die DH.98 Mosquito.

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Zu diesem Zeitpunkt war A.E Hagg allerdings nicht mehr an Bord: 1937 hatte er De Havilland verlassen, um sein lebenslanges Interesse an schnellen Rennbooten in Form der Gründung der „Walton Yacht Works“ zu verwirklichen. Über Stationen bei „D. Napier and Son. Ltd“ und der Konstruktion eines Geschwindigkeits-Weltrekordflugzeuges, dem „Napier-Heston Racer“, kam er schließlich zu Airspeed Ltd. Hier zeichnete er nach dem Krieg für die Entwicklung des großen Turboprop-Passagierflugzeugs AS.57 Ambassador verantwortlich, der eindeutig seine Handschrift trägt. A.E. Hagg verstarb 1985 im gesegneten Alter von 97 Jahren.

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Aber zurück zur DH.91 Albatross: so aufsehenerregend und vielversprechend Geburt und erster Akt ausgefallen waren, so schnell sollten sich die dadurch ausgelösten großen Erwartungen als überzogen erweisen und die restliche kurze Geschichte der DH.91 Albatross in zwar durchwegs erfolgreichen, dabei aber unspektakulären Schritten ihren Lauf nehmen. Schon beim Erstflug und folgend bei der Erprobung der zwei gebauten Prototypen hatten die Leistungen zwar genügt, aber nicht berauscht. Mit vier De Havilland Gipsy Twelve-Reihenmotoren mit je 425 PS ausgestattet, erreichte die „Albatross“ 340 km/h Reisegeschwindigkeit (360 km/h Höchstgeschwindigkeit). Die 1.720 Kilometer Reichweite waren durchaus ansehnlich, auch das geringe Eigengewicht von 9662 kg und eine in guter Relation dazu stehende maximale Abflugmasse von 13.381 kg wussten positiv zu beeindrucken. Interessant ist das Verhältnis der Spannweite zur Länge des perfekt spindelförmigen Rumpfes: 32 Meter maß man von Flügelspitze zu Flügelspitze, was die DH.91 gemeinsam mit den 21,83 Metern Länge des Rumpfes zu einem beeindruckend großen Flugzeug machte. Zur Verdeutlichung: eine Boeing B-17 entsprach bis auf wenigen Zentimeter genau diesen Abmessungen. Die Fw 200, eine mit der DH.91 gut vergleichbare Konkurrentin, war mit 32 Metern Spannweite und einer Länge von 23,45 m ebenfalls exakt dieser Größenordnung zuzurechnen.

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Zwei der insgesamt sieben gebauten DH.91 lieferte man als Post- und Frachtflugzeuge aus (G-AEVV Faraday und G-AEVW Franklin), die restlichen fünf Exemplare wurden als 22-sitzige Passagiermaschinen in den Dienst der „Imperial Airways“ gestellt.

Alle Maschinen bekamen einen Namen verliehen, der mit dem Buchstaben F begann. Nach der ersten ausgelieferten Maschine „Frobisher“ (G-AFDI), wurde die Gesamtheit der ausgelieferten DH.91 in bester britischer Marinetradition auch als „Frobisher Class“ bezeichnet. In den Jahren zwischen 1938 und 1943 leisteten die DH.91 mit den klingenden Namen „Frobisher“ (G-AFDI), „Faraday“ (G-AEVV), „Franklin“ (G-AEVW), „Falcon“ (G-AFDJ), „Fortuna“ (G-AFDK), „Fingal“ (G-AFDL) und „Fiona“ (G-AFDM) ebenso wert- wie wechselvollen Dienst als Passagier-, Fracht- und Kurierflugzeuge. Nach Kriegsbeginn waren die schnellen Maschinen mit ihrer überragenden Reichweite begehrte Kurierflugzeuge, deren Einsätze nach Lissabon/Portugal, Reykjavik/Island oder Shannon/Irland führten. Durch deutsche Angriffe am Boden zerstört oder wegen Bruchlandungen abgeschrieben waren bis Juli 1943 alle DH.91 bis auf zwei zerstört. Die letzten beiden, „Fiona“ und „Falcon“, wurden schließlich Ende 1943 wegen Ermüdung der Holzkonstruktion und Mangel an Ersatzteilen außer Dienst gestellt und verschrottet.

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Das hier gezeigte Modell stellt DH.91 „Fingal“ (G-AFDL) dar. 1939 von „Imperial Airways“ (ab 1940: BOAC) übernommen, flog sie von Croydon aus auf Langstreckenrouten nach Brüssel, Paris oder Zürich. Allerdings ging „Fingal“ nach einer verheerenden Bruchlandung nahe Pucklechurch, Gloucestershire schon im Oktober 1940 verloren.

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Zu Bausatz und Bauprozess

Die DH.91 Albatross des Herstellers Valom ist einer jener Modellbausätze, die keine langen Monate oder gar Jahre im Archiv zubringen müssen, bevor sie gebaut werden: gleich nachdem ich dieses elegante Zivilflugzeug im Online-Angebot entdeckt hatte und es bestellt und geliefert war, wurde die Verpackung auch schon geöffnet und auf den Werktisch gelegt. Diese doch ungewohnte Eile hatte mit Folgendem zu tun:

De Havilland DH.91 Albatross

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Zum einen kenne und schätze ich Bausätze von Valom nun schon länger: man kann mit seltenen oder gar exotisch-interessanten Vorbildern, gut recherchierten Formen sowie komfortabel ausgestatteten Schachtelinhalten rechnen. Besonders schätzenswert sind hier neben Resin- und Ätzteilen vor allem die oftmals beiliegenden Abklebemasken für die Klarsichtteile. Valom macht hier bei der DH.91 allerdings eine Ausnahme: Masken für die Klarsichtteile sucht man vergebens - und auch mit Ätzteilen hat man sich recht nobel zurückgehalten. Allerdings kann man dies bei einem derart schnörkellos-eleganten Exemplar leichter verkraften: Die wenigen Metallteile wie ein Instrumentenbrett und ein wenig Gurtzeug reichen für den praktisch später nicht mehr einsehbaren Innenraum vollkommen aus. Auch sind die wenigen Verglasungen recht einfach und schnell mit eigenem Material abgedeckt.

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Die Kunststoffteile entsprechen einem gehobenem „short run“-Standard. Das bedeutet solche Umstände wie fehlende Passstifte, Bauteile und deren Angussstellen sind relativ dick ausgeführt, sowie dass verhältnismäßig viele Stellen zu versäubern sind und einiges an Fischhaut entfernt werden muss. Das Plastikmaterial dieses Bausatzes ist, daran gemessen, jedoch wirklich vom Besten, was ich je in einem Valom-Bausatz gesehen habe. Der Bauprozess selbst fällt dementsprechend leichtgängig, relativ kurz und, nun ja, herausforderungsarm aus. Empfehlen kann ich dieses Bauvergnügen etwas abseits der üblichen Vorbilder allen, die ein wenig Erfahrung und Freude am Improvisieren mitbringen - und sich für elegante Vögel wie die DH-91 Albatross begeistern können.

De Havilland DH.91 Albatross

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Mein Fazit

Dies ist auch der zweite Umstand, der den Bausatz in kürzester Zeit auf den Werktisch gebracht hat: de Havillands Ingenieurskunst und elegante Formensprache hat nicht nur die Zeitgenossen der realen DH.91 beeindruckt, sondern kann auch den heutigen Modellbauer begeistern. Wenn ich mir jetzt die fertiggestellte „Albatross“ in 1:72 neben ihrer ja meist einheitlich grau-grünen militärischen Verwandtschaft ansehe, kann ich mich wirklich darüber freuen, welche interessanten und inspirierenden zivilen Modelle die Hersteller inzwischen anbieten!

De Havilland DH.91 Albatross

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Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates

Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at

De Havilland DH.91 Albatross

Roland Sachsenhofer

Publiziert am 27. Juni 2023

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