Zlin Z-226MSvon Roland Sachsenhofer (1:48 Eduard)
Das hier gezeigter Zlin 226 ist das zweite Exemplar eines parallel gebauten „Dual Combo“ Bausatzes von Eduard. Für die Vorstellung des ersten Modells habe ich mich ein wenig in die Typengeschichte dieses langlebigen tschechischen Klassikers der Luftfahrt eingelesen, schon zu diesem Zeitpunkt fand ich die Geschichte des Herstellers Zlin spannend. Diesen Artikel zur zweiten Z-226 möchte ich daher mit ein paar Worten zum Flugzeugbauer Zlin/Moravan beginnen. Die Z-226 und der Flugzeughersteller Zlin
Zum heutigen Zeitpunkt firmiert das Unternehmen unter dem Titel „Zlin Aircraft a.s. Otrokovice“. Dies ist ein junger Name, den der Hersteller erst seit 2009 führt. Drei Jahre davor war Zlin von der irischen QucomHaps Holdings Ltd. mit dem Ziel übernommen worden, den nach dem Ende des Ostblocks in schwere geschäftliche Turbulenzen geratenen Flugzeugbauer wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen.
Blickt man auf den Beginn der Firmengeschichte, muss man wesentlich weiter in die Vergangenheit eintauchen. Die Flugzeugproduktion im osttschechischen Otrokovice geht auf den flugzeugbegeisterten Unternehmer Karel Tomas zurück, der 1924 vorerst einmal eine eigene Fluggesellschaft, also noch ohne Produktion von Flugzeugen, gegründet hatte. Die Idee einer Fluggesellschaft dürfte gut angekommen sein, denn bald hatte sich das auf Firmengelände befindliche Flugfeld zum damalig größten privaten Fluggplatz der Welt gemausert. Von Otrokovice aus wurde der Transport von Personen, von Gepäck und Fracht ebenso angeboten wie Rundflüge.
Ab 1933 wurde auf dem zum Bata-Konzern gehörenden Flugplatzgelände nicht nur geflogen, sondern auch mit der Produktion von Flugzeugen gestartet. War es zuerst noch der Lizenzbau von Segelflugzeugen fremder Hersteller, wurden ab 1934 auch Flugzeuge eigener Konstruktion gefertigt. Darunter waren höchst erfolgreiche Typen wie das in 174 Exemplaren gefertigte Segelflugzeug Z-IV, aber auch motorisierte Maschinen wie das Sportflugzeug Z-XII des Ingenieurs Jaroslav Lonek wurden unter dem Label „Zlin“ hier entworfen und gebaut. Der Name Zlin bezieht sich übrigens auf den Ortsteil Zlin der Stadt Otrokovice.
Lonek musste nach der Annektion der CSR durch Nazi-Deutschland die Firma verlassen und fliehen. Der Flugzeughersteller Zlin war nach 1938 schnell in die deutsche Rüstung eingegliedert und produzierte unter dem neuen Namen“ Zliner Flugzeugwerke A.G“ nun für die neuen Herren. Der kurz vor der deutschen Besetzung bei Zlin eingetretene Ingenieur Karel Tomas konnte neben der Belieferung der deutschen Rüstung auch die Fortentwicklung eigener Entwürfe - wie etwa der auch nach dem Krieg weiter gebauten zweimotorigen Z-XX- durchsetzen. Für die deutschen Besatzer waren bis Kriegsende - unter anderem - 284 Klemm Kl 35 und 786 Bücker 181 Bestmann produziert worden.
Der Neubeginn im Rahmen des neuen Staates Tschechoslowakei nach 1945 brachte die Verstaatlichung des Betriebs sowie die Neubenennung in „Zlinavion“ und, wenig später, in „Moravan“. Unter diesen Vorzeichen wurde im Jahr 1946 auch die Z-26 „Trener“ aus der Taufe gehoben. Diese bemerkenswerte Konstruktion sollte am Beginn einer Entwicklungsreihe stehen, die über die Z-126 zur hier im Modell gezeigten Z-226 geführt hat.
Der zugrundeliegende Entwurf der Z-26 wies derart großes Potential auf, dass die „Trener“ in den nächsten Jahrzehnten zu den Typen Z-326, Z-526 sowie Z-726 weiter entwickelt werden konnte. Ab der Z-326 wiesen die Trener- Varianten ein Einziehfahrwerk auf. Zu erwähnen sind auch die Hochleistungs-Kunstflugzeuge Z-226A „Akrobat“, die, als mit dem Ausgangsmuster eng verwandte Abwandlungen, zu den bekanntesten Kunstflugmaschinen der 50er, 60er und 70er Jahre zählten.
Heute scheinen bei Zlin die wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Gefolge des Zusammenbruchs des Ostblocks überwunden, dem Flugzeugbau konnte auch nach der Neuaufstellung treu geblieben werden. Die aktuellen Muster des Flugzeubauers Zlin sind etwa die Sport-und Reiseflugzeuge Z-143 und Z-242. Mit ihrer kraftvollen Agilität und dem weiten Einsatzspektrum, das von der Verwendung als Sportflugzeug über ihren Einsatz als Schleppmaschine bis zum einfachen Kunstflug reicht, setzen diese Muster den schon mit der Z-26/ Z-226 eingeschlagenen erfolgreichen Weg fort. Zu Z-226MS, OK-LMG
Die hier gezeigte Zlin Z-226MS mit dem Baujahr 1957 und der Baunummer 135 zeigt eine im Jahre 2012 vom Flugplatz Rakovnik aus geflogene Trener. Ihr Vorbesitzer, der Aero Club Breclav, hatte der Maschine einen schmucken Anstrich in Blau und Weiß spendiert. Dieses Aussehen wurde nach ihrem Verkauf im Jahr 2009 vom neuen Halter um ein Detail erweitert, dass viele Flugzeug-Interessierte gut einordnen werden können: auf der Backbord-Rumpfseite wurde eine Replik von Adolf Gallands bekannter Comic-Maus, die grimmig Axt und Pistole in Händen hält und Zigarre raucht, appliziert. So interessant das Motiv für die Verwendung dieses Abzeichens wäre, so wenig konnte ich darüber leider in Erfahrung bringen. Zum Bausatz
Wie schon beim ersten Modell beschrieben, hat mich Eduards neuentwickelter Bausatz positiv beeindruckt und begeistert! Passgenauigkeit der Teile, Präzision des Gusses wie die hohe Dichte präzise herausgearbeiteter Details erfreuen ebenso, wie die reiche Ausstattung an Ätzteilen und die Ausstattung mit Abklebe-Masken. Für mich war dieses zügig vonstattengegangene Doppelprojekt eines der Highlights des vergangenen Modellbau-Jahres- und der Bausatz wurde so auch mein privater Kandidat für das „Modell des Jahres“!
Im Licht des bis jetzt Geschriebenen überrascht mein Fazit nicht: ich wünsche jedem Interessierten jene Freude am Modellbauvergnügen sowie am fertigen Modell, die mir dieses schöne Doppel-Projekt beschert hat!
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“. Unter folgendem Link findet Ihr den Galeriebeitrag zur ersten Z-226, in dem auch Baufotos zu finden sind. Unter dem folgenden Link kommt Ihr zum MV-Galeriebeitrag der ersten Z-226, die aus Eduards formidablem "Dual Combo" Bausatz entstanden ist Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 21. Januar 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |